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Veröffentlicht am 30.07.2017

Interessanten Lebensgeschichten

Wohin dein Traum dich führt
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Der ehrgeizige und ungestüme Nigel erbt von seinem Vater statt des erhofften Familienanwesens lediglich den Titel des Barons von Stullwood und eine einmalige Abfindung. Seiner hochfliegenden Träume beraubt ...

Der ehrgeizige und ungestüme Nigel erbt von seinem Vater statt des erhofften Familienanwesens lediglich den Titel des Barons von Stullwood und eine einmalige Abfindung. Seiner hochfliegenden Träume beraubt und in seiner Ehre gekränkt, verlässt er England mit dem nächsten Schiff in Richtung Amerika. Um dort Erfolg und genügend Startkapital zu haben, verdreht er mit seiner charmanten Art auf der Reise der reichen Erbin Elizabeth den Kopf. Um sein Ziel, sie schnellstens zu seiner Frau zu machen, zu erreichen, schreckt er auch vor drastischen Schritten nicht zurück. In ihrer Verliebtheit willigt sie in eine überstürzte Hochzeit ein und folgt ihm nach Palm Springs, ohne zu ahnen, welcher wahre Charakter in ihrem Gatten schlummert.

Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Die anschaulichen und stimmungsvollen Beschreibungen der Landschaft und der Natur, aber auch die interessanten Einblicke in die Lebensgewohnheiten und Weisheiten der Indianer, standen in ausgewogenem Verhältnis zur Handlung. Durch die eingängige Darstellung der Protagonisten und der Nebenfiguren, hatte man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und konnte sich in die jeweiligen Lebensgeschichten sehr gut hineinfühlen. Auch die Zeit der 1920er Jahre, in der der Roman spielt, war interessant, weil vieles in unserer heutigen Welt so absurd erscheint. Zum Beispiel dass Ärzte ins Gefängnis kamen, wenn sie Frauen über Verhütung aufklärten oder Alkohol nur auf gesetzeswidrigen Wegen zu bekommen war. Ebenso die beginnende Ära des Tonfilms spielt eine Rolle, weil er eine bis dahin erfolgreiche Schauspielerin wegen ihres Unterschichtakzents in tiefe Verzweiflung stürzt.

Es werden einige bemerkenswerte Nebengeschichten erzählt, die unter anderem von der alten Geistseherin Luisa, der treuen Zofe Fiona, dem Quacksalber "Doc Perry" oder dem Cowboy Cody handeln. Sie alle haben ihre eigenen Sorgen und Probleme, sind jedoch eng mit dem Schicksal von Elizabeth verbunden und tragen zu ihrer Entwicklung hinaus aus der Opferrolle bei. Auch wenn sie für meinen Geschmack zu passiv blieb und noch mutiger gegen Nigel hätte kämpfen können.

Die Probleme, die die Indianer durch das Auftauchen und die Übermacht der Weißen bekommen, werden eindrucksvoll und verständlich dargestellt. Der Kampf um ihre Rechte und die schwierige Gratwanderung zwischen dem Erhalt ihrer Traditionen und der Akzeptanz der modernen Welt haben mich besonders beeindruckt. Insgesamt hat mich der Roman richtig gut unterhalten und die Atmosphäre des Landes und der Zeit sehr anschaulich eingefangen.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Bewegende Familiengeschichten

Für immer in deinem Herzen
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Das Buch sticht mit seiner knalligen, orangen Farbe aus der sonst üblichen Covergestaltung hervor und die Symbole, die rund um den Baum angeordnet sind, verraten schon ein wenig von der Geschichte. Es ...

Das Buch sticht mit seiner knalligen, orangen Farbe aus der sonst üblichen Covergestaltung hervor und die Symbole, die rund um den Baum angeordnet sind, verraten schon ein wenig von der Geschichte. Es sind sogenannte Charms, also Anhänger die man an einem Bettelarmband trägt und hier steht jedes einzelne für eine bewegende Begebenheit aus dem Leben von Lolly, Arden und Lauren. Die Bedeutungen der Charms sind in der Innenklappe kurz erklärt und machen neugierig auf die Zusammenhänge. Lolly, die Großmutter, lebt weit entfernt von Tochter Arden und Enkelin Lauren in einem Blockhaus am Lost Land Lake. Sie ist eine lebenslustige und schrille Persönlichkeit, doch immer häufiger vergisst sie Termine oder alltägliche Dinge. Sie schickt je einen Charm an ihre Tochter und ihre Enkelin und bittet sie um einen Besuch. Alarmiert reisen beide umgehend zu ihr und müssen feststellen, dass sie an beginnender Demenz leidet...

Ich mag die Idee, dass jeder Anhänger eine symbolträchtige Bedeutung hat und mit einer Familiengeschichte verbunden ist. Da Lolly bewusst wird, dass sie sich vielleicht bald nicht mehr an diese erinnern kann, erzählt sie Arden und Lauren davon. Einige sind sehr ergreifend und traurig, zum Teil auch etwas rührselig, andere erzählen von schönen und lustigen Erlebnissen. Ein bunter Reigen von Gefühlen und Lebensweisheiten wird dem Leser dargeboten und von Wehmut, Bedauern, Besinnung bis hin zur Hoffnung ist alles dabei.

Sehr gut gefallen hat mir die Entwicklung der Charaktere. Arden, die zu viel arbeitet und das Leben zu ernst nimmt, blüht immer mehr auf und baut ein innigeres Verhältnis zu ihrer Mutter und auch zu ihrer Tochter auf, nachdem sie sieht, wie schnell alles zu Ende sein kann. Lauren, die aus wirtschaftlichen Gründen ein ungeliebtes Fach studiert, stellt ihren kompletten Lebensentwurf auf den Kopf und folgt ihrer Intuition. Ich konnte mich in alle drei Frauen sehr gut hineinversetzen und ihre Gefühle nachvollziehen. Die herzerwärmenden Erzählungen, die sich über die Generationen erstrecken, fügen sich genau passend in die gesamte Handlung ein und machen den Roman zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 02.07.2017

Entspannend und amüsant für zwischendurch

Hinten sind Rezepte drin
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Ich mag Katrin Bauerfeind sehr gerne und finde ihren Humor und ihre Ehrlichkeit außergewöhnlich erfrischend, wo doch heute alle in der Öffentlichkeit stehenden Menschen, nur ihre positiven Seiten präsentieren ...

Ich mag Katrin Bauerfeind sehr gerne und finde ihren Humor und ihre Ehrlichkeit außergewöhnlich erfrischend, wo doch heute alle in der Öffentlichkeit stehenden Menschen, nur ihre positiven Seiten präsentieren wollen und bei denen alles immer total super ist. In diesem Buch spricht sie vor allem Frauen aus der Seele, die schon ihre leidvollen Erfahrungen in unserer immer noch männerdominierten Gesellschaft machen mussten oder auch die Zickigkeit anderer Frauen erlebt haben. Sie schreibt über ihre eigenen Unzulänglichkeiten, auch wenn sie manchmal peinlich sind und hält den heutzutage gängigen und hippen Gepflogenheiten der Gesellschaft den Spiegel vor.

Natürlich strotzen die kurzen Episoden vor Klischees und oberflächlichen Betrachtungen, aber ich denke, sie erhebt auch gar keinen Anspruch auf Tiefgang und politisch korrekten Umgang mit den Themen. Sie zieht witzige Vergleiche zwischen Männern und Frauen, spielt mit Metaphern und schreckt auch nicht vor philosophisch angehauchten Einsichten zurück. Die Skurrilitäten des Alltags werden dem Leser oder der Leserin unterhaltsam verpackt, aus einem vielleicht bisher unbekannten Blickwinkel vor Augen geführt und ich habe mich in vielen Situationen wiedererkannt und manchmal gedacht: "Genau so ist es!" und mich köstlich darüber amüsiert.

Ich finde es sehr sympathisch, wie sie sich selbst und das Dasein nicht so Ernst nimmt und aus dem Leben gegriffene Szenen beleuchtet, die jeder schon mal in der einen oder anderen Art erlebt hat und sich daher genau vorstellen kann.

Besonders das Kapitel über ihr Cellulite-Wasser war leider so wahr. Man muss sich nur die gängigen Werbespots anschauen, die mit der richtigen Marketingstrategie und wunderbaren Versprechungen, den unkritischen Konsumenten jeglichen Müll andrehen wollen und damit sogar immensen Erfolg haben.

Mir haben die leichten und entspannenden Geschichten sehr gut gefallen und sind als angenehme Zwischendurchlektüre zu empfehlen.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Niemand ist perfekt!

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Das Cover fällt gleich ins Auge, wegen seiner knalligen Farbe und auch der verspielte Inhalt des Sterns zeigt eine sehr romantische Szene. Doch die Handlung basiert auf problematischen Themen und ist nicht ...

Das Cover fällt gleich ins Auge, wegen seiner knalligen Farbe und auch der verspielte Inhalt des Sterns zeigt eine sehr romantische Szene. Doch die Handlung basiert auf problematischen Themen und ist nicht so rosarot und weichgespült, wie es das Cover vermuten lässt. Die Protagonisten bieten einiges an Zündstoff für eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle.

Jack erkennt nicht mal seine engsten Familienmitglieder am Gesicht und muss sich deshalb an Äußerlichkeiten orientieren, was man als neurologische Störung im Gehirn mit dem Namen Prosopagnosie bezeichnet. Libby hat schon Schlagzeilen als Amerikas dickster Teenager gemacht. Trotz einer sensationellen Gewichtsabnahme wiegt sie immer noch viel zu viel, um von anderen Jugendlichen akzeptiert zu werden. Zumal sie neu an die Schule kommt. Durch ein idiotisches und entwürdigendes "Spiel" treffen Jack und Libby im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander...

Den Anfang macht ein kurzer Brief, den Jack an Libby schreibt und man kann sich da bereits vorstellen, dass er Libby wehtun und sie enttäuschen wird. Wie es dazu kommt, wird in Rückblenden abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack erzählt. Dazwischen sind auch immer wieder Zeitsprünge, denen man aber gut folgen kann. Schon nach wenigen, kurzen Beschreibungen der beiden Hauptpersonen, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen und ihre Probleme nachvollziehen, weil sie sehr ehrlich und schonungslos von ihren Erfahrungen berichten. Der Schreibstil ist direkt und ohne Schnörkel, mit einigen witzigen Sprüchen gewürzt, die sehr unterhaltsam zu lesen sind. Auch die authentischen und lebensnahen Dialoge sind glaubhaft. Über Jacks Listen, die manchmal passend zu dem gerade Gelesenen auftauchen, musste ich richtig lachen. Sie sind aufschlussreich, witzig und lockern die Kapitel zusätzlich auf.

Libby ist ein bewundernswert schlagfertiges Mädchen, die keine Opferrolle einnehmen will und sich in schwierigen Situationen hervorragend behaupten kann. Jack dagegen, hält seine Krankheit vor allen geheim. Er hat Angst vor Ausgrenzung und Mobbing, was ich im Hinblick auf seine Mitschüler noch verstehen kann, aber seine Familie und enge Freunde müssten doch Bescheid wissen. Das würde ihm das Leben erleichtern! Er ist sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Menschen zu erkennen. Die Tricks, die er anwendet, zeugen von Intelligenz, aber er stößt damit bald an seine Grenzen.

Es treten einige sehr interessante und liebenswerte Nebencharaktere auf, die man gleich ins Herz schließt. So sind Jacks Bruder Dusty, der Gesprächskreisleiter Mr. Levine und Libbys Therapeutin Rachel wichtige Personen, die sie in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen. Was mir an der Liebesgeschichte sehr gut gefallen hat, war die dezente Annäherung von Libby und Jack. Das Verlieben ist hier keine unrealistische Kitschromanze, sondern basiert auf einer langsam und behutsam aufgebauten Freundschaft. Das ist viel angenehmer zu lesen, als in den meisten Teenie-Romanen, wo sich die Paare schockverlieben. An manchen Stellen war die Handlung etwas unglaubwürdig, was mich aber nicht so gestört hat, weil es mit wunderbaren Lesemomenten wieder ausgeglichen wurde. So fand ich z.B. die ausdrucksstarken Zitate, die im Text immer wieder auftauchen und die es wert sind, gesondert aufgehoben zu werden, sehr inspirierend.

Ein unterhaltsames und doch tiefgründiges Buch, mit eindrucksvollen Charakteren und einem romantischen Ende, was die Geschichte für mich befriedigend rund machte. Dieses Buch sollten alle lesen, die sich nicht erwünscht fühlen und auch gerade diejenigen, die ihnen dieses Gefühl vermitteln!

Veröffentlicht am 13.06.2017

Skurril, melancholisch, doch mit viel Hoffnung

Britt-Marie war hier
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Nachdem ich "Ein Mann namens Ove" mit viel Vergnügen gelesen habe, war ich gespannt, ob der Autor mich noch einmal so begeistern könnte. Mit diesem unterhaltsamen und doch sehr tiefgründigen Buch ist ihm ...

Nachdem ich "Ein Mann namens Ove" mit viel Vergnügen gelesen habe, war ich gespannt, ob der Autor mich noch einmal so begeistern könnte. Mit diesem unterhaltsamen und doch sehr tiefgründigen Buch ist ihm das überaus gelungen. Selten hat mich eine Geschichte, die keinerlei Spannung aufbaut, so fesseln können. Es ist eine sehr bewegende Erzählung über das Leben einer Frau, die schlimme Schicksalsschläge in ihrem Leben erfahren musste und sich mit seltsam anmutenden Ritualen und Verhaltensmustern ein Lebensgerüst gezimmert hat, das sie aufrecht erhält.

Am Anfang des Buches denkt man, dass diese psychisch auffällige Britt-Marie, in eine geschlossene Anstalt gehört. Ihre Ansichten und Eskapaden sind zwar unterhaltsam und ihre unfreiwillige Komik entlocken vereinzelte Lacher, aber im Grunde bemitleidet man diese zutiefst mit ihren Zwangsneurosen behaftete Frau. Man fragt sich, war sie schon immer so und wie konnte sich überhaupt ein Mann finden, der sie heiratet? Wie konnte sie bisher mit ihrem Leben zurechtkommen? Haben dieser Natron- und Faxinsüchtigen irgendwelche Dämpfe die Sinne vernebelt? Doch im weiteren Verlauf der Handlung kristallisieren sich die Gründe für ihre Verschrobenheit heraus und man kann sie bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Die liebenswerten Einwohner samt ihrer skurrilen Charaktereigenschaften des abgelegenen Dörfchens Borg, in das es Britt-Marie verschlägt, haben mir besonders gut gefallen. Mit der Zeit sind sie mir sogar richtig ans Herz gewachsen, trotz ihrer teils sehr eigenwilligen Gebaren. Die erfolgslose, aber enthusiastische Kinder-Fußballmannschaft, die mit Hilfe von Britt-Marie kleine "Siege" erringen kann und Sven, der Polizist mit dem weichen Herz, sind Beispiele für die wunderbar lebensnahen Figuren, die der Autor hier erschaffen hat.

Zum Ende hin traurig, melancholisch und doch mit viel Hoffnung hat mich dieser Roman zurückgelassen und ich habe mich in ein paar Eigenheiten der handelnden Personen wiedererkannt, über die ich schmunzeln musste. Doch zum Glück habe ich meine Besteckschublade in der richtigen Reihenfolge sortiert und muss mir deshalb keine Gedanken über meine Lebensweise machen...