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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2024

Sci-Fi für alle

Das Wesen der Menschen
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"Das Wesen der Menschen" ist ein fesselnder Sci-Fi-Krimi, der sich nicht nur an eingefleischte Science-Fiction-Fans richtet, sondern auch Leser anspricht, die normalerweise nicht in diesem Genre unterwegs ...

"Das Wesen der Menschen" ist ein fesselnder Sci-Fi-Krimi, der sich nicht nur an eingefleischte Science-Fiction-Fans richtet, sondern auch Leser anspricht, die normalerweise nicht in diesem Genre unterwegs sind. Der Debütroman überzeugt durch eine spannende Handlung, gut ausgearbeitete Charaktere und eine unerwartete Tiefe.
Im Mittelpunkt steht Detective Lorat Martinez, der von der mächtigen Atlas-Union auf den Planeten Alcany entsandt wird, um den mysteriösen Tod des jungen Wissenschaftlers Dr. Tony Newton zu untersuchen. Doch der Fall ist alles andere als einfach: Martinez stößt auf eine weitreichende Verschwörung, die ihn nicht nur mit mächtigen Gegnern, sondern auch mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Der Titel des Buches ist Programm, denn Martinez’ Reise enthüllt nicht nur die Wahrheit hinter dem Mord, sondern auch das "wahre Wesen der Menschen".
Der Autor zeigt ein bemerkenswertes Talent für lebendige und authentische Dialoge, die dem Buch eine willkommene Leichtigkeit verleihen. Besonders die Figur des Detective Martinez ist hervorragend gelungen: Mit seinen Schwächen und inneren Kämpfen wirkt er äußerst menschlich und nahbar. Es ist erfrischend, wie der Autor einen Charakter schafft, der weder übertrieben heroisch noch klischeehaft dargestellt wird.
Die Handlung selbst ist ein gut durchdachtes Puzzle, das sich Stück für Stück zusammensetzt. Der Twist am Ende ist besonders hervorzuheben: Er überrascht zwar, fühlt sich jedoch nicht unlogisch an, sondern fügt sich rückblickend nahtlos in die Story ein. Diese Balance zwischen Überraschung und stimmiger Auflösung zeigt das erzählerische Geschick des Autors.
Auch wenn der Roman in einer futuristischen Welt spielt, bleibt die Geschichte stets zugänglich. Themen wie Korruption, persönliche Schuld und die Suche nach der Wahrheit sind universell und zeitlos, wodurch das Buch weit über sein Genre hinausgeht. Die Welt, in der Martinez agiert, wird dabei atmosphärisch und detailreich beschrieben, ohne den Leser mit technischen Details zu überfordern.
Alles in allem ist "Das Wesen der Menschen" ein beeindruckendes Erstlingswerk, das sowohl unterhält als auch nachdenklich macht. Für Sci-Fi-Fans ist es ohnehin ein Muss, doch auch Krimi-Leser oder solche, die gerne Charaktere mit Tiefe begleiten, sollten diesem Buch eine Chance geben.
Fazit: Ein klug konstruierter, spannender Roman mit einer starken Hauptfigur und einem überraschenden Ende. Ich hoffe, bald mehr von diesem talentierten Autor lesen zu können – eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Warum Karl V.?

Reise nach Laredo
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In Reise nach Laredo greift Arno Geiger auf Karl V. als historische Figur zurück und verknüpft die letzten Tage des Kaisers mit einer introspektiven „Reise“ in seine Vergangenheit und innere Zerrissenheit. ...

In Reise nach Laredo greift Arno Geiger auf Karl V. als historische Figur zurück und verknüpft die letzten Tage des Kaisers mit einer introspektiven „Reise“ in seine Vergangenheit und innere Zerrissenheit. Doch der neue Roman scheint nicht das erwartete Niveau zu erreichen, das viele Leserinnen nach Werken wie Unter der Drachenwand oder Der alte König in seinem Exil an Geigers Schreibstil und Erzählkunst schätzen.
Einer der Punkte, an denen sich die Leserschaft scheidet, ist Geigers Hang zur Innerlichkeit und zum eher elegischen Ton. Die Handlung – Karls letzte Reise, begleitet von einem unehelichen Sohn und einer kleinen Gruppe von Fremden – bleibt bewusst vage und fragmentiert. Dabei setzt Geiger nicht auf eine herkömmliche Geschichtsvermittlung, sondern auf eine Reise, die weitgehend nur im Delirium Karls stattfindet und weniger über seine reale Person vermittelt als über seine Zweifel und Erinnerungen. Diese introspektive Ausrichtung wird nicht von allen als ausreichend tragfähig empfunden; die Erzählung mag sprachlich überzeugen, doch inhaltlich wirkt sie bisweilen zäh und bedeutungsschwanger ohne große Erkenntnisse zu bieten. Viele philosophische Fragen bleiben unzureichend beleuchtet, und manche finden die Grundprämisse – dass Karl gerade am Lebensende auf elementare Fragen wie Liebe und Freiheit Antworten finden sollte – schwer nachvollziehbar und ein wenig weltfremd.
Auch die Spannungsführung in der eigentlichen Reisegeschichte kann sich nicht recht entfalten. Episoden, wie der längere Aufenthalt in einem Wirtshaus oder die Begegnung mit Räubern, kommen ohne den erzählerischen Bogen aus, der Geigers frühere Romane so stark machte. Statt eine stringente Geschichte über Karls Lebenserkenntnisse zu erzählen, lässt Geiger einzelne Figuren auftreten, die der Leserschaft kaum ans Herz wachsen. Die Beziehung zwischen Karl und seinem Sohn Geronimo bleibt oberflächlich und wird nicht weiterentwickelt – zumal grundlegende Informationen zur historischen Figur Karls nur beiläufig vorkommen und für weniger geschichtskundige Leser
innen eher Fragen aufwerfen.
Für Geigers treue Leser*innen ist dieser Roman möglicherweise ein zäher Ritt durch eine wenig aufschlussreiche Meditation über das Sterben. Wer auf poetische und atmosphärische Passagen Wert legt, wird sie hier durchaus finden, aber die Erwartung, dass Reise nach Laredo existenzielle Fragen in epischer Form behandelt, bleibt wohl unerfüllt. So bewegt sich der Roman im Spannungsfeld zwischen ästhetischem Erlebnis und erzählerischer Dürftigkeit, was ein uneingeschränktes Lesevergnügen erschwert.
Insgesamt ist Reise nach Laredo ein ambitioniertes, aber schwer zugängliches Werk, das sich für jene eignet, die Geigers tiefgehenden Stil schätzen, dabei aber auf klassische Spannung oder eine dynamische Handlung verzichten können.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Glückliche Frauen?

Die Blüten der Träume
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Mit ihrem Roman Die Blüten von Triest entführt Charlotty Lyne ihre Leserinnen in die Welt des frühen 20. Jahrhunderts, wo die gesellschaftlichen Zwänge und Klassenunterschiede das Leben der Figuren maßgeblich ...

Mit ihrem Roman Die Blüten von Triest entführt Charlotty Lyne ihre Leserinnen in die Welt des frühen 20. Jahrhunderts, wo die gesellschaftlichen Zwänge und Klassenunterschiede das Leben der Figuren maßgeblich prägen. Im Zentrum steht Viktoria Liebenfels, ein junges Mädchen aus gutem Hause, das in Wien davon träumt, durch die Heirat mit ihrem adeligen Geliebten Rudolf von Auersperg in die Aristokratie aufzusteigen. Doch Vickys Wünsche nach gesellschaftlichem Aufstieg und einem romantischen Leben geraten ins Wanken, als ihre verbotene Beziehung auffliegt und sie zum Gespött der Wiener Gesellschaft wird.
Von ihren enttäuschten Eltern fallen gelassen, flüchtet sie sich in die Hafenstadt Triest, in die vertraute Pension Hortis, wo sie in Kindertagen glückliche Sommer verbracht hat. Doch dort erwartet sie eine unerwartete Wendung: Onkel Schränkchen, der charmante, etwas skurrile Pensionswirt, macht ihr einen Heiratsantrag, der sie in ihrer Notlage überraschterweise zu einem Ja bewegt. Doch in Triest ist auch der charismatische Winzer Fabrizio Ascoli, den Vicky bei einem ihrer Besuche kennenlernte und der trotz seiner eigenen Sorgen – ein verschuldetes Weingut und familiäre Schwierigkeiten – ihre Gedanken nicht loslässt. Während Vicky in dieser turbulenten Zeit versucht, ihren Platz und ihre Unabhängigkeit zu finden, kreuzen sich ihre und Fabrizios Wege immer wieder, und die Chemie zwischen ihnen bleibt beständig.
Charlotty Lyne erzählt die Geschichte abwechslungsreich aus der Perspektive der Hauptfiguren und verleiht ihnen damit eine besondere Tiefe. Diese Erzählweise ermöglicht es, Vickys Entwicklung zu einer mutigen Frau nachzuvollziehen und zugleich die Herausforderungen der damaligen Zeit zu spüren. Besonders beeindruckend ist, wie Lyne den damaligen Umgang der Gesellschaft mit Frauen und deren eingeschränkte Selbstbestimmung einfängt. Gleichzeitig lockert die Autorin die düsteren Themen mit einer humorvollen Leichtigkeit auf, indem sie liebevoll überzeichnete Nebenfiguren und humorvolle Spitznamen wie "Onkel Schränkchen" oder Vergleiche und Anekdoten einfließen lässt, die die Atmosphäre der Pension lebendig machen.
Obwohl sich der Roman teilweise vorhersehbar entwickelt, bleibt er bis zum Ende unterhaltsam. Die Dynamik zwischen den Figuren und die geschickte Verflechtung der einzelnen Handlungsstränge sorgen für einige überraschende Momente. Leser
innen dürfen auf die Fortsetzung gespannt sein, da Die Blüten von Triest mit einem offenen Ende abschließt und einige Schicksale noch ungewiss bleiben.
Alles in allem ist Die Blüten von Triest ein unterhaltsamer und charmant erzählter Roman, der die Leserschaft zurück in eine vergangene Zeit entführt und sowohl zum Nachdenken als auch zum Schmunzeln bringt. Die gelungene Mischung aus historischer Kulisse, Romantik und humorvollen Einblicken in die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts macht diesen Roman perfekt für entspannte Lesestunden und lässt gespannt auf den zweiten Teil warten.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Poetische Lichtungen

Lichtungen
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Iris Wolffs "Lichtungen" ist ein stiller, poetischer Roman, der tiefgründig und zärtlich die Geschichte einer Freundschaft erzählt, eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des Banats. ...

Iris Wolffs "Lichtungen" ist ein stiller, poetischer Roman, der tiefgründig und zärtlich die Geschichte einer Freundschaft erzählt, eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des Banats. Die Protagonisten, Lev und Kato, sind alte Freunde, die sich nach Jahren der Trennung in Zürich wiedersehen. Von dort aus entfaltet der Roman ihre gemeinsame Vergangenheit und zeichnet gleichzeitig das Bild einer sich verändernden Welt.
Wolffs Schreibstil bleibt auch hier bemerkenswert: Zwischen Lakonie und Melancholie beschreibt sie das Innenleben der Figuren auf eine unaufdringliche, aber liebevolle Art. Dabei gelingt es ihr, die Unvollkommenheit und Zerbrechlichkeit der Menschen sensibel einzufangen. Die Sprache ist poetisch und trägt den Leser durch die vielschichtige Geschichte, ohne jemals zu laut oder aufdringlich zu sein. Gerade die leisen Töne, die zurückhaltenden Beobachtungen, machen den besonderen Charme dieses Buches aus.
Trotz der beeindruckenden Sprache und der kunstvollen Erzählstruktur konnte "Lichtungen" mich nicht ganz so sehr packen wie Wolffs vorheriger Roman "Die Unschärfe der Welt". Der Roman ist zwar klug konstruiert und die Idee, die Handlung rückwärts von der Gegenwart in die Vergangenheit zu entfalten, spannend, doch brachte diese Erzählweise für mich eine gewisse Langatmigkeit mit sich. Die Spannung, die zu Beginn aufgebaut wird, flachte im Verlauf etwas ab, und ich empfand das Buch als stellenweise zu vorhersehbar.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte bleibt "Lichtungen" ein Werk, das berührt und zum Nachdenken anregt. Die Charaktere sind authentisch und ihre Beziehungen feinfühlig herausgearbeitet. Besonders die Begegnungen mit den Dorfbewohnern und die subtilen Verweise auf die politischen Verhältnisse im Banat fügen der Geschichte Tiefe hinzu.
Am Ende bleibt ein Roman, der für Fans von Wolffs sprachlicher Kunst und leisen, nachdenklichen Geschichten definitiv lesenswert ist. Dennoch hätte ich mir an manchen Stellen etwas mehr Dynamik und Überraschungsmomente gewünscht. "Lichtungen" fordert Konzentration und lädt dazu ein, mehrmals gelesen zu werden, um all seine Schichten zu erfassen – eine anspruchsvolle Lektüre, die ihre Zeit braucht.
Fazit: "Lichtungen" ist ein sprachlich beeindruckender und sensibler Roman, der jedoch nicht ganz an die emotionale Tiefe und Überraschungsmomente von Wolffs vorherigem Werk heranreicht. Für Liebhaber leiser und poetischer Literatur ist es dennoch eine klare

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Humorvoll und sumpfig

Weg vom Schuss
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Inhalt:
In „Weg vom Schuss“ von Jana DeLeon geht es um die CIA-Agentin Fortune Redding, die nach einem missglückten Einsatz in Louisiana untertauchen muss. Mit einer falschen Identität als Schönheitskönigin ...

Inhalt:
In „Weg vom Schuss“ von Jana DeLeon geht es um die CIA-Agentin Fortune Redding, die nach einem missglückten Einsatz in Louisiana untertauchen muss. Mit einer falschen Identität als Schönheitskönigin zieht sie in das kleine, verschlafene Dorf Sinful, mitten im Sumpfgebiet. Eigentlich sollte sie sich dort ruhig verhalten und sich um den Nachlass einer verstorbenen Tante kümmern. Doch als der Hund im Garten einen menschlichen Knochen ausgräbt, wird Fortune schnell in die Ermittlungen eines Mordfalls hineingezogen. Unterstützt wird sie dabei von zwei älteren Damen, die alles andere als harmlos sind. Ständig muss Fortune zudem aufpassen, dass sie ihre Tarnung nicht vor dem neugierigen Deputy verliert, der ihr immer wieder in die Quere kommt.
Beurteilung:
Jana DeLeon schafft es, mit viel Humor und spannenden Wendungen die Leser
von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Fortune ist eine starke und gleichzeitig charmant-chaotische Protagonistin, die in der ländlichen Idylle von Sinful auf ungeahnte Schwierigkeiten trifft. Besonders die schrulligen Dorfbewohner, allen voran die zwei älteren Damen, sind wunderbar ausgearbeitet und bringen mit ihren skurrilen Eigenarten viel Witz in die Geschichte. Der Mix aus Spannung und Humor ist gut gelungen, und die Handlung bleibt trotz der Leichtigkeit stets fesselnd. Besonders erwähnenswert sind die unerwarteten Wendungen, die die Aufklärung des Mordfalls immer wieder spannend und unvorhersehbar machen.
Empfehlung:
„Weg vom Schuss“ ist ein gelungener Einstieg in eine humorvolle Cosy-Crime-Reihe. Wer gerne Krimis liest, die mehr mit Charme und Witz als mit Blut und Brutalität punkten, wird dieses Buch lieben. Die skurrilen Dorfbewohner und die unerschrockene Fortune machen das Buch zu einer unterhaltsamen Lektüre für zwischendurch. Fans von humorvollen Krimis à la „Miss Marple“ oder „Mord ist ihr Hobby“ sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

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