Profilbild von BiblioJess

BiblioJess

Lesejury Star
offline

BiblioJess ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit BiblioJess über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2020

Menschliche Abgründe bis ins Absurde

Je tiefer das Wasser
0

„Wünscht du dir nicht auch, dass alles wieder wie früher wird? Bevor das passiert ist, bevor Mom depressiv wurde.“ „Manchmal denke ich, wir sind in verschiedenen Familien aufgewachsen.“

Edie und Mae ...

„Wünscht du dir nicht auch, dass alles wieder wie früher wird? Bevor das passiert ist, bevor Mom depressiv wurde.“ „Manchmal denke ich, wir sind in verschiedenen Familien aufgewachsen.“

Edie und Mae werden zu ihrem Vater verfrachtet. Dem berühmten Schriftsteller, den sie gar nicht kennen. Sie sind nämlich bei ihrer Mutter aufgewachsen, die schon lange depressiv ist und jetzt versucht hat, sich umzubringen. Für Edie ist der Umzug zu ihrem treulosen Vater eine Katastrophe. Für Mae ist es die langersehnte Befreiung von ihrer Mutter. Beide wird diese kurze Zeit für immer brandmarken.



„Je tiefer das Wasser“ folgt weniger einer ausgereiften Handlung, sondern eher den inneren Gefühlsregungen und Ansichten der Personen. Geschildert werden die sich entwickelnden Beziehungen innerhalb der Familie, ab dem Zeitpunkt wo die Töchter bei ihrem Vater ankommen. Meistens aus Sicht der beiden Töchter. Unterbrochen wird das von zum Beispiel Tagebucheinträgen oder Briefen aus der Vergangenheit, die die Beziehung der Eltern beleuchten, und kurzen Kapiteln aus der Sicht von Nebencharakteren, die ihre Eindrücke zu der Situation schildern.

Diese verschiedenen Perspektiven und Zeitformen, die bunt gemischt werden, haben es mir teilweise schwer gemacht, dem Ganzen zu folgen, man muss schon sehr aufpassen beim Lesen. Allerdings hat es auch eine angenehme Dynamik reingebracht, weil man so nicht in den Gedanken von nur einer Person gefangen war, was gerade bei diesem Buch unglaublich wichtig ist.
Denn keine der Personen schätzt die jeweiligen Situationen gleich ein. Warm werden konnte ich mit keiner, denn sie alle waren eher unsympathisch und sie alle schienen ziemlich gestört zu sein. Vor allem der Kern des ganzen – Mutter, Vater und die beiden Töchter.

Obsessionen, ungesunde Abhängigkeit, Schizophrenie, Realitätsverlust bzw. Wahrnehmungsstörungen, labiles Selbstwertgefühl, Empathielosigkeit, besitzergreifende Tendenzen. In dieser Familie scheint es bei jeder Person ein bisschen von allem zu geben. Sie verzehren sich gegenseitig, körperlich, mental. Die ganze Familie scheint verseucht zu sein und es wird während des Buches immer schlimmer.

Ich hatte ein Familiendrama erwartet, aber das ist noch untertrieben für das, was in der Familie abgeht. Wenn es jemals eine toxische und perverse Familiendynamik gab, dann hier. Jedes einzelne Beziehungsgeflecht hat mich zutiefst verstört.

So schlimm, dass ich es teilweise echt abstoßend fand, was mir das Lesen etwas erschwert hat. Wenn der Vater in seinem Schreibwahn irgendwann seine 14-jährige Tochter mit seiner Ex-Frau verwechselt, in den beiden ein und dieselbe Person sieht und die Tochter in einer Identitätskrise landet, weil sie selber nicht mehr weiß, wer von beiden sie eigentlich ist ... das hat mich absolut schockiert, aber irgendwann wurde es auch einfach nur absurd. Beworben wird das Buch mit den Worten „Über das, was in unserem Inneren tobt, und die Wirklichkeit.“ Ganz ehrlich – ich kann nur ganz stark hoffen, dass es in keiner Familie wirklich so aussieht.

An sich ist es gut geschrieben, eindringlich. Die Autorin schafft es einen regelrechten Sog zu erschaffen, Ekel und Faszination vermischen sich und man ist voller Unglaube in dieser Familiendynamik gefangen. Aber teilweise war es mir dann einfach zu viel. Zu befremdlich, zu skurril, zu unrealistisch, einfach zu verstörend. Ich kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob mir das Buch gefallen hat.



Aber auf jeden Fall bleibt „Je tiefer das Wasser“ im Gedächtnis. Es ist alles andere als ein Wohlfühlbuch, verstörend und eindrucksvoll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.06.2023

Schöne Idee nicht so gut umgesetzt (2-2,5)

Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie
0

Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall ...

Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall Academy geschickt. Neben dem außergewöhnlchen Unterricht, muss sie auch mit allerlei anderen Dingen lernen, umzugehen. Da wäre zum Beispiel Jason, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch einige mysteriöse Vorkommnisse lassen Lilly schon bald vermuten, dass an der Academy etwas nicht mit rechten Dingen zu sich geht.


Mir ist es vorab ein Bedürfnis, erstmal zu sagen, dass ich nicht finde, dass wir hier einen Harry Potter-Abklatsch haben. Ja, es ist eine Zauberschule mit Zauberunterricht. Ja, es geht um Hexen und Magie. Ja, es gibt einige Parallelen und man merkt, dass die Autorin sich von ihrer Liebe zu Harry Potter hat inspirieren lassen. Aber 1. Welcher Autorin lässt denn bitte nicht seine Lieblingsgeschichten oder -aspekte mit in eigene Werke einfließen? Es wiederholt sich eh immer überall alles mögliche in Büchern. Da wird sich auch nicht beschwert, wenn es den tausendsten Auserwählten gibt, der die magische Welt retten soll. Oder es sich mal wieder um irgendwelche Fantasy-Königs/Adelshäuser dreht. Naja und 2. gibt es doch genügend Unterschiede. Protagonistin, Alter, Vorkommnisse an der Academy, Handlungsverlauf. Das alles ist nicht mit Harry Potter zu vergleichen, weshalb ich es nicht nachvollziehen kann, wenn alle das so stark hervorheben.

Nun, nichtdestotrotz hat mir das Buch nicht wirklich gefallen. Nur eben aus anderen Gründen. Erst einmal fand ich das Setting nicht störend, wie oben erklärt, sondern mochte es sogar. Ich mag Hexengeschichten. Ich mag magische Academys. Und Ravenhall klang wirklich schön. Die Idee drumherum, dass Lilly von ihrer Oma ihr magisches Erbe erfährt, dass sie dort lernen muss, Freunde und Feinde kennenlernt, seltsamen Geschehnissen auf die Spur geht – das alles ist ein super Rezept für eine ganz tolle Geschichte, was von mir auf jeden Fall Lob bekommt. Aber naja, wenn die Zutaten nicht vernünftig zusammengemischt oder zubereitet werden, kann auch aus einem guten Rezept ein schlechtes Gericht werden. Wobei ich schlecht etwas zu hart finde. Das Buch ist nicht schlecht. Ich glaube nur, dass die Autorin noch einiges an Arbeit vor sich hat, um richtig runde Geschichten zu schreiben.

Kommen wir zur Academy selbst. Ein wunderbares, überzeugendes Setting. Nur hat mir einiges an logischen Erklärungen gefehlt. Ich hatte das Gefühl, die Acdemy war nur Mittel zum Zweck, um Lilly an einen interessanten Ort zu platzieren. Aber die Academy an sich muss eben auch Sinn machen. Wieso sind Gleichaltrige in unterschiedlichen Jahrgängen? Kann man in jedem beliebigen Alter anfangen? Wonach geht es, wann wer anfängt? Warum ist Lilly gleichzeitig eingetroffen mit Leuten, die schon ihr ganzes Leben in der magischen Welt verbringen? GIbt es Prüfungen? Bekommt man einen Abschluss? Bekommen den alle im gleichen Alter oder alle einfach nach zwei Jahren? Wonach geht die Aufnahme dort? Für mich wurde in keinerlei Hinsicht ausreichend erklärt, wie das ganze System überhaupt funktioniert.

Die Handlung war durchaus interessant und hat mich neugierig gemacht. In guten Abständen gab es neue Vorfälle oder Hinweise. Cozy Szenen haben sich mit dramatischen Szenen super abgewechselt, eine sehr schöne Mischung, die grundsätzlich funktioniert. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass nichts davon bis zum Ende gedacht war. Beziehungsweise, nicht ausführlich genug durchdacht. Die Szenen fühlten sich alle recht sprunghaft an, sie waren sehr kurz. Da setzte Lilly sich gerade zu Beginn in den Unterricht und nach einem Dialog ist es wieder vorbei. Auch Unterhaltungen von Charakteren zu verschiedenen Themen waren etwas lieblos abgearbeitet, auf das wesentlichste reduziert und dann wars wieder vorbei. Dadurch wirkte alles, vor allem die Dialoge, total hölzern und unecht. Das hätte sprachlich alles tiefergehender ausgebaut werden müssen. Dahingehend war mir der Schreibstil leider zu flach. Und es gab einfach zu viele Wiederholungen und einfache Sätze und wenig abwechslungsreiche Satzstrukturen. Für Dialoge gab es gefühlt einen Pool aus fünf Aktionen, die die Charaktere dabei machen (Stirn runzeln, lächeln, Schultern zucken, o.ä.) und darüber hinaus gabs wenig. Und ich fürchte, ich kann nie wieder den Begriff Hundelady lesen.

Die Charaktere waren in ihrem Grundgerüst schön angelegt und so, wie man sie aus unserer Bookstagram- und Fantasy-Bubble kennt und liebt. Die Protagonistin, die neu in die Welt kommt, zunächst unsicher, aber sich nicht unterkriegen lässt. Der geheimnisvolle Bad Boy, der erst abweisend ist, bis sich eine Verbindung zwischen ihnen aufbaut. Nur leider fühlte es sich wirklich so an, als wollte die Autorin einfach nur dieses typische Trope bedienen, ohne die Charaktere tatsächlich selbst rund anzulegen. Sie waren wahnsinnig flach gehalten, ohne jeden Tiefgang in der Persönlichkeit. Oder mit besonderen Eigenheiten, die sie ausmachen. Und Jason war zu Beginn ohne auch nur irgendeinen einzigen Grund absolut unnahbar, nur um dann ganz plötzlich unsterblich in Lilly verliebt zu sein und ihre Nähe zu suchen. Also wirklich plötzlich. Da gab es keine Entwicklung in seinem Charakter. Kein Annähern. Keine Interaktion zwischen den beiden, die begründen würde, warum er ganz plötzlich so großes Interesse an ihr hat. Es steckt wirklich nur ein "Oh, es kommt in Büchern gut an, wenn der Typ erst abweisend ist und dann aber sich in sie verliebt" in dieser Konstruktion der beiden, ohne dass das bis zum Ende durchdacht worden ist. Auch die Nebencharkatere waren ähnlich eindimensional.


An sich war das Buch eine kurzweilige, nette Unterhaltung, das Setting schön und die Story hat durchaus neugierig gemacht. Ich bin noch am überlegen, Band 2 trotzdem noch zu lesen. Aber leider fühlt sich eigentlich alles an diesem Buch – Schreibstil, Setting, Charaktere, Handlungsverlauf – an, als hätte man versucht, Dinge, die in Büchern gut ankommen, zusammenzuschustern, ohne richtig Substanz reinzuarbeiten, ohne das ganze richtig bis zum Ende zu denken und auszuformulieren. Kann sein, dass die Kreativität und die Leidenschaft bei der Autorin mehr als ausreichend da sind, aber meiner Meinung nach mangelt es in Sachen "Handwerk des Schreibens". Was man ja aber durchaus lernen, trainieren kann.
Ich glaube aber, dass dieses Buch jüngeren Leser*innen, die vielleicht auch noch nicht so viel in dem Genre gelesen haben und diese ganzen Tropes und typischen Dinge noch nicht so gut kennen, wesentlich besser gefallen wird. Vielleicht also ein schönes Einstiegs-Jugendbuch?!
Von mir gibt's 2-2,5 Sterne für Ravenhall Academy.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2022

Faszinierende Idee in der Umsetzung gescheiter

Glacial Blue
0

Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen ...

Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten Puzzleteile zusammensetzt, wird sein Schicksal enger mit einer Nicht-Reisenden verknüpft, als er für möglich gehalten hätte. Aber letztendlich kommt sowieso alles immer, wie es kommen muss – oder?


Für mich war "Glacial Blue" eine superspannende Thematik, die unbefriedigend umgesetzt wurde. Ich mag Zeitreise-Geschichten total gerne, obwohl sie gleichzeitig auch schnell in die Hose gehen können. Weil man Logikfehler übersieht, sich in Sackgassen verrennt oder wie hier einfach zu viel Chaos anrichtet. Denn Zeitreisebücher müssen nicht zwangsläufig auch konfus geschrieben werden, aber so war es für mich hier. Es wurde herumgesprungen, Sachen nur halb auserzählt, Anekdoten in den Raum geworfen, mit denen ich nichts anfangen konnte, Puzzleteile durch die Gegend geworfen, Szenen umgedichtet und parallel erzählt, sodass ich nicht mehr durchgefunden hab, was eigentlich geschehen ist, und am Ende ging mir bei zu vielen Punkten der rote Faden flöten. Gleichzeitig ist aber eigentlich kaum was passiert, außer dass Nathan in der Zeit umherhüpft, redet und sich Fragen stellt. So richtig aufgeklärt wird eigentlich auch nichts. Dazu kommt, dass das Buch in einem ziemlich distanzierten Schreibstil verfasst ist. Dadurch, dass zwar Nathan den Hauptfokus trägt, aber trotzdem oft die Sichtweise gewechselt wird, und das alles in Erzählperspektive, kombiniert mit wirren Situationen, hat das Buch es leider nicht ansatzweise geschafft, dass ich eine Verbindung zu einem der Charaktere aufbauen konnte. Fast alle sind mir als Persönlichkeiten selbst sehr blass, austauschbar und uninteressant vorgekommen.

Die Idee dahinter, der Plot an sich, die Art und Weise, wie mit Zeitreisen umgegangen wird, dass man Zeitreisende wohl nicht töten kann, wie man Dinge beeinflussen kann oder eben auch nicht – das alles hat mir gefallen und mich thematisch total fasziniert. Es ist ein supercooler Ansatz, der ordentlich hergibt für eine mega Story. Aber die Umsetzung war leider nicht meins.

Wobei ich es auch nicht unfassbar schlecht fand! Es hat mich durchaus soweit gefesselt, dass ich weitergelesen und nicht abgebrochen hab. Dass ich wissen wollte, was Nathan noch herausfindet. Was Salea mit allem zu tun hat. Welche Rolle der Globus bei allem spielt (was mich aber leider enttäuscht hat). Wer hinter dem Anschlag steckt und warum. Was ist seine Geschichte? Es waren sehr viele interessante Aspekte drin, die mich festgehalten haben. Aber am Ende blieb ich ziemlich unzufrieden zurück und war mir nicht sicher, was ich davon mitnehmen soll.
Für mich sinds daher 2,5 Sterne. Aber wer sich nicht so daran stört, dass es konfus ist und man am Ende keine genauen Antworten bekommt, hat bestimmt mehr Spaß daran als ich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2021

Bei mir kamen keine Gefühle an

Mein Glück in deinen Händen
0

Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger ...

Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger sein. Sara beschließt, den beiden ihren Hochzeitstag zu versauen und Carter zurückzugewinnen. Doch während sie erst noch von verletztem Stolz und Rachegefühlen geleitet wird, muss sie irgendwann feststellen, dass ihr auch noch andere Wege offenstehen und vielleicht etwas Besseres auf sie wartet.


Ich hatte mich auf „Mein Glück in deinen Händen“ gefreut, das Buch sieht hübsch aus und es klang nach eine leichten, süßen Romanze mit etwas Humor. Leider wurde ich enttäuscht und obwohl meine Erwartungen gar nicht hoch waren, wurden sie nicht erfüllt.

An sich ist die Story ganz okay, der Ausgangspunkt interessant – zwei Schwestern im Streit, der Freund zwischen den Stühlen, eine Geschichte darüber, wie Sara lernen muss, über Carter hinwegzukommen. Das hat alles viel Potenzial. Sowohl Geschichte als auch Charaktere. Aber die Umsetzung war nicht meins.

Erstmal wurde ich mit den Charakteren nicht warm. Sara war mir zu anstrengend und zu kindisch (sie ist 38?!) und ihr Verhalten/ihre Entscheidungen fand ich manchmal sehr seltsam. Aber Mariel fand ich fast noch schlimmer. Sie kam mir sehr egoistisch und oberflächlich vor. Die Mutter hatte den Vogel abgeschossen. Carter und David, ein anderer männlicher Hauptcharakter, blieben mir hingegen zu blass.

Die Handlung verstrickt sich in absurde Nebengeschichten, die meiner Meinung nach wenig mit der Story zu tun haben und nicht wirklich was dazu beitragen – ich konnte nur den Kopf schütteln (Stichwort Kuchenstory, „Auktion“ etc.). Es geht lange weder um Mariels Hochzeit, noch um Saras Heilungsprozess oder die angeblich neu entwickelnde Liebe. Letztere kam erst plötzlich auf den letzten Seiten und zwar mit einem für mich unrealistischen Twist, bei dem ich ungewollt auflachen musste.

Leider kamen während des Lesens kaum Gefühle an. Die Dialoge waren mir zu unnatürlich, ich hatte oft das Gefühl, dass so, in der gegebenen Situation, doch kein Gespräch verlaufen würde.


Es gab auch mal Lichtblicke und ganz gute Szenen, das Grundgerüst ist schön, aber für mehr als 2 (bis 2,5) Sterne reicht es für mich leider nicht. Schade. Es freut mich aber, wenn es anderen besser gefallen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2021

Schreibstil distanziert und durcheinander

Die einzige Geschichte
0

„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und ...

„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und sie sich in ihn. Gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz gehen sie eine Beziehung ein, anfangs sehr glücklich, doch mit der Zeit merkt Paul, dass diese Liebe zu leben eine große Herausforderung bedeutet.


Ich wusste von Anfang an, dass dieses Buch abstrakter und philosophischer ist als ein „typischer“ Liebesroman aus der Unterhaltungsliteratur. So ist das Buch aufgemacht, so wird es vermarktet. Was ich bekommen habe, und mir gefallen hat, sind interessante Erkenntnisse und Überlegungen des Protagonisten, einige schöne Weisheiten und ein Ausganspunkt mit Potenzial.
Leider kam ich mit der Schreibweise nicht klar, was nicht daran liegt, dass sie mir zu hoch war oder ich einen versteckten Sinn nicht erkannt habe. Es war einfach sehr durcheinander und distanziert.

Man hat kaum etwas von der eigentlichen Beziehung mitbekommen, es wurde alles aus Rückblendungen und nur in einzelnen Erinnerungen erzählt, die weder chronologisch waren noch eine stringente Handlung ergaben. Das mag als Kunstform gedacht sein, hat aber nur dafür gesorgt, dass die Charaktere kein Stück nahbar wurden, ich sie nicht wirklich kennenlernen und dementsprechend auch die Gefühle nicht nachempfinden konnte. Dazu kam der wirre Schreibstil – es wurde munter wechselnd mal in Ich-Form (zum Teil Paul als alter Mann), mal in der Du-Form und mal in der Er-Form geschrieben. Dazu mal im Präsens und mal im Präteritum. Das machte das Lesen mühsam. Zudem wusste ich manchmal bei den Präsensformen, wenn Paul Gedanken ausführte, nicht, ob da der 19-jährige Paul sprach, weil diese Szene einfach im Präsens geschrieben wurde, oder ob das die Überlegungen des alten Pauls sind.

Es gab immer mal Lichtblicke – die Idee war interessant, das etwas Philosophischere mochte ich; den teilweise ernüchternden Blick auf eine Liebe, die nicht rosarot ist, sondern große Hindernisse mit sich bringt –, aber insgesamt hat mir das Lesen leider keinen Spaß gemacht. Was aber nicht heißt, dass es anderen nicht mehr zusagen kann, ist schließlich meine persönliche Leseerfahrung. Von mir gibt’s 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere