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Bineira

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2020

Langweilig und frustrierend

Volkswagen Blues
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Der Verlag kündigt auf dem schön gestalteten Umschlag des Buches einen kanadischen Kultroman an, den es nun endlich auf Deutsch zu lesen gibt. Und ich habe mich wirklich sehr auf diese Roadnovel gefreut, ...

Der Verlag kündigt auf dem schön gestalteten Umschlag des Buches einen kanadischen Kultroman an, den es nun endlich auf Deutsch zu lesen gibt. Und ich habe mich wirklich sehr auf diese Roadnovel gefreut, in der ein ungewöhnliches Paar in einem alten Bulli quer durch den nordamerikanischen Kontinent fährt.

Zum Inhalt:

Der Schriftsteller Jack befindet sich in einer Schaffenskrise und beschließt, seinen Bruder Théo, den er seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, zu suchen. Begleitet wird er von der jungen Halb-Innu Pitseminé und ihrem kleinen Kater. Beide hat er auf einem Campingplatz spontan in seinen alten Bulli zusteigen lassen. Die Reise führt sie von Québec bis nach San Francisco. Unterwegs berichtet die belesene Frau dem Mann von den Gräueltaten, die die ersten Siedler den Ureinwohnern Amerikas angetan haben.

Mein Eindruck:

Die Freude an dem Buch währte nur kurz, denn ich konnte mich mit dem distanzierten Schreibstil des Autors nicht anfreunden. Er beschreibt in stoischer Ruhe die Etappen der Fahrt, und ich vermisste jegliche Dramaturgie. Die zahlreichen Namen historischer Personen und geografischer Stätten waren dem Lesefluss ebenfalls nicht förderlich. Die beiden Protagonisten behandelt der Autor meiner Meinung nach lieblos. Er nennt ihn "der Mann" und sie "die große Heuschrecke" (eine ihren langen Beinen geschuldete Verballhornung aus ihrer Schulzeit). Keiner der beiden kam mir während der Fahrt näher, sie blieben blass, und ihr Verhalten war für mich nicht nachvollziehbar. Einen roten Faden oder eine Entwicklung habe ich in der Geschichte nicht gefunden, dafür sehr viel historisches Hintergrundwissen, das aber nicht integriert, sondern nur heruntergeleiert wurde.

Ein paar Mal blitzten zwischendurch witzige Szenen auf, z. B. wenn Pitseminé in einer Bücherei ein Buch auf ihre Art "ausleiht". Auch der kleine Kater hat mich als running gag ein bisschen versöhnt.

Insgesamt jedoch fand ich die Lektüre langweilig und frustrierend.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2020

Vorhersehbare Geschichte mit blassen Charakteren

Ein Sommer auf Sylt
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Zum Inhalt:

Die Ich-Erzählerin Julia ist als Architektin bei ihrem Lebensgefährten Jo angestellt und führt ein stressiges, vom Beruf dominiertes Leben. Zu ihren Eltern hat sie schon vor Jahren jeden ...

Zum Inhalt:

Die Ich-Erzählerin Julia ist als Architektin bei ihrem Lebensgefährten Jo angestellt und führt ein stressiges, vom Beruf dominiertes Leben. Zu ihren Eltern hat sie schon vor Jahren jeden Kontakt abgebrochen.

Umso überraschter ist sie, als der Vater ihr ein Haus auf Sylt vererbt. Sie muss auf die Insel fahren, um das Haus zu begutachten und zu verkaufen. Da sie nicht mit ihrer Mutter allein dorthin möchte, lädt sie deren zwei Schwestern zu der Reise ein. Die drei Frauen sind sich spinnefeind und leben das schon auf der Fahrt mit gegenseitigen Spitzzüngigkeiten aus.

Julia zieht mit ihnen zur Miete in eine Ferienwohnung, da ihr Haus - ebenfalls überraschend - von einer unbekannten Frau bewohnt wird. Es kommt zu Verwicklungen rund um diese Frau und den Hausverkauf, und auch mit Freund Jo zuhause erlebt Julia via handy einige unschöne Scharmützel. Wie gut, dass Mats, der Eigentümer der Ferienwohnung, sich die Zeit nimmt, um Julia die Insel zu zeigen, für sie zu kochen und ihr den Kopf zurecht zu rücken...


Mein Eindruck:

Die erste Hälfte des Buches las sich zügig, und es ging mit der Handlung voran. Allerdings war schnell klar, wie die Hauptgeschichte ausgeht. Entsprechend lange zog sich die zweite Buchhälfte, bis die Autorin alle Fäden zu Ende gesponnen hatte.

Die streitenden Schwestern fand ich anfangs witzig, mit der Zeit wirkte ihr Gezanke jedoch gekünstelt und nervig.

Julia erzählt die Geschichte selbst, dadurch lernte ich sie ein bisschen besser kennen. Dennoch konnte ich ihre Handlungen nur selten nachvollziehen. Sie lässt sich von ihrem Freund haarsträubende Unverschämtheiten gefallen und beruhigt sich auf erschreckend naive Art selbst, wenn ihr Zweifel an ihm kommen. Auch die anderen Romanbewohner/innen tanzen ihr munter auf der Nase herum.

Jo wird von vornherein als der Egozentrische eingeführt, sonst erfährt man nicht viel von ihm. Mats ist sein sympathischer Gegenspieler, auch hier keine Grauzone, sondern eine eindeutige Rollenzuweisung. Dadurch hat sich für mich keine Spannung aufgebaut.

Sprachlich hat mich das Buch leider auch nicht überzeugt: viele Klischees, blasse Charaktere, ausschweifende Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, steif wirkende Dialoge. Nach der Leseprobe hatte ich etwas anderes erwartet.

Das Umschlagbild gefällt mir sehr gut.

Das Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.







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