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Veröffentlicht am 09.08.2019

Wer zuviel redet...

Der Tote vom Maschsee
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Dr. Martin Offermann, Psychiater und Experte für Sexualstraftäter liebt die Aufmerksamkeit des Publikums bei seinen Vorträgen und Fernsehauftritten. Als Gutachter für den verurteilten Straftäter Strauch ...

Dr. Martin Offermann, Psychiater und Experte für Sexualstraftäter liebt die Aufmerksamkeit des Publikums bei seinen Vorträgen und Fernsehauftritten. Als Gutachter für den verurteilten Straftäter Strauch entscheidet er mit über eine Fortdauer der Haft. Aber dazu wird es nicht kommen, Offermann liegt erschossen im Maschsee und seine Zunge auf dem Grabmal der Opfer von Haarmann. Die Symbolik ist überdeutlich.

Kommissar Völxen und sein Team bearbeiten diesen unangenehmen Fall. Neu dabei ist die frischgebackene Kommissarin Jule Wedekin, die nun mit Oda Kristensen und Fernando Rodriguez Völxens Stab bildet. Ein sympathisches Team übrigens, dass der grummelnde Völxen da hat. Oda ist eine aparte, empathische Ermittlerin mit Intelligenz und Witz, Fernando ein südländischer Macho, wie er im Buch steht und Neuling Jule von Haus aus höhere Tochter mit Ehrgeiz und dem Willen sich durchzubeißen.

Der Krimi ist gut durchdacht aufgebaut, der Spannungsbogen bleibt von Anfang an sehr hoch und wenn die reine Krimihandlung mal durch witzig-sympathische Anekdoten aus dem Privatleben der Ermittler aufgelockert werden, gibt es gleich wieder eine Tempoverschärfung durch weitere Erkenntnisse. Mir gefielen die Charaktere der Ermittler, sie wirken realistisch, mit Ecken und Kanten und manchen kauzigen Eigenheiten, vor allem beim Chef Völxen. Auch die Nebenfiguren, ich denke da nur an Mama Rodriguez oder den Pathologen Dr. Bächle sind ausnehmend gut gelungen und rahmen den Krimi perfekt ein.

Ich habe das Buch ausgesprochen gern gelesen, das liegt sicher auch am unterhaltsamen Ton der Autorin, die ihren Krimi verhältnismäßig unblutig aber fesselnd geschrieben hat.


Veröffentlicht am 08.08.2019

Für mich eine Entdeckung

Fünf Lieben lang
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Paul ist 12 Jahre alt, als er zum ersten Mal das Begehren spürt. Auf einer italienischen Ferieninsel beginnt er für Nanni, einen Schreiner der für seine Eltern arbeitet, zu schwärmen. Er weiß das Gefühl ...

Paul ist 12 Jahre alt, als er zum ersten Mal das Begehren spürt. Auf einer italienischen Ferieninsel beginnt er für Nanni, einen Schreiner der für seine Eltern arbeitet, zu schwärmen. Er weiß das Gefühl noch nicht zu benennen, erst sehr viel später wird er erkennen, dass er zum ersten Mal liebte.

Paul wird ein erfolgreicher Mann, der sein Leben lang die Liebe sucht. Er findet sie bei Männern und Frauen. Und doch scheint er unfähig, eine Beziehung zu halten. Wichtig ist ihm das Erobern, das Umkreisen, das vorsichtige Herantasten. Dann zeigt er sich in all seiner Verletzlichkeit und er entblößt sein Innerstes.
Die Sprache dieses Romans ist großartig. Was für ein Stilgefühl! Leichtigkeit und Melancholie haben sich dabei zu einer Einheit verbunden. Pauls Gefühle - Herzschmerz, Sehnen, Unsicherheit - beschreibt der Autor so unmittelbar und echt, dass ich sie zu spüren begann. Seine Liebesgeschichten vibrieren vor Sinnlichkeit.

Während Paul von Nanni zu Chloé, zu Manfred, zu Claire und all den anderen Figuren findet, die in wenigen Sätzen und Handlungen erstaunlich präzise portraitiert werden, blieb mir Paul immer etwas geheimnisvoll. Trotz seiner ständigen Untreue, auch seiner Wankelmütigkeit, war er verletzlich und immer auf der Suche nach der wahren Liebe, die er wohl nie finden wird, oder besser, sie nie erkennen wird. Denn kaum hat er sich verliebt, beginnt er zu analysieren, jeden Satz und jede Bemerkung zu hinterfragen und verliert dabei den Menschen aus den Augen.

Ich kannte den Autor nicht, der wohl schon mit seinem ersten Roman einen großen Erfolg erzielte. Wie schön, dass ich ihn mit diesem Rezensionsexemplar kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Fußball und Zen

Inspektor Takeda und das doppelte Spiel
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Das Warten hat sich gelohnt, der vierte Band von Henrik Siebolds Kriminalromanen um das ungleiche Ermittlerpaar Ken Takeda und Claudia Harms ist erschienen.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass die Bände sehr ...

Das Warten hat sich gelohnt, der vierte Band von Henrik Siebolds Kriminalromanen um das ungleiche Ermittlerpaar Ken Takeda und Claudia Harms ist erschienen.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass die Bände sehr gut einzeln zu lesen sind, auch ich bin erst später in die Reihe eingestiegen, aber ich bin sicher, wer ein Buch gelesen hat, will sich auch die anderen nicht entgehen lassen.

Inspektor Takeda, für ein Jahr mit einem Austauschprogramm nach Hamburg gekommen, hat sich gut eingelebt. Die Zusammenarbeit mit der recht eigenwilligen Claudia Harms ist gut und beginnt beiden immer mehr Spaß zu machen. Ein gewisses Kribbeln zwischen den beiden so unterschiedlichen Charakteren ist immer deutlicher zu spüren.

Der neueste Mordfall führt Ken Takeda in ein dunkles Gewerbegebiet. Dort findet er einen toten Landsmann, eine Stichwunde im Bauch und eine tödlicher Kopfschuss wirken wie eine Hinrichtung. Entsetzt erkennt Takeda, dass der Tote der beliebte Spieler Ryūtarō Matsumoto des HSV ist. Die Spuren der Tat führen ihn und seine Partner zu einer buddhistischen Sekte und zu einem honorigen Hamburger Geschäftsmann und weisen da nicht einige Ungereimtheiten auf die japanische Yakuza hin?
Weil sich die Ermittlungen in Hamburg immer mehr in einer – auch politisch gewollten – Sackgasse befinden, beschließen Harms und Takeda auf eigene Faust in Japan zu ermitteln. Eine Reise, die beide verändern wird.

Siebolds Kriminalromane bestechen nicht nur den sehr gut aufgebauten Plot, sondern auch durch den Synergieeffekt der beiden Kulturen bei den Ermittlungen. Sehr kenntnisreich berichtet er über japanische und deutsche Eigenheiten, die manchmal recht konträr zueinander stehen. Die Zusammenarbeit von Ken und Claudia wird dadurch bereichert.

Zum ersten Mal verlässt der Krimi Hamburg und ein Teil der Handlung ist in Tokyo angesiedelt, ein farbiger und faszinierender Part, der mir sehr gut gefallen hat. Hier ist Takeda nun auf heimischen Boden und Claudia die exotische Außenseiterin. Die Umkehr der Verhältnisse bringt auch einige sehr witzige Szenen in die ansonsten sehr temporeiche und spannende Handlung. So gibt es sogar einige Actionszenen, die ich eher in einem Hollywoodstreifen erwartet hätte.

Ich mag die farbige Sprache des Autors, der so viel an Wissen und Erklärungen einfließen lässt, ohne dass es aufgesetzt oder als Fremdkörper im Krimi wirkt. Weil die Handlung in diesem Buch auch in die jüngere Vergangenheit zurück reicht, vervollständigt und erklärt ein ausführliches Nachwort den historischen Kontext.

Siebolds kleine Serie um Inspektor Takeda gehört inzwischen zu meinen Lieblingskrimis, auch wenn ich sagen muss, dass mir dieser Band einen Hauch weniger gefiel, als die Vorgänger.

Veröffentlicht am 06.08.2019

Netter Cornwall Krimi

Je kälter die Asche
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Mags Blake hält sich mit ihrem kleinen Gartenbaubetrieb mühsam über Wasser. Sie kann zwar über die Auftragslage nicht klagen, aber die Schulden ihres verstorbenen Ehemanns drücken schwer. Dann gibt auch ...

Mags Blake hält sich mit ihrem kleinen Gartenbaubetrieb mühsam über Wasser. Sie kann zwar über die Auftragslage nicht klagen, aber die Schulden ihres verstorbenen Ehemanns drücken schwer. Dann gibt auch noch ihr alter Transporter auf der Rückfahrt von Oxford endgültig den Geist auf. Sie hatte ihren Freund Sam besucht, aber das Treffen endete mit einem Missverständnis und sie ist ziemlich geknickt.


Da kommt eine Ausschreibung zu einem Gartenprojekt gerade recht. Ein Preisgeld von 5000 Pfund ist sehr verlockend. Der Gemeinde Drabstock geht es schlecht, die Zinn Mine ist seit Jahren geschlossen, die Fischerei liegt in den letzten Zügen, immer mehr Einwohner verlassen das sterbende Dorf. Nun soll die Umgestaltung der verwilderten Industriebrache wieder Leben in den Ort bringen und Touristen anlocken. Eigentlich ist das Projekt eine Nummer zu groß, aber auch eine interessante Herausforderung. Umso mehr, da Mags von ganz unerwarteter Seite Hilfe bekommt. Der sehr zurückhaltende Mr. Gulliver, ein älterer vermögender Herr, bietet seine Hilfe an. Welche Überraschung, denn er war in den 90iger Jahren der Star der englischen Landschaftsgärtner. Nun langweilt er sich in seinem Ruhestand und will Mags unterstützen.


Einige der Bewohner Drabstocks sind gegen das Projekt und natürlich ist auch die namhafte Konkurrenz schon vor Ort. Doch dann brennt ein altes Gebäude und in der Ruine wird eine Leiche gefunden. Schon ist Mags wieder in einen Kriminalfall verwickelt.


Die Cornwall Krimis von Mary Anne Fox sind gemütliche, stimmungsvolle Landhauskrimis. Die Krimihandlung setzt dieses Mal für meinen Geschmack erst recht spät und auch sehr verhalten ein. Es sind mehr die schönen und kenntnisreichen Cornwall Beschreibungen mit denen das Buch punktet, wie es bei einem Cosy Crime auch zu erwarten ist. Sehr sympathisch und liebenswert ist die Figur der Mags Blake, eine junge Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Erde steht und jede Herausforderung annimmt, man ist beim Lesen sofort auf ihrer Seite.


Die Krimis sind nicht sehr umfangreich, etwas über 200 Seiten, die, auch weil die Geschichte spannend aufgebaut ist, schnell gelesen sind. Der Sprachstil der Autorin ist angenehm, die Krimihandlung kommt ohne viel Blutvergießen oder Gewalt aus.


Das Buch ist genau richtig für einen gemütlichen Nachmittag und vermittelt eine richtig angenehme Cornwall Atmosphäre.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Zweite Runde für die V.I.E.R.

Nie zu alt für Heavy Metal. V.I.E.R. rocken Europa
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Gero Valerius, Ina, Elli und Rüdiger sind Freunde seit ihrer Schulzeit, damals hatten sie einen Detektivclub mit dem Namen V.I.E.R. gegründet und viel Spaß zusammen gehabt. Jahrzehnte später trafen sie ...

Gero Valerius, Ina, Elli und Rüdiger sind Freunde seit ihrer Schulzeit, damals hatten sie einen Detektivclub mit dem Namen V.I.E.R. gegründet und viel Spaß zusammen gehabt. Jahrzehnte später trafen sie sich wieder, Ina brauchte Hilfe bei einer schwierigen journalistischen Recherche zum Elfenbeinschmuggel. Damit wurde dem jugendlichen Club und der alten Freundschaft wieder Leben eingehaucht. Nachdem das erste Abenteuer erfolgreich endete, braucht jetzt Elli Hilfe. Ihr Mann hat zusammen mit Professor Ledoux, für einen Studenten gebürgt, der mit wertvollen mittelalterlichen Dokumenten verschwunden ist. Diese Papiere sollen das Rezept des im Mittelalter als Wundheilmittel bekannten Theriak sein.

Das neue Abenteuer lockt die V.I.E.R. zu einer abenteuerlichen Jagd, die sehr bald auch gefährlich wird, sie führt sie über Slowenien und Venedig nach London um dann ausgerechnet in Wacken beim Metalfestival in einem Showdown zu enden.

Das Krimiabenteuer ist ein großer Spaß für alle junggebliebenen Leser. Es bleibt gar nicht aus, das nostalgische Erinnerungen an Lesenächte mit der Taschenlampe unter der Bettdecke wach werden. Wer sich noch lebhaft an die Fünf Freunde Bücher oder die TKKG Reihe erinnert, wird sich bei diesem Buch bestens unterhalten.
Besonders Spaß machen natürlich die Konflikte und Reibereien, die sich aus den sehr unterschiedlichen Charakteren ergeben. Valerius, der schon als Schüler eher ein Streber war, hat sein Berufsleben bei der Bundeswehr verbracht und kann das Organisieren und vor allem Kommandieren, einfach nicht ablegen. Auch wenn es oft sehr hilfreich ist, nervt es mitunter die Freunde. Rüdiger hat aus seinem technischen Interesse einen Beruf gemacht und versorgt die Vier immer mit dem entsprechenden Equipment. Wanzen, Überwachungskameras und versteckte Mikrofone sind seine Spezialität. Ina und Elli bringen noch ihre ganz persönlichen Stärken ein.

Die einzelnen Handlungsorte sind wohl auch aus persönlicher Vorliebe gewählt, das spürt man in der liebe- und stimmungsvollen Beschreibung. Für mich war das Ende wirklich ein fulminanter Höhepunkt. Passend zum Termin des diesjährigen Festivals über Wacken zu lesen und mir dann gleich ein paar Filmausschnitte von Dokus ansehen war eine optische Vertiefung. Ja, auch ich weiß jetzt was die „Wall of Death“ ist. Der Titel des Buches „Nie zu alt für heavy Metal“ hat sich bei mir bestätigt.

Ich habe einen spannenden Abenteuer – und Kriminalroman gelesen, der mit sehr viel Lesespaß bereitet hat und mich an meine jugendlichen Leseabenteuer erinnert hat. Mit Gero, Elli, Ina und Rüdiger möchte ich gerne noch weitere Fälle lösen. Dem Autorenduo Elisabeth Frank und Christian Homma ist wieder ein tolles Buch gelungen.