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Veröffentlicht am 01.09.2020

Urlaubskrimi

Tod in der Provence
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Es gibt wirklich jede Menge Südfrankreich-Krimis die von deutschen Autoren mit französisch klingenden Pseudonymen verfasst wurden. Von Pierre Lagrange kannte ich bisher noch nicht, aber in Vorbereitung ...

Es gibt wirklich jede Menge Südfrankreich-Krimis die von deutschen Autoren mit französisch klingenden Pseudonymen verfasst wurden. Von Pierre Lagrange kannte ich bisher noch nicht, aber in Vorbereitung auf die Neuerscheinung habe den ersten Band um Albin Leclerc gelesen.

Albin Leclerc ist ein Polizist mit viel Erfahrung gewesen, lediglich einen Fall in seiner langen Karriere konnte er nicht lösen. Im Ruhestand merkt er nun, dass sein junger Mops Tyson zwar ein lieber Begleiter ist, aber kein Ersatz für seine Arbeit ist.

Als die Leiche einer jungen, rothaarigen Frau auftaucht, ist Albin elektrisiert. Es waren genau die Morde und Verstümmelungen an jungen Rothaarigen, die er nicht aufklären konnte. Er ist sicher, ein Serientäter hat wieder zugeschlagen. So mischt er sehr zum Missfallen seiner Nachfolger wieder eifrig in den Ermittlungen mit.

Der Plot ist ziemlich durchsichtig konstruiert. Alles ist durchaus logisch und auch spannend erzählt, aber ich hatte eigentlich schon nach wenigen Kapiteln den Täter im Auge. Zwar waren die mir Hintergründe bis zur Aufklärung nicht ganz klar, aber das Grundgerüst der Geschichte war mir zu leicht zu erraten.
Schön sind die Provence Stimmungen getroffen. Natürlich wird Boule gespielt und Pastis geschlürft, man sieht die Platanen gesäumten Straßen und Plätze gleich vor sich und hört das Klacken der Kugeln. In diese Atmosphäre kann man sich richtig wohlig vertiefen und das ist für mich auch immer ein Grund zu diesen „Urlaubs-Krimis“ zu greifen.

Albin Leclerc ist ein knurrig-kauziger alter Herr, dem man nicht so leicht etwas vormachen kann. Eine Figur, die ich ganz gelungen fand und die wirklich das Zeug für Fortsetzungen hat.

Jetzt bin ich gespannt, ob sich bei weiteren Folgen die Spannung noch steigern kann.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Blitzsauber

Die Saubermacherin
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Der tüchtigen Millie würde wohl jeder seinen Haushalt anvertrauen. Putztechnisch kann man ihr nichts vormachen. Was ihre Auftragsgeber allerdings nicht wissen: Millie kennt nicht nur den Inhalt des Putzschranks ...

Der tüchtigen Millie würde wohl jeder seinen Haushalt anvertrauen. Putztechnisch kann man ihr nichts vormachen. Was ihre Auftragsgeber allerdings nicht wissen: Millie kennt nicht nur den Inhalt des Putzschranks – den sie auch immer wieder kreativ anzuwenden versteht – sie kennt auch ihre E-Mails und ihren Schreibtisch. Denn der Putzjob ist nur eine perfekte Tarnung für die Organisation PSA Austria, die PutzfrauenSpyAgency, ein Netzwerk hochqualifizierter Agentinnen.
Millies aktueller Auftrag ist kompliziert und gefährlich, eine Bande will sich Politiker mit manipulierten Lebensmitteln gefügig machen und hat sich schon international ausgebreitet.
Die wirklich witzige Persiflage auf Spionageromane ist der Autorin gelungen. Ich habe mich über Millie und ihre Kollegen köstlich amüsiert. Denn wenn sie unter die Betten ihrer einflussreichen „Kundschaft“ schaut, findet sie nicht nur Staubflusen. Dass ihr Auftrag aus dem Ruder läuft, hat nichts mit ihren Fähigkeiten, eher mit einem findigen Finanzbeamten zu tun. Ja, ja, das Finanzamt, das hat ja auch Al Capone schon zur Strecke gebracht.
Sehr witzige Dialoge voller Anspielungen bringen noch eine Extraportion schwarzen Humor in die Geschichte. Da wird sehr gekonnt mit den Vorurteilen gespielt, wenn zum Beispiel die Hausfrauen ihre Reinigungskräfte mit „Du putzen heute Bad“ in gehobener Lautstärke ansprechen und meinen dadurch verständlicher zu sein.
Ein wirklich vergnüglicher Lesespaß mit einem gelungen Ende.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Spannender Dänemark Krimi

Helle und der falsche Prophet
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Helle Jespers, die eigenwillige Chefin einer ländlichen Dienststelle in Skagen, genießt einen Familienurlaub in Südfrankreich. Ein Anruf beendet ihre Auszeit, eine junge Frau wurde tot aufgefunden. Helle ...

Helle Jespers, die eigenwillige Chefin einer ländlichen Dienststelle in Skagen, genießt einen Familienurlaub in Südfrankreich. Ein Anruf beendet ihre Auszeit, eine junge Frau wurde tot aufgefunden. Helle fühlt sich persönlich betroffen, es ist die Tochter ihrer Nachbarn und seit Kindertagen eine Freundin ihres Sohns. Natürlich will sie ermitteln und den Nachbarn beistehen. Gleichzeitig häufen sich Meldungen von Vorkommnissen, die ein junges Paar auf der Flucht betreffen und es scheint, auch die tote junge Frau ist diesem Pärchen begegnet.

Die Ermittlerin Helle ist eine sehr sympathische Frau im mittleren Alter. Ihre Ermittlungen werden durch ihre Lebenserfahrung geprägt, sie ist empathisch aber nicht unbedingt eine Teamplayerin. Oft agiert sie eigenwillig und ohne Rücksicht auf Kompetenzen. Aber ihr Erfolg ließ ihre Vorgesetzten oft darüber hinwegsehen. Nun hat aber ihre Dienststelle eine neue Chefin bekommen und Helle bekommt Gegenwind. Diese Konflikte bereichern den Ablauf der Ermittlungen und machten für mich auch einen Teil der Spannung aus. Dazu finde ich das Thema – es geht um eine Sekte und ihren charismatischen Führer – sehr interessant.

Das Grundgerüst des Plots ist schon gekonnt aufgebaut und wird mit tollen atmosphärischen Beschreibungen Dänemarks abgerundet. Der etwas raue Norden, stürmische Herbstwinde – ich konnte mich wunderbar in die Gegend versetzen. Auch Helles Familie wird in die Handlung mit eingebaut und wirkt als Gegenpart zur reinen Polizeiarbeit. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, genau wie seine zwei Vorgänger. Die Autorin überzeugt mich mit ihrem flüssigen Schreibstil und ihren realistisch-lebendig beschriebenen Figuren.

Ich habe ungeduldig auf den dritten Band gewartet, aber auch Erstleser werden wohl ohne Probleme mit Helle und ihren Kollegen warm werden. Das Buch hat mich wieder von der ersten Seite an in Bann gezogen und jetzt darf ich wieder mit Spannung auf die Fortsetzung warten.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Unter Beobachtung

Kalte Liebe in Cuxhaven
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Nina genießt nach der Trennung von ihrem Mann ihre neue Unabhängigkeit in einer hübschen Wohnung in Cuxhaven. Ihre Vermieterin ist eine reizende alte Dame, nur der plötzlich auftauchende Enkel ist ihr ...

Nina genießt nach der Trennung von ihrem Mann ihre neue Unabhängigkeit in einer hübschen Wohnung in Cuxhaven. Ihre Vermieterin ist eine reizende alte Dame, nur der plötzlich auftauchende Enkel ist ihr in höchstem Maß unsympathisch.

Doch dann schleicht sich eine Bedrohung in ihr Leben. Zuerst verstörende SMS, aber auch das Gefühl, dass jemand in ihrer Wohnung war und sie unter ständiger Beobachtung steht. Die Drohungen werden immer unverhüllter und Nina fühlt sich allein gelassen. Auch ihr sonst immer so fürsorglicher Stiefvater scheint sie und ihre Ängste nicht ernst zu nehmen.

Dieser Krimi beginnt ganz leise, mit einem Angstgefühl, dass das Leben der Protagonistin immer mehr überschattet. Die Hilflosigkeit von Nina ist sehr realistisch beschrieben und die bedrohliche Atmosphäre kommt sehr gut rüber. Auch das Gefühl, allein zu sein, weil weder Freundin noch Stiefvater eine echte Stütze sind, ist für mich richtig nachvollziehbar.

Der Autorin gelingt es mich immer wieder mit einer geschickten Wendung zu überraschen. Mir schien es von Beginn an klar zu sein, wer hinter den Drohungen steckt, aber so einfach macht es Doris Oetting den Lesern nicht, dadurch fesselte mich das Buch durchgehend. Die Figuren fand ich sehr realistisch gezeichnet, ihre Handlungen immer nachvollziehbar und schlüssig.

Das Ende des Romans ist ein dramatischer Paukenschlag, vielleicht ein wenig dramatisch für meinen Geschmack, aber durchaus logisch in der Konsequenz.

Der Kriminalroman von Doris Oetting hat mich überzeugt.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Jeanne Sorry

Wilde Freude
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Nach einem Arztbesuch ist die Welt für Jeanne nicht mehr die gleiche. Sie hat jetzt eine Patientenakte mit einem großen „K“ auf dem Deckblatt. Ihr Mann ist ihr keine Stütze, dass er mit Krankheit und Leid ...

Nach einem Arztbesuch ist die Welt für Jeanne nicht mehr die gleiche. Sie hat jetzt eine Patientenakte mit einem großen „K“ auf dem Deckblatt. Ihr Mann ist ihr keine Stütze, dass er mit Krankheit und Leid nicht umgehen kann, weiß sie schon seit dem Tod ihres Sohnes. Aber dass er sich so schnell und mit solch harten Worten aus dem Staub macht, hätte sie nicht erwartet.

Aber dann trifft sie in der Chemo auf Brigitte, Assja und Mélody, das Schicksal eint sie. Jeanne, die bald von Brigitte Jeanne Sorry genannt wird, weil sie sich an allem, selbst an ihrer Krankheit die Schuld gibt und sich ständig entschuldigt, lässt sich von Brigittes Kraft anstecken. Und dann hecken die Frauen einen abenteuerlichen Plan aus.

Die Geschichte ist wirklich abenteuerlich, der Plan für den Juwelenraub einfach fantastisch und spannend. Aber über allem schwebt die Bedrohung der Krankheit und lässt aus vier Frauen Freundinnen werden, die sich stützen und Kraft geben und besonders Jeanne, die ich als die Hauptfigur ansehe, profitiert davon. Aber das Schicksal lässt sich nicht austricksen.

Es ist ein ernstes Thema, dass der Autor anpackt und dass er sich als Mann so in das Gefühlsleben der kranken und verletzlichen Jeanne versetzen kann, hätte ich nicht erwartet. Ich bin ein bisschen schwer ins Buch gestartet und brauchte einige Zeit um den Protagonistinnen nahe zu kommen. Das ist mir später etwas besser gelungen. Dazu trägt auch der Schreibstil des Autors bei, der mir gut gefallen hat. Ein wenig melancholisch, dann wieder kraftvoll und ironisch, die Mischung fand ich gut austariert.

Aber trotzdem fehlte mir etwas, das ich gar nicht so richtig benennen kann. Für mich war die Geschichte nicht ganz rund auch wenn ich das Buch ganz gern gelesen habe.

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