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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2020

Neue Besen kehren gut?

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!
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Jonny ist mega unglücklich. Sein großer Bruder behandelt ihn wie einen Trottel, macht sich über ihn lustig und unterdrückt ihn. Als er dann im Internet über eine Anzeige stolpert, in der ihm angeboten ...

Jonny ist mega unglücklich. Sein großer Bruder behandelt ihn wie einen Trottel, macht sich über ihn lustig und unterdrückt ihn. Als er dann im Internet über eine Anzeige stolpert, in der ihm angeboten wird, seinen Bruder gegen einen besser geeigneten einzutauschen, ist er Feuer und Flamme.
Doch da kommt keineswegs perfekter Ersatz, nicht beim ersten Versuche, beim zweiten und dritten auch nicht, aber beim vierten?
Sehr fantasievoll gestaltet Jo Simmons die Auswahl der Tauschbrüder, es reicht von einem Erdmännchen über einen Geist bis zu einem Meerjungen und darüber hinaus.
Erwachsene Leser wissen von Anfang an, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch. Und die jugendlichen Leser werden sicher ganz nah an Jonny dran sein und seine Versuche mit Freude, vielleicht auch mit Mitgefühl oder Schadenfreude begleiten.
Sprachlich ist das Buch auf die Zielgruppe abgestimmt. Jonny als Ich-Erzähler sorgt dafür, dass die Leserinnen und Leser ihm hautnah folgen können, seine Gedanken kennen und so nachvollziehen können, was sich in ihm wie entwickelt.
Ein humorvolles Buch, das einerseits die Problematik der „großen Brüder“ ernst nimmt, andererseits aber sehr fantasievoll mit den Möglichkeiten umgeht.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Atmosphärisch dicht

Freischwimmen
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Cymbeline Iglu ist … ein Junge, benannt nach einer Figur in einem Stück von Shakespeare. Cym war noch nie in seinem Leben schwimmen und nun steht Schwimmunterricht in der Schule an. Er kann nicht zugeben, ...

Cymbeline Iglu ist … ein Junge, benannt nach einer Figur in einem Stück von Shakespeare. Cym war noch nie in seinem Leben schwimmen und nun steht Schwimmunterricht in der Schule an. Er kann nicht zugeben, dass er nicht schwimmen kann und bringt sich so in eine lebensgefährliche Situation. Diese setzt eine Kaskade von Ereignissen in Gang, die Cyms Leben vollständig umkrempeln.
Er gewinnt neue Freunde und neue Einsichten, viel wichtiger aber ist, er lernt etwas über sein Leben – und kommt einem beim Lesen mit seinen 9 Jahren manches Mal deutlich erwachsener vor als die echten Erwachsenen. Er muss sich den Tatsachen stellen und das Geheimnis seiner Familie ergründen, wenn „alles wieder gut“ werden soll.
Immerhin wird es wieder besser, so viel sein an dieser Stelle gesagt.
Die Geschichte entwickelt bereits nach wenigen Seiten ihren Sog. Cym, der Ich-Erzähler, ist ein zuverlässiger Erzähler. Was er nicht weiß, erfahren die Leser auch nicht – was natürlich dazu führt, dass man, besonders als erfahrener Leser sehr genau ahnt, was wohl geschehen ist. Doch wie Cym dahinter kommt, welche Wege er geht und wie er über sich selbst hinauswächst, ist eine herzerwärmende Geschichte. Es macht Freude, Cym zu begleiten, und man ist froh, dass man seine Probleme nicht am Hacken hat.
Das Titelbild – ziemlich viel blaues Wasser – zeigt einen Jungen unter Wasser und eröffnet somit bereits die Fragen, die sich im Buch stellen werden.
Schade ist, dass der Autor, vor allem gegen Ende, so viele Kommentare abgibt, die zwar ziemlich richtig sind, aber für einen Neunjährigen, in dieser Geballtheit im Angesicht der Entwicklungen leider störend wirken. Hier spricht der Autor und nicht mehr seine Figur.
Trotzdem handelt es sich um ein Buch, das viele Leser verdient hat.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Spannendes Abenteuer

Das Wolkenschiff – Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
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Die Zwillinge Marie und Arthur verlieren ihren Vater, Ernest Brightstorm, einen Entdecker. Er hat eine Wettbewerbs-Entdeckungsreise zum Kontinent Südpolaris unternommen und ist gescheitert. Durch seinen ...

Die Zwillinge Marie und Arthur verlieren ihren Vater, Ernest Brightstorm, einen Entdecker. Er hat eine Wettbewerbs-Entdeckungsreise zum Kontinent Südpolaris unternommen und ist gescheitert. Durch seinen Tod verlieren die Kinder nicht nur den Vater, sondern auch ihr Zuhause und werden quasi als Sklaven verkauft. Doch sie geben nicht auf. Mit Harriet Culpepper, einer jungen, energischen Entdeckerin wagen sie die Reise erneut. Harriet will als Erste den Pol erreichen, die Kinder wollen ihren Vater finden bzw. herausfinden, was wirklich geschehen ist, denn es gibt Hinweise, dass die Geschichte um ihren Vater sich nicht so abgespielt haben könnte, wie die Rückkehrerin Eudora Vane es erzählt hat.
Die hoch spannende Geschichte spielt in einer Parallelwelt. Zwar ist London – im Buch Lontown – unschwer zu erkennen. Als Zeit ist wohl das Ende des 19. Jahrhunderts angedacht, wenn man sich die beschriebenen Lebensbedingungen in den „Slumbs“ anschaut. Das Buch hat ein wenig etwas von Steampunk, doch stehen hier die Figuren und ihre Geschichte deutlich im Vordergrund. Die Geschwister haben Ecken und Kanten, machen Fehler, entwickeln sich weiter. Sie treffen auf Helfer, begegnen aber auch dem Bösen. Es tauchen wunderbare, fremde Kreaturen auf, und die Länder, die sie bereisen liegen gerade so ein wenig neben der Realität, dass die Autorin nicht viel braucht, um ein lebendiges Bild zu erzeugen, das beim Lesen klar im Kopf entsteht.
Die Geschichte, die an Jules Vernes „Kinder des Kapitän Grant“ erinnert, wartet mit einigen Überraschungen auf, wurde intelligent konstruiert und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.
Sprachlich sind Stil und Wortwahl hervorragend an die Zielgruppe angepasst. Ein bisschen schade ist, dass auf dem Titelbild ganz eindeutig nicht die „Aurora“, also das Wolkenschiff abgebildet ist, mit dem die Zwillinge unterwegs sind. Man hätte sich ein Bild der „Aurora“ gewünscht, nachdem es die Autorin so ungewöhnlich kreiert hat.
Zum Ende des Buches kündigt sich eine zweite Forschungsreise an. Diesen zweiten Band werden alle Leserinnen und Leser sicher voller Ungeduld erwarten.

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Veröffentlicht am 19.03.2019

Träume muss man leben

Allee unserer Träume
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Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt ...

Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt der Architektur und seines Bauunternehmen hinein.
Deshalb beschließt sie, selbst ein Studium in diesem Bereich zu absolvieren. Es gelingt ihr gegen alle Widerstände. Nach dem Krieg und der Gründung der DDR gelingt es ihr tatsächlich, in das Planungskomitee berufen zu werden, das die neue Prachtstraße in Ostberlin, die Stalin- bzw. Karl-Marx-Allee entwickeln soll. Ilse als Frau wird jedoch nicht für voll genommen und ist durch einen Fehler in ihrer Vergangenheit erpressbar. Trotzdem bringt sie ihre Ideen ein, setzt sich durch und setzt sich außerdem für die Belange der Bauarbeiter auf den Baustellen ein. Sie will Häuser und Wohnungen für die einfachen Menschen, mit Annehmlichkeiten, aber ohne Schickimickikram.
Dieser Roman erzählt die Geschichte Ilses auf zwei Ebenen, einerseits entlang des Baufortschritts der Prachtstraße, andererseits in Rückblicken auf Ilses Leben, sodass sich nach und nach zeigt, wo ihr Weg wie verlaufen ist und warum sie heute steht, wo sie steht.
Ilse ist eine starke Frau, nicht unfehlbar, ein Kind ihrer Zeit, aber trotzdem intelligent, und man wünscht ihr beim Lesen recht bald, dass sie ihr Glück findet, sich beruflich verwirklichen kann und gleichzeitig die Liebe findet.
Zahlreiche Nebenfiguren bevölkern den Roman, einige tauchen wiederholt auf und spielen eine entscheidende Rolle in mehreren Lebensabschnitten von Ilse.
Zeitgeschichte wird en passant mit erzählt, aber weder belehrend noch als Mittel zum Zweck. Die beiden Autoren haben jeweils Szenen ausgewählt und „in Szene gesetzt“, die sich ausgezeichnet eignen, um exemplarisch zu erfahren, wie die Lebensbedingungen waren, die andererseits aber, da durch Ilses Augen betrachtet, eben auch entscheidend für ihre jeweiligen Entscheidungen waren.
Wie ein Puzzle setzt sich im Laufe des Romans Ilses Schicksal zusammen.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde

Stick oder stirb!
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Der frühpensionierte Kommissar Siegfried Seifferheld ist mehr oder weniger frisch verheiratet. Seine Angetraute hat einen Welpenkindergarten eröffnet, weshalb er und sein Hund Onis sich damit arrangieren ...

Der frühpensionierte Kommissar Siegfried Seifferheld ist mehr oder weniger frisch verheiratet. Seine Angetraute hat einen Welpenkindergarten eröffnet, weshalb er und sein Hund Onis sich damit arrangieren müssen.
Nach wie vor stickt der Kommissar gern und gut. Deshalb läuft auch seine Stickgruppe im Gefängnis so gut. Obwohl er es eigentlich ahnt, ist er dennoch nicht darauf gefasst, als ein Mitglied seiner Sticktruppe, der russische Mafia-Boss Pjotr, plötzlich aus dem Gefängnis ausbricht, bzw. befreit wird. Blöd nur, dass Seifferheld im Wege steht und plötzlich als Geisel im Fluchtauto landet.
Die Situation wird immer undurchsichtiger, doch wirklich in Gefahr wähnt Seifferheld sich nicht.
Ganz anders seine Familie, Frau, Schwester, Schwager, Nichte, seine Freunde, alle versuchen, mehr herauszufinden, wollen ihn finden. Dazu trägt allerdings weniger die Tatsache bei, dass seine ehemaligen Kollegen ebenfalls alles daran setzen, ihn lebendig zu befreien.
Tatsächlich hilft das Sticken aus der ausweglosen Lage …
Dieser Krimi kommt als humorvoller Krimi daher und hält dieses Versprechen auch ein. Es hagelt nicht wirklich Pointen wie der Klappentext verspricht, aber die Charaktere sind schrullig und überzeichnet, aber trotzdem liebevoll, mit einem Augenzwinkern dargestellt. Sie nehmen eher sich selbst auf die Schippe als andere. Seifferhelds Behinderung wird zum ständigen, einschränkenden Begleiter, die ihn allerdings im Endeffekt noch nicht an aufregenden, glaubwürdigen Lösungsversuchen hindert. Er muss es eben anders angehen.
Ich fand die überkandidelte Verwand- und Freundschaft ein bisschen anstrengend, vermisste bei der Ehefrau ein wenig die Zuneigung – immerhin bemerkte sie das gegen Ende selbst – trotzdem ist ein runder Krimi entstanden, der Spaß macht.