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Veröffentlicht am 30.04.2018

Campinghölle

Der Tod kommt mit dem Wohnmobil
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Sofia hat von ihrer Großmutter einen Campingplatz geerbt. Sie kommt von Kiel nach Bayern und hat nur einen Gedanken: so schnell wie möglich verkaufen!
Aber dann findet taucht in einem Wohnmobil die Leiche ...

Sofia hat von ihrer Großmutter einen Campingplatz geerbt. Sie kommt von Kiel nach Bayern und hat nur einen Gedanken: so schnell wie möglich verkaufen!
Aber dann findet taucht in einem Wohnmobil die Leiche eines Dauercampers auf. Nicht in seinem eigenen wohlgemerkt und schnell wird klar, Musch wurde ermordet. Mit einer Leiche und der Polizei auf dem Platz wird das nichts mit dem Verkauf, also fängt Sofia notgedrungen an, selbst ein wenig zu schnüffeln.
Wer einen klassischen Krimi erwartet ist bei diesem Buch falsch. Es ist eine überdrehte und lustige Krimikomödie, mit Slapsticks am laufenden Band. Das ist flott geschrieben, hat Wortwitz und Sinn für Ironie. Es macht Spaß die Geschichte zu lesen, man sollte aber nicht allzu sehr auf Logik oder ernstgemeinte Ermittlungen setzen.
Zu guter Letzt ist der Mörder enttarnt und Sofia scheint erst noch den Sommer in Bayern genießen zu wollen. Schließlich sind mit dem gutaussehenden Kommissar Jonas und dem ehemaligen Schulfreund Alex zwei außergewöhnlich attraktive Männer ins Spiel gekommen.
Das ist der Auftakt einer Schmunzelkrimi Reihe um die Camper vom Hirschgrund mit einer sympathisch-chaotischen Sofia als Hobbyermittlerin in der Hauptrolle.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Lenchen Demuth

Revolution im Herzen
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Lenchen stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als der geliebte Pabbi stirbt, ist sie im kinderreichen Haushalt nur noch eine unnütze Esserin. Ein Zittern, das immer sie immer wieder überfällt, lässt ...

Lenchen stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als der geliebte Pabbi stirbt, ist sie im kinderreichen Haushalt nur noch eine unnütze Esserin. Ein Zittern, das immer sie immer wieder überfällt, lässt sie ungeschickt erscheinen. Mit 8 Jahren läuft sie davon und sucht sich eine Stelle als Dienstmagd in Trier. Ein Zufall führt sie in den Haushalt des Barons von Westphalen. Die Tochter Jenny hat sich sehr für sie eingesetzt.
Die Begegnung mit Jenny wird für Lenchen Demuth zu einem schicksalshaften Ereignis werden. Ihrer beiden Leben werden von nun verknüpft werden. Als Jenny von Westphalen Karl Marx ehelicht, nimmt sie Lenchen mit in den eigenen Haushalt, sie wird mit nach Brüssel und später London gehen und wird ein wichtiger Teil der Familie werden. Aus der anfänglichen Abneigung gegen den „schwarzen Karl“, wie die kleine Lene den Freund des Hauses nennt, wird im Lauf der Zeit etwas ganz anderes.
Helena, Lenchen genannt, Demuth ist eine historische Person, die hier von den Autorinnen als Hauptperson in den Focus gestellt wird. Um Lenchens Geschichte herum erfahren die Leser einiges von Karl Marx gesellschaftspolitischen und philosophischen Ideen. Die Freundschaft zwischen Marx und Engels und ihre Diskussionen um eine neue Gesellschaftsordnung blieben aber an der Oberfläche. Wie überhaupt die historischen Gegebenheiten nicht viel Eingang fanden. Von den Anfeindungen und den Ausweisungen aus verschiedenen Städten war nicht viel zu lesen. Es war eine sehr farbig und detailliert geschilderte Zeit im Umbruch, die Jahre in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel eines Dienstmädchens und ihrer Herrschaft. Auch den Londoner Part fand ich zwar unterhaltsam, aber ich kann nicht beurteilen, wie weit die geschilderten Ereignisse historisch belegt werden können. Bekannt ist ja nur, dass sich Marx nie zu seinem Sohn mit Lenchen bekannte, ja, dass sie ihn sogar als Pflegekind in fremde Hände geben musste. Allzu rosig dürfte Lenchens Schicksal also nicht gewesen sein, aber als ich mich von diesen Überlegungen freimachte, konnte ich den Roman eher genießen. Auch als eine Hommage an eine Frau, die immer im Hintergrund stand und doch dabei war, als Geschichte geschrieben wurde.
Mit Lenchen als Ich-Erzählerin wird der Roman zu einer sehr persönlichen und warmherzigen Geschichte.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Zinsen auf ewig

Im Schatten der Zypressen
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Das Cover von „Im Schatten der Zypressen“ erweckt sofort Sehnsucht nach Italien. Ein einsamer Weg, gesäumt von Zypressen, darüber ein wunderbares Wolkenbild mit Licht und Schatten. Andrea Süssenbacher ...

Das Cover von „Im Schatten der Zypressen“ erweckt sofort Sehnsucht nach Italien. Ein einsamer Weg, gesäumt von Zypressen, darüber ein wunderbares Wolkenbild mit Licht und Schatten. Andrea Süssenbacher führt den Leser mit ihrem zweiten Kriminalroman in das verträumte Städtchen Cormòns im Friaul.

Dort wird am hellichten Tag ein Supermarkt überfallen, die maskierten Männer können mit der Beute flüchten, doch die Tasche mit dem Geld wird bald gefunden. Erst ein genauer Blick auf die Überwachungskamera zeigt, mit diesem dreisten Ablenkungsmanöver gelang es den Tätern eine Frau zu entführen. So haben sie die Polizei, angeführt von Kommissar Medeot, einige Zeit genarrt und einen erheblichen Vorsprung gewonnen. Die Kidnapper fordern im Tausch gegen ihre Geisel, die Schriftstellerin Alexandra Hüttenstätter, den Kunstdieb Angelo. Das ist nicht ohne Brisanz, den Angelo und Alexandra war einmal ein Paar, nur hat sie sich von ihm getrennt, als sie von seinen kriminellen Machenschaften erfuhr. Aber Alexandra gelingt die Flucht und zusammen mit dem Kommissar will sie bei der Auflösung mitmischen.

Mir hat bei diesem Krimi vor allem der italienische Charme gefallen. Über die Ermittlungsmethoden des Kommissars kann man sicher geteilter Meinung sein, er erschien mir oft leichtgläubig und vertraut meist darauf, dass alle Zeugen die Wahrheit sagen. So mussten ihm Alexandra und ihr notgedrungen erneut Verbündeter Angelo ihm immer wieder auf die Sprünge helfen, aber gemeinsam schafft es das Trio. Nebenbei darf der liebenswerte Kunstfälscher immer wieder seinen Charme versprühen und bei Alexandra auf eine neue Chance hoffen.

Eine amüsante, wirklich kurzweilige und spannende Geschichte mit dem interessanten Hintergrund von Kunst- und Dokumentenfälschung. Als Krimi hat mich das Buch allerdings nicht restlos überzeugt.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Schatten über Hortensien

Hortensiensommer
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Johanna kann aus jedem Stückchen Land einen Garten zaubern. Nur die Öde in ihrem Leben kann sie nicht vertreiben. Ihr eigener Garten ist da auch ein Spiegelbild. Nun hat sie ihre Einliegerwohnung vermietet, ...

Johanna kann aus jedem Stückchen Land einen Garten zaubern. Nur die Öde in ihrem Leben kann sie nicht vertreiben. Ihr eigener Garten ist da auch ein Spiegelbild. Nun hat sie ihre Einliegerwohnung vermietet, an einen Berliner Lehrer, der nach Franken versetzt wurde. Fast alles ist ihm gestattet, nur kein Betreten des Gartens. Selbst wenn er nur seinen Liegestuhl ein wenig in die Sonne schiebt, wird Johanna unerbittlich. Aber langsam findet sie ihren Mieter immer sympathischer. Die Abende bei einem Glas Wein auf der Terrasse werden zu einem Fixpunkt des Tages für die unglückliche Johanna. Seit sie erfahren hat, dass die Frau ihres Ex-Mannes schwanger ist, ist ihr Seelenleben in Aufruhr.

Die Tragödie in Johannas Leben hat sie sehr gut zwischen Blumen und Pflanzen versteckt und dass mit Philipp, ihrem neuen Mieter vielleicht ein neues Glück möglich sein könnte, will sie aber nicht wahrhaben.

Ganz besonders die erste Hälfte des Romans hat mir gut gefallen, Johanna, die mobile Gartenfee mit ihrem reichen botanischen Wissen und ihren Macken ist warmherzig geschildert und die Figuren sind samt und sonders liebenswert und sympathisch. Der Sprachstil ist leicht und unterhaltsam, es macht Spaß die Frühlings- und Sommertage in Würzburg zu verbringen. Die Landschaftsbeschreibung ist schön eingebettet.

Doch je mehr sich Johannas Lebenstragödie enthüllt, umso larmoyanter wirkt die Figur. Immer wieder dachte ich: Dramaqueen! Da gab es nur ein Ich – und kein Eingehen auf andere Menschen. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Diesen Sympathieverlust hat Johanna bei mir nicht mehr ganz aufholen können.
Natürlich gibt es ein Happy End, einen wirklich schönen und fast idyllischen Schluss, damit hat mich der Roman dann doch wieder etwas versöhnt.



Veröffentlicht am 24.04.2018

Cold Case

Schwarzes Watt
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Es hätte ein unbeschwerter Nordseeurlaub sein sollen, den Ina mit ihrer Familie in St.Peter-Ording verlebt. Doch dann erkennt sie den Mann, der vor mehr als 20 Jahren ihre kleine Schwester erschlagen hat. ...

Es hätte ein unbeschwerter Nordseeurlaub sein sollen, den Ina mit ihrer Familie in St.Peter-Ording verlebt. Doch dann erkennt sie den Mann, der vor mehr als 20 Jahren ihre kleine Schwester erschlagen hat. Sie hatte die 16jährige Nelly nur eine kurze Zeit allein am Elbstrand gelassen, als sie mit Getränken zurückkam, lag ihre Schwester erschlagen im Sand. Ein zuckender Blitz erhellte für einen Augenblick das Gesicht des Täters, dass sich Ina eingebrannt hat. Doch niemand will ihr so recht glauben, der Beschuldigte ist ein bekannter und wohl beleumundeter Pastor und Ina hat in der Vergangenheit schon öfters Männer als Täter wiedererkannt und zu Unrecht beschuldigt. Deshalb wirkt sie, auch durch ihre Wutausbrüche, eher unglaubwürdig.
Theo Krumme von der Kripo Husum müsste eigentlich die Anzeige zur Seite legen, aber es gibt etwas, was ihn daran hindert. Das ist sein Bauchgefühl.
Neben dieser spannenden, psychologisch sehr schlüssig und dicht erzählten Handlung gibt es immer wieder Rückblenden in frühere Jahrhunderte. Ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren taucht immer dann auf, wenn Mädchen oder Frauen Opfer von Gewalt werden. Auch Ina kann diese Gestalt sehen, doch niemand sonst nimmt sie wahr. Diese Ausflüge ins Rätselhaft-Mystische sind für mich in einem Krimi ganz ungewohnt gewesen, aber es hat mir gut gefallen.
Ebenso hat mich der Aufbau der Geschichte überzeugt. Hendrik Berg macht es richtig spannend und dann gibt es noch kleine vergnügliche Szenen oder Nebenhandlungen dazwischen. Für diese gelungenen Einschübe ist meist ein riesiges Fellbündel namens Watson verantwortlich. Ein Hund, der Theo Krumme manchmal alt aussehen lässt. Aber kaum haben mich diese humorvollen Geschichten entspannt, zieht der Autor die Spannung wieder kräftig an. Das hat mir gut gefallen, damit hat mich Hendrik Berg so richtig gepackt und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Theo Krumme als Kommissar und seine Kollegen haben mir gut gefallen, überhaupt waren alle Figuren gut charakterisiert. Ich konnte Ina gut verstehen, war aber auch ganz auf Seiten der genervten Ermittler.
Das Ende war ein echter Paukenschlag und ich hatte schon lange keinen Krimi mehr gelesen, wo ich bis zur letzten Seite im Dunklen tappte.