Starke Frauen
Vom Himmel zum MeerAgnes Martin, die im Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen ist, wird nach Hamburg geschickt. Dort soll sie eine Anstellung als Gesellschafterin einer Pastorenwitwe annehmen. Doch dort muss sie erfahren, ...
Agnes Martin, die im Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen ist, wird nach Hamburg geschickt. Dort soll sie eine Anstellung als Gesellschafterin einer Pastorenwitwe annehmen. Doch dort muss sie erfahren, dass sie nicht erwünscht ist, die Witwe Bevenkamp will weiterhin im Lebenswerk ihres verstorbenen Mannes, dem Hamburger Waisenhaus, mitmischen, was dem Nachfolger Pastor Sörensen überhaupt nicht gefällt. Doch die Cholera, die in Hamburg 1892 ausbricht, zwingt die beiden Frauen zum Handeln. Sie fliehen zusammen mit einigen Kindern an die Ostseeküste, wo Tilly Bevenkamps elterliche Kate steht. Agnes versucht nun den Unterhalt für sie alle zu verdienen, indem sie am Strand kleine Backwaren an die reichen Kurgäste verkauft. Ein leerstehendes Herrenhaus mit einer großen Küche wäre ideal für sie, doch die Besitzer, die adlige Familie von Reikers stehen den Plänen sehr abwehrend gegenüber.
Der historische Roman lebt von seinen starken Frauengestalten. Agnes und Tilly nähern sich nur langsam an einander an, denn Tilly trägt schwer an ihrer Trauer und ihrer unglücklichen Familiengeschichte und auch Agnes wird an der Ostseeküste vor schwierige Entscheidungen gestellt.
Die Autorin hat eine spannende und auch emotionale Geschichte geschrieben, die man wirklich in einem Zug auslesen möchte. So sehr wird man von den Ereignissen in Bann gezogen. Das ist leicht und flüssig geschrieben und vor allem die Frauenfiguren sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen.
Das historische Ambiente war mir allerdings ein wenig durch die rosarote Brille gesehen. Standes- und Bildungsunterschiede spielen keine Rolle und besonders die junge Agnes als gerade erwachsen gewordenes Findelkind, verfügt über beeindruckend viel Tat- und Entscheidungskraft und Lebensweisheit. Alle Schwierigkeiten lassen sich schnell und manchmal auch durch Zufälle beseitigen, was mir ein wenig zu weichgezeichnet vorkam. So wirkt das Historische eher als farbige Folie für ein Art Emanzipationsgeschichte.
Der Lesefluss und das Vergnügen an dem Roman werden dadurch aber nicht geschmälert. Die Geschichte hat mir trotzdem gut gefallen und das Leben an der Ostseeküste war stimmungsvoll eingefangen. Bei all den Back- und Kochkünsten von Agnes ist mir der Mund so wässrig geworden, dass ichdie sonst üblichen Rezepte im Anhang fast vermisste.
Ein schönes, stimmiges Happy End rundete die Geschichte dann perfekt ab und was das wunderschöne Titelbild versprach, wurde eingelöst.