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Veröffentlicht am 09.01.2022

"Die einzige Konstante meiner Mission war die stätige Veränderung.

Ein Krankenhaus im Kongo
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Robert Kösch erzählt in seinem Buch "Ein Krankenhaus im Kongo" so lebhaft von seiner Zeit als Logistiker für Ärzte ohne Grenzen  das man das Gefühl hat dabeigewesen zu sein. Als er die Entscheidung trifft ...

Robert Kösch erzählt in seinem Buch "Ein Krankenhaus im Kongo" so lebhaft von seiner Zeit als Logistiker für Ärzte ohne Grenzen  das man das Gefühl hat dabeigewesen zu sein. Als er die Entscheidung trifft in den Kongo zu gehen ist ihm nicht bewusst was er für einen Kulturschock erleben wird.

Er wird Zeuge davon wie Menschen auf eine vermeintliche Hexe losgehen, muss um entführte Kollegen bangen und versucht irgendwie zusammen mit seinen Kollegen im Angesicht von Cholera, schlechtester Infrastruktur und ungewohnten klimatischen Bedingungen ein Krankenhaus zu bauen. Immer wieder merkt er das er mit seinem westlichen Denken nicht weiterkommt und stößt immer wieder an seine Grenzen. So nimmt nicht nur der Plan des Krankenhauses Gestalt an sondern Robert merkt wie er sich mehr und mehr verändert.

Doch dann treten plötzlich die ersten Coronafälle auf und die NGOs werden nervös. Die Einheimischen lassen sich nicht wirklich aus der Ruhe bringen da sie schon mit Aids, Cholera und anderen Krankheiten klarkommen müssen. Allerdings beschließen mehr und mehr Kollegen des Internationalen Teams in ihre Heimatländer zurückzukehren und so zerfällt das Team langsam.

Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Es war sehr interessant etwas über die Arbeit bei einer NGO zu erfahren und mehr über den Kongo, ein Land das seit Jahrzehnten immer wieder von Konflikten und Krankheiten gebeutelt wird, zu erfahren.

Ich kann das Buch wirklich jedem nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 01.01.2022

Die Geschichte der Signe Munch

Die Malerin des Nordlichts
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[TW: Antisemitismus, Krieg, Tod, Suizid]

"Male nicht was du siehst, Signe, sondern das, was in deinem Kopf ist."

Die Malerin des Nordlichts erzählt die Geschichte von Signe Munch. Als Künstlerin immer ...

[TW: Antisemitismus, Krieg, Tod, Suizid]

"Male nicht was du siehst, Signe, sondern das, was in deinem Kopf ist."

Die Malerin des Nordlichts erzählt die Geschichte von Signe Munch. Als Künstlerin immer im Schatten ihres Onkels stehend, als Frau immer mit den Folgen der Handlungen ihrer Mutter lebend, die die Familie verlassen hat um Knut Hamsun nachzustellen und in einer unglücklichen Ehe gefangen lernt sie in Laufe der Handlung langsam was es heißt für seine Ideale einzustehen und gewinnt immer mehr an Courage.

Nach der Trennung von ihrem ersten Mann lernt sie Einar kennen, Musiklehrer und sehr feinsinnig. Die beiden werden ein Paar und heiraten schließlich. Signe beginnt einen Zyklus zu Malen der die Titel "Laster der Menschheit" trägt. Angefangen bei Wollust und Geiz, inspiriert von Begegnungen mit Menschen die sie porträtiert und so als Sinnbild für die Sünden darstellt.
Alles scheint gut zu laufen, doch dann gewinnen die Nazis immer mehr an Macht. Einar schließt sich der Resistance an und begibt sich dadurch in große Gefahr. Die Nazis versuchen Signe dazu zu überreden eine Reihe der Laster zu Malen die alle schlechten Eigenschaften als Juden darstellen. Das lehnt sie natürlich ab wodurch auch sie in die Politischen Wirren gerät und als Feind betrachtet wird.
Nach und nach wird die Situation immer schwieriger, Signes Freunde verlassen das Land und es ist nicht mehr zu leugnen das sich etwas schreckliches anbahnt. Signe soll als Lockvogel für die Resistance arbeiten was ihr große Sorgen bereitet. Nun arbeitet sie zum Schein auf beiden Seiten.
Wird und kann das gutgehen?

Dieser Roman hat mich sehr beeindruckt. Ich wusste davor gar nichts über diese bemerkenswerte Frau, die im Lauf der Handlung eine unglaubliche Entwicklung durchmacht und ein so tragisches Ende nimmt.
Lena Johansson hat es hervorragend gemeistert sie in ihrem Roman zum Leben zu erwecken.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Der Junge, der auf einem Esel ritt
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"Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens musst du dich zuerst mit deinen Gedanken auseinandersetzen. Sie schaffen deine Realität. Sie können dich versklaven und weit wegführen von deinem eigentlichen Sinn. ...

"Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens musst du dich zuerst mit deinen Gedanken auseinandersetzen. Sie schaffen deine Realität. Sie können dich versklaven und weit wegführen von deinem eigentlichen Sinn. Sie können dich ablenken und in die Irre führen. Aber wenn du dich ihnen aufrichtig stellst, führen sie dich ein gutes Stück des Weges in Richtung deines Lebenssinns. "

In diesem Roman begegnet uns ein Protagonist der nach dem Tod seines Vaters sehr leidet und versucht wieder einen Sinn im Leben zu finden. Er begibt sich auf eine Reise und begegnet im Traum einem Beduinen der ihn dazu bringt zu philosophieren und über sein Leben nachzudenken.
Daraufhin entfaltet sich die Geschichte einer Sinnsuche die mit unzähligen Träumen von dem Beduinen verbunden ist und vielen Einsichten.

"Das Leben ist wie die Musik und der Tanz. Wir hören der Musik nicht zu, um zum Ende zu kommen, und wir tanzen nicht, um einen bestimmten Ort im Raum zu erreichen. Wir hören die Musik, um ihrer selbst willen. Wir tanzen für den Augenblick, den wir tanzen. Wir versenken uns darin und streben nicht nach einem Ziel. Ein Ziel würde uns nur, wenn wir es erst einmal erreicht haben, wieder zurückwerfen. Es würde eine neue Suche nach einem neuen Ziel beginnen". (S. 148)
Das ist für mich wohl Toms Zentrale, wichtigste Einsicht da sie ihm sozusagen Freiheit schenkt. Wir streben immer nach dem höheren, wollen schneller, höher, weiter und mehr, doch eigentlich geht es darum bei sich selbst anzukommen und zu lernen das es nicht immer um den Wettkampf geht sondern es am Ende des Tages am wichtigsten ist das wir mit dem was wir an diesem Tag geschafft haben zufrieden sein können.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Der nie abgeschickte Brief

Auf Erden sind wir kurz grandios
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"Vielleicht ist ein Überlebender der letzte Heimkehrer, der letzte Monarchfalter, der sich auf einem Zweig niederlässt, der sich bereits biegt unter Geistern."
Auf Erden sind wir kurz grandios S 22

Ocean ...

"Vielleicht ist ein Überlebender der letzte Heimkehrer, der letzte Monarchfalter, der sich auf einem Zweig niederlässt, der sich bereits biegt unter Geistern."
Auf Erden sind wir kurz grandios S 22

Ocean Vuong hat einen Roman komplett in Briefform geschrieben. Anhand dieses Briefes an seine Mutter erfahren wir die Geschichte von Little Dog. Dogs Mutter jedoch wird diesen Brief leider nie lesen da sie Analphabetin ist. Trotzdem schreibt little Dog und legt sein ganzes Herz offen. Er erzählt seiner Mutter von "dem Krieg der in deinem Kopf Stadtfand" was als Kind seine Erklärung für die sie plagende Posttraumatische Belastungsstörung war. Little Dog kehrt in seinem Brief sein innerstes nach außen, begibt sich sozusagen auf spurensuche in sein eigenes innerres und bringt es zu Papier.

Dieser Roman war für mich etwas ganz besonderes. Der Schreibstil von Ocean Vuong war sowohl klar als auch mit leisen untertönen versehen die direkt ins Herz gingen. Little Dog ist jemand der versucht logisch zu begreifen was man eigentlich rational nicht erklären kann sondern fühlen muss. Dieser Lernprozess ist interessant zu beobachten. Es werden viele Themen angeschnitten. Little Dog versucht das Verhalten seiner Mutter zu verstehen, erzählt von ihrer und seiner eigenen Geschichte, es geht darum wie little Dog seine Liebe zu einem Farmarbeiter mit dem er zusammenarbeitet bemerkt und wie er damit umgeht. Er versucht seiner Mutter zu erklären warum er ihr nicht sagen konnte das er Homosexuell ist. Little Dog wird nie begreifen das Liebe und Intimität nichts zu tun haben mit gewalt und Schmerz. Seine erste Liebe wird an einer Überdosis sterben, er wird Freunde an AIDS und Drogen verlieren und zusehen wie sich Menschen selbst zerstören weil sie niemals in diese Welt in die sie Geboren wurden zu passen Scheinen, wird sich genauso fremd fühlen wie seine Freunde, wo sie doch in diesem Land geboren wurden, sich verlieren wie seine Mutter die den Krieg nicht aus ihrem Kopf bekommt.

Es ist ziemlich interessant zu sehen wie Dog versucht das unerklärliche und emotional überforderne rational zu verstehen und daran scheitert. So werden viele Themen in diesen Brief bzw die Handlung eingebettet und es entsteht ein sehr interessantes Buch das mich durch seine wunderbare Sprache und den interessanten Inhalt sehr überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Ein tolles Buch

10 Wochen zu früh - Ein einschneidendes Erlebnis
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Vera Fechtig erzählt in ihrem Buch "10 Wochen zu früh" eine sehr persönliche Geschichte.

Als sie mit Zwillingen schwanger ist, was von Grund auf schon als Risikoschwangerschaft gewertet wird und man dann ...

Vera Fechtig erzählt in ihrem Buch "10 Wochen zu früh" eine sehr persönliche Geschichte.

Als sie mit Zwillingen schwanger ist, was von Grund auf schon als Risikoschwangerschaft gewertet wird und man dann auch noch feststellt das man eines der Kinder "holen muss" weil es unterversorgt ist beginnt eine sehr einschneidende, intensive Zeit. Es wird entschieden die Kinder in der 31 Woche per Kaiserschnitt zu holen.
Eine Entscheidung die sehr schwer war, und wenn Vera die Wahl gehabt hätte wären ihre Kinder auf natürlichem Weg zur Welt gekommen. Nach der Geburt sucht sie einen Weg wie sie eine gute Partnerin und Mutter sein kann ohne sich selbst aufzugeben was denke ich ein Balanceakt ist vor dem viele Menschen immer wieder stehen und der oft nicht leicht ist.beruuf, Beziehung, Privatleben unter einen Hut zu bekommen und gleichzeitig auch sagen zu können : Jetzt ist mal zeit um mich nur um mich selbst zu kümmern und wenn es nur 2 Minuten sind ist oft eines der schwersten Dinge im Leben.

Vera erzählt sehr offen von ihren Erfahrungen, Ängsten, zweifeln aber auch von der Freude über ihre Kinder. Ich finde dieses Buch wirklich unglaublich berührend und mutig und ich danke Vera dafür das sie ihre Erfahrungen mit uns teilt.

Dieses Buch hat mich sehr berührt, vor allem da ich selbst zu früh geboren wurde und eine Zeit im Brutkasten verbracht habe.

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