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Veröffentlicht am 15.09.2016

Machenschaften der Kirche

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Der Prolog spielt im Jahr 1964. Ein junges Mädchen wird vergewaltigt. Der Täter offensichtlich hochrangige Respektsperson. Der Leser erfährt keine Namen.

2004 ein Kleriker wird ermordet in seinem Haus ...

Der Prolog spielt im Jahr 1964. Ein junges Mädchen wird vergewaltigt. Der Täter offensichtlich hochrangige Respektsperson. Der Leser erfährt keine Namen.

2004 ein Kleriker wird ermordet in seinem Haus gefunden. Man ist schnell mit politischen Schuldzuweisungen bei der Hand – politisch – Ira. Das passt bei ermordeten Katholiken meistens. Es wäre auch der Polizei ganz recht, wenn sie den Fall damit an Regierungsstellen abgeben könnten.

Aber Emma, die ermittelnde Kommissarin hat kein so eingeengtes Weltbild, wie ihre machohaften, meist katholischen Kollegen. Geboren und aufgewachsen in den USA, Protestantin, alleinerziehend, ist sie nach der Trennung von ihrem irischen Ehemann im Land geblieben und verfolgt eisern ihre Karriere. Gegen alle Widerstände und Sticheleien. Für sie liegt der Fall nicht so eindeutig. Vor allem als sie Briefe findet die eine persönliche Verwicklung nicht ausschließen. Es geht um gefallene Mädchen, ledige Mütter und deren Kinder. Sie beschließt in weitere Richtungen zu ermitteln, auch wenn sie sich damit bei ihren Vorgesetzten nicht beliebter macht.

Erst in diesem Jahrhundert wurde der üble, unmenschliche Umgang im katholisch-bigotten Irland mit diesen Fällen bekannt. In diesem Kreis bewegt sich auch dieser Kriminalroman. Bei dem Thema überkam mich öfters die blanke Wut und ich solidarisierte mich mit Emma.
Das Thema ist für einen Krimis ambitioniert, aber auch gut recherchiert und dargestellt. Der Sprache ist lebendig, gute Dialoge und treffende Charakterisierungen runden den Eindruck ab. Die Polizistin Emma ist die Hauptfigur, die das ganze Buch trägt und sehr sympathisch ist, ihre Handlungen wirken deshalb authentisch und nachvollziehbar. Die privat-persönlichen Probleme runden den Charakter ab und sind genau richtig dosiert.
Gut gefallen hat mir auch, wie das Land dargestellt wird. Die Atmosphäre, die durch den starken Einfluss der Kirche bestimmt ist, die immer noch überhöhte Wichtigkeit von Familie und Religion, auch wenn in den letzten Jahren sich das Land langsam ändert. Letztendlich zieht dieser Krimi aus dieser Konstellation seine Spannung und Brisanz.
Eine gute Unterhaltung mit Anspruch und einem Thema, das ganz besonders Leserinnen anspricht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Saga geht weiter

Poldark - Von Anbeginn des Tages (Poldark-Saga 2)
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Rezension vom 16.07.2016 (46)




Der zweite Band der Poldark Saga schließt unmittelbar an den ersten an. Ross und Demelza haben geheiratet und trotz aller Vorbehalte ist die Ehe glücklich und ...







Rezension vom 16.07.2016 (46)




Der zweite Band der Poldark Saga schließt unmittelbar an den ersten an. Ross und Demelza haben geheiratet und trotz aller Vorbehalte ist die Ehe glücklich und auch wirtschaftlich scheint es immer aufwärts zu gehen. Sogar mit Elizabeth und Francis ist wieder ein zaghafter familiärer Umgang möglich, obwohl die übrigen Poldarks Demelza immer wieder ihre Verachtung spüren lassen. Lediglich in Cousine Verity findet sie eine echte Freundin.

Aber Ross ist ein Gerechtigkeitsfanatiker und handelt oft sehr spontan. Er setzt sich immer wieder für die Belange der unterdrückten Bergarbeiter ein und das provoziert die Minenbesitzer und die Friedensrichter. Er kommt in Ruf ein Aufwiegler zu sein, was ihm letztendlich auch wirtschaftlich schadet und seine Existenz – wieder einmal – bedroht.


Der zweite Teil ist persönlicher als der vorangegangene Band. Ross und seine Frau stehen ganz im Mittelpunkt. Die Liebe ist gewachsen, Demelza ist reifer und selbstbewusster geworden, was aber auch immer wieder Reibungspunkte ergibt, da Ross immer noch das unbedarfte "Kind" in ihr sieht. Daraus und aus den Machenschaften der anderen Minenbesitzer zieht dieser Band seine Spannung. Graham erzählt farbig und großartig von dieser Zeit im Umbruch mit ihren menschlichen und persönlichen Dramen. Der Stoff ist wirklich für Verfilmungen wie geschaffen, es läuft bei mir beim Lesen ununterbrochen ein Kopfkino.
Allerdings gibt es auch Wiederholungen, die mir unnötig erscheinen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der Vergangenheit eingeholt

Der Teufel im Glas
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Anna Grass ist von Hause aus Archäologin, keine ganz unbedeutende dazu. Nach einem schlimmen Erlebnis – erzählt im Vorgängerbuch – ist sie weder physisch noch psychisch ganz wieder hergestellt. Deshalb ...

Anna Grass ist von Hause aus Archäologin, keine ganz unbedeutende dazu. Nach einem schlimmen Erlebnis – erzählt im Vorgängerbuch – ist sie weder physisch noch psychisch ganz wieder hergestellt. Deshalb ist sie erschrocken und fasziniert zugleich, als sie bei einem kirchlichen Auftrag (unter dem Kreuzgang soll eine Fußbodenheizung verlegt und die alten Grabstellen umgebettet werden) die Leiche eines Paters findet, der wohl erst vor einen Tagen dort versteckt wurde.

Seine Leiche wurde mit alten Ritualen bestattet, die ein „Wiedergehen“ verhindern sollen. Anfangs wird Anna Grass von der Polizei als Sachverständige mit einbezogen. Bald muss sie aber erkennen, dass Major Kandler, eigentlich ein Freund, sehr gegen sie arbeitet. Wie überhaupt bei der Polizeiarbeit keine einheitliche Linie zu sehen ist und Paul hauptsächlich sich um private Befindlichkeiten kümmert. So begibt sich Anna immer wieder auf eigene Faust auf Indiziensuche, vor allem als ein zweiter Toter gefunden wird, Pater Michael war ihr ein guter Freund, er wird gekreuzigt in der Kirche entdeckt.
Der Körper ist genauso rituell platziert, wie Anna es in einem Vortrag erläutert hat. Nun waren beide tote Priester. Als Exorzisten haben eng mit der Psychiatrie zusammengearbeitet. dadurch ist Der bekannte Psychiater Kolma drängt Anna zur Zusammenarbeit, sie fühlt sich von ihm geradezu gestalkt, ist aber auch neugierig auf weitere Zusammenhänge.
Die Spuren führen tief in die österreichische Vergangenheit. Der Vater von Psychiater Kolma war der unrühmlich in die Nazizeit verstrickt, hat es aber auch im Nachkriegsösterreich weiter zu Ruhm gebracht. Ein sehr bedrückender und intensiv recherchierter Handlungsstrang.
Ich fand es aber ausgesprochen schade, dass Leser ohne Vorkenntnis des ersten Buchs ziemliche Kenntnislücken haben, es gibt keine erklärenden Rückblenden, keine Hinweise. Vielleicht ist das der Grund, dass ich die Handlungen und Charakterisierungen der Hauptperson nicht immer logisch fand.
Mich störten auch die kleinmaschigen Beziehung untereinander, alle Figuren, ob von der Polizei, kirchliche Würdenträger, Verdächtige oder Journalisten, waren miteinander verbandelt, verschwägert, oder befreundet. Auch da fehlte mir die Vorgeschichte des ersten Buches.
Das Schlusskapitel löst dann die Geschehnisse etwas überstürzt auf, schade.
Sehr gerne habe ich den leicht ironischen Tonfall gelesen, die ironischen Seitenhiebe auf die Wiener Gesellschaft, das rundet diesen spannenden Krimi

Veröffentlicht am 15.09.2016

Solide, aber zu vorhersehbar

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten
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Tote Goldschmiede, bizarre Mordmethoden, ein Gentleman-Ermittler auf den Spuren Sherlock Holmes und das unverwechselbare viktorianische England. Das sind die Zutaten zu diesem Krimi, der dem Genre des ...

Tote Goldschmiede, bizarre Mordmethoden, ein Gentleman-Ermittler auf den Spuren Sherlock Holmes und das unverwechselbare viktorianische England. Das sind die Zutaten zu diesem Krimi, der dem Genre des Cosy Krimis zuzurechnen ist.

Mit Inspektor Swanson und seinen Gehilfen des noch jungen Scotland Yards begeben wir uns auf Spurensuche. Und im Gegensatz zu Swanson weiß der Leser leider schon nach ein - zwei Dutzend Seiten Motiv und Täter, auch wenn der Name erst später gelüftet wird und daher verliert die Geschichte sehr an Spannung.
Aber trotzdem kann man sich gut unterhalten, das liegt am Sprachwitz und an den vielen Anspielungen.

So begegnet Swanson u.a. Oscar Wilde und Lord Alfred Douglas, wobei ihm die deutlichen Avancen Oscars nicht grade angenehm sind. Während sein Assistent eifrig die Aussprüche in einem Notizheft aufschreibt um sie für die Nachwelt zu erhalten. Jetzt wissen wir, wem wir die köstlichen Oscar Wilde Zitate zu verdanken haben.
Genauso amüsant sind die Reaktionen des junge Assistenten Penwood, grade frisch verheiratet, dem die Durchsuchung des Schlafzimmer eines der Mordopfer - ein Frauenheld mit besonderen Neigungen - ausgesprochen Qual bereitet. A

Im Sprachstil den Doyle Romanen verpflichtet, gibt es auch Gastauftritte einiger illustrer Zeitgenossen, die die Geschichte etwas aufpeppen.
Es ist eine nette Unterhaltung für zwischendurch, aber auch nicht mehr.
Was aber den Fluch des Hope-Diamanten angeht, spielt der für die Handlung keine Rolle, deshalb irritierte mich der Titel.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Tod im Lieferwagen

Baumgartner kann nicht vergessen
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Baumgartner kann nicht vergessen ist der dritte Band um den Kommissar. Aber keine Angst, auch ohne Vorkenntnisse findet man schnell ins Buch.
Baumgartner wurde nach seinem letzten Fall suspendiert, er ...

Baumgartner kann nicht vergessen ist der dritte Band um den Kommissar. Aber keine Angst, auch ohne Vorkenntnisse findet man schnell ins Buch.
Baumgartner wurde nach seinem letzten Fall suspendiert, er hat sich nie regelkonform verhalten, aber der letzte Fall und sein Alkoholismus liefen vollends aus dem Ruder. Da rettete ihn nicht mal seine sensationelle Aufklärungsquote vor der Suspendierung.
Als nun in einer gefluteten Schottergrube ein Lieferwagen geborgen wird, in dessen Laderaum Tote gefunden wurden, wird dem Morddezernat schnell klar, wie wichtig jetzt ein Baumgartner wäre. Die Inspektorin Meier, eine sympathische Ermittlerin, hat es nicht leicht. Staatsanwalt Sonnleitner möchte ihr gern die Befugnisse beschneiden – er vertraut mehr auf alte männliche Seilschaften – und fordert eine politisch genehme schnelle Lösung.
Es liegt nahe, dass die Toten im Lieferwagen Flüchtlinge waren und von Schleppern abgeladen wurden, aber warum so spektakulär und was hat ein Einbruch in der Pathologie mit dem Fall zu tun?
Dieser Krimi ist nicht nur unglaublich spannend, er hat auch ein Thema, das aktueller und brisanter nicht sein könnte. Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn uns Not und Elend so nahe kommen und die breite Masse um ihren Wohlstand fürchtet. Schon längst hat der Zulauf zu den Rattenfänger-Parteien auch Auswirkungen auf den Staatsorgane. Wer auf seine Karriere oder Beförderung bedacht ist, wird seine Handlungen mehrmals überdenken. Es ist der gesellschaftspolitische Hintergrund, der diesen Krimi so besonders macht. Aber, und das ist wichtig, ohne erhobenen Zeigefinger und moralinsaure Einlassungen.
Die Gratwanderung einen spannenden Krimi zu schreiben und die Realität ungeschminkt darzustellen ist dem Autor Reinhard Kleindl bestens gelungen. Ich habe in letzter Zeit selten einen Krimi gelesen, dessen Plot mich so beeindruckt hat. Gelungene Charakterisierungen der Personen, treffende Dialoge und ein toller Schreibstil haben mir gefallen. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Bücher des Autors mit den mir ans Herz gewachsenen Protagonisten und kann nur jedem Krimileser das Buch empfehlen.
Mit dem Cover und der angenehmen Haptik des Buches mit abgerundeten Buchecken rundet der Haymon Verlag den Gesamteindruck noch ab