Die Einsamkeit des Dichters
Der Dichter der FamilieSeit ihm als Kind ein kleiner Reim gelungen ist, wird Édouard von seinen Eltern und Großeltern als Dichter der Familie vergöttert. Man wartet auf jedes Wort von ihm und dass, obwohl in der Familie eine ...
Seit ihm als Kind ein kleiner Reim gelungen ist, wird Édouard von seinen Eltern und Großeltern als Dichter der Familie vergöttert. Man wartet auf jedes Wort von ihm und dass, obwohl in der Familie eine seltsame Sprachlosigkeit herrscht. Die Eltern schweigen sich an, der kleine Bruder ist völlig verstummt und nur in Nebensätzen erfährt der Leser vom Aufenthalt des Großvaters in Mauthausen oder von Dingen die der Vater im Algerienkrieg erleben musste. Die Ehe der Eltern ist brüchig und Édouard weiß nicht, wie er Vater und Mutter seine Liebe zeigen kann.
Fast unausweichlich schlittert er in eine lieblose Ehe. Monique war sicher nicht seine erste Wahl, aber er ist es gewohnt sich mit dem nächstbesten zufrieden zu geben. Monique erlag auch dem Irrtum, dass Édouard ein Schriftsteller wird und sieht sich schon als Schauspielerin in der Titelrolle seines Buches, das er nie schreiben wird können.
Tristesse durchzieht das Leben des Protagonisten genau wie das Buch, aber es ist eine Melancholie die den Blick auf die Figuren schärft. Warum können sie sich nicht daraus befreien, wann werden sie das Leben annehmen und gestalten? Es waren die Andeutungen, die in meinem Kopf die unausgesprochenen Sätze bildeten, die mir die Personen nahebrachten.
Ich kannte den Autor von seinen späteren Romanen, die leichtfüßiger und eingängiger erscheinen. Hier in seinem Debüt, das jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, präsentiert sich ein anderer Stil, nachdenklicher und noch suchend. Mit einem Hoffnungsschimmer für Édouard endet das Buch, das mich darüber hinaus noch lange in Gedanken beschäftigte.