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Bineira

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2021

Dieses Buch ist eine Schatzkiste

Ich kann mich irren
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Mit 26 Jahren ist Björn Lindeblad bereits leitender Angestellter eines Wirtschaftsunternehmens, und die nächste Beförderung steht kurz bevor. Doch der Schwede fühlt sich nicht wohl, er kommt ...

Mit 26 Jahren ist Björn Lindeblad bereits leitender Angestellter eines Wirtschaftsunternehmens, und die nächste Beförderung steht kurz bevor. Doch der Schwede fühlt sich nicht wohl, er kommt sich wie ein Schauspieler in seinem eigenen Leben vor. Nach einigen Recherchen beschliesst Lindeblad, sein gesamtes Hab und Gut zu verschenken und nach Thailand zu gehen, um dort als Waldmönch in einem Kloster im Dschungel zu leben. Auf diese ungewöhnliche Weise will er herausfinden, worauf es im Leben wirklich ankommt. Sein Mönchsname Natthiko bedeutet passenderweise "der an Weisheit gewinnt".

Siebzehn Jahre verbringt Natthiko in Waldklöstern in Thailand, England und der Schweiz. Dann sagt ihm seine innere Stimme, dass es an der Zeit ist, nach Schweden zurückzukehren. Dort angekommen, fällt er in eine tiefe Depression. Erst seine Besinnung auf die Lehren aus seiner Zeit als Mönch hilft ihm wieder auf die Beine, und er möchte seine Erfahrungen weitergeben. Er hält Vorträge, leitet Seminare, heiratet. Dann bekommt er die schreckliche Diagnose ALS. Doch auch dieser tödlichen Krankheit will er mit Zuversicht begegnen.

In seinem Buch beschreibt Natthiko ehrlich und mit Humor sein Leben als Westeuropäer in einem asiatischen Waldkloster. Er erzählt von großem Hunger und ständiger Müdigkeit, weil es nur einmal am Tag etwas zu essen gibt und man sehr früh aufstehen muss, um stundenlang zu meditieren. Auch das Zusammenleben mit wildfremden Menschen ist nicht immer einfach, aber es lehrt ihn, die Ansprüche an sich selbst und an die anderen herunterzuschrauben. Und sich manchmal einfach nicht so wichtig zu nehmen.

In kurzen Kapiteln berichtet Natthiko von seinen Erlebnissen, Ängsten, Beobachtungen und leitet daraus jeweils eine Erkenntnis ab. Dadurch lässt er die Leser*innen unmittelbar an seiner Entwicklung teilhaben. Das ist für mich der entscheidende Unterschied zu anderen Büchern über die buddhistische Weisheitslehre und macht dieses Buch zu etwas Besonderem.

Während ich es las, kam ich innerlich Ruhe. Einige der Erkenntnisse begleiten mich durch den Alltag und lassen mich gelassener reagieren. Für mich ist es eine wahre Schatzkiste.

Der Schreibstil ist bewusst einfach gehalten, die Übersetzung ist sehr gut gelungen.

Jedem, der sich selbst etwas Gutes tun möchte, kann ich das Buch nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Tolle Geschäftsidee - klassische Rezepte

Von Oma mit Liebe
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Kuchentratsch ist ein Startup-Unternehmen, das es Rentnerinnen ermöglicht, zusammen Kuchen zu backen, dabei Kontakte zu pflegen und etwas Geld zu verdienen. Die Kuchen werden ebenfalls von alten ...

Kuchentratsch ist ein Startup-Unternehmen, das es Rentnerinnen ermöglicht, zusammen Kuchen zu backen, dabei Kontakte zu pflegen und etwas Geld zu verdienen. Die Kuchen werden ebenfalls von alten Menschen in zahlreiche Münchner Cafés geliefert und deutschlandweit mit der Post verschickt. Von 4 Omas und Opas im Gründungsjahr 2019 ist das Unternehmen inzwischen auf über 40 Mitarbeiterinnen angewachsen.

In ihrem Backbuch "Von Oma mit Liebe" stellt die Firmengründerin Katharina Mayer die backenden Seniorinnen sowie 96 ihrer Kuchentratsch-Rezepte vor.

Das hochwertig ausgestattete Buch gliedert sich in:
Kleine Leckerbissen
Lieblingskuchen für jeden Tag
Torten für jeden Anlass
Trendig und aus aller Welt.

Es handelt sich größtenteils um Klasiker aus der Backstube wie Marmorkuchen, Käsekuchen und mit Früchten belegte Rühr- und Mürbeteige. Dafür habe ich schon gute Rezepte. Auch war mir vieles zu schokoladenhaltig, hat also meinen Geschmack nicht getroffen.

Aber die Geschäftsidee finde ich großartig, und ich wünsche ihr viele Nachahmer
innen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Bissige, komische und tragische Familiengeschichte

Der Zopf meiner Großmutter
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Alina Bronsky ist 1978 in Russland geboren und lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland. In ihren Romanen thematisiert sie oft ihre Herkunft, so auch in "Der Zopf meiner Großmutter". ...

Alina Bronsky ist 1978 in Russland geboren und lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland. In ihren Romanen thematisiert sie oft ihre Herkunft, so auch in "Der Zopf meiner Großmutter".

Tschingis und Margo, beide Anfang 50, sind mit ihrem Enkel Maxim als jüdische Kontingentflüchtlinge von Russland nach Deutschland gekommen und leben nun in einem Wohnheim. Oma Margo war früher eine Tänzerin, ihr langer roter Zopf erinnert an diese Zeit. Sie ist ein zutiefst unglücklicher, misstrauischer Mensch und lässt ihren Frust mit bösartigen Bemerkungen an ihrer Umgebung aus. Am meisten leiden unter ihr der stille Tschingis, der sich redlich bemüht, die Familie zu ernähren und Maxim, den sie wahnhaft für todkrank und geistig zurückgeblieben hält und auch so behandelt. Die beiden ertragen Margo mit einer stoischen Gelassenheit und - man kann es kaum glauben - sie lieben sie, denn sie wissen um ihr gutes Herz.

Als die junge Russin Nina mit ihrer Tochter Vera in das Flüchtlingsheim einzieht, geschieht etwas Unvorhersehbares: Tschingis verliebt sich in sie.

Wird die Familie daran zerbrechen?
Und wo sind eigentlich Maxims Eltern?

Maxim ist weder krank noch dumm, er ist der Ich-Erzähler dieser Geschichte, erst als Sechsjähriger, später als Teenager. Dadurch erscheinen die grotesken Rituale, mit denen die Oma den Jungen drangsaliert, eher komisch als erschütternd. Er vermittelt zwischen Margo und dem Rest der Welt, und er weiß sich zu helfen, um ihrer absoluten Kontrolle zu entgehen.

Alina Bronsky schreibt in einem rasanten, sprachgewandten Stil, der mir gut gefallen hat. In den ersten zwei Dritteln des Buches geht es ausführlich um den Alltag der Familie. Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend, hier lässt die Autorin leider einiges aus und kommt für mein Gefühl zu hastig zum Ende.

Über die absurden Einfälle der Oma und die schlagfertigen Dialoge habe ich mich köstlich amüsiert. Zwischendurch hat die Geschichte auch traurige Passagen, so dass sie insgesamt eine gelungene Mischung aus Komödie und Tragödie ist.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Liebevoll gezeichnetes, stabiles Mitmachbuch

Meine Schiebebahn-Pappe: Fahr mit auf der Baustelle
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Das Kinderbuch erklärt mit liebevoll gezeichneten Bildern die verschiedenen Phasen eines Hausbaus. Dabei wechselt die Perspektive: einmal sieht man die Handwerkerinnen mit ihren Baumaschinen ...

Das Kinderbuch erklärt mit liebevoll gezeichneten Bildern die verschiedenen Phasen eines Hausbaus. Dabei wechselt die Perspektive: einmal sieht man die Handwerkerinnen mit ihren Baumaschinen und -geräten im Detail. Ein anderes Mal wird die Baustelle als kleiner Teil einer Stadt in ihrem Umfeld mit Häusern, Passanten, Straßen und Pflanzen dargestellt. Dieses Stilmittel wirkt auf mich dynamisch und zeigt schön, wie alles miteinander zusammenhängt.

Die Zeichnungen sind klar und detailliert, die Farben lebhaft und harmonisch. Die Handwerker
innen haben kindliche Züge und scheinen ihre Berufe mit Freude auszuüben.

Die Autorin stellt die einzelnen Baufahrzeuge und die Tätigkeit ihrer Bedienerinnen mit kurzen, einfachen Texten vor. Die jungen Betrachterinnen, werden dazu animiert, diese Fahrzeuge darstellende Elemente durch Schieben zu bewegen. Dieses Mitmachendürfen verstärkt sicher noch den Reiz des ohnehin sehr charmanten Buches.

Insgesamt ist es ein wunderschönes stabiles Bilderbuch, dass kleinen Menschen bestimmt viel Freude macht.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Aus einer witzigen Idee wurde ein langweiliger Roman

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Das Cover und der Klappentext lassen einen humorvollen Cosy Crime erwarten. Die Idee, vier sehr unterschiedliche Bewohnerinnen einer Seniorenresidenz zu Hobbydetektiven zu machen, finde ich originell. ...

Das Cover und der Klappentext lassen einen humorvollen Cosy Crime erwarten. Die Idee, vier sehr unterschiedliche Bewohnerinnen einer Seniorenresidenz zu Hobbydetektiven zu machen, finde ich originell.

Leider hat der Autor diese gute Grundlage nicht genutzt. Er hat keine lebendigen Protagonisten erschaffen, dafür sind sie zu schablonenhaft geraten. Ich konnte auch keine Sympathie für sie entwickeln.

Der Schreibstil ist einfach und die Erzähltechnik - abwechselnd kommen ein Erzähler und die Beteiligte Joyce mit ihren Tagebucheinträgen zu Wort - gewöhnungsbedürftig.

Die alltäglichen Befindlichkeiten der Protagonisten nehmen breiten Raum ein, die Morde, die es aufzuklären gilt, geraten dabei öfter in den Hintergrund. Auch die vielen Verdächtigen mit ihren teils hanebüchenen Motiven tragen nicht dazu bei, dass die Geschichte sich spannend liest.

Viele Leser
innen sind von dem Buch begeistert, ich bin es nicht.


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