Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2018

Leider sprang der Funke nicht über

Wenn Funken über Wolken tanzen
1

Nico wird von einer Freundin bedrängt, endlich mal wieder unter Menschen zu gehen. Nach einer dramatisch gescheiterten Ehe, hat sie sich viel zu lange in ihrer Wohnung vergraben. Sie schleppt Nico zu einer ...

Nico wird von einer Freundin bedrängt, endlich mal wieder unter Menschen zu gehen. Nach einer dramatisch gescheiterten Ehe, hat sie sich viel zu lange in ihrer Wohnung vergraben. Sie schleppt Nico zu einer Vernissage, aber der Abend gelingt nicht wie geplant. Nico fühlt sich überhaupt nicht wohl, trinkt viel zu viel und wird letztendlich vom Barkeeper aufgelesen und nach Hause gebracht.
Allerdings ist der Barkeeper am nächsten Morgen immer noch da und wie es scheint, haben die Beiden die Nacht zusammen verbracht. Nun wäre ein One Night Stand schnell abgehakt, wenn da nicht das Besondere an Kosta wäre, er ist deutlich jünger als Nico und dieser Umstand macht ihr sehr zu schaffen. Verständlich, wenn die Altersgenossen des Liebhabers pubertäre Teens sind.
Die Geschichte klang von der Beschreibung her sehr witzig und ich muss zugeben, es gibt auch einiges an Situationskomik und gut beobachtete Momente. Aber das reichte nicht so recht aus. Besonders Kosta ist als Figur zu idealisiert beschrieben, ein Neunzehnjähriger mit der Lebenserfahrung und Abgeklärtheit eines reifen Mannes, das passte nicht so recht zusammen. Es passte auch nicht zum übrigen Umgang von Kosta. Nico wiederum als Dreißigjährige reagiert als ob sie der Teenager wäre. Auch das Umfeld, die beste Freundin zum Beispiel, wirkt etwas überzeichnet.
Vielleicht ist es Absicht der Autorin gewesen, den Rollentausch ihrer Hauptfiguren damit zu unterstreichen. Aber mich hat das Buch nicht überzeugt. Das Thema hätte mehr Potential gehabt. Aber es liest sich flott und flüssig und taugt allemal für einige Stunden leichter Unterhaltung.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Totenberg

Auf dem Totenberg
0

Ein Leichenfund am Totenberg gibt den Kommissaren Leitner und Heuward Rätsel auf. Die Knochen sind verstreut, Tierfrass und lange Liegezeit haben fast alle Spuren vernichtet. War es Mord, war es ein Suizid ...

Ein Leichenfund am Totenberg gibt den Kommissaren Leitner und Heuward Rätsel auf. Die Knochen sind verstreut, Tierfrass und lange Liegezeit haben fast alle Spuren vernichtet. War es Mord, war es ein Suizid – es bleiben viele Fragen offen, als der Fall zu den Akten gelegt werden los.
Aber Leitner hat so ein seltsames Gefühl und das kommt sicher nicht von seinen quälenden Magenschmerzen.
Zwei Handlungsstränge, die 12 Jahre auseinanderliegen, wechseln sich ab und ich habe lange gebraucht, bis ich sie zusammenführen konnte. Das ist ein Verdienst des ideenreichen Plots, den sich der Autor ausgedacht hat. Die Wendungen sind genial konstruiert und im Lauf der Handlung näherte ich mich immer mehr den Protagonisten an. Ihre Charakterisierung ist vielschichtig und auch deshalb konnte ich mich an manchen Figuren reiben. So hat sich manche anfängliche Sympathie in Abneigung gewandelt und davon ist auch ein Opfer nicht ausgenommen. Wenn mich Protagonisten so beschäftigen, ist das für mich auch immer Zeichen, dass mich der Autor gepackt hat.
Der Krimi legt ein hohes Tempo vor und vom Prolog an bis aktionsgeladenen Ende, hatte ich Mühe mich von den Seiten loszureißen, was sicher auch an den geschickten Zeitwechseln und der raffiniert aufgebauten Handlung lag. Sehr gut hat mir auch die detailreiche Spurensuche gefallen, wie bei einem Puzzle ergänzten sich die einzelnen Hinweise.
Das Buch ist ein Debüt und das hat mich wirklich überrascht. Es ist so schlüssig komponiert und spannend erzählt, ohne Brüche oder ohne Längen, wie ich es bei einem Erstling nicht erwartet hätte.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Hungerwinter

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
0

Winter 1947 Köln:


Nach Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen ist Friederike Matthée in Köln gelandet. Eine Anstellung bei der weiblichen Polizei bringt ein karges Auskommen für sie und ihre Mutter. Auch ...

Winter 1947 Köln:


Nach Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen ist Friederike Matthée in Köln gelandet. Eine Anstellung bei der weiblichen Polizei bringt ein karges Auskommen für sie und ihre Mutter. Auch wenn der Polizeialltag nicht unbedingt Friederikes Stärke ist, war es die einzige Möglichkeit dem Auffanglager zu entkommen.


Ein Mord an einem Schwarzhändler in der Eifel, der einzige Zeuge ein kleiner Junge, der aus Angst verstummt ist. Die englische Military Police fordert eine zweisprachige Beamtin mit Einfühlungsvermögen an. Dass Matthée ebenfalls aus Ostpreußen stammt, soll dem Jungen Vertrauen einflössen. Eine Chance für sie, ihre Vorgesetzte zu überzeugen.


Der englische Beamte Richard Davies gibt ihr Rätsel auf, entgegen aller Annahme spricht und versteht er sehr gut Deutsch, aber er zeigt auch seine abgrundtiefe Verachtung für das Land. Dass ihm immer wieder alte Nazis in Amt und Würden begegnen, alte Seilschaften mit den alten Parolen operieren, scheint ihm auch Recht zu geben.


Der Kriminalroman hat mich überzeugt, nicht wegen des Falles an sich. Der wirkt in manchen Teilen konstruiert und nicht immer ganz logisch. Es war die ausgezeichnete Milieuschilderung, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Der Autorin gelingt die Beschreibung des Hungerwinters plastisch und echt. Auch die Menschen, die sie agieren lässt, fand ich in der Bandbreite vom Kriegsgewinnler und Mitläufer bis hin zur verachteten Flüchtlingsfrau sehr gut beschrieben und beobachtet. Vieles erinnerte mich an die Erzählungen meiner Großmutter. Die Atmosphäre der Nachkriegszeit ist sehr gut eingefangen und macht den Kriminalroman so authentisch.


Ich bin sehr gespannt auf weitere Bücher der Autorin und habe mich sehr gefreut, dass ich dieses Buch Dank Netgalley und dem Verlag vorab lesen durfte.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Kostbare Erinnerung

Das Leuchten der Erinnerung
0

Noch einmal brechen brechen Ella und John zu einer großen Reise auf. Quer durch die Vereinigten Staaten bis nach Disneyland. Ella ist zu müde um weitere sinnlose Therapien und Quälereien über sich ergehen ...

Noch einmal brechen brechen Ella und John zu einer großen Reise auf. Quer durch die Vereinigten Staaten bis nach Disneyland. Ella ist zu müde um weitere sinnlose Therapien und Quälereien über sich ergehen zu lassen. Sie spürt, dass der Krebs in ihrem Körper bereits die Oberhand gewonnen hat und John verliert sich seit Jahren immer tiefer in seiner Alzheimer Erkrankung. Die Reise an Orte der gemeinsamen Familienausflüge soll noch einmal die Erinnerung an ihre glückliche Ehe heraufbeschwören. Auch wenn die Kinder diesem Unterfangen sehr skeptisch gegenüber stehen, Ella und John lassen sich nicht aufhalten.
Im alten Wohnmobil begleite ich die Beiden entlang der berühmten Route 66. Es ist nur noch der berühmte Name, die Orte haben sich längst aufgegeben. Die schnellen Highways sind jetzt die erste Wahl der Autofahrer und überall finden Ella und John Verfall, so sehr sich auch die Kleinstädtchen dagegen stemmen möchten. So, wie auch ihre Körper sich dem Kampf gegen Krankheit und Alter stellen, auch wenn Ella weiß, dass dieser Kampf verloren ist.
Diese Reise führt Ella tief zurück in die Vergangenheit und wenn John immer wieder Momente der Klarheit und der Erinnerung hat, spürt sie auch seine tiefe Verbundenheit und Liebe.
Die Kapitel des Buches sind wie die Bundesstaaten der Reise angeordnet, so dass ich mit auf Reisen gehen konnte. Die Begegnungen am Rande, mal anrührend, mal eher abenteuerlich und sogar gefährlich, bringen Tempo in diese Geschichte. Ein – in aller Traurigkeit – auch wunderschönes, lebensbejahendes Buch, das mir sehr zu Herzen ging. Es hat mir nicht nur von Sprache und Stil gefallen, es hat mir auch etwas Besonderes aufgezeigt: Mut, Loyalität und Mitgefühl haben diese Ehe geformt und das Band wird bis zum letzten Tag halten.

Veröffentlicht am 25.12.2017

Moor- und andere Leichen

Von Mistgabeln und Moorleichen (Lorie Pfeffer ermittelt 1)
0

Lorie Pfeffer, Chefarztgattin in Vorstadtvilla, langweilt sich. Die Leere ihres Hausfrauendasein füllt sie gern mit Schokoriegeln. Weder der Tennis- noch der Gartenclub reizen sie besonders. Als ein kleines ...

Lorie Pfeffer, Chefarztgattin in Vorstadtvilla, langweilt sich. Die Leere ihres Hausfrauendasein füllt sie gern mit Schokoriegeln. Weder der Tennis- noch der Gartenclub reizen sie besonders. Als ein kleines Artikelchen über eine historische Moorleiche, ihr einen Job beim örtlichen Lokalblättchen einbringt, erwacht ihr Ehrgeiz. Als ein realer Mord die Vorstadtfrauen erschüttert und sogar ihr Mann in Verdacht gerät, beginnt sie zu ermitteln.


Cecily von Hundt lässt sich genüsslich und spitzzüngig über die Vorstadtweiber aus. Gebotoxt und dünn gehungert wird über die Nachbarinnen gelästert, das sitzt wirklich jede Pointe. Das macht richtig Spaß zu lesen und die Geschichte kommt unglaublich locker und unangestrengt rüber. Lorie, tief gefrustet von Langeweile und aufsässiger Teenagertochter und ständig abwesendem Ehemann, ist eine witzige und patente Figur. Natürlich etwas überzeichnet, wie es die ganze Geschichte auch sein will.


Gut gefallen haben mir auch die kursiv eingeschobenen Gedanken von Opfer und Täter, da wird schon ein gut ausgedachtes Motiv angelegt.


Schade nur, dass die Autorin den Kriminalfall so schnell abhandelt, kaum ist Lorie auf eine Spur gestoßen, gibt es schon einen Täter und einen Epilog, der das ganze Geschehen zusammenfasst. Warum nur? Da wäre doch wirklich Potential gewesen, Lories kriminalistischen Spürsinn ein wenig mehr Raum zu geben. Das Ende kam zu schnell und zu abrupt und wirkt unfertig.


Der Untertitel „Lories erster Fall“ lässt auf weitere Fälle schließen, es wäre schön, wenn dann auch mehr Krimi drin wäre. Denn die Autorin kann wirklich unterhaltsam schreiben, ihre Dialoge haben Pfiff und sie hat meiner Meinung durchaus das Potential für komödiantische Krimis, eine witzige Hauptfigur hat sie bereits installiert.