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Veröffentlicht am 31.05.2020

Ein richtiges Wohlfühlbuch

Die kleine Inselbuchhandlung
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Greta Wohlert ist Flugbegleiterin und liebt ihr schnelles und abwechslungsreiches Leben. Bis sie eines Tages kurz vor dem Start einen Kollaps hat. Ein paar Tage auf einer kleinen Nordseeinsel, bei ihrer ...

Greta Wohlert ist Flugbegleiterin und liebt ihr schnelles und abwechslungsreiches Leben. Bis sie eines Tages kurz vor dem Start einen Kollaps hat. Ein paar Tage auf einer kleinen Nordseeinsel, bei ihrer Tante soll alles schnell wieder ins Lot bringen.

Sie hilft Tante Hille beim Entrümpeln ihres ehemaligen Ladens und entdeckt dabei Unmengen von Büchern, Onkel und Tante waren Zeit Lebens eifrige Leser und viele Titel kennt sie vom Vorlesen und von eigener Urlaubslektüre Greta kommt die Idee einen Flohmarkt zu veranstalten, um den Büchern ein neues Zuhause zu geben. Das macht ihr so viel Spaß, dass der Gedanke an die Rückkehr in ihr altes Leben ihr wenig verlockend erscheint. Von vielen Seiten, auch vom attraktiven Claas, bekommt sie Hilfe, aber es gibt auch Gegenwind.

Luftig leicht, wie eine Nordseebrise liest sich dieses Buch. Einfach in die Geschichte eintauchen und für ein paar Stunden die Realität ausblenden und sich prächtig dabei unterhalten. Das hat das Buch geschafft. Sympathische Protagonisten, eine liebenswerte Geschichte, die jeden Bücherfreund erfreuen wird. Wer selbst bei jedem gelesenen Buch nachdenkt, wem es auch gefallen könnte, wird in Greta Wohlert eine Seelenverwandte erkennen.

„Die kleine Inselbuchhandlung“ möchte man am liebsten sofort besuchen, um sich mit Büchern einzudecken, oder noch besser, sich gleich selbst dort niederzulassen und einen Sommer auf der Insel zu verbringen. So geht es auch Greta und wie das Happy End nahelegt, darf sie es auch.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Schöne Unterhaltung

Der Sommer der Islandtöchter
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Zwei Lebenskrisen zwingen Hannah Leopold zu einer Auszeit, ihre Karriere als Konzertviolinistin wurde nach einer missglückten Handoperation beendet und ihre Ehe mit dem Dirigenten Nils scheiterte, nicht ...

Zwei Lebenskrisen zwingen Hannah Leopold zu einer Auszeit, ihre Karriere als Konzertviolinistin wurde nach einer missglückten Handoperation beendet und ihre Ehe mit dem Dirigenten Nils scheiterte, nicht zuletzt auch daran. Nun will sie mit ihrem kleinen Sohn ein Jahr auf Island verbringen.

Vierzig Jahre früher erlebt Monika einen schicksalhaften Sommer in Island. Kurz vor ihrer Hochzeit macht sie Ferien mit den Eltern, die langjährige Geschäftsfreunde besuchen. Sie begegnet Kristjan und erlebt eine kurze rauschhafte Liebe, die am Veto der Eltern scheitert und Monika lässt sich von den Konventionen fesseln, ein isländischer Fabrikarbeiter und eine deutsche Fabrikantentochter gehen 1978 nicht zusammen.

Beide Frauen erleben in Island einen dramatischen Einschnitt in ihr bisheriges Leben, in beiden Schicksalen spielt die Liebe eine Rolle und Hannah ahnt nicht, wie nah ihr Leben ihrer Mutter Monika verknüpft ist.
Ein schön geschriebener Roman, der mich auch angenehm unterhalten hat, denn ich liebe Island und kenne die Insel von eigenen Reisen. Die Verknüpfung und Zusammenführung der zwei Handlungsstränge ist der Autorin sehr gut gelungen, auch wenn mir die Auflösung schon sehr früh klar wurde. Das war allerdings nicht unbedingt ein Manko, es macht mir sogar Spaß, wenn ich mehr weiß, als die beteiligten Figuren.

Monikas Verhalten im Jahr 1978 war mir zwar nicht immer verständlich, als junge, immerhin schon volljährige Frau, lässt sie sich komplett von den Eltern führen. Das schien mir zwar mehr 50iger Jahre-Stil, wurde aber für die folgenden dramatischen Ereignisse benötigt.

Island als Hintergrund, die Landschaft und die Menschen sind schön beschrieben, wecken Fernweh und lassen ahnen, wie sehr die Autorin diesem Land verbunden ist.

Natürlich gibt es ein Happy End, Hannah findet einen neuen Weg für sich und auch die Vergangenheit wird versöhnlich aufgearbeitet. Das rundet diesen Roman ab, der Romantik und Dramatik wohl dosiert verbindet und gelungene Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Tödliche Jagd

Die Kuh kennt keinen Galgen
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Milka Mayr managt zusammen mit ihrem Bruder den großen elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie hat ein Gespür für den Markt, der immer erfolgreiche Hofverkauf ist da ein Beispiel. Eigentlich wäre ...

Milka Mayr managt zusammen mit ihrem Bruder den großen elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie hat ein Gespür für den Markt, der immer erfolgreiche Hofverkauf ist da ein Beispiel. Eigentlich wäre sie damit vollends ausgelastet, aber als Freundin des Hauptkommissars Paul Eichert ist sie auch immer nah am kriminellen Geschehen.

Milka ist nicht nur Managerin und Bäuerin, sie ist auch Jägerin und springt bei einer Drückjagd als Treiberin ein, bei der ein Jäger zu Tode kommt. Ein Unglücksfall? Ausgerechnet aus Sebastian Wilds Waffe wurde der Schuss abgegeben. Sebastian ist ein guter Freund Milkas und Paul Eicherts Onkel, eine schwierige privat-berufliche Verbindung für Ermittlungen. Milka schließt schnell einen Unglücksfall aus und Paul und sie stehen schnell vor der Frage Cui bono ? Verdächtig machen sich viele: Familie, Konkurrenten – der Tote hat sich eine Menge Feinde gemacht.

Hohenlohe ist ein kriminalistisch gut abgedeckter Landstrich. Die tolle Landschaft scheint viele Autoren anzuregen und mit Bernd Gunthers ist ein weiterer dazugekommen, der das Genre wunderbar variiert. Das Ermittlerpärchen fällt ein wenig aus dem Rahmen – ein Kommissar und seine sehr intelligente Freundin – haben aber mich auf der ganzen Linie überzeugt. Schon der erste Band hat mir gut gefallen und der Nachfolger ist noch einen Touch spannender.

Nicht nur der Plot ist gut ausgedacht, Gunthers lässt auch immer so ganz nebenbei sehr viel Wissenswertes in die Handlung einfließen. Auch seine Nebenfiguren, wie der eifrige und manchmal weitschweifige Professor Ebert, sind sehr gut gezeichnet.

Der Krimi hat Charme – das liegt sicher auch an der Hauptfigur Milka, einer attraktiven, klugen Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und so gar nichts schokoladig-süsses an sich hat, wie man eventuell dem Namen nach vermuten könnte. Vielleicht müsste ich nicht jedes Mal wissen, welche Farbe die Chino hat, die sie trägt oder wie der Pulli dazu harmoniert, aber das sind kleine Nebensächlichkeiten.

Der Plot ist durchgehend spannend, aber das Ende ganz besonders überraschend und schlüssig aufgeklärt.

Ich hoffe, dem Autor fallen noch viele Variationen eines Titels mit Kuh ein, denn ich freue mich schon auf die Weiterführung der Reihe.

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Die Wölfe kehren zurück

Verlorenes Vernègues
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Das alte Vernègues ist nach einem Erdbeben eine Geisterstadt. Die Menschen haben sich längst eine neue Siedlung gebaut und doch geht von den Ruinen eine geheimnisvolle Faszination aus. Eine Seismologin ...

Das alte Vernègues ist nach einem Erdbeben eine Geisterstadt. Die Menschen haben sich längst eine neue Siedlung gebaut und doch geht von den Ruinen eine geheimnisvolle Faszination aus. Eine Seismologin streift regelmäßig durch die Ruinen, genau wie ein Ufologe, der hier seltsamen Lichterscheinungen nachgeht.

Aber auch Wölfe scheinen in diesen Teil der Provence zurückgekehrt und versetzen Bauern und Schäfer in Schrecken. In einer winterkalten Nacht wird Capitaine Blanc und sein Mitarbeiter Tonon ins alte Vernègues gerufen. Ein Schäfer meldet den Verlust von 12 Schafen, allesamt von einem Wolfsrudel gerissen. Sofort schließen sich die Jäger zusammen, die Wölfe müssen ausgerottet werden. Die schießwütigen Jäger machen Blanc mehr Angst als die Wölfe.

Der Krimi beginnt sehr gemächlich, aber auch stimmungsvoll. Rademacher erzählt viel über die Konflikte von Mensch und Wolf, lässt die Urängste bei den Menschen begreiflich werden. Mit einer Försterin, Madame Hulot, die engagiert für die Tiere eintritt, kommt eine Gegenspielerin ins Spiel. Hulot ist vielleicht sogar ein wenig naiv charakterisiert, wirkt aber gegen das Rudel der alten Männer, die nie ohne Waffe in den Wald gehen und ihr Recht auf die Jagd vehement verteidigen, erfrischend sympathisch. Es dauert lange, bis weit über die Hälfte des Buchs, bis der erste Mord geschieht und Blanc seine Stärken als Ermittler einsetzen kann.

Natürlich fehlt auch nicht ein machtbewußter Bürgermeister, bei dem man sofort an Vetternwirtschaft, wenn nicht gar Korruption denkt und der ständig versucht Blanc Steine in den Weg zu legen. Für ihn zählt allein die nächste Wahl, die er wie gewohnt gewinnen möchte.

Der Krimi ist ein totaler Gegensatz zum letzten von mir gelesenen Fall Blancs, wo er fast atemlos mit seiner Affäre, der Madame le Juge, durch Arles hetzte. Überhaupt wird das Privatleben von Roger Blanc ein wenig familiärer, seine Tochter ist zu Besuch, er pflegt auch außerhalb allmählich Kontakte. Das seltsam unterkühlte, nur in einer Beziehung leidenschaftliche Verhältnis zu Aveline Vialaron-Allègre nimmt weniger Raum ein, als in früheren Bänden. Was ich durchaus positiv finde, denn ich fand diesen Handlungsstrang ein wenig ausgereizt.

Mir hat der Krimi ganz gut gefallen, er spielt geschickt mit den Urängsten und dem Aberglauben der Menschen, bis es nach einem langen Vorlauf ein sehr schnell zur Auflösung kommt. Ich mag Rademachers Stil und auch die Einbeziehung der Provence in die Handlung. Allerdings war es für mich nicht der beste Band aus der Reihe.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Die Schwarze Henne wetzt den Schnabel

Nur tote Schwaben schweigen
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Was für ein komplizierter Fall für Kommissar Querlinger und sein Team. „Hundsveregg“ – hier passt sein Lieblingsfluch.

Bei einer Leiche findet man ein Bild eines Vogels, einen Hinweis auf eine alte Schuld ...

Was für ein komplizierter Fall für Kommissar Querlinger und sein Team. „Hundsveregg“ – hier passt sein Lieblingsfluch.

Bei einer Leiche findet man ein Bild eines Vogels, einen Hinweis auf eine alte Schuld und der Unterschrift „Die schwarze Henne“. Noch verwirrter wird der Kommissar, als er erfährt, dass der Mord bei der Polizei angekündigt wurde. In Form eines Reimes, der ähnlich wie das Kinderlied von der Vogelhochzeit klang. Niemand nahm diesen Hinweis ernst.

Doch es bleibt nicht bei einem Toten, bald bekommt Querlinger den nächsten Reim und den nächsten Toten. Seine Soko tappt lange im Dunkeln.

Was für ein Einfall, allein schon der Einstieg in diesen Krimi hat mich überzeugt. Absurd und komisch und dabei unglaublich spannend. Kommissar Querlinger ist ein Original, bodenständig und schwäbisch, spricht gern Dialekt und lässt sich nicht oft aus der Ruhe bringen. Ein wenig ähnelt er seinem Allgäuer Kollegen Kluftinger, allerdings ist er weder so täppisch gezeichnet, noch rutscht der Krimi in Klamauk ab, wie es bei Kluftinger öfters passiert. Nein, der Querlinger hat zwar seine Ecken und Kanten, aber auch seine Qualitäten. Er kann gut mit seinem Team umgehen, lobt Erfolge und steht bei Misserfolgen vor seinen Leuten.

Der Autor hat ein Händchen für die Namen der Protagonisten, so heißen zwei Kollegen, die oft im Doppel antreten, Heinerle und Bödele, schon durch die Endsilben als Schwaben zu erkennen, wobei ich immer versucht war ein Blödele daraus zu lesen.

In diesem Krimi gibt es zwar viel Witz, Szenen, die mich spontan schmunzeln ließen, aber auch eine sehr fesselnde Handlung. Die Recherche ist für Querlinger ist nicht einfach, führt sie ihn doch tief in die Vergangenheit und erst langsam kann sich ein Verdacht entfalten.

Dieser Regionalkrimi hält perfekt die Balance zwischen Humor und ernsthafter Krimiunterhaltung und der landschaftliche Hintergrund des schwäbischen Ländles, samt entsprechenden Dialektpassagen rundet diesen gelungenen Emons Krimi ab.

Bitte mehr von Kommissar Querlinger!

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