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Veröffentlicht am 28.05.2019

Tod in Ischl

Das Sissi-Feuerwerk
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Bad Ischl ist ein Hot Spot für Habsburger- und besonders Sissi-Fans. Der Ort lebt gut davon und will zur Sommersaison eine Art Varieté, das „Sissi-Feuerwerk“ aufführen. Dabei stürzt eine als Sissi kostümierte ...

Bad Ischl ist ein Hot Spot für Habsburger- und besonders Sissi-Fans. Der Ort lebt gut davon und will zur Sommersaison eine Art Varieté, das „Sissi-Feuerwerk“ aufführen. Dabei stürzt eine als Sissi kostümierte Artistin vom Hochseil.


Chefinspektor Materna, der mit seiner Freundin Josi grad im Urlaub dort weilt, ist gleich zur Stelle. Josi ist Journalistin und Autorin und schrieb an einem Buch über Leistungssport und Artistik und hat sich bei den Recherchen mit einigen der Künstler angefreundet. Sie war auch Zeugin des Unfalls und nahm einige Details wahr. So stellt sich bald heraus, dass beim Sturz nachgeholfen wurde. Aber wer hat Interesse am Unfall der jungen Frau? Kurz entschlossen unterbricht Materna seinen Urlaub und ermittelt mit den Kollegen in einem Fall, der immer undurchsichtiger und auch gefährlicher wird.


Ganz viel K & K-Feeling und österreichischen Charme gibt in diesem Ischler Krimi um den sympathischen Materna und seiner Freundin, die ihm ganz inoffiziell als persönlicher Watson assistiert. Ob es bei der Erwähnung der geschichtsträchtigen Orte im ehemaligen Kaiserbad geht oder bei der Aufzählung der köstlichen Mehlspeisen in den Konditoreien - den Krimi umweht ein besonderes Flair. Das wird gebrochen durch die Aktionen einer Tierrechtsorganisation um den charismatischen und auch etwas dubiosen Gerold Stein, der in seinen Forderungen weit über ein Auftrittsverbot von Tieren hinausgeht. Auch Kuscheltiere aus Plüsch sind ihm ein Dorn im Auge, zementieren sie doch schon bei Kleinkindern den falschen Umgang mit Tieren als Objekte. Sehr seltsam scheint für Materna, dass er immer wieder im Umfeld der Ermittlungen auf dessen Namen stößt.


Das Sissi-Feuerwerk ist ein gemütlicher Krimi mit guter und solider Spannung, die geschickt aufgebaut wird. Er lebt natürlich vom Flair des Ortes einerseits und von der Welt der Artisten andererseits. Darüber hinaus fand ich den Chefinspektor Materna und seine Freundin ein sympathisches Ermittlerduo.


Hilfreich ist ein ausführliches Personenverzeichnis gleich zu Beginn, sonst hätte ich vielleicht Probleme gehabt, die Mitarbeiter des LKA Oberösterreich und die der örtlichen Polizeiinspektion immer richtig zuzuordnen.


In ihrem Nachwort dankt die Autorin dem Lektor, dass die österreichischen Sprachunterschiede beibehalten wurden und auch ich schließe mich diesem Dank an. Ich finde es immer bereichernd, wenn ich ein Buch aus dem österreichischen oder Schweizer Sprachraum lese und das auch zu merken ist. Für ganz spezielle Ausdrücke gibt es auch in diesem Buch ein Glossar.



Veröffentlicht am 27.05.2019

Sommer und ein neuer Anfang

Die Katze im Lavendelfeld
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Alice die seit einiger Zeit in Provence lebt, sucht für sich und ihre beiden Katzen ein Zuhause. Ein hübsches Haus, ein schöner Garten für Blumen und Gemüse – so stellt sie sich ihr Heim vor. Aber das ...

Alice die seit einiger Zeit in Provence lebt, sucht für sich und ihre beiden Katzen ein Zuhause. Ein hübsches Haus, ein schöner Garten für Blumen und Gemüse – so stellt sie sich ihr Heim vor. Aber das wird nicht ganz einfach und als ihr die kleine Mietwohnung auch noch wegen Eigenbedarfs gekündigt wird, gerät sie in Zugzwang.


Gut, dass ihr da noch eine kleine Katze zugelaufen ist, dreifarbig – eine Glückskatze eben, auch wenn es die erste Zeit gar nicht Anschein hat. Aber sie und ihre Freunde lassen sich nicht unterkriegen. Jeanine versinkt mit ihren 78 Jahren immer mehr in eine Welt des Vergessens und George, der ganz in seinem kleinen Feinschmeckerlokal aufgeht, fürchtet den Besuch eines Gourmetkritikers. Doch wovor sollte er sich fürchten, mit seinen Interpretationen von Alice‘ Foodblog Geschichten „ Wenn ich zum letzten Mal ein Essen zubereiten dürfte, dann dieses“ hat er schon viele Besucher verzückt. Sie sind für einander da und halten zusammen.


Verzückt war ich auch von diesem Buch. Hermien Stellmacher hat eine lebendige und bildhafte Erzählweise und sie hat mich gleich mitgenommen in das kleine Dörfchen in der Provence inmitten von Kräutern und Lavendelfeldern. Ich bin in dieses Buch eingetaucht wie in einen Urlaub, umgeben von liebenswerten Menschen und wunderschöner Umgebung, das Lesen war Sinnenfreude pur.


Es ist eine heitere, manchmal witzige und dann wieder leicht melancholische Geschichte, so wie das Leben eben ist. Ich hatte das Gefühl, alle Personen schon gleich zu kennen und alle – na ja, fast alle – sofort zu mögen. Eine zauberhafte Stimmung ist der Autorin gelungen und sie hat mich mit ihrem Roman wunderbar unterhalten. Dabei ist der Roman bei aller sommerlicher Leichtigkeit nie platt oder gar kitschig.
So stelle ich mir niveauvolle Unterhaltung vor.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Drama

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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Flora MacKenzie ist nun schon seit einigen Monaten wieder auf ihrer schottischen Heimatinsel Mure. Sie hat dort ein kleines, aber feines Strandcafé eröffnet. Eigentlich ist sie Anwaltsgehilfin und mit ...

Flora MacKenzie ist nun schon seit einigen Monaten wieder auf ihrer schottischen Heimatinsel Mure. Sie hat dort ein kleines, aber feines Strandcafé eröffnet. Eigentlich ist sie Anwaltsgehilfin und mit ihrem Chef Anwalt Joel Binder auf die Insel gekommen, Binder arbeitet für den amerikanischen Milliardär Colton, dem inzwischen die halbe Insel gehört und der dort ein Ressort „The Rock“ eröffnen wollte und sich in Floras Bruder verliebte. Auch Joel und Flora sind nun ein Paar und Flora will ganz auf der Insel bleiben und ihr kleines Lokal betreiben.
Während dessen reibt sich Joel für seinen Job auf und Flora weiß nicht mehr, an welcher Stelle sie steht.
Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Handlungsstränge die Autorin noch in ihrer Geschichte untergebracht hat und einige Male dachte ich mir, weniger ist mehr! Zumal die Schreibweise ausufernd und abschweifend ist. Die Autorin verliert sich in langatmig beschriebenen Nebensächlichkeiten. Obwohl ja alle Zutaten zu einer spannenden und sogar dramatischen Beziehungsgeschichte gegeben sind, hat mich der Roman einfach nicht recht packen können. Ich hatte wirklich Mühe bei der Geschichte zu bleiben und hätte manchmal gerne einfach abgebrochen. Die Personen sind alle extrem gezeichnet, wie der geheimnisvolle Joel, der ein Trauma aus seiner Kindheit mit sich schleppt und nach außen den kalten, taffen Anwalt gibt. Oder auch der extrovertierte Milliardär Colton, der so portraitiert wird, wie man sich Milliardäre im Märchen vorstellt. Oder auch Flora, die öfters mit einer „Selkie“-Frau verglichen wird. (Eine Nixenfigur aus der schottischen Folklore) Differenziert geschilderte Figuren sucht man vergeblich.
Der ganze Roman hat etwas von einer Seifenoper, die auf mehrere Staffeln angelegt ist. Zusammengepresst in einem Roman ist es einfach von allen Zutaten zu viel. Flüchtlingsdramatik, traumatisierte Kinder, unglückliche Liebesgeschichten, schwere Krankheiten, finanzielle Probleme – es kommt fast alles vor.
Vielleicht hätte eine stringentere Erzählweise mir den Roman näher gebracht, so aber war es für mich kein sonderliches Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Freischwimmen

Im Freibad
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Kate ist einsam in London. Es war zwar ihr Wunsch in einer großen Stadt zu leben, aber die Anonymität macht ihr zu schaffen. Ihre WG-Mitbewohner sind namenlose Schatten, unterscheidbar nur am Geschirrberg ...

Kate ist einsam in London. Es war zwar ihr Wunsch in einer großen Stadt zu leben, aber die Anonymität macht ihr zu schaffen. Ihre WG-Mitbewohner sind namenlose Schatten, unterscheidbar nur am Geschirrberg in der Küche, mit denen sie nie ein Wort wechselt, ihre Arbeit als Journalistin beim Provinzblättchen im Stadtteil Brixton erschöpft sich in Drei-Zeilen-Mitteilungen zu irgendwelchen Vereinen.
Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton gewohnt, doch der Stadtteil verändert sich rasend schnell, die Bibliothek wurde geschlossen, viele große Häuser umgebaut und mit Luxuswohnungen bestückt und nun trifft es auch das Schwimmbad. Hier war sie als Kind, hat ihren George kennengelernt und hier hat sie jeden Tag, bei Wind und Wetter ihre Bahnen gezogen, das darf doch nicht enden? Was wäre dann mit ihrem Leben?
Kate soll einen kleinen Bericht über die Schließung schreiben und so trifft sie auf Rosemary. Das ist der Beginn einer ganz besonderen Beziehung, denn Kate macht sich bald die Sache zu eigen und findet – zum ersten Mal – eine Aufgabe, in der sie aufgehen kann.
Freundschaft, Loyalität und Gemeinsinn, das ist das Thema dieses unterhaltsamen Buches mit ernsten Untertönen. Zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen wächst ein Vertrauen, das beiden hilft ihr Schneckenhaus zu verlassen. Gemeinsamkeit statt Einsamkeit, Freundschaft statt Isolation, aber bis dahin müssen noch viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.
Ein durch und durch optimistisches Buch, das sehr zeitgemäß ist und trotz aller Aussagen auch eine amüsante und liebenswerte Geschichte erzählt. Flott und leicht geschrieben, kommt die Autorin ihren beiden Protagonistinnen sehr nah und es stimmt, was man auf dem Cover liest: „Mit diesen Frauen möchte man befreundet sein.“
Ein richtiger Hingucker ist auch die Umschlaggestaltung, die sich im Vorsatzpapier wiederholt.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Ein klassischer, eher ruhiger Krimi

Nachts schweigt das Meer
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DI Ben Kitto kehrt für eine Auszeit heim auf die Scilly Inseln. Auf Tresco ist er aufgewachsen, aber nur noch Onkel Ray, ein wortkarger Bootsbauer, lebt hier. Statt Ruhe und Abgeschiedenheit findet Ben ...

DI Ben Kitto kehrt für eine Auszeit heim auf die Scilly Inseln. Auf Tresco ist er aufgewachsen, aber nur noch Onkel Ray, ein wortkarger Bootsbauer, lebt hier. Statt Ruhe und Abgeschiedenheit findet Ben die Insel in Aufruhr. Die junge Laura Trescothick ist verschwunden, sie kann die Insel nicht verlassen haben, denn ein Sturm brachte den Schiffsverkehr zum Erliegen. Eine Suchmannschaft wird gebildet, natürlich beteiligt sich Ben und Laura wird am Fuß einer Klippe gefunden. Ein schrecklicher Unfall oder ein Mord?


Auch wenn er Erholungsurlaub hat, Ben lässt sich in die Ermittlungen einbinden. Vielleicht findet er so Abstand zu den Erlebnissen der letzten Monate, als er seine langjährige Partnerin in verdeckten Ermittlungen verloren hat und sich die Schuld daran gibt. Aber leicht wird es nicht, denn plötzlich muss Ben erkennen, dass sein Verdacht auch auf Leute fällt, die er sein ganzes Leben kennt und seine Loyalität zu den Einheimischen wird auf die Probe gestellt.
Der Krimi ist ganz klassisch aufgebaut. Wir haben einen Polizisten der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und durch die Ermittlungen hart an seine Grenze kommt. Wir haben ein ziemlich überschaubares Terrain und eine übersichtliche Zahl von Verdächtigen. Trotzdem steigt die Spannung an, je weiter Ben hinter die Fassaden der Bewohner schauen kann. Vieles ist anders, als es scheint und Ben muss auch seine Erinnerungen korrigieren.


Wie auf allen kleinen Inseln sind die Bewohner der Scillys und besonders auf Tresco eine eingeschworene Gemeinschaft, eine gute Gelegenheit für die Autorin besondere Charaktere einzuführen und zu beschreiben. Rose Austell, die Kräuterhexe und ihr Sohn Sam, ein talentierter Fußballspieler, der nach kurzem Höhenflug gescheitert ist. Das Opfer, die lebenshungrige Laura, die nur raus aus der Enge der Insel will. Der Immobilienhai Jay Curnow, der alles auf der Insel aufkauft und auch vor Drohungen nicht zurückschreckt um Bewohner aus ihren Cottages zu vertreiben und sein Sohn, der trotz aller elterlichen Verbote sich mit Laura trifft, um nur einige zu nennen. Das gibt eine vielseitige Liste von Verdächtigen.


Die Spannung bezieht der Krimi eher aus der Figur des Ben Kitto und seinen Gesprächen mit den Einheimischen. Die Ermittlungen selbst sind eher kleinteilig und gemächlich. Hier wäre mir mehr Spannung lieb gewesen.Tatsächlich kristallisierte sich bei mir schon recht früh ein Verdacht heraus, der sich auch bestätigte.


Sehr schön ist die Atmosphäre der - zumindest in der beschriebenen Jahreszeit - sturmumtosten Insel, Kälte und Dauerregen machten selbst beim Lesen frösteln.


Ein klassischer, eher ruhiger Krimi, der von der Atmosphäre der Landschaft lebt.