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Veröffentlicht am 07.05.2019

Vertrauen und Freundschaft

Alte Sorten
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Sally rebelliert gegen eine Umgebung, die sie krank macht. Sie lehnt sich ihrer Eltern auf, die nur das Beste für sie wollen, aber eher das Beste für sich meinen, gegen Psychologen, die ihr sagen, wie ...

Sally rebelliert gegen eine Umgebung, die sie krank macht. Sie lehnt sich ihrer Eltern auf, die nur das Beste für sie wollen, aber eher das Beste für sich meinen, gegen Psychologen, die ihr sagen, wie sie ihr Leben in Griff bekommt, ihre Essstörung und ihre Selbstverletzungen. Deshalb haut sie aus der Klinik ab. Zufällig begegnet sie Liss, eine Frau in mittleren Jahren, die allein auf einem Bauernhof lebt.

Liss nimmt Sally auf, ohne viel zu fragen. Zum ersten Mal begegnet das junge Mädchen einem Menschen, der sie annimmt, wie sie ist ohne ihr zu sagen, wie sie sein sollte. Ganz allmählich und ohne große Worte knüpfen die zwei Frauen ein Band, öffnen sich allmählich und fassen Vertrauen zueinander.

Wenn auch auf den ersten Blick die Beiden grundverschieden scheinen, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten. Liss erkennt sich in der rebellischen Sally wieder und erinnert sich schmerzhaft an ihre Kindheit und Jugend voller Enttäuschungen und Zwang.

In einer zarten, einfühlsamen Sprache entwickelt der Autor die Geschichte der beiden Frauen. Wie sie sich in der alltäglichen und harten Arbeit auf dem Hof sich langsam näher kommen, wie Sally plötzlich Verantwortung für sich übernehmen kann und über den Geschmack von reifen Birnen oder einfachen Kartoffeln auch wieder essen lernt, hat mich tief beeindruckt. Farbig und bildhaft beschreibt der Autor die Landschaft oder die Erntearbeit, ich hatte das Aroma der Früchte auf der Zunge und fühlte Wind und Sonne. Es ist eine Leichtigkeit in der Geschichte, trotz des ernsten Hintergrunds von Verlust und Schuld. Eine harte Schale umgibt die Seelen von Liss und Sally, aber sie bricht langsam auf und es ist die schriftstellerische Kunst des Autors den Leser daran teilhaben zu lassen.

Das Buch von Ewald Arenz besticht nicht nur durch die wunderschöne Sprache, sondern auch durch die äußere Gestaltung. Ein zartes Titelbild und ein schöner Einband mit Lesebändchen haben mich sofort eingenommen.

Der Roman gehört zu den Büchern, die mich lange beschäftigen und begleiten werden und den ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.05.2019

Auf dem Ahrsteig

Johannisglut
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Jana Vogt arbeitet als Tatortfotografin bei der Polizei. Im Augenblick kümmert sie sich um abgelegte Altfälle und recherchiert ob mit der heutigen Technik noch einmal eine Neuaufnahme lohnt. Für das Wochenende ...

Jana Vogt arbeitet als Tatortfotografin bei der Polizei. Im Augenblick kümmert sie sich um abgelegte Altfälle und recherchiert ob mit der heutigen Technik noch einmal eine Neuaufnahme lohnt. Für das Wochenende hat ihre Freundin Meike sie zu einer Wanderung am Ahrsteig eingeladen. Eine Gruppe ehemaliger Kommilitonen hat sich nach dreißig Jahren wieder getroffen und möchte die damalige Wanderung wiederholen und dazu nicht nur Meike als Wanderführerin engagiert, sondern auch noch eine Fotografin zur Dokumentation der Tour.


Jana ist neugierig, sowohl das Ziel der Wanderung, wie auch den Namen des Organisators Rainer Grossmann war in einem ihrer Altfälle erwähnt. Damals verschwand eine junge Frau spurlos. Ermittlungen waren wohl nur recht halbherzig geführt worden, denn Zeugen erklärten, dass die Vermisste Pläne hatte, nach Frankreich oder Spanien zu ziehen.


Schon sehr bald fällt Jana eine seltsame Stimmung unter den Wanderern auf und kurz danach ist eine Teilnehmerin tot. Jetzt kommt Janas Freund Hauptkommissar Clemens Wieland ins Spiel.
Anfangs war ich ein wenig verwundert, dass eine Polizeibeamtin nebenberuflich Fotografenjobs annimmt, aber das ist natürlich eine ideale Ausgangslage für diesen spannenden Krimi. Sie war und ist hautnah dabei und kann ihre Beobachtungen einbringen. Die unterschiedlichen Teilnehmer der Wanderung scheinen alle etwas zu verbergen und es ist sehr spannend, wie ich als Leserin mit Jana gleich in die Rolle der Ermittlerin schlüpfen konnte. Obwohl ich meine Schlussfolgerungen immer wieder berichtigen musste. Das machte das Lesen für mich besonders reizvoll. Viele, ganz unterschiedliche Charaktere, die gut beschrieben sind, lernt man gemeinsam mit Jana zu Beginn der Wanderung kennen, mal mehr oder weniger intensiv.


Polizeiarbeit kann sehr kleinteilig sein, aber im Zusammenspiel von Jana und Clemens entwickelte diese Routine sehr reizvolle Aspekte und war absolut logisch und folgerichtig. Die Schilderungen haben mir gut gefallen und nicht nur, weil sie durch Janas Terrier Usti aufgelockert werden.


Die Ahr und der Wandersteig ist eine wunderschöne Landschaft und sie kam hier auch ausgezeichnet zur Geltung. Die Beschreibung des Wegs und der Ortschaften habe ich sehr genossen. Da kam sofort richtiges Eifel-Feeling auf.


Dass es schon der dritte Band mit Jana als Ermittlerin ist, habe ich nur durch kurze Erwähnungen auf frühere Begebenheiten erkannt. Als neue Leserin der Reihe ist mir der Einstieg überhaupt nicht schwergefallen.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Mörderischer Herbst

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Remy Eyssens 5. Kriminalroman führt ins herbstliche Le Lavandou. Die Touristenströme sind versiegt, nur noch Einheimische sind in den Cafés und Bistros zu finden. Auch Dr. Leon Ritter, der deutsche Rechtsmediziner ...

Remy Eyssens 5. Kriminalroman führt ins herbstliche Le Lavandou. Die Touristenströme sind versiegt, nur noch Einheimische sind in den Cafés und Bistros zu finden. Auch Dr. Leon Ritter, der deutsche Rechtsmediziner der seit einiger Zeit in Frankreich lebt und arbeitet, lässt es ruhiger angehen.
Da wird ein blutig abgetrennter Frauenfuß ausgestellt auf der Promenade gefunden. Bald ist klar, er gehört einer seit kurzem vermissten jungen Frau. Sofort gerät ihr Freund, Stuntman bei einer reisenden Autoshow in Verdacht. Als später der Leichnam gefunden wird, ist offensichtlich, dass die junge Frau einem Folterer und abartigem Mörder zum Opfer fiel.
Für Ritter stellt sich der Fall allerdings vielschichtiger dar, da ist er ganz mit seiner Freundin Isabelle Morell, Capitaine bei der örtlichen Polizei, einer Meinung. Unterstützung erhält er auch von Dr. Claire Leblanc, die als Psychologin zufällig in Le Lavandou ist, weil sie Kommunikationsabläufe im Mitarbeiterstab optimieren soll.
Ich habe schon zwei-drei der Provence Krimis von Eyssen gelesen und war in diesem Fall von der Brutalität der Morde überrascht. Das bringt ein ganz neues Spannungselement in die Serie. Ritte muss dieses Mal an allen Fronten kämpfen, gegen den ignoranten Leiter der Polizeidienststelle, der immer gern cholerisch auf schnelle und einfache Lösungen setzt und auch ein wenig gegen die Eifersucht von Isabelle, die in der attraktiven Psychologin nicht ganz zu Unrecht eine Konkurrentin sieht. Je weiter Ritter ermittelt, desto näher kommt er dem wahren Täter und sieht sich plötzlich selbst unter Verdacht.
Mir hat auch dieser Krimi wieder sehr gut gefallen. Die Story ist wendungsreich aufgebaut und die Spannung steigert sich bis zum Schluss. Natürlich darf die wunderschöne Landschaft der Provence eine große Rolle spielen. Das erwarte ich fast schon von den Krimis von Remy Eyssen. Aufgelockert wird die Handlung immer wieder durch den cholerischen Polizeichef Zerna, die Diskussionen mit ihm haben immer ein großes Humorpotential.
Allerdings hat mich dieser Band nicht ganz so überzeugt wie seine Vorgänger. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Brutalität dieser Morde nicht so richtig mit dem Provence Feeling von Boule unter Platanen und Pastis im Bistro in Einklang bringen kann. Wobei das allerdings Jammern auf sehr hohem Niveau ist.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Holmes ermittelt

Mopsball (Ein-Holmes-und-Waterson-Krimi 7)
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Krimis mit ermittelnden Tieren sind eigentlich nicht so mein Ding. Aber es gibt eine Ausnahme: Die Mops-Krimis von Martina Richter. Es liegt sicher an Holmes, dem klugen und liebenswerten Mops der sich ...

Krimis mit ermittelnden Tieren sind eigentlich nicht so mein Ding. Aber es gibt eine Ausnahme: Die Mops-Krimis von Martina Richter. Es liegt sicher an Holmes, dem klugen und liebenswerten Mops der sich mit seiner Spürnase schon einige Sporen verdient hat.
Es herrscht ein ziemlicher Trubel in Knieslingen, es gibt bald eine große Doppelhochzeit. Mops Holmes menschlicher Ermittlungskollege, der Kommissar Waterson heiratet und auch Frauchens Marlenes Tochter gibt das Ja-Wort. Beim Toben am Fußballplatz – der geheiligte Rasen ist einfach zu verlockend – findet Holmes einen Toten am Tor. Selbstmord? Nein, Holmes ist sich bei der Spurenlage ziemlich sicher, dass da jemand die Hand im Spiel hatte. Aber wie soll er das den beschränkten Menschen mitteilen? Er versteht jedes Wort „Menschlich“, aber sie verstehen halt nur schwer, was er ihnen sagen möchte.
Gut, dass Waterson und sein Kollege inzwischen wissen, was sie Holmes haben und sein Zögern sehr genau interpretieren und so geht es trotz Hochzeitsvorbereitungen auf Mörderjagd.
Ich habe nun schon einige dieser Mops-Krimis gelesen und amüsiere und unterhalte mich aufs Beste damit. Ich liebe Holmes und seine ganze tierische Familie und sein Wissen um die Defizite von menschlichen Wesen, denen er mit großer Geduld und Nachsicht begegnet. Holmes macht seinem großen Kollegen alle Ehre. Seine Spürnase ist im wahrsten Sinn des Wortes hervorragend und auch alte Spuren kann er noch verfolgen, wenn Waterson schon lange kapitulieren muss. So gelingt ihm nicht nur die Lösung dieses Falls, er kommt noch einer ganz üblichen Geschichte auf die Schliche und dem nächsten Meisterschaftsspiel des Knieslinger Fußballvereins steht nichts mehr im Weg. Das ist von der ersten Seite an spannend und dabei auch mit viel Charme erzählt.
Ich bin sicher, dass nicht nur ausgewiesene Hunde- oder Mopsfreunde hier auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Allein unter Friesen

Plötzlich Inselpolizist
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Frank Bartels ist ein guter Polizist, auch wenn er in seinem Rechtsempfinden schon mal über’s Ziel hinausschießt. Als er einen Kleindealer festnimmt, erleiden sechs Autos einen Kollateralschaden. Nun reicht ...

Frank Bartels ist ein guter Polizist, auch wenn er in seinem Rechtsempfinden schon mal über’s Ziel hinausschießt. Als er einen Kleindealer festnimmt, erleiden sechs Autos einen Kollateralschaden. Nun reicht es, findet sein Chef. Seine Erfolge kommen Hamburg einfach zu teuer und so sieht sich Bartels auf Insel Neuendiek strafversetzt. Für einen Urlaub sicher ein Idyll, für einen engagierten Polizisten eine Wüste. Vor allem, als ihm schnell klar wird, dass die eingeschworenen Insulaner von einem Neuen gar nichts halten, dafür hat schon sein Vorgänger gesorgt. Vergehen werden unter der Hand geregelt oder gar ignoriert, die Putzfrau der Dienststelle nimmt schon mal Amtshandlungen vor und sein Dienstwagen ist eine Lachnummer.

Dann wird ein unbekannter Toter am Strand gefunden und das kann nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden und Frank ist ziemlich auf sich gestellt, durch einen Sturm ist keine Verstärkung vom Festland möglich und die Inselbewohner und selbst sein pensionierter Vorgänger mauern. Immer mehr wird Bartels klar – der Leser ist durch die eingeschobenen Gedankengänge des Täters schon etwas weiter – dass sich der Täter unter den Inselbewohnern zu suchen ist.
Das Titelbild ließ mich einen humorvollen Krimi erwarten, auch die Kurzbeschreibung sprach dafür. Aber Nicole Drawers Geschichte ist ein ganz ernsthafter und spannender Kriminalroman. Die gut ausgedachte Handlung machte mir unheimlich Spaß und Frank Bartels als Einzelkämpfer hat mir als Charakter sehr gut gefallen.

Natürlich fehlt es nicht an Humor, es gibt viele Situationskomik mit den Insulanern, viel Wortwitz und kauzige Charaktere, die perfekt auf eine ostfriesische Insel passen. Die optimale Mischung aus spannendem Plot, witzigen Szenen und urigen Figuren hat mir bei diesem Krimi besonders viel Spaß gemacht.

Frank Bartels mischt die Insel auf und selbst
die alteingesessenen Bewohner müssen zugeben, dass der frische Wind nicht schlecht ist. Das lässt auf weitere Mordtaten auf Neuendiek hoffen.