Guter Auftakt mit Potenzial
Clockwork AngelTessa kommt von New York nach London, um bei ihrem Bruder zu sein. Stattdessen wird sie von zwei finsteren Schwestern gefangen genommen, die behaupten, ihren Bruder zu töten, wenn Tessa nicht gehorcht. ...
Tessa kommt von New York nach London, um bei ihrem Bruder zu sein. Stattdessen wird sie von zwei finsteren Schwestern gefangen genommen, die behaupten, ihren Bruder zu töten, wenn Tessa nicht gehorcht. Sie kann zwar fliehen, und findet Unterschlupf im Londoner Institut der Schattenjäger, doch da beginnen die Probleme gerade erst, denn sie wurde nicht zufällig ausgewählt. Jemand hat es auf sie abgesehen.
Dass Cassandra Clare schreiben kann, war mir nach Chroniken der Unterwelt schon klar. Und da enttäuscht sie hier wieder keinesfalls. Clockwork Angel überzeugt mit einem tollen, fesselnden Schreibstil, gekonnten Formulierungen und viel Spannung (nur die deutsche Übersetzung ist seltsam, was bitte soll ein Klockwerk sein, das heißt Uhrwerk auf Deutsch. Daran hab ich mich aber schließlich gewöhnt). Die Autorin schreibt ausführlich, bildreich, detailliert, aber ohne sich in zu vielen Kleinigkeiten zu verlieren, was eine perfekte Mischung ergibt.
Das Setting, das viktorianische London (Ende des 19. Jahrhunderts), ist faszinierend und eine grandiose Kulisse, um sie mit der Welt der Schattenjäger zu vereinen. Dadurch gibt es auch einige Punkte, die auffallen, wie z.B. die Stellung der Frau damals und was das in Schattenjäger-Kreisen bedeutet.
Tessa ist natürlich ein Kind ihrer Zeit, versucht aber gleichzeitig, sich zu behaupten, was mir sehr gefallen hat. Sie ist eine sympathische Protagonistin. Auch die anderen – Will, Jem, Jessamine, Charlotte, Henry etc. – machen die Geschichte auf wunderbare Weise lebendig und bringen viel Reibereien und Dynamiken rein. Allerdings muss ich doch sagen, dass ich lange Zeit mit niemandem so richtig warm geworden bin. Ich hab echt gebraucht, um sie überhaupt richtig einschätzen zu können. Will und Jessamine gingen mir oft auf die Nerven (wobei Will teilweise noch gute Sprüche drauf hatte. Und es gibt bestimmt einen Grund, wieso er so ist. War aber anstrengend). Auch Henry hat oft Augenrollen bei mir ausgelöst. Ich glaub ich wär bei ihm schon ausgerastet, wenn ich tagtäglich mit ihm zu tun hätte. Tessa musste ich erstmal kennenlernen, weil mir Persönlichkeit fehlte am Anfang.
Zudem gab es für mich ein bisschen zu viele Parallelen zu Chroniken der Unterwelt.
(Achtung SPOILER für beide Reihen: Will und Jem erinnerten stark an Jace und Alec, wobei Will viel zu sehr nach Jace konstruiert zu sein schien, nur ohne dessen Charme und noch extremer (er ist ja sogar sein Vorfahre). Dann gibt’s da das Mädchen, das da neu reinkommt und von der Welt vorher keine Ahnung hatte: Tessa – Clary. Natürlich hat dann Tessa/Clary auch noch einen bösen älteren Bruder, der auf der gegnerischen Seite steht. Ein weiteres eher zickiges, übermäßig hübsches Mädchen gibt’s im Institut natürlich auch: Jessamine – Isabelle. Klar gibt es noch große Unterschiede zwischen den jeweiligen Personen! Aber insgesamt kommt es mir bei allen so vor, als hätten die gleichen Schablonen als Vorlage gedient und sie wären lediglich anders ausgemalt worden.) SPOILER ENDE)
Aber so im letzten Drittel ging das alles schon viel besser und ich konnte mich viel mehr auf sie alle einlassen. Und es ist ja nicht so, als hätte ich das nicht gern gelesen, ganz im Gegenteil!
Dazu hat allgemein auch die Handlung beigetragen, die ich ziemlich spannend fand. Mich macht es auch total neugierig, was es mit Tessa eigentlich auf sich hat. Dann die Bedrohung, die zum Teil persönlich ist, zum Teil aber auch die ganze Schattenjäger-Welt in Gefahr bringt. Dazu die „Klockwerk“-Figuren, die eine faszinierende Idee sind und etwas an Steampunk-Geschichten erinnern. Das alles ist super spannend zu einer Story verwoben worden und hat mir viel Spaß gemacht.
So gibt es von mir 4 Sterne, mehr sind nicht drin, weil es mich nicht aus den Socken gehauen hat, aber es war auf jeden Fall sehr gut und ich freue mich sehr auf die Fortsetzungen!
(Übrigens bin ich froh, dass ichs in der Reihenfolge gelesen hab, wie es geschrieben wurde, also erst Chroniken der Unterwelt und dann das hier. So bin ich sehr gut reingekommen und kann die viele Easter Eggs und auftauchenden Charaktere besser genießen.)