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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2019

Rundum gelungen !

Ein perfider Plan
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Im Prolog dieses unterhaltsamen Kriminalromans erfahren wir, dass Diana Cowper, eine begüterte Dame der Gesellschaft, just an dem Abend erdrosselt wird als sie ihre eigene Beerdigung geplant und in Auftrag ...

Im Prolog dieses unterhaltsamen Kriminalromans erfahren wir, dass Diana Cowper, eine begüterte Dame der Gesellschaft, just an dem Abend erdrosselt wird als sie ihre eigene Beerdigung geplant und in Auftrag gegeben hat.

Hawthorne, ein etwas geheimnisvoller Ex-Polizist, der inzwischen als Berater für Filmfirmen und auch für seine frühere Dienststelle arbeitet, wurde zur Klärung herangezogen. Er wendet sich an Anthony Horowitz, den Krimiautor, den er von verschiedenen Filmproduktionen kennt, um den Fall literarisch zu begleiten und anschließend ein Buch zu veröffentlichen.

Horowitz, der reale Autor ist auch der Ich-Erzähler des Buches und was er über sich und seine Werke schreibt – die Jugendbuchserie um Alex Rider, die Sherlock Holmes Adaption „Das weiße Band“ sind echte Veröffentlichen, und so wird der Leser zum Begleiter eines Buches im Buch, eine Meta-Ebene, wie der Fachausdruck dafür lautet.
Wie Sherlock Holmes und sein Adlatus Watson gestalten sich auch die beiden Figuren in diesem Roman, wobei Horowitz die undankbare Rolle des Watson erhält. Hawthorne ist ihm immer einen Schritt voraus, erklärt nur selten woher er seine Informationen bezieht und lässt den Autor immer wieder ziemlich dumm aussehen. Regelmäßig zerpflückt Hawthorne seine Entwürfe und regelmäßig möchte Horowitz die ganze Sache einfach abblasen. Aber seine Neugierde ist geweckt und so schluckt er seinen Ärger immer wieder hinunter. Was ihm nicht leicht fällt, den er ist ein wenig eitel und schnell gekränkt.

Derweil gestalten sich die Ermittlungen im Tod der Diana Cowper sehr interessant, die Zeugen scheinen alle die Wahrheit nach ihren Wünschen zu drehen, es gibt Ungereimtheiten in der so makellos erscheinenden Vergangenheit der Dame und der Leser wird ziemlich lange an der Nase herumgeführt.

Es macht Spaß sich auf diese literarische Schnitzeljagd einzulassen, denn mit seiner stilvollen Sprache und seinem eleganten Schreibstil hat mich der Autor und Ich-Erzähler von Anfang an überzeugt. Es ist ein „typisch englischer“ Krimi, mit viel hintergründigem Humor und Sprachwitz. Die Figuren sind sehr vielschichtig gestaltet und bieten Raum für eigene Spekulationen.

Es ist mein zweiter Krimi des Autors, den ich wirklich als Kriminalroman-Klassiker bezeichnen möchte, weil er nach meinem Empfinden ganz in der Linie von Michael Innes und anderer klassischer englischer Krimiautoren steht.

Besonders schön finde ich auch die Ausstattung: ein eleganter roter Leineneinband mit weiß geprägter Schrift und einem Lesebändchen. Hier gehen Inhalt und Gestaltung eine gelungene Verbindung ein.

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Liebhaber des typischen englischen Kriminalromans!


Veröffentlicht am 13.03.2019

Ein blinder Zeuge

Blind
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Nathaniel Brenner ist seit seinem 11. Lebensjahr blind. Er hat sich gut mit seinem Handicap eingerichtet und meistert seinen Alltag mit seiner Blindenführhündin Alisha und gelegentlich mit der App „Be ...

Nathaniel Brenner ist seit seinem 11. Lebensjahr blind. Er hat sich gut mit seinem Handicap eingerichtet und meistert seinen Alltag mit seiner Blindenführhündin Alisha und gelegentlich mit der App „Be my eyes“, bei der Sehende um Hilfe gebeten werden können. So wird er mit Carole verbunden und während des Gesprächs hört er plötzlich Gepolter und einen Schrei und das Gespräch bricht ab. Nathaniel ist sofort klar, dass er Ohrenzeuge eines Verbrechens geworden ist, doch bei der Polizei glaubt man ihm nicht. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und bittet die TV-Journalistin Milla um Hilfe.
Sehr kurze Kapitel bestimmen das Tempo des Kriminalromans und durch den ständigen Wechsel der Perspektiven von Nathaniel zu Milla, von der Polizei zu Carole wird dieses Tempo noch verstärkt. Die Blindheit des Spurensuchers wider Willen bringt noch einen besonderen Reiz, wenn Nathaniel zum Beispiel jemand verfolgen will und seine Hündin partout einen anderen Weg gehen möchte. Je mehr die Polizei von einem Hirngespinst ausgeht umso verbissener sucht Nathaniel, denn er ist überzeugt, dass Carole in großer Gefahr ist.
Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen, zwei ganz unterschiedliche Handlungsstränge bestimmen das Buch und mir als Krimileserin war klar, dass sie miteinander verwoben sein müssen, auch wenn mir erst spät die Verbindung klar wurde.
Milla, die investigative Fernsehjournalistin hat mir gut gefallen und ich könnte sie mir auch Leitfigur einer Krimiserie vorstellen. Blass dagegen blieben die handelnden Polizisten, allen voran Sandro. Er ist nicht nur von Berufs wegen involviert, er ist auch gleichzeitig Millas Freund, was immer wieder zu Reibungen führt, besonders wenn sich ihre Recherchen mit seinen Ermittlungen kreuzen. Er beharrt auf seiner Schweigepflicht, fühlt sich aber sofort angegriffen, wenn in Millas Berichten Polizeiarbeit thematisiert wird. Allein schon durch seine Blindheit ist Nathaniel der am besten charakterisierte Protagonist. Wie er mit seinen verbliebenen Sinnen das Handicap auszugleichen versucht, hat mir sehr gut gefallen.
Lediglich das Ende hat mich nicht ganz überzeugen können, es bleiben nicht nur einige Fragen offen, es kam mir auch zu unvermittelt.
Hervorheben möchte ich die Gestaltung des Buches. Die Klappenbroschur mit aufgerauten Ecken erinnert ein wenig an die Punkte der Braille Schrift. Auch die grafische Gestaltung mit einer verloren wirkenden Figur zwischen den Buchstaben B L I N D passen sehr gut zum Inhalt. Im Klappentext erfahre ich auch, dass die Geschichte nach einem wahren Fall empfunden ist. Diesen Fall nachzulesen lohnt sich.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Beschwingt

Weil es Liebe ist
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Holland Bakker möchte gerne Schriftstellerin werden, aber solange die Inspiration ausbleibt jobbt sie T-Shirt-Verkäuferin in einem Musicaltheater. Doch eines Tages hört sie in der U Bahn Station einen ...

Holland Bakker möchte gerne Schriftstellerin werden, aber solange die Inspiration ausbleibt jobbt sie T-Shirt-Verkäuferin in einem Musicaltheater. Doch eines Tages hört sie in der U Bahn Station einen Straßenmusikanten, der sie mit seiner Gitarre verzaubert. Er sieht auch noch unverschämt gut aus und so macht Holland sehr oft einen Umweg um ihn spielen zu hören. Sie träumt sich in eine romantische Liebesgeschichte ohne je ein Wort mit ihm gesprochen zu habe.
Hollands Onkel Robert ist der Chef des Musicaltheaters und als ein Solist ausfällt, bitte sie ihren Onkel sich diesen Mann mal anzuhören und Robert ist begeistert. Einem Engagement steht nur die fehlende Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis von Calvin entgegen. Aber wie bekommt man schnell eine Green Card? Man heiratet und Holland sieht sich wenige Tage danach am Ziel ihrer romantischen Träumereien. Aber kann das wirklich gutgehen?
Manchmal darf es für mich auch eine Portion Kitsch sein, vor allem wenn es mit einer Prise Humor gewürzt ist. Holland ist eine liebenswerte, aber auch etwas konfuse Person und so ist der Weg zum Glück mit viel Irrungen und Wirrungen gepflastert. Das ist eine leichte, aber auch ziemlich vorhersehbare Geschichte. Es ist flott geschrieben und ich habe mich einige Stunden auch gut unterhalten, wenn ich auch manchmal das Gefühl hatte, ein Stereotyp wird ans andere gereiht. Schön ist die Atmosphäre eines Off-Broadways Theaters und das Lebensgefühl Manhattans eingefangen. Die beschwingte Komödie um Holland und Calvin ist liebenswert und sexy und dabei auch noch komisch. Das liegt an den pointierten Dialogen, die Witz und Tempo in die Liebesgeschichte bringen.
Amüsante Unterhaltung für einige entspannte Lesestunden.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Thies holt sich eine blutige Nase

Mörder mögen keine Matjes
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Es ist ein eher stürmischer Nachmittag den Tadje Dethlefsen mit Freund Lasse knutschend am Strand verbringt. Sie ist nicht recht bei der Sache, ein angeschwemmter Container nimmt ihre Aufmerksamkeit ...



Es ist ein eher stürmischer Nachmittag den Tadje Dethlefsen mit Freund Lasse knutschend am Strand verbringt. Sie ist nicht recht bei der Sache, ein angeschwemmter Container nimmt ihre Aufmerksamkeit gefangen. Lasse und sie öffnen den Container und finden allerhand Elektronikschrott, dazwischen einen Toten und ein kleines Äffchen, das gleich verängstigt Tadje in den Arm springt. Als Polizistentochter weiß sie was zu tun ist. Vater Thies ist dann auch gleich am Fundort und stellt fest dass der Container wohl aus Hamburg kommt. Gut, dass Nicole Stappenbeck inzwischen dort bei der Mordkommission arbeitet, da kann er wieder mal mit ihr ermitteln.

Die Stammkunden der „Hidden Kist“ Antjes Imbiss mit Kultstatus, wollten eh schon einen Ausflug in die Stadt machen, Kumpel Piet Paulsen bekommt in der Elbmetropole grade ein neues Knie verpasst, da kann man den Besuch doch gleich mit der Unterstützung für Thies verbinden.

Kein Hamburger Kriminalbeamter wird den Ort Fredenbüll jemals mehr vergessen, dafür sorgen schon die Ermittlungen die Thies unbeirrt mit friesischem Scharfblick dort anstellt, auch wenn er eigentlich gar nicht zuständig ist.

Wieder einmal sind Thies und die Fredenbüller unschlagbar. Eine urkomische Geschichte mit lauter kauzigen, aber liebenswerten Originalen, die ich schon aus den Vorgängerbänden ins Herz geschlossen habe. Den herben Friesencharme möchte ich inzwischen nicht mehr missen. Der Krimi beschäftigt sich mit üblen Geschäften um illegale Müllentsorgung und Drogenhandel, klammert ernste Themen also nicht aus, bleibt aber immer urkomisch dabei.
Wie ein kleiner roter Faden ziehen sich die Auftritte des Privatdetektivs Phil Krotke durch das Buch, der eine Hommage an die klassischen amerikanischen Detektivromane ist. Sei es durch seine Chesterfields und die Streichhölzer, die er am Daumennagel anreißt , seine lakonischen Sprüche oder sein zerknautschtes Aussehen.

In Hamburg hat die Stammbelegschaft der Hidden Kist ein adäquates Lokal gefunden. In Mannis Matjeshalle lässt sich wunderbar bei Fisch- und Krabbenbrötchen über die nächsten Maßnahmen diskutieren. Aber trotzdem schön, wenn wir beim nächsten Fall wieder in Fredenbüll Station machen. Ich glaube, Thies war die Großstadt auch ein wenig zu turbulent. Dafür gab es wieder jede Menge Wortwitz und genau auf den Punkt gebrachte Situationskomik.

Ein Muss für Friesen-Fans!

Veröffentlicht am 11.03.2019

Konnte mich nicht recht überzeugen

Volltreffer
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Der alte Roth, ein Einsiedler und Waldschrat ist tot. Haffmeyer von der Kemptner Kripo, der den Kauz eigentlich ganz gern mochte, obwohl er wusste, dass es ein alter Kunde der Polizei war, hat ihn gefunden. ...

Der alte Roth, ein Einsiedler und Waldschrat ist tot. Haffmeyer von der Kemptner Kripo, der den Kauz eigentlich ganz gern mochte, obwohl er wusste, dass es ein alter Kunde der Polizei war, hat ihn gefunden. Schon länger saß er tot in dem berühmten Häusl mit dem Herzl. Den Bolzen einer Armbrust in der Stirn. ." Haffmeyer wollte nach ihm schauen, den Roth pflegte mit Hingabe ein Blumenbeet vor einer Kapelle und so vertrocknet wie das Beet war, machte er sich Sorgen um den alten Mann.
Eike Hansen, der Hannoveraner im Allgäu, nimmt wohl endlich die letzte Hürde bei der Dauerverlobten Resi. Ein Hochzeitsanzug soll her, aber Eike zeigt zu wenig Enthusiasmus für seine kritische und auch ziemlich zickige Resi. Nur zu dankbar ist er, als der Anruf von Haffmeyer ihn in den Dienst ruft.
Bald stellt sich heraus, dass Roths Papiere gut gemacht, aber gefälscht waren. Er saß wegen eines Bankraubs, der Großteil der Beute nie aufgetaucht. Aber er lebte am Rande des Existenzminimums, würde er das machen, wenn er die Millionen hätte?
Sind seine alten Komplizen auf seine Spur gestoßen, oder wer könnte sonst noch einen Grund haben, den inzwischen harmlosen Kauz umzubringen? Diese Frage stellt sich auch Hansen und sein Team.
Als gebürtige Allgäuerin habe ich ein Herz für Regionalkrimis aus meiner alten Heimat und habe mir noch keinen Band entgehen lassen. Es ist ein Treffen mit alten Bekannten, Haffmeyer mit seinem abseitigen künstlerischen Hobby, die sympathische Hannah und den sehr eigenwilligen Kater Ignaz. Die sind auch immer für einige urkomische Szenen gut.
Allerdings war ich mit diesem Band nicht mehr so glücklich. Resi darf zweimal auftreten und bleibt ansonsten zickig. Hansen laviert mit halbem Herzen zwischen Ermittlungen und Hochzeitsvorbereitung. Dann taucht auch immer wieder ein geheimnisvoller Geheimdienstmann auf, der ein Freund und Kollege von Hansens Vater war und ihm von seinem Vater erzählen will.
Der Fall dümpelt so vor sich hin und mit dem Ende ließ mich das Buch wirklich unbefriedigt zurück. Als ich las, dass es der vorläufig letzte Band der Allgäu-Reihe des Autors war, fand ich es schade. Nach dem Lesen denke ich, eine Pause tut Hansen wirklich gut.