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Veröffentlicht am 18.11.2018

Luise lässt sich nichts vormachen

Tod eines Weinbauern
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„Einen Toten haben wir schon länger keinen mehr gehabt. Vielleicht wird’s spannend“, freut sich Büroassistentin, als Oberst Doktor Luise Pimpernell zu Ermittlungen in ihren Heimatort am Neusiedler See ...

„Einen Toten haben wir schon länger keinen mehr gehabt. Vielleicht wird’s spannend“, freut sich Büroassistentin, als Oberst Doktor Luise Pimpernell zu Ermittlungen in ihren Heimatort am Neusiedler See aufbricht…
Für Luise ist der Tote, der schon länger im Schnee lag und erst nach einer Tauperiode gefunden wurde, kein Unbekannter. Es ist der alte Emser, ein Winzer vom alten Schlag, in dessen Keller Luise öfters nach einem Spaziergang in freundlichem Schweigen den Tag ausklingen lässt. Schlimm ist es auch, dass Emser niedergeschlagen und im Weinberg liegengelassen wurde, ohne Hilfe ist er in den schneereichen, kalten Tagen erfroren.
In der Familie wird die Todesnachricht sehr unterschiedlich aufgenommen. Die Kinder haben schon lange auf das Erbe geschielt und hätten den Vater wohl schon längst in ein Seniorenheim abgeschoben, wenn der bloß nicht so stur gewesen wäre. Auch unter den Geschwistern herrscht kein guter Ton. Als Luise merkt, dass das Siegel am Hof aufgebrochen wurde, ganz offensichtlich wurde ein Testament gesucht, wird sie erst recht sauer. Aber nicht nur die lieben Verwandten geben Anlass zum Verdacht, ein Winzer in der Nachbarschaft ist schon lange hinter den Weinlagen her und auch der Bürgermeister würde gern aus dem Emserhof etwas Ansehnliches machen, schließlich ist das hier Tourismusgegend.
Luise Pimpernell ist eine erstaunliche Person, nicht mehr jung, nicht mehr schlank und von fragwürdigem Kleidungsstil, wird von Menschen die sie nicht kennen wohl unterschätzt. Sie ist eine tief in der Landschaft verwurzelte Person, der man nichts vormachen kann. Sie achtet auf Details im Gespräch und trägt so Stückchen für Stückchen zusammen. Diese Ermittlerin habe ich gleich sehr sympathisch gefunden, nicht nur weil sie so lebendig gestaltet wurde, sondern weil sie einfach in diesen Krimi passt. Aber auch alle anderen Figuren sind lebensecht gestaltet worden.
In diesem Regionalkrimi darf die Landschaft nicht nur Hintergrund sein, sie wird mit zum tragenden Teil der Geschichte. Althergebrachtes im Wettstreit mit dem Neuen – das findet man nicht nur in den Höfen, sondern auch in den Köpfen. Wenn man das Burgenland oder die Gegend um den Neusiedler See nicht kennt, wird man durch dieses Buch neugierig.
Ein spannender Krimi und auch eine Liebeserklärung an die Landschaft und ihre Besonderheiten, das hat mir ausnehmend gut gefallen.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Ein kleines Märchen

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Juli Mahlo ist eine Frau, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sie ist still, lebt zurückgezogen, lässt nur wenige Menschen in ihr Leben, das bestimmt wird von Ängsten und Phobien. Aber sie erkennt auch ...

Juli Mahlo ist eine Frau, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sie ist still, lebt zurückgezogen, lässt nur wenige Menschen in ihr Leben, das bestimmt wird von Ängsten und Phobien. Aber sie erkennt auch die Ängste und Einsamkeit im Leben anderer Leute und da sie sich selbst zurücknimmt, ist sie eine gute Zuhörerin und setzt alles daran, die Menschen von ihren dunklen Erinnerungen zu befreien. Nur bei sich selbst versagt ihre Strategie.
„Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist ein modernes Märchen. Wie die gute Fee wirbelt Juli durch das Leben Anderer und sorgt für Glücksmomente. Sie ist durch ein Erbe finanziell unabhängig, muss keinem Brotberuf nachgehen und kann ihre Energie in ihre selbstgestellte Aufgabe stecken. Dass sich die Menschen oft nicht gleich helfen lassen wollen, ficht sie nicht an. Ihre Mission ist ihre Lebensaufgabe. Darüber vergisst sie allerdings fast ihr eigenes Leben, wenn da nicht doch irgendwann ein Prinz um die Ecke kommen würde.
Das alles wird sehr hübsch und gefällig erzählt. Zauberhaft, aber ein wenig wie mit Puderzucker überstäubt wirken die Aktionen. Aber so soll man die Geschichte genießen, leicht und süß wie ein Makrönchen passend zur Vorweihnachtszeit, die in diesem Roman auch eine Rolle spielt. Die Sprache ist leicht zu lesen, aber nie flach. Die Autorin kann mit Worten umgehen und das gefiel mir.
Natürlich darf ein Happy End nicht fehlen und wenn sie nicht gestorben sind……

Veröffentlicht am 14.11.2018

Nicht mein Buch

Der Mann am Grund
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Kommissar Holina und der junge Kollege Mrštík werden zu einem Leichenfund nahe Prag gerufen. Ein Auto liegt in einem Stausee und ein Unfall scheint mehr als zweifelhaft. Der Tote war ein Polizeibeamter, ...

Kommissar Holina und der junge Kollege Mrštík werden zu einem Leichenfund nahe Prag gerufen. Ein Auto liegt in einem Stausee und ein Unfall scheint mehr als zweifelhaft. Der Tote war ein Polizeibeamter, der wegen seiner „eigenwilligen“ Ermittlungsmethoden verrufen war. Aber zu klareren Aussagen scheinen die Kollegen – nach dem Motto „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ - nicht bereit.

Aber das ist nicht der Beginn des Buches, es fängt mit einem tragischen Unfall an. Ein kleiner Junge stürzt sich auf der Treppe im Elternhaus zu Tode. Der Vater, ein bekannter Architekt hat mit dieser Treppe einen Blickpunkt des Hauses geschaffen, dass sie für Kinder zur Todesfalle werden kann, hat er nie erkannt.

Ein junges Pärchen baut außer Salat noch für einen kleinen Abnehmerkreis feinstes Gras an. Doch das bleibt nicht unbemerkt, ein skrupelloser Dealer beginnt sie zu erpressen und immer mehr Lieferung zu fordern. Um den Nachdruck zu verleihen, vergewaltigt er die junge Frau.

So isoliert diese und noch ein-zwei andere Geschichten erscheinen, haben sie doch im weiteren Verlauf des Buches auch mit dem Tod des Polizisten zu tun. Holina greift zu ganz besonderen Ermittlungsmethoden, seine Geliebte ist Astrologin und mit ihrer Hilfe und Horoskopen versucht er hinter die Person des Mörders zu kommen.

Ich hatte Schwierigkeiten mit diesem Roman, auch nach den ersten 150 Seiten wollte sich keine rechte Spannung einstellen. Ich bin nie so richtig in die Geschichte gekommen und habe mich durch die 450 Seiten regelrecht gearbeitet und bis zum Schluss auf den Moment gewartet, dass mich der Krimi so richtig packt.

Mir haben die einzelnen Figuren recht gut gefallen. Die Personen sind schlüssig ausgearbeitet und ihre Charaktere erschienen mir sehr lebendig. Die Story an sich ist auch ganz gut ausgedacht, leider für meinen Geschmack zu langatmig erzählt. Die ganzen astrologischen Einsprengsel war mir zu viel.

Insgesamt hatte ich mir nach der Leserprobe mehr versprochen.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Freundschaft

Das Versprechen, dich zu finden
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Vor über 50 Jahren widmete der Archäologe Professor Glob sein Buch über die „Tollund Mann“ genannt Moorleiche einer Gruppe Schülerinnen. Tina war eine von ihnen. Nun, ein halbes Jahrhundert später schreibt ...

Vor über 50 Jahren widmete der Archäologe Professor Glob sein Buch über die „Tollund Mann“ genannt Moorleiche einer Gruppe Schülerinnen. Tina war eine von ihnen. Nun, ein halbes Jahrhundert später schreibt die Farmersfrau an ihn. Es ist ein etwas konfuser Brief, Tina gibt etwas von ihrer Unsicherheit preis, ihrer Angst vor dem Älterwerden und ihrem Wunsch, „Etwas“ zu sein, wie damals, als ihr ein Buch gewidmet wurde.
Den Brief beantwortet der jetzige Kurator des Museums in Silkeborg, der ihr Informationen zum Museum, den Öffnungszeiten und dem Anfahrtsweg gibt. Damit hätte das Buch eigentlich gleich zu Ende sein können, ohne überhaupt begonnen zu haben.
Aber es bleibt nicht bei diesem Brief, es folgen noch viele und die Briefeschreiber geben Brief für Brief mehr von sich preis. Ohne sich gesehen oder ein persönliches Wort gewechselt zu haben, entsteht eine tiefe Vertrautheit zwischen den beiden Seelenverwandten. Sie finden immer den richtigen Ton und plötzlich entsteht Nähe, wo beide früher nur Einsamkeit und Leere hatten, da beide mit meinen persönlichen Verlust fertig werden müssen.
Das ist anrührend zu lesen, die Autorin findet eine wunderbare Sprache für diese Briefe, mit vielen feinen Zwischentönen. Es gelingt ihr, die Figuren zu richtigen Menschen werden zu lassen, denen man gerne nahe sein möchte. Familiendramen werden angesprochen, man fühlt sich bald wie ein Teil der Korrespondenten. Wird aus dieser Brieffreundschaft Liebe? Oder wird sie irgendwann im Sande verlaufen? Das Ende bleibt offen, wie schön – so kann sich jede Leserin, jeder Leser sein persönliches Fazit ziehen.
Es ist ein leises, ermutigendes Buch zum Thema Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Ich habe es mit leisem Bedauern beendet und werde es sicher das eine oder andere Mal noch einmal zur Hand nehmen.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Geschichte und Geschichten

111 schaurige Orte in der Steiermark, die man gesehen haben muss
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111 schaurige Orte in der Steiermark? Gibt es denn überhaupt so viele? Ja, die gibt es und der Autor Robert Preis, der sonst im Krimigenre zuhause ist, hat sie hier gesammelt. Es sind die traditionellen ...

111 schaurige Orte in der Steiermark? Gibt es denn überhaupt so viele? Ja, die gibt es und der Autor Robert Preis, der sonst im Krimigenre zuhause ist, hat sie hier gesammelt. Es sind die traditionellen Spukhäuser und alten Sagen von Hexen und dunklen Mächten, die in den ländlichen Gebieten tief im Volksglauben verwurzelt sind. Aber auch Schauplätze von längst vergangen Türkeneinfällen haben sich im kulturellen Gedächtnis eingeprägt. Aber Preis richtet sein Augenmerk auch auf jüngere Vorkommnisse, auch in der Steiermark gibt es viele, manche noch ungesühnte, Schauplätze von NS Grausamkeiten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Ich fand es interessant, was der Autor alles gesammelt und kurz vorgestellt hat. Sehr hilfreich ist eine Karte am Ende des Buches, die eine gute Übersicht bietet. Jede Geschichte wird mit einem, die Atmosphäre des Ortes aufgreifendem Bild abgerundet, deren düstere Farbgebung die Geschichte noch unterstreicht. Dazu kommen kurze Infos zu Gemeindeämtern und jeweils ein Tipp was in der näheren Umgebung noch ansehens- und erlebenswert ist. Das hat mir gut gefallen, von diesen Tipps hätten es durchaus mehr sein können.
Der Führer ist eine ideale Ergänzung zur Reiselektüre und richtet sein Augenmerk nicht nur auf schaurige, sondern manchmal auch traurige Begebenheiten, bei denen man innehalten kann.
Die „111 Orte“ Reihe des Verlags hat hier mit den schaurigen Orten eine weitere Ergänzung gefunden.