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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2017

Fools City

Wer früher küsst, ist länger verliebt
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Fools Gold ist eine Stadt, in der unter anderem auch Maya für die Bürgermeisterin arbeitet. Sie soll eine Image-Kampagne entwerfen. Ausgerechnet mit Del, dem Mann, dem sie vor vielen Jahren einen Korb ...

Fools Gold ist eine Stadt, in der unter anderem auch Maya für die Bürgermeisterin arbeitet. Sie soll eine Image-Kampagne entwerfen. Ausgerechnet mit Del, dem Mann, dem sie vor vielen Jahren einen Korb gegeben hat, als er sie heiraten wollte.
Thematisch geht es um die Beziehung der beiden Hauptfiguren, aber auch sehr breit ums Filmemachen an sich.
Daneben spielen Figuren, die in der Reihe schon öfter eine Roll gespielt haben, wieder ihre gewohnt skurrilen Rollen.
Der Text liest sich flüssig, es gibt unerwartete Wendungen, Geheimnisse und traurige sowie humorvolle Stellen, trotzdem kann das Buch nicht überzeugen. Es ist nicht mitreißend, man wird beim Lesen nicht richtig warm mit den Protagonisten.
Da fehlt was.

Veröffentlicht am 05.09.2017

Über den Dächern von Bayreuth

Schampus, Küsschen, Räuberjagd
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Pauline Miller ist Opernsängerin, Hundebesitzerin und private Ermittlerin in einem, dass sie sich nebenbei auch als Diva fühlt und geriert, darf dabei nicht verschwiegen werden.
Wir befinden uns in Bayreuth, ...

Pauline Miller ist Opernsängerin, Hundebesitzerin und private Ermittlerin in einem, dass sie sich nebenbei auch als Diva fühlt und geriert, darf dabei nicht verschwiegen werden.
Wir befinden uns in Bayreuth, die Proben für die nächste Aufführung laufen. Pauline ist der Star, doch dann taucht ihre alte Konkurrentin Silke von Herrmann auf und verdirbt ihr die Freude (ein bisschen). Privat gibt es auch Querelen, ihr isländischer Lover hat eine Anstellung angenommen, ohne es mit ihr abzusprechen. Ihre Managerin, Bröcki; tut nicht immer, was Pauline will. Dann taucht auch noch ihr Vater auf, und ihr Fahrer gesteht einen verhängnisvollen Fehler.
Pauline beschließt, ihm zu helfen und findet sich bald auf den Dächern Bayreuths wieder, Aug in Aug mit anderen Einbrechern …
Soweit lässt sich die Handlung eingrenzen. Doch das ist nicht die Hauptsache bei diesem Krimi. Klar, es gibt einen Kriminalfall – oder sogar mehrere? Aber eigentlich geht es um die Aktionen von Pauline und Bröcki, die nur Gutes wollen, oft genug aber genau das Gegenteil bewirken – entsprechend oft schieben sie Panik oder müssen sich Schrotkugeln aus dem Hintern puhlen lassen.
Die Geschichte ist in der Tat sehr witzig, eben weil Pauline sich so ernst nimmt und sich dabei selbst am meisten auf die Schippe nimmt.
Vergaß ich zu erwähnen, dass sie einen Terrier besitzt, der Narkoleptiker ist und nie von ihrer Seite weicht?
Vielleicht ein eher unwichtiges Detail im großen Ganzen, doch symptomatisch für die überbordende Fantasie der Autorin – ein wirkliches Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Schade

Rachemond
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Christine Lavant spielt zwar nicht mit in dem Kriminalroman, die Schriftstellerin ist aber auf jeder Seite präsent, denn der Kriminalfall spielt sich im Rahmen des Vereins ab, der es sich zur Aufgabe gemacht, ...

Christine Lavant spielt zwar nicht mit in dem Kriminalroman, die Schriftstellerin ist aber auf jeder Seite präsent, denn der Kriminalfall spielt sich im Rahmen des Vereins ab, der es sich zur Aufgabe gemacht, Leben und Werk Lavants hochzuhalten.
Elvira Hausmann, Journalistin aus Wien, wird nach Kärnten geschickt, um über einen seltsamen Selbstmord zu berichten. Schnell erkennt sie, dass es wohl doch eher Mord war.
Es spielt auch ein unbekannter Text der Autorin eine große Rolle.
Eigentlich ist alles da für einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit. Leider bleibt die Geschichte trotzdem wenig spannend, noch weniger überraschend und erinnert an vielen Stellen – sowohl stilistisch als auch erzählerisch – an ein Sachbuch.
Auch die Figuren bleiben eher unscheinbar, obwohl sich Elvira alle Mühe gibt.
Ich hatte Vergnügen daran, Christine Lavant zu entdecken, doch der Krimi war weniger berührend.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Schlafmangel?

Pech für den Puppenspieler
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Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige ...

Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige Tage später erfährt Ed, der Ich-Erzähler, dass Tom nachts nackt überfahren wurde. Er hinterlässt eine Frau und ein Kind.
Ed sucht sie auf, will helfen, ist aber irgendwie hilflos. Doch ihn lässt die Frage nicht los, wieso Tom dort und in diesem Zustand überfahren wurde. Er beginnt zu ermitteln.
Dabei erfahren die Leser Vieles über das Leben in Schönberg.
Tom hat Schaufensterpuppen aufgekauft und zu Skulpturen verarbeitet. Sie sehen toll aus, verkauften sich aber nicht so gut. Woher stammte also das Geld, das Tom nicht nur Ed, sondern auch anderen Freunden zurückgegeben hat?
Ed hat seine ganz eigene Perspektive auf die Welt, und die teilt er freigebig mit den Lesern. Sein Ton passt zur Geschichte und zum Thema des Krimis. Er liest sich angenehm, nicht überzogen, belehrend oder anbiedernd. Je weiter die Geschichte fortschreitet, umso spannender wird die Handlung. Ed gerät in Gefahr, wurschtelt sich aber (beinahe) rechtzeitig aus der Gefahrenzone.
Was der Krimi auch vermittelt, ist ein Gefühl, das zurückbleibt, nachdem der Fall abgelesen ist. Beim nächsten Besuch in einer Berliner Kneipe fragt man sich vermutlich. „Ist das da vielleicht Ed?“ Er ist mir ans Herz gewachsen.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Anders

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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Es ist schon lange her, dass Sophie ihre Festanstellung verloren hat. Seither lebt sie von staatlicher Unterstützung und hat sich im Mangel eingerichtet. Gelegentlich verkauft sie einen Artikel an eine ...

Es ist schon lange her, dass Sophie ihre Festanstellung verloren hat. Seither lebt sie von staatlicher Unterstützung und hat sich im Mangel eingerichtet. Gelegentlich verkauft sie einen Artikel an eine Zeitschrift, doch meistens hat sie nichts zu tun, kann auch nichts tun, eben, weil sie kein Geld hat und alles irgendwie Geld kostet. Ihr Sinnen und Trachten beschränkt sich aufs Über-die-Runden-Kommen.
Doch dann häufen sich die Pannen, unvorhergesehene Rechnungen, Sophie ist am Ende – oder doch noch nicht ganz?
Dieser Roman erzählt eine alltägliche Geschichte, ohne große – weitere – Dramen, ohne Höhe- oder Wendepunkte, aber mit ganz großer sprachlicher Raffinesse. Die Autorin (und da geht ein besonderes Hut-ab an die Übersetzerin) wirbelt mit Worten, spielt mit ihnen, erzeugt Stimmung und Spannung durch den Gebrauch der Sprache, die einen von einer Emotion in die andere treiben. Oft muss man lachen, das bleibt einem dann aber bald wieder im Halse stecken, sobald man die grausame Wahrheit hinter dem Galgenhumor erkennt.
Es gelingt der Autorin problemlos, die Leser mit Sophie vertraut zu machen. Gern würde man sie auf einen Espresso einladen oder auch eine Pizza mit Salat.
Gleichzeitig prangert das Buch an, unseren Umgang mit Bedürftigen, unsere Ausrichtung auf Kommerz und ein Leben in Arbeit, das sonst sinnlos ist und viele weitere gesellschaftliche, soziale Aspekte.