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Veröffentlicht am 05.03.2021

Spannende Welt, Handlung macht Spaß

Meeresglühen (Romantasy-Trilogie, Bd. 1)
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Kaum in ihrem Cornwall-Urlaub in Grannys Cottage angekommen, ist für Ella auch schon Schluss mit der Idylle – denn mitten in der Sturmflut an der Küste droht ein vermeintlicher Surfer zu ertrinken. Voller ...

Kaum in ihrem Cornwall-Urlaub in Grannys Cottage angekommen, ist für Ella auch schon Schluss mit der Idylle – denn mitten in der Sturmflut an der Küste droht ein vermeintlicher Surfer zu ertrinken. Voller Panik rettet sie den Jungen, ohne zu wissen, dass dies ihr Leben völlig verändern wird. Schnell merkt sie, dass der seltsame Aris nicht aus dieser Welt zu stammen scheint. Und vor allem, dass er noch längst nicht außer Gefahr ist – eine Gefahr, die nun auch Ella betrifft. Eine bedrohliches, aber auch magisches Abenteuer beginnt.


Ich habe mich sehr auf „Meeresglühen“ gefreut und habe es gern gelesen. Bei der Beurteilung bin ich aber ein wenig zwiegespalten, denn es gibt einiges was ich sehr toll fand und einiges, was mir nicht ganz so gut gefallen hat.

Erst einmal mochte ich den Schreibstil sehr gern. Das Buch liest sich locker und angenehm, und Anna Fleck hat ein Talent, bildreich zu schreiben, sodass alles vor meinem inneren Auge lebendig wird. Sie schafft eine tolle Atmosphäre in Cornwall und ebenso in Aris’ Welt und ich fand es toll, mit wie viel Liebe zum Detail alles beschrieben wird. So konnte ich mir alles gut vorstellen, was ich tausend Mal besser finde, als wenn selbst geschaffene Welten blass bleiben.
Auch die Welt an sich hat mir sehr gefallen. Ich verrate hier bewusst nicht, was für eine Welt das ist, aber wie sie aufgebaut ist, hat mich auf jeden Fall überzeugt. Ich fand sie teils schockierend, teils faszinierend und ich möchte unbedingt noch ganz viel mehr über sie erfahren, weshalb ich mich auf Band 2 freue.
Ebenso fand ich die Handlung spannend. Das Buch wird nie langatmig, es gibt viel Action, einige Überraschungen, und die Neugier zu erfahren, wie es weitergeht, hält an. In diesen Punkten konnte mich das Buch auf jeden Fall abholen!

Womit ich mehr Probleme hatte, das war einmal Ella als Person. Sie ist zwar erst 17, aber sie benimmt sich meiner Meinung nach doch schon sehr kindlich, und mir einfach zu naiv/leichtgläubig. Am Anfang, wo sie noch keine Beweise für Aris’ Herkunft aus einer anderen Welt hat, glaubt sie ihm einfach sofort jedes Wort. Und später macht sie sich für mich persönlich zu viel Sorgen um die falschen Dinge oder reagiert auf Situationen für mich sehr oft nicht nachvollziehbar.
Und die Gefühle zwischen Ella und Aris habe ich lange Zeit nicht wirklich gespürt und es ging mir am Anfang zu schnell. Als sie sich kaum zwei Tage kannten, war Ella schon enttäuscht, dass er ihr gar nicht vertraut. Und für beide schien es immer mehr als Freundschaft zu sein, obwohl ich kein richtiges Knistern zwischen den beiden gespürt hab.
Aber auch wenn mich die Liebesgeschichte nicht so überzeugt hat (bis auf ganz am Ende) und Ella mich teilweise genervt hat, muss ich trotzdem irgendwie sagen, dass mir beide, Ella und Aris, nicht unsympathisch waren. Außerdem fand ich es super, dass Aris mal kein überheblicher Mistkerl war, der sich mies benimmt und dem Ella trotzdem verfällt – so wie es oft genug in Büchern ist. Gerade weil es sich hier eher um ein Jugendbuch handelt, ist es schön, dass den Teenagern zur Abwechslung mal gezeigt wird, dass auch Nicht-Arschlöcher tolles „Boyfriendmaterial“ sein können.


Weil mir einige Punkte für mein Lesevergnügen einen Dämpfer gegeben haben, ich unterm Schnitt das Buch aber trotzdem gerne mochte, Spaß beim Lesen hatte, und auf jeden Fall die Reihe weiterverfolgen werde, sind es am Ende für mich 4 Sterne (mit Tendenz zu 3,5).

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Ergreifende Geschichte

All In - Tausend Augenblicke
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Kacey ist ein gefeierter Rockstar, ihre Band schafft einen kometenhaften Aufstieg. Aber statt es genießen zu können, macht sie dieses Leben kaputt. Im richtigen Moment taucht Jonah Fletcher auf – zunächst ...

Kacey ist ein gefeierter Rockstar, ihre Band schafft einen kometenhaften Aufstieg. Aber statt es genießen zu können, macht sie dieses Leben kaputt. Im richtigen Moment taucht Jonah Fletcher auf – zunächst als Chauffeur, doch schnell merken beide, dass mehr zwischen ihnen ist. Nur hat Jonah ein Geheimnis, dass beiden noch sehr viel Schmerz bereiten wird. Aber das Band zwischen ihnen ist zu stark, und so stürzen sich beide Hals über Kopf in diese Beziehung, bereit, alles zu riskieren.


All In ist ein emotionales, sehr aufwühlendes Buch und nach der Beautiful Hearts Dilogie (Bring down the stars & Light up the sky) meine zweite Geschichte von Emma Scott. Dass es gefühlvoll und traurig werden würde, konnte man also schon erwarten, und ich wurde nicht enttäuscht.

Kacey und Jonah sind zwei wunderbare Charaktere, authentisch und liebenswürdig. Beide haben große Probleme und haben ihre Kämpfe bisher größtenteils mit sich selbst ausgetragen, doch voreinander können sie offen und ehrlich sein, und das ist es auch, was mich am meisten berührt und überzeugt hat – der Umgang zwischen den beiden.
Obwohl ich normalerweise kein Fan davon bin, wenn zwei sich gerade erst kennenlernen und plötzlich eine unsterbliche Verbindung zueinander und die große Liebe gefunden haben wollen, hat Emma Scott es geschafft, dass es für mich hier total nachvollziehbar war. Da war gleich eine ganz besondere Chemie zwischen den beiden. Und wie sie miteinander umgegangen sind, war einfach wunderschön und echt (obwohl mir Kacey hinterher ein wenig zu sehr aufs Körperliche fixiert war).
Die Verbindung zwischen den beiden war magisch und hat das Buch ausgemacht. Aber auch die Nebencharaktere haben schön dazu beigetragen, eine gefühlvolle Story entstehen zu lassen. Am Ende war ich einfach nur erschüttert und fertig.

Zur Handlung kann ich allerdings nicht allzu viel sagen, denn ehrlich gesagt gab es gar nicht so viel, und das ist auch mein Kritikpunkt. Kacey und Jonah haben einfach Zeit zusammenverbracht, das war der Großteil des Buches. Das hat mich hier aber wesentlich weniger gestört, als bei manch anderen Büchern.

Trotzdem reicht es deswegen für mich nicht für 5 Sterne (und ungewollt vergleiche ich es hier mit Bring down the stars/Light up the sky, die mich noch stärker emotional berühren konnten als All In), aber 4 Sterne sind auf jeden Fall zu wenig, deswegen die goldene Mitte: 4,5. Definitiv eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Faszinierende Dystopie!

Cryptos
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In der Zukunft, in der Jana lebt, gibt es nicht nur eine Welt, sondern Abertausende – und alle auf der Erde: Das längst untergegangene Venedig, irische Idyllen, Dinosaurier-Abenteuerwelten, das London ...

In der Zukunft, in der Jana lebt, gibt es nicht nur eine Welt, sondern Abertausende – und alle auf der Erde: Das längst untergegangene Venedig, irische Idyllen, Dinosaurier-Abenteuerwelten, das London aus dem 17. Jahrhundert und viele mehr.
Denn die Menschheit konnte die Klimakrise nicht aufhalten, und die Erde ist beinahe unbewohnbar. Die Menschen haben sich in virtuelle Realitäten geflüchtet, in denen sie alles haben und sein können, was sie möchten.
Jana ist Weltendesignerin, sie erschafft solche Welten. Doch ausgerechnet bei ihr tauchen plötzlich mysteriöse Störfälle auf, und glaubt sie am Anfang noch an einen Zufall, so wird doch bald klar, dass ein größeres Verbrechen dahinter steckt ...


Allein schon für die Idee, den Grundplot muss ich vor Cryptos meinen Hut ziehen. Denn die ist genial und erschreckend und beeindruckend gleichzeitig. Ich liebe solche Dystopien, weil sie spannende und gleichzeitig gruselige Zukunftsszenarien erschaffen, die mehr Nähe zu unserer Zeit aufweisen, als einem lieb ist. Den Klimawandel als Basis zu nehmen ist nicht nur brandaktuell, sondern wirft auch eine wichtige Frage auf: Was machen wir, wenn die Erde quasi nicht mehr bewohnbar ist?
Poznanski hat in der Technologie eine Zukunft geschaffen, und ihr Plot, die ganze Welt, ist so gut durchdacht, dass ich völlig begeistert war beim Lesen. Es fühlt sich schon ein bisschen Sci-Fi-mäßig an, aber wenn man bedenkt, was heutzutage schon alles an Technologie möglich ist, wo man vor 30 Jahren auch noch den Kopf geschüttelt hätte ... Ich finde diese virtuellen Welten, das Konzept dahinter, wie sie funktionieren, so genial entworfen, es ist alles plausibel und das hat mir unglaublich gut gefallen. Allein das hat dafür gesorgt, dass ich Cryptos wahnsinnig gern gelesen hab!

Die Handlung ist ebenfalls überzeugend – am Anfang lernen wir erstmal, in was für einer Welt wir uns befinden, und die „Probleme“, die kommen, werden langsam angedeutet. Aber es ist nicht einfach ein runterrattern „so ist die Welt gerade“, sondern die Infos sind super mit dem Handlungsstrang verknüpft. Kein Info-Dropping, sondern tolles, dynamisches Welt-Kennenlernen. Die Entwicklung des Problems, der Verbrechen, gefällt mir auch gut, es wird langsam größer, bleibt plausibel, es gibt Überraschungsmomente und man kann nach und nach immer mehr Puzzleteile zusammensetzen. Das hat mir viel Spaß gemacht.

Nur ist mir das tatsächlich am Ende etwas schnell gegangen. Die Auflösung war mir zu einfach und zu zügig abgehandelt, das war nicht das Ende, was ich mir für den Roman gewünscht hätte. Es ist nicht total blöd, ich hätte das alles nur gerne Tiefergehender gehabt. Ich hätte es super gefunden, wenn es eine Dilogie geworden wäre, und man noch tiefer in den Faktor „Klimakrise“ und wie man das bekämpfen will, hätte reingehen können. So ging es doch größtenteils um die virtuellen Welten und die Verbrechen an sich, als ernsthaft um unsere kaputte Erde, und das Finale war schnell vorbei.

Das Buch wurde außerdem fast ausschließlich durch die Welt und die Handlung getragen, denn die Charaktere blieben blass, oft wirkten sie eher wie Werkzeug für den Plot, ohne, dass sie so richtige Wesenszüge bekommen haben. Aber irgendwie hat mich das gar nicht so sehr gestört, dass sie so schablonenhaft blieben, weil ich durch die Geschichte selbst gepackt war.

Insgesamt bin ich super froh, dass ich das Buch gelesen habe, es hat Spaß gemacht, und meine Bewertung liegt so bei 4,5 (Tendenz eher zu 4 als zu 5). Ich spreche trotz Kritikpunkten auf jeden Fall eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Jetzt eins meiner Lieblingsbücher

Animant Crumbs Staubchronik
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England, 1890. Animant lässt ihre Mutter regelmäßig verzweifeln, denn statt sich für Kleider, Bälle und Männer zu interessieren, steckt sie lieber den ganzen Tag die Nase in ihre Bücher. Die, ihr Scharfsinn ...

England, 1890. Animant lässt ihre Mutter regelmäßig verzweifeln, denn statt sich für Kleider, Bälle und Männer zu interessieren, steckt sie lieber den ganzen Tag die Nase in ihre Bücher. Die, ihr Scharfsinn und ihr Sarkasmus helfen ihr, das langweilige Leben auf dem Land zu ertragen. Doch dann ergibt sich ein außergewöhnliches Angebot und ehe sie sich versieht, landet sie in London in der Uni-Bibliothek – und zwar zum Arbeiten. Schluss ist mit der Langeweile, und schon bald steckt Animant mitten im Gefühlschaos ...


Staubchronik hat mich begeistert und berührt, ich habe es geliebt. Es ist ruhig und detailliert geschrieben, lässt sich bei der Entwicklung der Handlung viel Zeit. Nicht nur durch das Setting, sondern eben auch dadurch erinnert es an typische Klassiker à la Jane Austen, die ja auch eher bedächtig sind. Wer sowas aber mag, ist hier genau richtig aufgehoben. (wobei mein Anglistikstudium-Ich kurz erwähnen muss, dass Staubchronik noch eine ganze Ecke später spielt als Stolz und Vorurteil etc.)

Ich fand Animant von Anfang an absolut sympathisch, sie hat Humor, sie reflektiert, sie landet mal in Fettnäpfchen und handelt unklug, aber immer liebenswert, und ich find sie einfach nur klasse. Ebenso habe ich Mr. Reed so sehr ins Herz geschlossen, trotz seiner verschrobenen, ungehobelten Art. Im Laufe des Buches konnte man gar nicht anders, als ihn lieben zu lernen. Generell mochte ich beinahe alle Charaktere wirklich gern. Fast alle haben ab und zu etwas gesagt oder so gehandelt, dass ich die Augen verdreht oder ein wenig verstimmt war, aber das gehört ja dazu, das macht sie menschlich und umso toller. Allesamt waren authentisch und dadurch wirkte das ganze Buch sehr glaubwürdig.

Die Handlung war zwar sehr ruhig, aber zu keinem Zeitpunkt langweilig. Allein schon die Arbeit in der Bibliothek fand ich spannend, jede einzelne Interaktion zwischen Animant und Mr. Reed ebenfalls (egal worum es ging) und es sind einige Nebenhandlungsstränge dazu gekommen, die das ganze super schön abgerundet haben. Animant erlebt viel in London, landet doch auf Bällen, bekommt einen Verehrer, eine neue Freundin, streitet sich mit ihrer Mutter, erlangt mehr Selbstständigkeit und eine bessere Selbstwahrnehmung und macht insgesamt eine tolle Entwicklung durch.

Dass es ein Bilderbuch-Happy End gibt, kann man sich denken, aber das macht den Weg dahin keinesfalls weniger interessant oder dramatisch. Ich musste oft mitfiebern, war entsetzt und hab ganz doll gehofft. Und am Ende wurde ich mit so viel Romantik belohnt, dass mir ganz warm ums Herz wurde. Ich bin absoluter Fan von romantischen Gesten und Happy-Ends.

Ich habe mich so unglaublich wohl in dieser Geschichte und bei den Charakteren gefühlt, dass ich sie gar nicht loslassen wollte. Deshalb bin ich auch etwas traurig, dass es am Ende doch etwas schnell ging – mir persönlich zu schnell. Für das Finale hätte sich die Autorin ruhig noch ein wenig mehr Zeit lassen können. Ich hoffe, da kann der Zusatzband mich besänftigen, deswegen wiegt der Kritikpunkt auch nicht zu schwer, und darum kann ich trotzdem aus voller Überzeugung 5 Sterne geben und euch Staubchronik absolut empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Gute Plotidee, beeindruckende Charaktere

Wild Flower - Die Gesetzlose
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Aster und Clementine leben in einem sogenannten Welcome House, im kleinen schaurigen Ort Green Creek. Von Madame Fleur mit magischen Blumentattoos gebrandmarkt, werden die Mädchen dort immer wieder aufs ...

Aster und Clementine leben in einem sogenannten Welcome House, im kleinen schaurigen Ort Green Creek. Von Madame Fleur mit magischen Blumentattoos gebrandmarkt, werden die Mädchen dort immer wieder aufs Neue an Männer verkauft. Aussicht auf ein Leben in Freiheit gibt es für keine. Als Clementine aus Versehen einen der Männer umbringt, wissen die Schwestern, dass sie die Nacht nicht überleben werden, wenn sie nicht abhauen.
Eine atemlose Flucht durch die unberechenbare Wildnis beginnt, in der nicht nur die Lebenden auf sie lauern ...

Wild Flower ist ein Buch mit einem sehr ernsten Hintergrund und dadurch kein leichtes Buch für zwischendurch. Allerdings ist es auch nicht zu bedrückend, sodass es wirklich gut zu lesen ist. Aster, Clementine, Mallow, Tansy sind Staubblütige, so nennt man Menschen ohne Schatten – die wurden ihren Vorfahren als Strafe genommen, als sie sich gegen das Imperium aufgelehnt haben. Seitdem sind alle Staubblütigen „minderwertige“ Menschen, ihr Schicksal liegt stets in den Händen der sogenannten Hellblütigen. Damit werden Parallelen zur Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen gezogen, denn obwohl die Protagonist*innen fast alle dunkelhäutig sind, spielt die Hautfarbe in Wild Flower keine Rolle – der fehlende Schatten hat diesen Platz eingenommen. Das finde ich überhaupt erstmal eine äußerst spannende und außergewöhnliche Herangehensweise. Die Autorin Charlotte Nicole Davis wollte nämlich kein Buch über Rassismus schreiben, aber ihrer Heimat, dem „Wilden Westen“, mehr von sich selbst – einem queeren, schwarzen Mädchen (so nennt sie sich in der Buchklappe) – geben. Und das ist ihr definitiv gelungen.

Was mir herausragend gut gefällt, ist die Charakterzeichnung. So unterschiedlich die Figuren auch sind, so vereint sie doch ihr Trauma. Doch jede/r geht anders damit um, jede/r hat individuelle Stärken oder Ängste. Im Welcome House, und meist auch in ihrem Leben davor, haben sie Schreckliches erlebt. Doch Davis zeichnet hier keine Opfer, was ich besonders gut fand! Die Mädchen sind gebrochen, ihr Charakter authentisch vor dem Hintergrund ihrer traumatischen Erfahrungen entworfen, und doch sind sie vor allem eins: Stark. Sie haben sich ihren Willen für ein besseres Leben behalten und kämpfen aktiv dafür. Sie lassen sich nicht unterkriegen. Das fand ich unglaublich beeindruckend, und so hab ich sie alle auf die ein oder andere Weise ins Herz geschlossen.

Den Fantasyaspekt mit reinzubringen ist eine spannende Entscheidung, das Buch hätte meiner Meinung nach aber auch fast ohne funktioniert (für die Problematik mit den Tattoos war sie allerdings nötig). Manchmal habe ich vergessen, dass es auch fantastische Elemente gibt, da es sich stellenweise wie ein „normaler“ Roman anfühlte, sodass ich manchmal kurz gestutzt habe, wenn ein übernatürliches Wesen o.ä. vorkam. Das war aber kein Problem für den Lesefluss, und die Fantasyelemente schaden dem Buch auch nicht.

Der Schreibstil ist genau passend für die Handlung. In keiner Weise umgangssprachlich oder flapsig, sondern ernster, atmosphärisch, wortgewandt und sehr angenehm zu lesen. Die Handlung selbst, die größtenteils aus der Flucht besteht, ist spannend und die Szenen, die Abwechslung in das reine ‚Flüchten’ reinbringen, haben Variation reingebracht. Ich habe den Weg der Mädchen von vorne bis hinten mit Interesse verfolgt.
Dennoch hat mir irgendwie ein bisschen was gefehlt, was ich nicht so ganz benennen kann. Der letzte Funke kam nicht. Das Buch hat mich nicht vollends gepackt, ich konnte es auch gut mal zur Seite legen. Dadurch, dass diese letzte Begeisterung leider ausgeblieben ist, ist es kein Highlight für mich geworden. Vielleicht hätte doch noch ein wenig mehr passieren können, als „nur“ die Flucht mit verschiedenen Stationen. An den Charakteren habe ich nämlich nichts auszusetzen.

Trotzdem ist Wild Flower auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir und bekommt gute 4 Sterne. Es ist ein besonderes Buch und es lohnt sich. Wenn irgendwann Teil 2 erscheint, werde ich auch den lesen.

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