Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2021

Witzig und kindgerecht

Wie man seine Eltern erzieht (Eltern 1)
0

Wie gern hätte ich das Buch gemeinsam mit den Kindern aus meiner Lesepaten-Gruppe gelesen. Das Alter hätte gepasst und ich bin sicher, die Tagebuchseiten von Luis hätten selbst die Lesemuffel angespornt. ...

Wie gern hätte ich das Buch gemeinsam mit den Kindern aus meiner Lesepaten-Gruppe gelesen. Das Alter hätte gepasst und ich bin sicher, die Tagebuchseiten von Luis hätten selbst die Lesemuffel angespornt. Aber leider liegt meine ehrenamtliche Tätigkeit seit Monaten coronabedingt auf Eis, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

In kurzen und einfachen Sätzen, dabei mit Witz, der dem Alter angepasst ist, versucht Luis in seinem Tagebuch seinen Frust mit seinen Eltern zu verdauen. Seit sein Dad den tollen Job hat, sie umgezogen und er auf eine andere Schule gehen muss, passt es einfach nicht mehr. Die Schule ist für Kinder, deren Eltern das Leistungsprinzip auf ihre Fahne geschrieben hat und für Luis der reinste Horror. Vor allem als seine Mom und sein Dad – wohl weil sie sich von den anderen Eltern nicht unterscheiden wollen – plötzlich ganz verändert sind.

Das wird in schöner und altersgemäßer Weise erzählt und es gibt jede Menge witzige Situationen, die Kinder total gut nachvollziehen können. Wer kennt nicht die Wut auf jüngere Geschwister, auf blöde Lehrer und den überhaupt den ganzen Alltag, wenn es mal nicht so läuft. Dabei gibt es jede Menge Identifikationsmöglichkeiten für Kinder und finde ich bei Kinderbüchern sehr wichtig.

Die Geschichte funktioniert auch auf zwei Ebenen, denn auch die erwachsenen Vorleser haben ihren Spaß an den Aktionen der Eltern, die Luis erziehen möchte. Nicht umsonst hat das Buch schon seit seinem ersten Erscheinen vor 15 Jahren eine Menge Leser erreicht. Allerdings merkt man das Alter der Geschichte auch an einigen Passagen. Luis würde heute wohl eher seine Witze und seine kleinen Auftritte auf Insta oder Tiktok hochladen und damit schon eine Menge erreichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2021

Aus dem Leben einer Yankton-Dakota

Waterlily
0

Die Autorin Ella Cara Deloria (1889 – 1971)wuchs im Spannungsfeld zwischen christlicher und indianischer Kultur auf. Sie studierte und betrieb als Ethnologin Feldforschung im eigenen Stamm. Sie hörte aus ...

Die Autorin Ella Cara Deloria (1889 – 1971)wuchs im Spannungsfeld zwischen christlicher und indianischer Kultur auf. Sie studierte und betrieb als Ethnologin Feldforschung im eigenen Stamm. Sie hörte aus erster Hand noch von den großen Büffelherden und dem teilnomadischen Leben ihres Volkes. Sie erfuhr von Riten, Sitten und Stammesregeln.

Sie verarbeitete ihre Forschungen auch in einem Roman. „Waterlily“ erzählt aus der Sicht von zwei Frauen, Blue Bird und ihrer Tochter Waterlily, vom Leben der Yankton-Dakota. Obwohl etwas distanziert im Stil, berührte mich diese Geschichte außerordentlich. Deloria verdichtete ihre Forschungsergebnisse und so steht Waterlily für ein exemplarisches, indianisches Frauenleben. Noch kann ihr Stamm und ihre Familie nach alter Tradition leben, Berührungen mit den weißen Siedlern und Soldaten gibt es nur am Rande, aber die Gefahr, die von ihnen ausgeht ist deutlich zu spüren. Sie kommen in Kontakt mit Krankheiten, für diese keine Medizin und Abwehrkräfte haben, sie sehen voller Verwunderung, wie die Weißen ungezählte Büffel schießen, ohne sich um die Kadaver zu kümmern. Was für sie Nahrung und Wärme bedeutet, wird von den weißen Siedlern und Soldaten grundlos abgeschossen.

Aber es geht natürlich auch eine Faszination von diesen Fremden aus. Die Schusswaffen sind begehrte Objekte für die Krieger des Stammes, Kattun wird wegen der Farben und des feinen Gewebes von den Frauen sehr geschätzt und die Decken wärmen und sind viel leichter als die bisher verwendeten Tierhäute.

Ella Cara Deloria kann durch ihre Gespräche sehr unmittelbar vom beginnenden Untergang dieser großartigen Kultur berichten und verleiht ihrem Roman dadurch eine faszinierende Authentizität. Das ist ein Paradebeispiel für den Stellenwert von Oral History. Der Roman endet mit Waterlilys Leben als junger Frau, gern hätte ich noch mehr über sie erfahren.

Die Autorin erzählt sehr zurückhaltend, Freude, Trauer und dramatische Ereignisse im Leben ihrer Protagonistinnen wirken deshalb wie aus der Ferne erzählt. Nichts desto trotz, hat mich der Roman und auch die Lebensgeschichte der Autorin gefesselt.

Schön, dass der Palisander Verlag diesen Text nun auch in Deutschland zugänglich macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2021

Alles über den Fettstoffwechsel

Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels
0

Ohne dass ich meine Ernährungsgewohnheiten oder mein Sportprogramm geändert hatte, begann ich während der Wechseljahre Gewicht zuzulegen. Meine Ärztin meinte lapidar, das läge am Fettstoffwechsel.

Genau ...

Ohne dass ich meine Ernährungsgewohnheiten oder mein Sportprogramm geändert hatte, begann ich während der Wechseljahre Gewicht zuzulegen. Meine Ärztin meinte lapidar, das läge am Fettstoffwechsel.

Genau deshalb hat mich das Buch „Die geheime Kraft des Fettstoffwechsel“ angesprochen. Ich möchte nicht irgendeine weitere Diät ausprobieren, die doch nur zum Jojo-Effekt führt, ich möchte auf einfache Weise meine Ernährung so anpassen, dass der Fettstoffwechsel ideal zu meinem Alter passt.

In diesem Buch finde ich Grundlagen, einfach erklärt und mit vielen Grafiken und Zeichnungen anschaulich dargestellt. Die Funktion der unterschiedlichen Fettzellen, weißes und braunes Fett, gesundes und ungesundes Fett fand ich einleuchtend. Was der Fettstoffwechsel für meinen Körper bedeutet und wie ich ihn mit einfachen Mitteln ankurbeln kann, habe ich so noch nicht kurz und bündig zusammengefasst gefunden. Es werden krankhafte Fettstoffwechsel angesprochen, Auswirkungen von Zucker und tierischen Fetten usw. Gesunder Schlaf, gesunde Psyche – alles hängt mit dem Fettstoffwechsel zusammen.

Sogar die Auswirkungen von Fettabsaugen und medizinischen Eingriffen wird angesprochen.

Der Rezeptteil war mir gar nicht so wichtig. Dass Quarkaufstriche gesünder als Butter sind, ebenso dass pflanzliche Öle den tierischen Fette vorzuziehen sind, ist ja nicht neu. Ich glaube eigentlich nicht, dass es da bei interessierten Lesern noch Wissenslücken gibt. Auch werde ich jetzt nicht zum Tofu oder Seitan-Fan. Aber ich wie ich grundsätzlich die Ernährung anpassen kann, wird mir wieder in Erinnerung gerufen und auf den Punkt gebracht. Ich finde die Zusammenfassung sehr einleuchtend und schlüssig und werde sicher immer wieder das eine oder andere Kapitel vornehmen, wenn sich alte Gewohnheiten einschleichen.

Wenn ich dann als Nebeneffekt auch noch einige Kilos verliere, werde ich das gern mitnehmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 29.12.2020

Tödliche Globuli

Rote Belladonna
0

Die Pharmazeutin Maya Ursinus hat ein Faible für Kriminalfälle seit sie selbst einmal in Verdacht eines Giftmords geriet. Damals nahm sie das Heft in die eigene Hand und ermittelte um ihre Unschuld zu ...

Die Pharmazeutin Maya Ursinus hat ein Faible für Kriminalfälle seit sie selbst einmal in Verdacht eines Giftmords geriet. Damals nahm sie das Heft in die eigene Hand und ermittelte um ihre Unschuld zu beweisen.

Nun bittet ihr Großonkel um Hilfe. Eine befreundete Apothekerin, Verfechterin der Homöopathie, ist ins Zwielicht geraten. Eine Patientin soll an Globulis verstorben sein, die viel zu viel Atropin enthielten. Nun steht die Salus-Apotheke vor dem Aus, die Kunden bleiben aus und die Kritik an Homöopathie wird immer lauter. Als Aushilfsapothekerin will Maya direkt in der Apotheke Undercover ermitteln und merkt sehr bald, dass einiges im Argen liegt.

Die hübsche Universitätsstadt Marburg bildet einen idealen Hintergrund für Mayas zweiten Einsatz als Amateurermittlerin. Dazu kommt als Hintergrund das interessante große Feld der Naturheilkunde im Spannungsfeld zur Schulmedizin, da kann man auch als Laie noch eine ganze Menge Wissenswertes erfahren. Jürgen Seibold ist ein erfahrener Krimiautor, der auch in seiner neuen Serie um Maya Usinus sein Können ausspielt. Er erzählt einen gut ausgedachten Fall, der sich auf die verschiedenen Charaktere konzentriert und ganz ohne Gewalt und Brutalität auskommt. Ja, man könnte die „Rote Belladonna“ in die Reihe der Cosy-Krimis stellen. Gute Unterhaltung ist garantiert, der Autor schreibt sehr angenehm und flüssig und hat mit Maya auch einen sympathischen Charakter gestaltet.

Der Plot wird schlüssig gelöst, zwar waren die Rollen von „Gut und Böse“ schon früh klar verteilt, aber für die Auflösung lässt sich Seibold noch einige Überraschungen einfallen. Das Ende kam mir fast zu schnell, aber dafür kann Maya ihren, für die Kollegenhilfe unterbrochenen Urlaub noch unbeschwert fortsetzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2020

Wurzeln bleiben

Die Zeit der Birken
0

Christine Kabus bleibt dem Norden auch in ihrem neuen Roman treu. Nur, dass sie nun Estland und Norddeutschland als Hintergrund wählte. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der historische Teil ist in ...

Christine Kabus bleibt dem Norden auch in ihrem neuen Roman treu. Nur, dass sie nun Estland und Norddeutschland als Hintergrund wählte. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der historische Teil ist in Estland der Jahre 1939/40 angesiedelt, der zweite Handlungsstrang auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein ab 1977. So hat auch der „neue“ Teil schon eine zeitgeschichtliche Bedeutung.

Es beginnt mit einem traurigen und bitteren Prolog, der mir die ganze Zeit im Kopf blieb, weil er schon auf das Schicksal ihrer Protagonistin Charlotte verwies.

Charlotte wächst behütet und wohlhabend in einer deutschbaltischen Familie auf. Es sind die Jahre unmittelbar vor Ausbruch des Weltkriegs, aber der wirft noch keine Schatten in das gesellschaftliche Leben. Auf Wunsch ihrer sehr strengen und dominanten Mutter springt Charlotte als Haushälterin bei ihrem frisch verwitweten Onkel ein. Dort fühlt sie sich ausgesprochen wohl, was sicher auch an Lennart, dem estnischen jungen Mitarbeiter des Onkels liegt. Doch das Schicksal meint es nicht gut. Als Deutschbaltin muss Charlotte mit ihrer Familie Estland verlassen und ihre Liebe zurücklassen.

Im Gestüt der Familie leidet Gesine unter dem strengen und uneinsichtigen Regiment ihrer unnahbaren Mutter. Bis Grigori auftaucht, ein Flüchtling aus Russland, der ein einfühlsames Gespür für die Pferde des Gestüts hat und in den sich Gesine verliebt. Von Grigori erfährt sie nicht nur von seinen estnischen Wurzeln, auch ihre Familie stammte von dort. Ihr Gefühl wird erwidert, doch dann verschwindet Grigori plötzlich. Das Familiendrama von damals reicht bis in die Gegenwart und insgesamt ist die Geschichte sehr spannend aufgebaut, wobei mich im zweiten Handlungsstrang die Aktionen von Gesindes Mutter mich zunehmend nervten. Da war einiges an Wiederholungen und allein die Nennung von damaligen Ereignissen oder Produkten bringt noch keine richtige Atmosphäre.

Mir gefiel besonders der estnische Teil der Geschichte. Wunderbare Landschaftsschilderungen, die mir die Erinnerung an eine Estland-Reise wachriefen und geschichtliche Hintergründe machten den Reiz aus.

Ein flüssig geschriebener Familienroman mit gut recherchierten historischen Details, der sich auf alle Fälle lohnt.

Das Titelbild hat mir richtig Lust auf das Buch gemacht und das Versprechen auf schöne Unterhaltung auch gehalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere