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Veröffentlicht am 22.11.2022

Faszinierende Idee in der Umsetzung gescheiter

Glacial Blue
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Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen ...

Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten Puzzleteile zusammensetzt, wird sein Schicksal enger mit einer Nicht-Reisenden verknüpft, als er für möglich gehalten hätte. Aber letztendlich kommt sowieso alles immer, wie es kommen muss – oder?


Für mich war "Glacial Blue" eine superspannende Thematik, die unbefriedigend umgesetzt wurde. Ich mag Zeitreise-Geschichten total gerne, obwohl sie gleichzeitig auch schnell in die Hose gehen können. Weil man Logikfehler übersieht, sich in Sackgassen verrennt oder wie hier einfach zu viel Chaos anrichtet. Denn Zeitreisebücher müssen nicht zwangsläufig auch konfus geschrieben werden, aber so war es für mich hier. Es wurde herumgesprungen, Sachen nur halb auserzählt, Anekdoten in den Raum geworfen, mit denen ich nichts anfangen konnte, Puzzleteile durch die Gegend geworfen, Szenen umgedichtet und parallel erzählt, sodass ich nicht mehr durchgefunden hab, was eigentlich geschehen ist, und am Ende ging mir bei zu vielen Punkten der rote Faden flöten. Gleichzeitig ist aber eigentlich kaum was passiert, außer dass Nathan in der Zeit umherhüpft, redet und sich Fragen stellt. So richtig aufgeklärt wird eigentlich auch nichts. Dazu kommt, dass das Buch in einem ziemlich distanzierten Schreibstil verfasst ist. Dadurch, dass zwar Nathan den Hauptfokus trägt, aber trotzdem oft die Sichtweise gewechselt wird, und das alles in Erzählperspektive, kombiniert mit wirren Situationen, hat das Buch es leider nicht ansatzweise geschafft, dass ich eine Verbindung zu einem der Charaktere aufbauen konnte. Fast alle sind mir als Persönlichkeiten selbst sehr blass, austauschbar und uninteressant vorgekommen.

Die Idee dahinter, der Plot an sich, die Art und Weise, wie mit Zeitreisen umgegangen wird, dass man Zeitreisende wohl nicht töten kann, wie man Dinge beeinflussen kann oder eben auch nicht – das alles hat mir gefallen und mich thematisch total fasziniert. Es ist ein supercooler Ansatz, der ordentlich hergibt für eine mega Story. Aber die Umsetzung war leider nicht meins.

Wobei ich es auch nicht unfassbar schlecht fand! Es hat mich durchaus soweit gefesselt, dass ich weitergelesen und nicht abgebrochen hab. Dass ich wissen wollte, was Nathan noch herausfindet. Was Salea mit allem zu tun hat. Welche Rolle der Globus bei allem spielt (was mich aber leider enttäuscht hat). Wer hinter dem Anschlag steckt und warum. Was ist seine Geschichte? Es waren sehr viele interessante Aspekte drin, die mich festgehalten haben. Aber am Ende blieb ich ziemlich unzufrieden zurück und war mir nicht sicher, was ich davon mitnehmen soll.
Für mich sinds daher 2,5 Sterne. Aber wer sich nicht so daran stört, dass es konfus ist und man am Ende keine genauen Antworten bekommt, hat bestimmt mehr Spaß daran als ich!

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Veröffentlicht am 28.05.2021

Bei mir kamen keine Gefühle an

Mein Glück in deinen Händen
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Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger ...

Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger sein. Sara beschließt, den beiden ihren Hochzeitstag zu versauen und Carter zurückzugewinnen. Doch während sie erst noch von verletztem Stolz und Rachegefühlen geleitet wird, muss sie irgendwann feststellen, dass ihr auch noch andere Wege offenstehen und vielleicht etwas Besseres auf sie wartet.


Ich hatte mich auf „Mein Glück in deinen Händen“ gefreut, das Buch sieht hübsch aus und es klang nach eine leichten, süßen Romanze mit etwas Humor. Leider wurde ich enttäuscht und obwohl meine Erwartungen gar nicht hoch waren, wurden sie nicht erfüllt.

An sich ist die Story ganz okay, der Ausgangspunkt interessant – zwei Schwestern im Streit, der Freund zwischen den Stühlen, eine Geschichte darüber, wie Sara lernen muss, über Carter hinwegzukommen. Das hat alles viel Potenzial. Sowohl Geschichte als auch Charaktere. Aber die Umsetzung war nicht meins.

Erstmal wurde ich mit den Charakteren nicht warm. Sara war mir zu anstrengend und zu kindisch (sie ist 38?!) und ihr Verhalten/ihre Entscheidungen fand ich manchmal sehr seltsam. Aber Mariel fand ich fast noch schlimmer. Sie kam mir sehr egoistisch und oberflächlich vor. Die Mutter hatte den Vogel abgeschossen. Carter und David, ein anderer männlicher Hauptcharakter, blieben mir hingegen zu blass.

Die Handlung verstrickt sich in absurde Nebengeschichten, die meiner Meinung nach wenig mit der Story zu tun haben und nicht wirklich was dazu beitragen – ich konnte nur den Kopf schütteln (Stichwort Kuchenstory, „Auktion“ etc.). Es geht lange weder um Mariels Hochzeit, noch um Saras Heilungsprozess oder die angeblich neu entwickelnde Liebe. Letztere kam erst plötzlich auf den letzten Seiten und zwar mit einem für mich unrealistischen Twist, bei dem ich ungewollt auflachen musste.

Leider kamen während des Lesens kaum Gefühle an. Die Dialoge waren mir zu unnatürlich, ich hatte oft das Gefühl, dass so, in der gegebenen Situation, doch kein Gespräch verlaufen würde.


Es gab auch mal Lichtblicke und ganz gute Szenen, das Grundgerüst ist schön, aber für mehr als 2 (bis 2,5) Sterne reicht es für mich leider nicht. Schade. Es freut mich aber, wenn es anderen besser gefallen hat.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Schreibstil distanziert und durcheinander

Die einzige Geschichte
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„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und ...

„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und sie sich in ihn. Gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz gehen sie eine Beziehung ein, anfangs sehr glücklich, doch mit der Zeit merkt Paul, dass diese Liebe zu leben eine große Herausforderung bedeutet.


Ich wusste von Anfang an, dass dieses Buch abstrakter und philosophischer ist als ein „typischer“ Liebesroman aus der Unterhaltungsliteratur. So ist das Buch aufgemacht, so wird es vermarktet. Was ich bekommen habe, und mir gefallen hat, sind interessante Erkenntnisse und Überlegungen des Protagonisten, einige schöne Weisheiten und ein Ausganspunkt mit Potenzial.
Leider kam ich mit der Schreibweise nicht klar, was nicht daran liegt, dass sie mir zu hoch war oder ich einen versteckten Sinn nicht erkannt habe. Es war einfach sehr durcheinander und distanziert.

Man hat kaum etwas von der eigentlichen Beziehung mitbekommen, es wurde alles aus Rückblendungen und nur in einzelnen Erinnerungen erzählt, die weder chronologisch waren noch eine stringente Handlung ergaben. Das mag als Kunstform gedacht sein, hat aber nur dafür gesorgt, dass die Charaktere kein Stück nahbar wurden, ich sie nicht wirklich kennenlernen und dementsprechend auch die Gefühle nicht nachempfinden konnte. Dazu kam der wirre Schreibstil – es wurde munter wechselnd mal in Ich-Form (zum Teil Paul als alter Mann), mal in der Du-Form und mal in der Er-Form geschrieben. Dazu mal im Präsens und mal im Präteritum. Das machte das Lesen mühsam. Zudem wusste ich manchmal bei den Präsensformen, wenn Paul Gedanken ausführte, nicht, ob da der 19-jährige Paul sprach, weil diese Szene einfach im Präsens geschrieben wurde, oder ob das die Überlegungen des alten Pauls sind.

Es gab immer mal Lichtblicke – die Idee war interessant, das etwas Philosophischere mochte ich; den teilweise ernüchternden Blick auf eine Liebe, die nicht rosarot ist, sondern große Hindernisse mit sich bringt –, aber insgesamt hat mir das Lesen leider keinen Spaß gemacht. Was aber nicht heißt, dass es anderen nicht mehr zusagen kann, ist schließlich meine persönliche Leseerfahrung. Von mir gibt’s 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Nicht überzeugend, oft nicht nachvollziehbar

Wie die Luft zum Atmen
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Ein Jahr nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Liz in ihr Zuhause zurück und trifft dort auf ihren neuen Nachbarn Tristan. Ein unfreundlicher, in sich gekehrter Mann, vom Rest des Orts gemieden. Liz ...

Ein Jahr nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Liz in ihr Zuhause zurück und trifft dort auf ihren neuen Nachbarn Tristan. Ein unfreundlicher, in sich gekehrter Mann, vom Rest des Orts gemieden. Liz hört so allerlei Gerüchte, sie selbst sieht aber vor allem einen zerbrochenen Mann, ist ihr dieser Schmerz in seinen Augen doch allzu gut bekannt. Ohne es zu wollen, kommen die beiden sich immer näher ...

Mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry, und wie mir meine Buddyread-Partnerin dann gestand, war das vielleicht nicht ganz so gut. Denn obwohl die Autorin ja allseits gefeiert wird, hat mich „Wie die Luft zum Atmen“ leider überhaupt nicht überzeugt und ich bin enttäuscht.

(kleinere Spoiler vorhanden)

Ich muss zugeben, dass ich wohl gerade vielleicht auch nicht so in Stimmung für so tiefdramatische Liebesgeschichten bin, vielleicht war es der falsche Zeitpunkt für mich. Aber trotzdem: Das Buch war irgendwie seltsam. Erstmal ging mir die „Annäherung“ von Liz und Tristan viel zu schnell. Dreimal gesehen, nur angemotzt, plötzlich küsst er sie. Und wie die beiden dann anfangen miteinander zu schlafen und sich dabei ihre verstorbenen Partnerin vorstellen – ich kann verstehen, dass sie so versuchen, ihren Schmerz zu lindern, und sie sagen ja selber auch, dass sie wissen, dass es toxisch ist. Aber trotzdem fand ich es etwas verstörend.
Und dann bestand das Buch eine ganze Zeit lang nur aus kitschigen Pseudo-Lebensweisheiten in jedem zweiten Satz, kombiniert mit Sexszenen, die mich nicht überzeugt haben. (Dazu gabs allerlei Handlungen zwischen den beiden, die ich irgendwie absurd fand, wie z.B., dass sie ständig ihre geöffneten Lippen aufeinanderlegen und gegenseitig die selbe Luft ein- und wieder ausatmen. Habt ihr das mal ausprobiert? Ich schon – es ist einfach nur furchtbar unangenehm, wenn mans mehr als einen Atemzug lang macht!). Handlung gabs erstmal nicht wirklich.
Die kam dann zwar schließlich doch noch, aber gerade zum Ende hin wurde es irgendwie zu abgespaced. Die Sache mit Tanner und dem Fall mit Emma war mir plötzlich zu abstrus, ich hab mich gefühlt wie in einem Psychothriller, was an sich hätte echt gut werden können, wenn man das ganze denn mehr ausgebaut hätte. Aber so war es einfach viel zu schnell angefangen und sofort wieder aufgelöst (insgesamt gefühlt 10 Seiten) und es passte einfach nicht mehr zum Rest des Buches.

Weder Tristan noch Liz haben in irgendeiner Weise den Verlust ihrer Familie aufgearbeitet und überwunden (außer vielleicht ohne unser Wissen in den Monaten, die einfach ausgelassen wurden?) und deshalb ist es für mich unlogisch, dass die beiden plötzlich eine ernsthafte, glückliche, gesunde(!) Beziehung entwickeln können. Dementsprechend war für mich das Ende auch nicht nachvollziehbar.

Und Faye, die beste Freundin von Liz ... die war einfach unfassbar anstrengend und nervig. Sie versuchte mit ihren ständigen Anspielungen und Witzen über Sex und ihren Synonymen für „Penis“ vermutlich „hip“ und „modern“ und „locker“ rüberzukommen, wirkte auf mich aber wie ein peinliches pubertäres Mädchen. Konnte der nicht mal jemand sagen, dass sie die Klappe halten soll? (Von Emma hingegen hätte ich gern mehr gehabt.)

Warum ich trotzdem doch 2,5 Sterne vergebe (und auf den Plattformen, wo man keine halben Sterne geben kann, auf 3 aufrunde)?
Weil ich Potenzial gesehen habe. Weil mir die Idee an sich, die dem Buch zugrunde liegt, wirklich gefallen hat. Weil ich zumindest zwischendurch die Anfänge eines tollen Schreibstils erkennen konnte, der vielversprechend klang (das hier ist immerhin ihr allererstes Buch gewesen, man entwickelt sich ja auch weiter). Weil ich durchaus ab und zu die Schmerzen der Protagonist
innen nachfühlen konnte und mir Liz und Tristan ja nicht unsympathisch waren oder so!

Ich werds nochmal mit einem Buch von Brittainy C. Cherry versuchen, aber dann eins ihrer neueren. Den Rest der Romance Elements Reihe werde ich weglassen.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Leider nichts für mich

Farbenasche & Seelentinte
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Coryn hat eine seltsame Gabe, die niemand zu verstehen scheint und über die sie nicht reden kann. Sie sieht Gefühle von anderen in farbigen Schleiern. Eigentlich hat sie aufgehört, das zu hinterfragen ...

Coryn hat eine seltsame Gabe, die niemand zu verstehen scheint und über die sie nicht reden kann. Sie sieht Gefühle von anderen in farbigen Schleiern. Eigentlich hat sie aufgehört, das zu hinterfragen – bis sie eines Tages angegriffen wird und ihre einzige Rettung die Flucht ins Feenreich Feja ist. Dort landet sie mitten zwischen zwei Fronten und steckt plötzlich tiefer in der Fehde mit drin als sie je gedacht hätte ...

Wo soll ich anfangen. Für mich war das Buch leider wirklich nichts, auch wenn ich mich sehr drauf gefreut hatte. Einen Fantasy-Einzelband mit außergewöhnlichem Ausgangspunkt und viel Potenzial. Das ist es auch definitiv. Ein Feenreich ist nicht unbedingt was neues, aber die ganze Sache mit den farbigen Schleiern, was sie zeigen, wie man sie beeinflusst etc. fand ich super spannend und mal was Neues. Kreativ, anschaulich. Und auch in dem Feenreich selbst steckt viel drin, was super gut funktionieren kann. Sommer- und Winterfeen, Konflikte, magische Wesen. Ein wirklich wirklich schönes Grundgerüst, das möchte ich an dieser Stelle betonen!

Aber an der Umsetzung ist es für mich gescheitert. Das kann ich wohl größtenteils mit dem Schreibstil begründen. Für mich war der leider völlig wirr und unverständlich, dabei teilweise ziemlich anstrengend. Und zwar aus verschiedenen Blickwinkeln. Zum einen hat es sich oft wie ein nüchterner Erzählungsbericht angefühlt in der Hinsicht, dass Szenen runtergerattert wurden, ohne dass wir sie miterleben konnten. Also ohne dass man Dialoge oder ähnliches live und in Farbe mitbekommen hätte. Es wird quasi etwas berichtet, was wohl eben passiert ist und zwar wie eine Zusammenfassung. Ich hatte meist nicht das Gefühl, ich wäre dabei gewesen. Zum anderen war es für mich oft unnötig kompliziert formuliert. Es wird deutlich, dass die Autorin einen besonders verschnörkelten, metaphorischen Schreibstil haben wollte und an sich find ich das auch keineswegs schlecht. Aber es wurde dabei teilweise unverständlich, sodass ich Passagen, manchmal einzelne Sätze mehrmals lesen musste, um noch durchzufinden. Und bei den vielen Metaphern wusste ich teils nicht, ob das gerade wirklich passiert oder nicht. Schießen dem gerade wirklich Blitze aus den Augen? Zerfällt da wirklich grad einer zu Asche? Brodelt da wirklich ein Feuer? War das alles nur metaphorisch gemeint? Ich habs einfach nicht verstanden, weil es für mich so wirr wurde. Des Weiteren hat es mir die Zeit und wie sie in Feja funktioniert noch schwerer gemacht. Ich finds cool, dass sie anders funktioniert als in der Menschenwelt, die Idee (und was das für die Verbindung beider Welten bedeutet) hat mir total gut gefallen! Aber was ich schwierig fand, war, dass einige Kapitel quasi "falsch herum" angeordnet waren. Also es passierte was und im Kapitel danach waren wir zeitlich gesehen plötzlich davor und bis ich das dann kapiert habe, war ich bereits verloren. Erst später ist mir aufgefallen, dass man auf die ungewohnte Zeitrechnung am Anfang der Kapitel achten muss, um sich die Reihenfolge zu erschließen. Aber warum es so gesetzt wurde, versteh ich immer noch nicht. Insgesamt ist es dem Buch bei mir also leider nicht gelungen, irgendwie Spannung aufzubauen, die Szenen wirkten auf mich zusammengewürfelt und anstrengend, teilweise nicht zielführend. Ein Funken Neugier hat das Buch aber trotzdem in mir entfacht, denn ich wollte es auch nicht abbrechen, ich wollte schon wissen, wie alles weitergeht und wie es enden wird.

Leider hab ich aber auch zu den Charakteren keine Bindung aufbauen können. Niemand von denen hatte besonders viel charakterlichen Tiefgang oder einzigartige Eigenschaften. Ich fand die meisten völlig austauschbar, weil ich sie gar nicht näher kennenlernen durfte. Nachvollziehbare Entwicklungen hat kaum jemand durchgemacht, bzw. im Fall eines Mannes zum Beispiel hat der mitten im Buch plötzlich eine 180 Grad-Wende gemacht, die mich völlig irritiert hat. Erst ist er abgrundtief böse, ohne positive Gefühle, hatte kein Problem damit, dass seine Familie ermordet wurde. Und einige Kapitel später heißt es plötzlich, er hätte damals geweint und vermisst außerdem seine geliebte Tante. Solch Charakterentwicklungen müssen sich ... nun ja, entwickeln, und nicht von jetzt auf gleich anders sein.
Und darüber hinaus: Statt zu erleben, wie sie alle zueinander stehen, wie eng ihre Freundschaften sind, was sie verbindet, was sie ausmacht, wird mir sowas nur in einem erklärenden Satz vor die Füße gelegt. "X war doch meine beste Freundin und ihr Verrat schmerzte tief" – nur, dass ich irgendwie gar nicht mitbekommen habe, dass sie so eng befreundet gewesen sein sollten? Es reicht nicht, das einmal zu beschreiben, ich muss das fühlen. Statt "show, don't tell" haben wir hier jede Menge tell. Gleichzeitig kam es mir dafür, dass sie sich alle angeblich so nahe standen, oft sehr seltsam vor, dass sie Dinge einfach hinnahmen und gar nicht hinterfragt haben. Da wurde jemand entführt und als die Person nicht Tage später wieder einfach auftauchte, dachte man sich, oh die ist wohl tot, und macht einfach weiter. Mir wurde kaum Chance gelassen, eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen oder überhaupt deren Bindungen untereinander nachzuempfinden.

Das waren so meine Haupt-Kritikpunkte. Ich freue mich total, wenn andere Leute Spaß an dem Buch hatten und es gerne mochten. Es können eben nicht alle die gleichen Bücher feiern. Für mich jedoch war es eine Geschichte mit viel Potenzial und super spannenden, kreativen Punkten, die mir in der Umsetzung aber leider so überhaupt nicht gefallen hat. Deswegen kann ich leider maximal 2 Sterne geben.

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