Die wundersame Welt der Lucy Schröder
Lucy Schröders gesammelte WahrheitenMir fällt es nicht leicht, die Geschichte in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Lucy hat nicht viel Liebe erfahren in ihrem jungen Leben, sie hat sich eingeigelt und mit Menschen kann sie gar nicht umgehen. ...
Mir fällt es nicht leicht, die Geschichte in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Lucy hat nicht viel Liebe erfahren in ihrem jungen Leben, sie hat sich eingeigelt und mit Menschen kann sie gar nicht umgehen. Da stellt sie schnell ihre Stacheln auf. Ihre Gabe, manches Ereignis im Leben ihrer Gegenüber vorherzusehen und das dann auch ungefiltert mitzuteilen, beschert ihr auch kaum Freundlichkeit. Aber die will sie gar nicht, gegen Gefühle hilft kein Aspirin, also meidet sie sie. Wenn da nicht ihr Therapeut eine Schockaufgabe stellen würde, sie soll raus in die reale Welt und Kontakte knüpfen, nicht nur in der Geborgenheit ihrer vier Wände, Schneekugeln kreieren. Dass sie ausgerechnet Schneekugeln herstellt, passt wie eine Metapher zu ihrem Leben. Gefangen unter einer gläsernen Hülle, nur wenn von außen geschüttelt wird, gibt es etwas Bewegung. Nun soll sie selbst dafür sorgen, dass ihre Kugel geschüttelt wird. Ausgerechnet im Kaufhaus Schönstedt will sie das in Angriff nehmen.
Die Menschen, denen Lucy auf ihrem Weg begegnet, sind auf ihre Weise ebenso besonders, ein Kaufhausdetektiv in Zirkusuniform, eine Wäscheverkäuferin mit Hang zur Farbe Lila, ein Bettler mit Sauberkeitswahn und natürlich Enno, der schon seit drei Monaten nicht mehr auf ihre Mails antwortet, nach dem sie ihn vor den Kopf gestoßen hat, nur weil er sie persönlich kennenlernen wollte. Je mehr sie sich um Menschen kümmert, desto mehr Menschen kümmern sich um sie und da ist es nur ein kleiner Schritt zu richtigen Gefühlen.
Das Buch entspricht nicht unbedingt meinen üblichen Lesegewohnheiten und doch war ich nach einigen Seiten völlig gefangen. Mir gefällt der Stil, die Sprache, die gleichzeitig mal zart und mal rotzfrech daherkommt. Es gibt jede Menge seltsamer Figuren, magischer Ereignisse, die ich gar nicht hinterfragen wollte, ich habe mich einfach in die Geschichte fallen lassen. Es war wie Zuckerwatte, süß und fluffig. Wenn es dann gar zu rosarot wird, gibt die Autorin mit garstigen Fußnoten Kontra. Ein wirklich zauberhaftes Buch, ein charmanter Seelenwärmer, wie ich es eher von französischen Autoren erwartet hätte.
Auch die Ausstattung mit Lesebändchen für das feine, gut in der Hand liegende Hardcover ist gelungen.