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Veröffentlicht am 21.10.2018

Bee Merryweather ermittelt

Todesklang und Chorgesang
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South Pendrick ist ein hübsches Dörfchen in Cornwall. Eine wahre Idylle für Bee Merryweather die hier als Witwe lebt. Als pensionierte Handarbeitslehrerin pflegt sie nun ihr wollenes Hobby und häkelt und ...

South Pendrick ist ein hübsches Dörfchen in Cornwall. Eine wahre Idylle für Bee Merryweather die hier als Witwe lebt. Als pensionierte Handarbeitslehrerin pflegt sie nun ihr wollenes Hobby und häkelt und außerdem liebt sie den Chorgesang. Allerdings leidet der Hobbychor sehr unter dem ungemein ambitionierten Musiker Peter Batholomew, der seine Sänger zum Äußersten treibt. Harsch und verletzend in seiner Kritik, hat er sich keine Freunde gemacht. Ausgerechnet Bee findet Peter tot in seinem Haus, als sie zu einer Übungsstunde kommt.

Es war kein natürlicher Tod, wie die Polizei feststellt. Motive und Feinde gibt es zuhauf. Peter hat sich an jeder Station seines Lebens unbeliebt gemacht und Bees Neugierde ist geweckt. Trotz der Warnungen von David, dem jungen Dorfpolizisten, versucht Bee Licht in das Dunkel zu bringen.

„Todesklang und Chorgesang“ ist wirklich ein gelungener Cosy Krimi. Eine liebenswerte, leicht schrullige Ermittlerin und ein Dorf voller interessanter Bewohner. Der Pfarrer, ein Mann mit langweiligen Predigten und einem aufregendem Hobby und seine Frau, die jeden Satz mit einem alttestamentarischen Zitat garniert, die verarmte Landadlige, die von Peter sitzengelassen wurde, der Dorfschullehrer, der sich von allen zurückgesetzt fühlt – die Figuren sind allesamt sehr eindrücklich und farbig geschildert. Es hat mir richtig Spaß gemacht, mich mit der Dorfgemeinschaft einzulassen und an der Seite von Bee Merryweather zu rätseln.

Der Hintergrund ist eine südenglische Landschaft wie aus dem Bilderbuch und ein Dorf, in dem Zeit stehengeblieben scheint. Genau das richtige Ambiente für diesen typisch englischen Landhauskrimi.
Es hat mir richtig Spaß gemacht, leiser Humor und Spannung halten gut die Waage und wer gerne gemütliche und unblutige Krimis liest, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Mathildes erster Fall

Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard
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Es war für die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt eine Herzenssache das Ehepaar Jalabert hinter Gittern zu bringen. Seit Jahren habe sie ein junges Mädchen in ihrem Haus wie eine Sklavin gehalten, ...

Es war für die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt eine Herzenssache das Ehepaar Jalabert hinter Gittern zu bringen. Seit Jahren habe sie ein junges Mädchen in ihrem Haus wie eine Sklavin gehalten, jederzeit für Jalabert und seine Kumpane verfügbar. Doch dem jungen nordafrikanischen Mädchen gelang die Flucht und Aussage war der entscheidende Schlag. Doch lange kann sich Mathilde nicht an ihrem Erfolg erfreuen, kurz nach dem Prozess wird sie noch auf der Treppe des Gerichts niedergeschossen und schwer verletzt,auch Aminata überlebte trotz Zeugenschutzprogramm nicht.

Noch während ihrer Rekonvaleszenz arbeitet Mathilde weiter, sie will diesen Mädchenhändlerring unbedingt auffliegen lassen. Immer an ihrer Seite, ihr Mitarbeiter Rachid Bouraada.

Gleichzeitig reist Martin Endress ins Languedoc. Er ist Reiseschriftsteller und will an seinem neuen Buch arbeiten. Aber auch etwas anderes treibt ihn um. Er hat erfahren, dass seine Großeltern während der Besatzung fliehen mussten und Hilfe von einem Arzt bekamen. Trotzdem überlebte seine Großmutter Sarah die Flucht nicht. Auch diesen Spuren möchte er auf den Grund gehen.
Seine Recherchen führen in nach St.Gilles und auch zu Mathilde. Ihr Großvater kannte noch den alten Arzt und erzählt einiges aus der Zeit.

Eine sehr interessante Kombination hat sich die Autorin für ihren Südfrankreich Krimi einfallen lassen. Da ist es einerseits das Problem der Ausbeutung von jungen Illegalen und den kriminellen Machenschaften der Mädchenhändler. Das ist sehr aktuell und realistisch geschildert. Nicht minder spannend gestaltet sich die Spurensuche von Martin, der nicht ahnen kann, in welches Wespennest er mit seinen Fragen sticht.

Frankreich Krimis legen oft Wert auf Landschaft und Kulinarik. Ich mag das, wenn es sich dem Krimithema unterordnet, sehr gern. Das ist hier sehr gut gelungen. Ich habe die Landschaftsschilderung sehr genossen und da es sich aus Martins Recherchen gehörte, wirkten sie absolut passend und authentisch und machten mir richtig Lust die beschriebenen Orte wieder einmal aufzusuchen.

Gelungen fand ich auch die beiden Handlungsstränge. Martins und Mathildes Wege kreuzen sich immer mal wieder. Die Charaktere gefielen mir, jede Figur war pointiert geschildert und ich hatte sofort ein Bild vor Augen. Lediglich das Ende kam ein wenig schnell und mir blieben noch einige Fragen. Da der Untertitel des Krimis aber „Mathildes erster Fall“ heißt, werden sie sicher im Folgeband geklärt.

Der Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, kein Wunder, denn als ich die Autorin recherchierte, erfuhr ich, dass es ein Pseudonym von Lilian Skalecki ist, einer Autorin die ich sehr gern lese.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Nachbarn

3 Zimmer, Küche, Mord
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Eine neue Wohnung, neue Möbel und ein Neuanfang. Für Loretta Luchs ist klar, sie will sich nie wieder in Mordfälle verwickeln lassen. Ihre Neugierde und ihr Talent für Kriminalistik hat sie schon zu oft ...

Eine neue Wohnung, neue Möbel und ein Neuanfang. Für Loretta Luchs ist klar, sie will sich nie wieder in Mordfälle verwickeln lassen. Ihre Neugierde und ihr Talent für Kriminalistik hat sie schon zu oft in gefährliche Situationen gebracht und nicht zuletzt auch zur Trennung von ihrem Freund geführt.

Es lässt sich gut an in der neuen Wohnung, die Nachbarn scheinen auf den ersten Blick nett, wenn auch ein wenig zu neugierig, aber dagegen kann sich Loretta ja wappnen. Doch es kommt schon wieder anders, im Hof auf der Gartenbank sitzt am frühen Morgen Nachbar Lembeck. Ob er wieder einen über den Durst getrunken hat? Nein, sonst würde er jetzt nicht wie in Zeitlupe von der Bank rutschen. Loretta eilt zur Hilfe, aber sie kommt zu spät, Lembeck ist tot, eine blutige Kopfwunde zeugt von einem Verbrechen.

Lange haben die guten Vorsätze Lorettas nicht gehalten, aber was sie soll sie denn machen, wenn die kleine Harmony, die Tochter einer Nachbarin um Hilfe bittet. Und der neue Freund von Harmonys Mutter ist wirklich ein Ekel, wie Loretta bald am eigenen Leib erfahren muss. So bleibt es eben nicht aus, dass Loretta ihrem festen Vorsatz untreu werden muss und wieder der grummeligen Kommissarin Astrid Küppers ins Handwerk pfuscht.

Der Ruhrpott ist der passende Rahmen für die „Krimödien“ von Lotte Minck. Sie hat ein Tableau von witzigen und sympathischen Figuren geschaffen. Da gehört natürlich auch ein Taubenvater dazu, Frank, der Klümpkesbüdchenbesitzer darf genau so wenig fehlen, wie Freund Erwin, der pensionierte Polizist. Es macht mir einfach immer wieder großen Spaß diese humorvollen Krimis zu lesen. Dazu tragen die witzigen, manchmal auch mit Ruhrpottslang gemischten Dialoge einen großen Teil bei.

Lotte Mincks Bücher haben einen ganz besonderen Charme und auch der inzwischen 10. Band hat nichts von der Frische und vom Ideenreichtum eingebüßt. Zwar ist für die Fans der Autorin ein „Wiederlesen“ mit den bekannten Protagonisten ein besonderes Vergnügen, aber jeder Band ist in sich abgeschlossen und ohne Kenntnis der Vorgänger gut zu lesen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Falsche Wahl

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Die junge Avery zieht nach einen schlimmen Scheidung zusammen mit ihrer autistischen Tochter Hailey auf’s Land. Genauer gesagt in das Kleinstädtchen Redwood, in dem ihre Mutter lebt und einige Ferienhäuser ...

Die junge Avery zieht nach einen schlimmen Scheidung zusammen mit ihrer autistischen Tochter Hailey auf’s Land. Genauer gesagt in das Kleinstädtchen Redwood, in dem ihre Mutter lebt und einige Ferienhäuser besitzt, so kann sie zumindest für einige Monate unterkommen. Gleich am Tag ihres Einzugs findet Hailey einen schwerverletzten Hundewelpen und Avery und sie fahren sofort zur Tierklinik.
Der diensthabende Arzt sieht zwar umwerfend aus, ist aber ein Klotz sondergleichen. Wohl, weil er denkt, dass Avery Schuld an der Verletzung des Tiers ist. Aber schon am nächsten Tag ist das Missverständnis geklärt und Avery hat gleich noch einen Job in der Tierklinik ergattert.
Auch bei mir gab es ein Missverständnis. Als ich die ersten Seiten der Leseprobe gelesen habe, hatte ich einen anderen Eindruck vom Buch gewonnen. Mein Fehler! Ich bin für diese Art Lektüre einfach zu alt. Ein mehr als einfacher Sprachstil und ständige Wiederholungen. Ich hatte im Ohr immer eine leicht schrille Stimme, die „OMG“ ruft. Wenn die Autorin ihre Protagonisten Blicke tauschen lässt, vertraut sie so wenig ihrer Beschreibung, dass sie eine kursiv geschriebene Übersetzung für die Leserinnen beifügt. Cade O’Grady, der junge Tierarzt, wird immer nur mit dem Adjektiv sexy umschrieben.
Es gibt einige sehr witzige und auch liebevolle Szenen und Beschreibungen. Aber das war mir zu wenig an Unterhaltungswert. Ich denke, dass das Buch eine junge Leserinnenschaft ansprechen soll, die sich leichte Unterhaltung gemischt mit einer Sexy Romance wünschen.
Für mich war das leider nicht die richtige Wahl.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Alchimisten und Astrologen

Alchimie einer Mordnacht
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Prag im Winter 1599. Voller Optimismus und mit einer gut gefüllten Börse kommt der junge Gelehrte Christian Stern in der Stadt an. Er möchte unbedingt eine Audienz bei Kaiser Rudolf, der bekannt dafür ...

Prag im Winter 1599. Voller Optimismus und mit einer gut gefüllten Börse kommt der junge Gelehrte Christian Stern in der Stadt an. Er möchte unbedingt eine Audienz bei Kaiser Rudolf, der bekannt dafür ist, ein offenes Ohr für Alchimisten, Astronomen und andere Gelehrte zu haben. Rudolf ist eher Exzentriker als Regent und die geheimen Wissenschaften faszinieren ihn.
Doch schon in der ersten Nacht seines Aufenthalts stolpert Stern über die Leiche der jungen und schönen Magdalena Knoll. Gleich darauf wird er in den Kerker geworfen und kann nur seine Unschuld beteuern. Er wird nicht nur aus dem Gefängnis entlassen, nein, er erhält sogar die Gelegenheit bei Hof seine Gelehrsamkeit und Beweis zu stellen und Kaiser Rudolf selbst engagiert ihn, den Tod der jungen Frau – die seine Favoritin war – aufzuklären.
Aber Christian Stern spürt bald, auf welch dünnem Eis er sich bewegt. Höflinge und Hofbeamte machen ihm das Leben schwer. Überall lauern Intrigen und Fallstricke.
Blacks Roman ist mehr historischer Roman als Krimi. Es ist kein Kriminalroman wie ich erwartet habe, mehr ein, sehr beeindruckendes Zeitbild des frühen 17. Jahrhunderts. Sehr interessant fand ich die Schilderungen von Kaiser Rudolfs Hof. Viele historische Persönlichkeiten bereichern das Tableau des Buches. Mit Christian Stern begegnet man den berühmten Astronomen Johannes Kepler und Tyche Brahe. Das Wissen der Zeit wirkt heute manchmal obskur, Rudolfs Wunderkammer ist ein Beispiel dafür. Man spürt aber auch schon die Zeitenwende, es ist schließlich nicht mehr lange hin zum Prager Fenstersturz.
Diese sehr detailreichen Geschichten haben mir gut gefallen, die Schilderungen des alten Prags ebenso. Ich fand auch die etwas altertümliche, der Zeit angepasste Sprache sehr schön. Es war mir ein Vergnügen diesen Roman zu lesen. Auch wenn es weniger Krimi war, als ich mir vorgestellt habe und ein wenig mehr Ermittlung und Spannung noch das Tüpfelchen auf dem „I“ gewesen wäre.