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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2018

Reiseroman

Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte
1

Das ist ein Buch, das ins Auge springt. Eine sorgfältige Hardcover Ausstattung, Zeichnungen von exotischen Pflanzen akzentuieren die Buchecken und über dem Titel sieht man einen Herrn in eleganter Reitkleidung ...

Das ist ein Buch, das ins Auge springt. Eine sorgfältige Hardcover Ausstattung, Zeichnungen von exotischen Pflanzen akzentuieren die Buchecken und über dem Titel sieht man einen Herrn in eleganter Reitkleidung mit Hut und Reitgerte auf einer Schildkröte. So wird der Titel „Louis oder der Ritt auf der Schildkröte“ symbolisiert.
Louis de Montesanto scheint auf der Höhe seines Ruhmes zu sein. Ein gefragter Redner vor Londoner Publikum, Liebling der Presse und der Society. Sein Buch wurde ein Bestseller und er genießt den Luxus, den sein Erfolg ihm ermöglicht. Seine Geschichte ist abenteuerlich und trifft genau den Nerv der Zeit. Jahrzehntelang als Abenteurer unterwegs, lebte er dann für lange Zeit bei einem Aborigine Stamm in Australien. Es scheint die Sprache zu sprechen, berichtet von seiner wunderschönen Töchter, nicht braun – nicht weiß. Doch der Ruhm ist nur von kurzer Zeit – Louis ist ein Lügner.
Der Autor berichtet vom jungen Hans, der in einem kleinen Schweizer Bergdorf zur Welt kam. Ein ungeliebtes, kleinwüchsiges Kind, das schon früh weglief um sich in der Welt durchzuschlagen. Er reist mit einer Schauspielerin, wird Diener, aber nie hält er es lange aus. Er muss weiter. Seine Sehnsucht nach dem Abenteuer ist übermächtig. Er sieht sich als neuer Robinson.
Ein Buch, dessen Beschreibung und äußere Gestaltung mich sofort angesprochen hat, mit dem ich leider zu keiner Zeit der Lektüre so richtig warm wurde. Louis Reisen, seine Abenteuer haben mich nie gepackt, ich habe keine rechte Verbindung herstellen können. Ich fand die Beschreibungen oft langatmig, belang- und zusammenhangslos. Es gibt immer wieder Passagen und gelungene Formulierungen, die mir gefallen haben und bis weit nach der Hälfte hatte ich Hoffnung, dass auch bei mir endlich der Funke überspringt.
Es ist keine Abenteuergeschichte, auch keine Beschreibung eines Exzentrikers, es ist vielleicht am ehesten die Suche nach einen Mann, der sich selbst immer wieder neu erfand und letztendlich selbst nicht mehr wusste, was ist Lüge, was ist Traum, was ist echt.

Jedes Buch muss zum Leser passen und hier habe ich eins der seltenen Beispiele, wo ich gestehen muss, es hat bei mir leider nicht gepasst.


Veröffentlicht am 09.04.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Strandmord
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In Rügen wird eine Frauenleiche gefunden, vergewaltigt und misshandelt, den Mund mit Metallringen verschlossen und mit den gleichen Ringen wurden die Augen gewaltsam geöffnet. Ein Alptraum für Romy Beccare, ...

In Rügen wird eine Frauenleiche gefunden, vergewaltigt und misshandelt, den Mund mit Metallringen verschlossen und mit den gleichen Ringen wurden die Augen gewaltsam geöffnet. Ein Alptraum für Romy Beccare, die in ihren Anfangsjahren als Polizistin in München genau solche Überfälle bearbeitete. Sie hatte sich damals als Lockvogel zur Verfügung gestellt und es gelang den Täter zu stellen. Aber die diese Erfahrung hat Romy nie vergessen. Der Täter wurde damals verurteilt und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß und wie der Zufall es will, arbeitet er in Neustrelitz.
Eine heiße Spur, aber sein Alibi ist wasserdicht. Eine weitere Spur ergibt sich aus dem Vorleben des Opfers, sie hat einen Arzt erpresst, der noch zu DDR Zeiten an Medikamententests beteiligt war. Aber auch dessen Alibi ist nicht zu knacken.
Während Romy sich verbissen auf diesen Fall stürzt, gibt es, wie der Prolog erzählt, noch eine misshandelte junge Frau. Sie hat überlebt und versteckt sich bei der Einsiedlerin Ruth.
Ein weiterer Krimi um Romy Beccare und ihr bewährtes Rügener Team. Ein wirklich nervenaufreibender Plot und die Seiten fliegen nur so dahin. Katharina Peters schreibt so temporeich und so fesselnd, dass ich mich zu Lesepausen zwingen muss. Wie sie die Spurensuche akribisch beschreibt und die Frustration der Beamten, deren Erfolge immer wieder ins Leere laufen darstellt ist gekonnt. Dabei bleibt der Krimi immer ganz stringent erzählt, verliert sich nie in nebensächlichen Details und wenn eine Nebenhandlung angerissen wird, hat sie immer auch Auswirkungen auf den Fall.
Sehr gut gefällt mir das Personal, ob Ermittler, Zeugen oder Verdächtige, sie sind vielschichtig portraitiert. Ich habe inzwischen schon eigene Bilder für Romy und ihre Kollegen im Kopf. Im Lauf der Bücher haben sich die Beziehungen weiterentwickelt, aber trotzdem verlangt die Handlung keinerlei Vorkenntnisse der früheren Krimis, was ich immer positiv finde.
Ebenso gefällt mir, wie die Landschaft Rügens und der Küstenstreifen Mecklenburg Vorpommerns mit in die Handlung fließt. Sie geben einen guten Rahmen und mir als Leserin immer auch eine kleine Atempause bevor die Spannung wieder einen Höhepunkt erreicht.
Katharina Peters ist für mich inzwischen ein Gütesiegel für realistische und fesselnde Kriminalliteratur.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Im Schatten

Das geheime Lächeln
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Es ist die Abbildung eines Frauenportraits in einem Auktionskatalog, der Emilias Welt ins Wanken bringt. Sie ist sich sicher auf dem Bild ihre Großmutter Sophie zu erkennen. Um diese Frau ranken sich in ...

Es ist die Abbildung eines Frauenportraits in einem Auktionskatalog, der Emilias Welt ins Wanken bringt. Sie ist sich sicher auf dem Bild ihre Großmutter Sophie zu erkennen. Um diese Frau ranken sich in der Familiengeschichte viele Gerückte nachdem sie als junge Frau sich von der Familie trennte um in Paris zu leben. Auch Pauline, Sophies Tochter, die bei Onkel und Tante aufgewachsen ist, weiß nur, dass Sophie jung gestorben sein soll. Ein kleines Häuschen im Luberon ist seit dem Tod in ihrem Besitz, aber nie hat jemand aus der Familie dort einen Fuß hineingesetzt.


Emilia selbst befindet sich seit Wochen in einer Krise, ihr Mann hat sie betrogen und diesen Vertrauensbruch kann sie nicht vergessen. Eine gespannte, sehr labile Stimmung herrscht zwischen ihnen. Die Fahrt zur Auktion ist sicher auch eine Art Krisenbewältigung für sie. Dort begegnet sie einem geheimnisvollen Mann, der ihr Konkurrent bei den Geboten wird, aber letztlich bleibt sie erfolgreich und kann nun den Spuren der Portraitierten folgen.


Beatrice Storks hat in Roman auf mehreren Zeitebenen angesiedelt, Sophies Leben und künstlerische Arbeit in Paris, ihr persönliches Drama um eine leidenschaftliche, aber konfliktreiche Liebesbeziehung, wechseln sich mit Emilias Reflektionen zu ihrer eigenen Beziehungskrise. Dazwischen bekommt auch der fremde Mitbieter ein Gesicht und eine Stimme. Allmählich entwickelt die sich sogar zu einer der stärksten und emotional wichtigsten Figur des Buches.


Während Emilia nun im Luberon Sophies altes Häuschen in Besitz nimmt und bewohnbar macht, entfaltet sich aus alten Briefen, Notizen und kleinen Überbleibseln das Leben der Sophie Langenberg und die Folgen für die Frauen der Familie bis hin zur Enkelin Emilia.
Diese Erzählstränge sind schon für sich genommen, unglaublich spannend und ergreifend. Kunstvoll werden sie ineinander verwoben und ich kann für mich nur sagen, ich hätte gern immer weiter gelesen. Die Autorin hat ein Gespür für ihre Figuren, sie lässt sie lebendig werden und ich fühlte mich unmittelbar angesprochen. Auch die Ausflüge in die Vergangenheit, das Paris der 30iger Jahre und Kriegszeit, sind kenntnisreich geschrieben. Man merkt, dass Bettina Storks eine Kennerin Frankreichs und seiner Geschichte ist.


Der Roman hat alles, was ich mir von einem Buch wünsche: eine schöne Geschichte, die mich als Leserin fesselt, ausgefeilte Charaktere und Dramatik, die bis zur letzten Seite anhält.



Veröffentlicht am 06.04.2018

Eine kleine Krimi Perle

Tod einer Zwiderwurzn
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Zufällig ist HK Quirin Kammermeier in seiner Freizeit zur Stelle als im Geiselhörner Freibad eine Dame an einem internistischen Notfall stirbt. Er erkennt schnell an einigen Indizien, dass der Tod womöglich ...


Zufällig ist HK Quirin Kammermeier in seiner Freizeit zur Stelle als im Geiselhörner Freibad eine Dame an einem internistischen Notfall stirbt. Er erkennt schnell an einigen Indizien, dass der Tod womöglich kein natürlicher war und informiert seine Dienststelle. Sein Verdacht bestätigt sich und als sie einen Blog der Toten finden, der vor Denunziation, Verleumdungen und Hassposts strotzt, wird die Liste der Verdächtigen immer länger. Auch ihre eigene Familie blieb von ihren giftigen Tiraden nicht verschont.
Der Krimi führt ins idyllische Straubing. Die Stadt ist in Aufregung, die großen Agnes-Bernauer-Festspiele stehen bevor und auch der Staatsanwalt Höppner geht in seiner tragenden Rolle auf, da stört der Mordfall nur. Gut dass Quirin und seine Kollegin Sabine Pfeiffer meist einen kühlen Kopf bewahren.
Das Buch war eine echte Überraschung für mich. Der schlichte Umschlag, ganz in schwarz gehalten, hat mir anfangs keinen großen Appetit auf den Krimi gemacht. Aber das Cover täuscht, den Leser erwartet ein spannender Kriminalroman mit einem gut ausgedachten Plot. Locker und mit einem guten Timing geschrieben, bleibt der Spannungsbogen hoch. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin auf die üblichen Klischees von unangenehmen Vorgesetzten und zur Karikatur gewordenen Staatsanwälten verzichtet. Besonders mit dem Hauptprotagonisten, dem Kommissar Quirin ist ihr eine sympathische Figur gelungen. Mit ihm lässt sich der Leser gern auf die Ermittlungen und das Miträtseln ein.
Humor und Dialekteinschübe sind gut austariert, sie geben dem Krimi Würze, ohne den Plot zur Nebensache zu degradieren. Ich finde, der Krimi muss den Vergleich mit namhaften Autoren und bekannten Verlagen nicht scheuen. Ich wünsche diesem Krimi viele Leser und würde mich auf neue Fälle aus der Feder der Autorin freuen.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Nicht der ganz große Wurf

Eine Liebe in Apulien
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Seit einigen Jahren war Viola nicht mehr auf dem alten Gutshof ihrer Großeltern in Apulien. Trotzdem trifft sie die Nachricht vom Tod der Großmutter tief. Noch verstörter wird sie, als sie erfährt, dass ...

Seit einigen Jahren war Viola nicht mehr auf dem alten Gutshof ihrer Großeltern in Apulien. Trotzdem trifft sie die Nachricht vom Tod der Großmutter tief. Noch verstörter wird sie, als sie erfährt, dass ihre Großmutter sie zur Erbin gemacht hat. Die Masseria ist ziemlich heruntergekommen, die Bausubstanz ist zwar gut, man erkennt aber an jeder Ecke, dass die Großmutter nach dem Tod ihres Mannes kaum noch die Kraft für das Gut hatte. Viola als Innenarchitektin reizt diese Aufgabe, zumal sie nicht mehr viel in Deutschland hält. Ihre letzte Liebesgeschichte ist grade zerbrochen und auch beruflich steckt sie in einer Sackgasse.
Doch die Idylle ist trügerisch, es gibt offensichtlich jemanden, dem es gar nicht in dem Kram passt, dass die Masseria nun in neue, energische Hände gekommen ist. Grundstückspekulanten haben es schon lange auf dieses Filetstück unweit der Küste abgesehen und schrecken auch nicht vor Anschlägen zurück. Aber das erweckt eher Violas Trotz. Dann gibt es noch Aris, den gut aussehenden Bauarbeiter, den sie engagiert hat. Da spüren beide gleich, dass sie zusammenpassen. Doch Aris ist in festen Händen und fühlt sich moralisch an seine Verlobte gebunden, seitdem sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, auch wenn sie ihm das Leben zur Hölle macht.
Klar, die Geschichte kennt man. Nur die Landschaft ändert sich, auch wenn es immer malerisch und sonnig ist. Aber das macht eigentlich nicht sehr viel aus. Genau wie man ein Lieblingsgericht gern öfters isst, genießt man auch diese Geschichte und lässt sich Violas Tatkraft anstecken. In Gedanken wandert man mit ihr durch die Räume und erweckt dieses alte Haus wieder zum Leben. Auch wenn die Liebesgeschichte ein paar böse Überraschungen bereithält, weiß ich doch, dass alles gut wird und einem Happy End nicht viel im Wege steht.
Eine lockere, nett und flott geschriebene Geschichte, auf die man sich gern einlässt. Lesevergnügen für einige angenehme Stunden mit einem Roman, der das Genre zwar nicht neu erfindet, aber ganz unterhaltsam interpretiert.
Wenn man sich gern mal unter die Sonne Apuliens – zumindest per Buch – entführen lassen möchte, liegt man hier richtig.