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Veröffentlicht am 18.08.2021

Wenn aus Liebe Alltag wird

Der Brand
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Rahel und Peter sind 30 Jahre verheiratet, als Psychotherapeutin und Uni-Professor wohlsituiert, aber die Beziehung ist in die Jahre gekommen. Eigentlich haben sie sich nicht mehr viel zu sagen, die Gespräche ...

Rahel und Peter sind 30 Jahre verheiratet, als Psychotherapeutin und Uni-Professor wohlsituiert, aber die Beziehung ist in die Jahre gekommen. Eigentlich haben sie sich nicht mehr viel zu sagen, die Gespräche sind kurz, immer freundlich, aber distanziert. Rahel vermisst zudem die körperliche Nähe, der sich Peter seit Jahren immer deutlicher entzieht. Ein Urlaub soll eine Veränderung anstoßen.

Die gewählte einsame Berghütte steht wegen des titelgebenden Brandes nicht mehr zur Verfügung, so reisen sie in die Uckermark in das Haus einer mütterlichen Freundin Rahels. Die bat um Hilfe für Haus und Garten, da sie ihren Mann, einen bekannten Künstler, zur Reha begleiten will. Dann taucht auch noch Tochter Selma mit den Kindern auf, die ihre Probleme mitbringt.

Daniela Krien, über die ich schon sehr viel Positives gehört und gelesen habe, erzählt die Geschichte einer Ehe und zweier Menschen, die sich im Lauf der Jahre unterschiedlich entwickelt haben. Obwohl ihre Protagonisten im besten Alter sind (49 und 55), wirken sie viel älter und eingefahrener auf mich. Beide scheinen von den gesellschaftlichen Entwicklungen überfordert. Rahel als Psychotherapeutin sieht alle ihre Patienten nur noch negativ und ihre Probleme rechnet sie dem Zeitgeist und überzogenen Ansprüchen zu. Peter zieht sich nach einem Vorfall bei einer seiner Vorlesungen ganz zurück.

Von der Charakterzeichnung konnten mich weder Peter noch Rahel überzeugen. Besonders Rahel fand ich unsympathisch und oberflächlich. Allerdings ist Kriens Sprachstil sehr schön zu lesen und sie erzählt in nur scheinbar einfachen Worten, man muss schon sehr genau lesen um die Zwischentöne zu erfassen.

Es ist mein erstes Buch der Autorin und nach all den positiven Besprechungen ihres früheren Schaffens, war ich sehr gespannt auf das Buch. Der Roman hat mir insgesamt gut gefallen, aber auch nicht mehr. Da kommt ein bisschen Gesellschaftskritik, ein bisschen Ossi-Wessi-Gefühl, ein bisschen Ehekrise. So bleibt auch zum Ende der Fortbestand der Beziehung unentschieden.

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Neuer Fall für Loretta

Ein Männlein liegt im Walde
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Loretta Luchs hat ein Gespür für Mord! Aber dieses Mal hätte sie gern darauf verzichtet, denn ihr Partner Dennis soll der Täter sein. Die Beweislage ist eindeutig und Dennis‘ Erklärungen wirken unwahrscheinlich.

Alles ...

Loretta Luchs hat ein Gespür für Mord! Aber dieses Mal hätte sie gern darauf verzichtet, denn ihr Partner Dennis soll der Täter sein. Die Beweislage ist eindeutig und Dennis‘ Erklärungen wirken unwahrscheinlich.

Alles begann an dem Tag, als plötzlich die kesse Miri vor der Türe stand und Dennis verkündete, dass sie seine Tochter ist. Tatsächlich hatte er in seinen wilden Zeiten auf Ibiza ein Verhältnis mit Angie, der Mutter. Aber er war nicht der Einzige, es war die Zeit der späten Hippies und der freien Liebe.

Aber nun muss Loretta all ihre Fähigkeiten und die Hilfe ihrer Freunde in Anspruch nehmen um Dennis Unschuld zu beweisen.

Auch der 14. Fall des Ruhrpott-Girls Loretta ist wieder überraschend. Der Ideenreichtum der Autorin Lotte Minck scheint unerschöpflich. Ihre Krimis überzeugen durch ihren Wortwitz und die liebevoll ausgedachten Figuren, die den Stammlesern schon lange ans Herz gewachsen sind. Aber auch Neueinsteiger werden sicher sofort begeistert sein, denn alle Fälle sind in sich geschlossen und erfordern kein Vorwissen. Höchstens wird die Lust auf weitere Abenteuer von Loretta geweckt.

Besonders gefiel mir, dass in diesem Band die guten Freunde Okko und Doris wieder einen längeren Auftritt hatten. Ich hatte sie in den letzten Folgen schon ein wenig vermisst.

Frau Minck schafft es mit ihrer Mischung und dem Tempo der Ereignisse die Spannung ihrer „Krimödie“ bis zum Schluss zu halten.

Ein besonderes Augenmerk sollte man auf das Cover legen. Der Künstler Ommo Wille hat es wieder mit einem Blick auf die Details gezeichnet und es gehört bei mir schon zur Tradition zuerst lange das Bild zu betrachten um vielleicht einen kleinen versteckten Hinweis zu finden.

Nach einem Band mit Loretta beginnt schon das Warten auf das neue Buch.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Afrika-Fieber

Löwenherzen
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Wer schon einmal im südlichen Afrika reiste, kann nachvollziehen wie sehr das Land seine Besucher in Bann schlägt. So ging es auch der Autorin Gesa Neitzel, die sich dann zur Rangerin und Safari-Guide ...

Wer schon einmal im südlichen Afrika reiste, kann nachvollziehen wie sehr das Land seine Besucher in Bann schlägt. So ging es auch der Autorin Gesa Neitzel, die sich dann zur Rangerin und Safari-Guide ausbilden ließ und nun zusammen mit ihrem Partner die einzigartige Tier-und Pflanzenwelt den Besuchern näher bringen möchte.

Ihre Berichte von wunderbaren Erfahrungen, abenteuerlichen Erlebnissen und kleinen Anekdoten macht schon beim Lesen unglaublich Lust auf die Länder des südlichen Afrika.

Ich bin vielleicht ein wenig voreingenommen, denn ich habe selbst über 20 Jahre das Land bereist, ähnlich wie Gesa mit Camper und abseits der Touristenpfade. So habe ich wie sie in den Hot Springs in Sambia gebadet und über Tage den Weg der Wüstenelefanten gefolgt. Das Damaraland gehört dabei zu meinen Lieblingsregionen in Namibia.

Für mich lässt das Buch viele Erinnerungen lebendig werden und hat mich wieder ganz in das Afrika-Feeling versetzt, das mich nach der ersten Reise gepackt und nie wieder losgelassen hat.

Ihre Beschreibung der Natur und ihrer Gefährdung ist eine Mahnung, mit den Paradiesen auf unsere Welt sorgsam umzugehen und nicht jeder Tourist, der einen Allrad fährt, muss neue Spuren in die fragile Landschaft setzen. Übrigens – den letzten Landrover – Witz kannte ich auch noch nicht.

Mit Gesa Neitzels Erlebnissen kann man sich in Safari-Stimmung versetzen lassen und ein wenig Abenteuer schnuppern. Vielleicht kommt ja wieder eine Zeit, in der man unbeschwert reisen kann.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Gipfeltreffen

Letzter Knödel
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Polit-Gipfel in Altaussee! Da wird Postenkommandant Gasperlmaier schnell zum Statisten auf der eigenen Dienststelle. Überall wimmelt es von russischen Geschäftsleuten, Security, Beamten aus Wien und anderen ...

Polit-Gipfel in Altaussee! Da wird Postenkommandant Gasperlmaier schnell zum Statisten auf der eigenen Dienststelle. Überall wimmelt es von russischen Geschäftsleuten, Security, Beamten aus Wien und anderen Wichtigtuern. Aber auch im trauten Heim gibt es Aufregung: Tochter Katharina stellt ihre Lebensgefährtin vor und Gasperlmaier fällt erstmal aus allen Wolken. Freundin Stefanie will ein paar Tage bleiben und einige Storys von Prominenten für ihr Magazin schreiben.

Doch dann wird im Cateringzelt die Leiche einer jungen Hilfsköchin gefunden und Gasperlmaier ermittelt zusammen mit Frau Dr. Kohlross. Wer war die junge Frau? Hat ihr Tod etwas mit krummen Machenschaften im Gastronomiebereich zu tun oder hat sie Verbindungen zum Gipfeltreffen? Jedenfalls hat sie einen falschen Namen und gefälschte Referenzen benutzt und Gasperlmaier sieht sich wieder einmal mit einem komplizierten Fall konfrontiert.

Wer einmal von Gasperlmaier gehört hat, der wird ihn lieben. Der gestandene Beamte ist urig, manchmal ein wenig zu gemütlich und wirkt auf den ersten Blick eher von schlichtem Gemüt. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, er denkt zwar manchmal etwas langsamer, dafür gründlich. Ein in seiner Heimat verwurzelter Polizist, der menschliche Schwächen kennt und sich nichts vormachen lässt. Dafür lässt er dann auch schon mal die Behördenoberen alt aussehen.

Für mich ist der Altaussee-Krimi von Herbert Dutzler ein besonders gelungener Regionalkrimi. Er ist spannend aufgebaut mit einem verzwickten, aber sehr logischem Plot und vielen überraschenden Wendungen. Ich finde die Protagonisten lebendig gezeichnet, Gasperlmaier zum Beispiel hat Schmunzel-Potential, aber er wird nie zur Karikatur. Es gelingt dem Autor ganz aktuelle Themen in seinen Krimi einzubauen. So die Machenschaften einer neuen, rechtsnationalen Partei, deren Parolen Gasperlmaier sehr schnell entlarvt.

Natürlich darf bei einem Regionalkrimi der landschaftliche Bezug nicht fehlen und die kenntnisreiche und heimatverbundene Beschreibung der Gegend rund um den Altaussee gefiel mir genauso gut, wie der besondere österreichische Charme, den Herbert Dutzler seinen Krimis verleiht.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Briefe und Café con leche

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Pedro Fernándes Garcia ist Postbote auf Lanzarote, so wie sein Vater und Großvater schon vor ihm. Stolz trägt er die Uniform der Königlichen Post, aber die Idylle hat Risse. Es wird kaum noch geschrieben, ...

Pedro Fernándes Garcia ist Postbote auf Lanzarote, so wie sein Vater und Großvater schon vor ihm. Stolz trägt er die Uniform der Königlichen Post, aber die Idylle hat Risse. Es wird kaum noch geschrieben, mit vielen Umwegen und Pausen versucht er den Anschein zu erwecken, dass seine Zustellroute noch unverzichtbar ist.

Seine Liebe gilt seiner Lebensgefährten und deren Sohn Miguel. Aber bald gerät sein Leben aus den Fugen, Carlota zieht mit dem Sohn nach Barcelona und er selbst erkennt, dass an den Erzählungen seines Vaters und Großvaters so einiges nicht stimmt. Zusammen mit seinem verrückten Freund Tenaro und dem Flüchtling Amado versucht er mit einem aberwitzigen Plan seine Familie zurückzuholen.

Moritz Rinke hat einen sehr poetischen Roman geschrieben, das Leben eines Postboten hat ja schon einen berühmten literarischen Vorgänger, Skarmetas „Mit brennender Geduld“ und auch hier darf eine wichtige literarische Persönlichkeit nicht fehlen. José Saramago lebt auf Lanzarote und Pedro würde zu gerne eine Widmung von ihm erhalten.

Rinke lässt seinen Helden wider Willen in absurde Lagen geraten und Pedro erweist sich als liebenswerter Alltagsphilosoph, der nicht immer ganz den realen Lebensanforderungen gewachsen ist. Aber letztendlich geht er immer gestärkt aus den Situationen hervor.

Mir hat diese feine Geschichte sehr gut gefallen, die Bezüge zur jüngeren spanischen Vergangenheit sind und bleiben aktuell. Pedro muss sich auch mit der Vergangenheit des Vaters und Großvaters auseinandersetzen, Franco ist noch sehr lebendig in den Köpfen der Insulaner. So verbinden sich die vielen kleinen Nebengeschichten zu einem großartigen Roman mit einem liebenswerten Protagonisten.

Man spürt die Lust des Autors am Fabulieren, mal ist es skurril, mal tragisch, mal menschlich. Das macht für mich einen guten Roman aus.

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