Im Jahre 1926 ist für die junge Norwegerin Johanne die Zukunft klar. Als Tochter aus gutem Hause steht sie kurz vor ihrer Hochzeit und ihre Zukunft ist gesichert. Als ihr Vater jedoch unerwartet verstirbt, wird die Familie vom finanziellen Ruin bedroht. Johanne setzt alles daran, das väterliche Geschäft weiterzuführen. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, es mit gefährlichen Schmugglern aufzunehmen.
Über ein halbes Jahrhundert später stößt Rike Meinert in Ostfriesland in den Unterlagen ihres verstorbenen Großvaters auf Hinweise, dass ihre Großmutter Johanne nicht wie sie glaubte verstorben ist, sondern vor vielen Jahren die Familie verlassen hat. Die Suche nach ihrer verschollenen Großmutter führt Rike nach Norwegen und auf eine kleine Insel im Oslofjord. Dort stößt sie auf ein altes Geheimnis, dass die Familie vor vielen Jahren entzweite.
Eine winzige Insel im blauen, von Bergen eingerahmten Fjord mit einer kleinen roten Hütte. Das Buchcover allein reichte schon, um mich direkt nach Norwegen mitzunehmen. Für mich ist es eines der gelungensten Cover der Bücher von Christine Kabus.
Ihr neuer Roman "Das Geheimnis der Fjordinsel" spielt wieder auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Im Mittelpunkt stehen zwei starke junge Frauen. Rike, angehende Schlepperkapitänin ist die zentrale Figur der Gegenwart, Johanne der Vergangenheit. Die Geschichten der beiden Figuren werden abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt. Christine Kabus verwebt die beiden Schicksale der jungen Frauen auf spannende Art und Weise. Laufen die Handlungen parallel nebeneinander, entwickeln sie sich doch im gleichen Tempo und führen schließlich zusammen. Mir persönlich gefällt diese Schreibweise sehr. Es ist abwechselnd und die Spannung bleibt von der ersten bis zur letzten Seite des Buches erhalten.
Ein großes Talent von Christine Kabus ist auch ihre Art zu erzählen. Ihr Sprache ist flüssig und klar und gleichzeitig so detailreich, dass ich als Leser die Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen lassen kann. Sehr gelungen finde ich auch immer wieder die vielen geschichtlichen Details, die man als Leser mitbekommt. "Das Geheimnis der Fjordinsel" spielt zur Zeit der Prohibition, Schmuggel und versteckter Alkoholhandel blühten in Norwegen. Etwas mehr darüber zu erfahren, war für mich sehr interessant.
Doch das wichtigste in einer Geschichte sind letztendlich ihre Figuren und die sind Christine Kabus wieder hervorragend gelungen. Zu Beginn habe ich Johanne als eher still, unscheinbar und überkorrekt wahrgenommen. Doch mit den Anforderungen die das Leben im Verlauf der Handlung an sie stellt, kommt ihr eigentlich Charakter zum Vorschein. Sie ist unglaublich lebenshungrig, abenteuerlustig und hat ein super Händchen zum Geschäfte machen. Ihre Entwicklung hat mir von allen am Besten gefallen. Zusammen mit dem Abenteurer Leif stellt sie sich allen Herausforderungen und jagt sogar Schmuggler. Eine richtige kleine Räubergeschichte.
Auch Rike muss sich 1980 als Frau in einer Männerwelt behaupten. Sie ist ebenfalls eine starke Frau, aber doch noch viel von Selbstzweifeln geplagt. Bei Rike wiegt vor allem das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter Beate schwer. Die komplizierte Mutter-Tochter-Situation ist sehr gut dargestellt und spielt schließlich auch in die Haupthandlung mit hinein.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das Buch verschlungen habe. Rikes und Johannes Geschichte hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Es war eine wunderbare Lektüre mit interessanten geschichtlichen Details, aber vor allem eine Geschichte die berührt. Das Buch kann ich nur empfehlen.