Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2019

Sind die Iren wirklich so

How To Be Irish
0


(41)



Als Irlandfan und der Insel verbunden, da ich dort meinen Mann kennenlernte, habe ich mich ganz besonders darüber gefreut, als ich dieses Buch geschenkt bekam war.
Der Einstand mit der irischen ...


(41)



Als Irlandfan und der Insel verbunden, da ich dort meinen Mann kennenlernte, habe ich mich ganz besonders darüber gefreut, als ich dieses Buch geschenkt bekam war.
Der Einstand mit der irischen Beerdigung war auch sehr gelungen, schwarzhumorig, überzeichnet und im Kern durchaus ernst, wie ich selbst einmal bei einem Besuch im Trauerhaus feststellen konnte. Dem Sinn nach erklärte mir damals ein Trauergast, das schon viel Watte nötig war, da der Verstorbene schon etwas „suppte“. Peig Sayers bemerkenswerte Lebensgeschichte gehört zur Lektürepflicht der jungen Iren, die die Vergangenheit nur noch aus vielleicht etwas verklärend romantischen Erinnerungen kennen. Überhaupt fand ich gut, dass auch die irische Literatur zur Sprache kam. „Borstal Boy“ zum Beispiel vermittelt viel vom extremen Einfluß der Kirche auf die Erziehung der Jugendlichen und die drakonische Ausgrenzung, wenn sie sich nicht an die Norm hielten.
Die Sozialisation in den Pubs war vor 25-30 Jahren wirklich einfach. Nach wenigen Minuten wurde man in den Kreis einbezogen und erfuhr vieles, auch sehr privates von seinen Gesprächspartnern. Wenn man mit dem Bestellen einer Runde nicht klar kam, wurde man sehr nett daran erinnert und nachsichtig behandelt.

Allerdings wurde mir bei weiterer Lektüre nicht klar, was der Autor nun wollte: ein ironisch-humorvolles Irlandbild zeichnen oder den Lesern das romantisch-verklärende Bild der grünen Insel austreiben. Im Augenblick sind Bücher, die auf lockere Art uns das Leben der Holländer, Iren, Briten und Italiener usw erklären, ja groß in Mode. Nach 2 - 3 Kapiteln hätte ich das Buch wohl zur Seite gelegt, wenn es nicht ein Geschenk meines Mannes gewesen wäre, da ich die Geschichte eigentlich nichtssagend fand, auch wenn immer mal wieder der spleenig-schwarze Humor durchkommt.

Wenn Gabriele Haefs ein Buch übersetzt, ist das für mich schon ein Markenzeichen. Auch das Cover und die Innengestaltung der Klappbroschur ist gelungen.

Jetzt werde ich mir einen Paddy einschenken, mit nur ganz wenig Eis und auf das nächste Irlandbuch warten.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Im Paradies der Bibliomanen

Das Haus der vergessenen Bücher
0

Wieder eine Entdeckung des Atlantik Verlags.

Erstmalig erschienen 1919, umweht diesen Roman die Stimmung der Zeit. Sinistre ungeschlachte Deutsche, die Metzger oder Weintraub heißen, übernehmen den Part ...

Wieder eine Entdeckung des Atlantik Verlags.

Erstmalig erschienen 1919, umweht diesen Roman die Stimmung der Zeit. Sinistre ungeschlachte Deutsche, die Metzger oder Weintraub heißen, übernehmen den Part der Schurken. Der aufrechte, junge Aubrey Gilbert, der als Mitarbeiter einer Werbeagentur die Läden in Brooklyn abklappert um an Anzeigenaufträge zu kommen, stolpert so in das wirklich außergewöhnliche Buchgeschäft des Mr. Mifflin. Ein Antiquariat wie aus dem Märchen, deckenhohe Regale voll von geheimnisvollen Schätzen, versteckt hinter den dicken Tabakswolken der Besucher und Leser. Kunden gibt es nicht so viel, aber Mr. Mifflin trennt sich auch ungern von seinen Schätzen. Das ein Schild die Besucher aufklärt, das es in diesem Geschäft spukt, passt bestens zur Atmosphäre.

Aber Mifflin ist kein brummiger, verstaubter Antiquar, er liebt es zu kochen und zu genießen, sein Maikolbenpfeifenclub trifft sich regelmäßig zum Rauchen und Diskutieren und Mrs Mifflin verwöhnt sie dabei mit Schokoladenkuchen. Auch der Hund Bock, eigentlich Boccacio, gehört zur Familie, sogar mit eigener Bibliothek. Mr. Mifflin ist ein geselliger und freundlicher Zeitgenosse, nimmt deshalb auch gern die Tochter eines Clubmitglieds, Titania Chapman, als Lehrling auf, ein Umstand der Aubrey Gilbert zu einem regelmäßigen Besucher des Ladens macht und von Roger Mifflin und seiner Frau herzlich als Freund aufgenommen wird.

Dann verschwindet ein Buch , es taucht unter seltsamen Umständen wieder auf, wird wieder gestohlen und wieder gefunden. Gilbert wähnt die schöne Titania in Gefahr und beschließt den Laden, seinen Besitzer und die Kundschaft zu beobachten. Es folgen abenteuerliche Verfolgungsjagden, geheimnisvolle Botschaften und Anschläge und Aubrey Gilbert, erweist sich als tüchtiger Held.

Trotz der fast 100 Jahre ist der Roman frisch, auch wenn manches aus der Zeit gefallen scheint. Wo gibt es noch Geschäfte, Büros oder gar Apotheken, die grau vom Rauch der Zigarren und Zigaretten sind. Trotzdem habe ich es ganz gern gelesen, es hat mich öfters an das „Rätsel der Sandbank“ von Erskine Childers, erinnert. Alle Leser, die Bücher lieben und noch von Buchhandlungen ohne Bestsellertischen und Nonbooks träumen, finden in Mr. Mifflins Antiquariat ein Stück vom Paradies.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Zwei starke Frauen

Das Geheimnis der Fjordinsel
0

Rieke ist eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Berufswunsch, zumindest im Jahr 1980. Sie macht eine Ausbildung zur Schlepperkapitänin. Aber sie hat einen Großvater, der ihr nicht nur Vater und Mutterersatz ...

Rieke ist eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Berufswunsch, zumindest im Jahr 1980. Sie macht eine Ausbildung zur Schlepperkapitänin. Aber sie hat einen Großvater, der ihr nicht nur Vater und Mutterersatz ist, sondern sie auch fördert und unterstützt.
Deshalb bricht für Rieke auch die Welt zusammen, als Großvater Fiete stirbt. Zur Beerdigung taucht auch ihre kühle Mutter auf und will sofort das Haus verkaufen, das Riekes Heimat und Anker ist. Im Nachlass findet sie Briefe von Johanne, ihrer Großmutter, die vor vielen Jahren die Familie verlassen hat und Norwegen zurückgekehrt ist. Mutter Beate hat ihr das nie verziehen und sich mit einem Schutzwall aus Gefühlskälte umgeben. Rieke macht sich auf, Spuren dieser Frau in Norwegen zu finden.

Der zweite Handlungsstrang führt in die Geschichte zurück. Johanne ist in den 40iger Jahren eine junge und behütete Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers. Sie steht kurz vor der Hochzeit mit einem jungen Mann bester Familie. Da wird ihr Vater im Kontor tot aufgefunden. Ein Selbstmord, wie es den Anschein hat und Johanne setzt alles daran, das zu verheimlichen um das Ansehen ihres Vaters nicht posthum zu verunglimpfen. Aber es kommt noch schlimmer, das Geschäft stand wohl kurz vor dem Ruin und ein Konkurrent drängte zuerst den Vater und nun Johanne zum baldigen Verkauf. Immer deutlicher wird, dass es bei dem Tod nicht mit rechten Dingen zuging. Doch Johanne steht mit ihrem Verdacht fast allein, sie lässt sich nicht unterkriegen auch wenn ihr Verlobter gleich das Weite gesucht hat, sie verlässt sich auf ihre eigene Tatkraft und die Hilfe von Leif, einem Abenteurer und Ingvald, einem treuen Mitarbeiter.

Beide Handlungsstränge ergeben einen faszinierenden und spannenden Frauenroman. Genau wie ich es gerne lesen, mit interessanten historischem Hintergrund und viel eingestreutem Wissen aus der Zeit. Was ich aus dem Alltagsleben der Norweger während der deutschen Besatzung und in der Nachkriegszeit erfuhr, war ein echter Mehrwert für mich. Dazu gelingt es der Autorin zwei starke und sympathische Frauen in den Vordergrund zu stellen, die beide ihren Lebensweg auch unter schwierigen Umständen finden und ihn konsequent gehen.

Für Emotionen sorgt die wunderschöne und tragische Liebesgeschichte von Johanne, die mich sehr berührte. Vielleicht ist mir auch deshalb der historische Handlungsstrang noch stärker und fesselnder vorgekommen. Riekes Leben in den 1980iger Jahren dienten dabei eher zur Abrundung und ermöglichte immer wieder Rückblicke und auch ein wirklich gelungenes bittersüßes Happy End.

Ich schätze es sehr, wenn sich Emotionen und ein interessantes Hintergrundthema perfekt ergänzen. Das macht für mich einen guten Unterhaltungsroman aus und da bin ich mit Christine Kabus‘ Norwegenroman wirklich auf meine Kosten gekommen. So spannend geschrieben, dass ich beim Lesen kaum ein Ende finden konnte und gleichzeitig wünschte, dass ich noch länger weiterlesen könnte.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
Veröffentlicht am 26.08.2019

Das wichtigste ist Freundschaft

Es wird Zeit
0

Zwanzig Jahre lang hat Judith ihrer Heimat und ihrem Elternhaus den Rücken gekehrt. Nie wollte sie zurück, nun musste sie kommen und ihre Mutter beerdigen. Sie trifft auf ihre damals beste Freundin, auch ...

Zwanzig Jahre lang hat Judith ihrer Heimat und ihrem Elternhaus den Rücken gekehrt. Nie wollte sie zurück, nun musste sie kommen und ihre Mutter beerdigen. Sie trifft auf ihre damals beste Freundin, auch sie hatte Judith aus ihrem Leben gestrichen. Doch Anne und sie knüpfen unmittelbar wieder an ihre Freundschaft an, als hätte es nie eine Pause gegeben und nie das, was Judith als ihren Verrat ansieht. Doch Anne ist krank, ihre Lebensspanne ist nur noch kurz und Judith begreift, dass sie endlich Entscheidungen treffen muss.
Fast 50 Jahre alt, die Kinder erwachsen und aus dem Haus, ist ihre Ehe auch zu einer Wohngemeinschaft geworden. Sie und ihr Mann haben eigentlich nicht mehr viel gemeinsam, wenn sie es denn je hätten, wie Judith konstatieren muss.
Kürthy lässt in ihrem Roman die Hauptfigur als Ich-Erzählerin agieren. Damit bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note und hat mir gleich eine Bindung zur Erzählerin ermöglicht.
Leid und Lebensfreude, Trauer und Optimismus, Verzweiflung und Trost liegen dabei nahe beieinander. Ihre Figuren sprühen vor Lebendigkeit und davon nehme ich auch die totkranke Anne nicht aus. Viele kleine und große Lebensweisheiten hat die Autorin in ihre Geschichte verpackt und man könnte sich eine Menge Sätze als Zitate notieren.
Ich habe Judith und Anne durch alle Höhen und Tiefen begleitet, die ihre neue-alte Freundschaft durchlebt. Dabei spart Kürthy auch nicht an ihrem warmen Witz und ihrer Lust an Situationskomik, die immer perfekt getimt daher kommt. Waren es früher meist junge Frauen, die im Mittelpunkt ihrer Bücher standen, ist mit den beiden gestandenen Frauen auch viel Lebenserfahrung in ihren Roman eingeflossen. Judith erkennt den Wert der Freundschaft, sie erlebt den Begriff Heimat ganz neu und ist nun soweit neue Herausforderungen anzunehmen und sie als Teil ihres Lebens zu begreifen. War ihr die Ehe bisher eine Komfortzone, merkt sie, dass auch ein schwieriger Weg Erfüllung und Freude bringt.
Ich konnte mich mit der Geschichte richtig identifizieren und habe zwischen Rührung und Unterhaltung einige wunderbare Lesestunden genossen.
Außerdem ist das Buch auch eine haptische Freude. Schönes glattes Papier, interessante Illustrationen von Peter Pichler machen aus dem Roman ein ganz besonders ansprechendes Buch.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Mörderische Familiengeheimnisse

Mörderkind
0

Fiona war noch ein Kind als ihr Vater als Mörder seiner Geliebten verhafet und abgeurteilt wird. Ihre heile Welt zerbricht, sie geht durch die Hölle, als „Mörderkind“ von Freunden und Mitschülern gehänselt ...

Fiona war noch ein Kind als ihr Vater als Mörder seiner Geliebten verhafet und abgeurteilt wird. Ihre heile Welt zerbricht, sie geht durch die Hölle, als „Mörderkind“ von Freunden und Mitschülern gehänselt und gedemütigt, kann sie nur mit Agressivität reagieren und wird immer weiter isoliert.

Selbst als junge erwachsene Frau hat sich noch keinen Platz im Leben gefunden. Orientierungs- und planlos hält sie sich mit Jobs über Wasser. Nie wieder hat sie Kontakt mit ihrem Vater aufgenommen, die Nachricht von seinem Unfalltod nimmt sie deshalb auch nicht sonderlich mich. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht weiter verleugnen. Fiona hat Zweifel am Unfalltod, der Rettungssanitäter, der am Unfallort war, bestärkt sie in ihren Zweifeln.

Immer weiter taucht sie in die Vergangenheit ihrer Familie und beschäftigt sich zum ersten Mal mit ihrem Vater und seiner Tat. Was damals geschah legt sie Schicht für Schicht frei, lässt zu das ihr Schutzpanzer Risse bekommt……….

Die Geschichte ist sehr stimmig erzählt, Fiona entpuppt sich als vielschichtige Persönlichkeit, die dem Leser im Laufe des Buches immer mehr ans Herz wächst. Aus anfänglicher Antipathie gegen das störrische Kind entwickelt sich zunehmend Sympathie. Die Spannung steigert sich, je weiter Fiona und mit ihr der Leser in die Familienvergangenheit vordringt. Der Autorin gelingt es den Leser von Anfang an zu fesseln, die gut gezeichneten Charaktere der Personen, der Spannung, die die kompletten 450 Seiten nicht nachlässt, das alles macht diesen Kriminalroman absolut empfehlenswert