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Veröffentlicht am 06.03.2023

Unterhaltsamer Thriller

Letzte Worte
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Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht - und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an ...

Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht - und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an die Zellenwand: "Ich war's nicht." Als Sara Linton davon erfährt, ist sie außer sich. Die Polizistin Lena Adams muss den Jungen zu einem falschen Geständnis und in den Selbstmord getrieben haben. Sara will sie ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um Hilfe.

Eigentlich will Sara Linton nur ihre Familie zu Thanksgiving besuchen. Seit dem Tod ihres Mannes, Polizeichef Jeffrey Tolliver, hat sie der Stadt den Rücken gekehrt. Auch nach vier Jahren ist sie überzeugt, ohne Lena Adams würde ihr Mann noch leben und sie kann ihr das nicht verzeihen.
Mittlerweile arbeitet Sara als Ärztin in einer Klinik in Atlanta und hat dort vor einiger Zeit Will Trent kennengelernt. Da ihr klar ist, dass den Fall des toten Jungen eine neutrale Behörde untersuchen muss, bittet sie das GBI um Hilfe. Eigentlich hätte Will Urlaub und ist schon deswegen anfangs nicht so wirklich begeistert, dass ausgerechnet er geschickt wird. Aber nach und nach wird klar, dass mehr hinter dem Fall steckt, als es scheint.

Ich kannte bisher von Karin Slaughter nur ihr erstes Buch der Sara Linton-Reihe, "Belladonna". Es hat mir damals zwar gut gefallen, aber ich habe die Reihe danach nicht weiterverfolgt. Will Trent ist die Hauptfigur ihrer anderen Reihe und irgendwann hat sie beide Figuren zusammengeführt und gemeinsame Fälle bearbeiten lassen. "Letzte Worte" ist der zweite Band dieser Zusammenführung.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, aus Saras Sicht, aus Wills und aus Lenas. So erhält man einen größeren Überblick über den Fall und kann gewisse Dinge gut nachvollziehen.
Der Anfang war ein bisschen zäh, aber mit der Zeit nimmt das Ganze Fahrt auf und die Spannung baut sich auf.

Interessant fand ich die Auflösung und Hintergründe des Falls. Auch die Erklärungen zu Medikamentenversuchen und die Machenschaften der Pharmaindustrie fand ich sehr lehrreich und aufgrund der letzten drei Jahre auch leider sehr realistisch. Das war der Autorin damals natürlich noch nicht bewusst, denn geschrieben hat sie das Buch bereits 2010.

Sara kannte ich wie gesagt bereits aus "Belladonna", Will ist mir hier zum ersten Mal begegnet. Ich bin mir nicht sicher, ob Menschen mit einer Schreib- und Leseschwäche wirklich eine Chance hätten, bei der Polizei oder ähnlichen Behörden angenommen zu werden. Auf jeden Fall meistert Will seinen beruflichen Alltag trotz dieses Handicaps sehr gut, was ihn sympathisch macht.
Und der Charakter Lena Adams zeigt, dass es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, sondern auch viele Grauzonen und mehrere Seiten einer Geschichte.

Fazit: Ein unterhaltsamer Thriller mit ein paar Längen, der aber nach etwa einem Drittel spannend wird.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Teil 3 der Waldfriede-Saga

Sturmtage
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Berlin-Zehlendorf, 1939. Mit Kriegsbeginn müssen die Schwestern und Ärzte im Krankenhaus Waldfriede geschlossen zusammenstehen. Doch der jungen selbstbewussten Assistenzärztin Helene fällt es schwer, den ...

Berlin-Zehlendorf, 1939. Mit Kriegsbeginn müssen die Schwestern und Ärzte im Krankenhaus Waldfriede geschlossen zusammenstehen. Doch der jungen selbstbewussten Assistenzärztin Helene fällt es schwer, den Frieden im Haus zu wahren: Immer wieder gerät sie mit dem Chefchirurgen, einem überzeugten NSDAP-Mitglied, aneinander. Trost findet sie auf Spaziergängen in den Parkanlagen der Klinik – und bei dem sympathischen Gärtner Timo. Aus ihrer anfänglichen Freundschaft entwickelt sich schnell ein inniges Verhältnis, bis Timo überraschend zum Wehrdienst eingezogen wird. Als Helene bemerkt, dass auch ein anderer Mann Gefühle für sie entwickelt, muss sie ihr Herz ergründen, doch dieses ist erfüllt von Sorge – denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bomben über Berlin und dem Waldfriede fallen werden.

"Sturmtage“ ist der dritte Teil der historischen Romanreihe von Corina Bomann, in der es um das Berliner Krankenhaus Waldfriede geht. Man kann die Bücher aber auch einzeln lesen, denn in jedem steht eine andere Person im Mittelpunkt. Hier ist es Helene, die 1939 als chirurgische Assistenzärztin im Waldfriede beginnt. Aber es gibt auch ein Wiedersehen mit den Figuren der vorherigen Bände wie Schwester Hanna und natürlich Dr. Conradi.

Fesselnd beschreibt die Autorin die damalige Situation im Klinikalltag, denn mit Beginn des Krieges ist die Bedrohung von Angriffen allgegenwärtig. Alle versuchen, so gut es geht, ihre Arbeit zu machen, den Menschen zu helfen und ,soweit möglich, normal zu leben. Aber mit der Zeit wird es immer schwieriger und Gefahren drohen auch im Inneren des Krankenhauses, wo fanatische Anhänger des NSDAP-Regimes nur darauf warten, ihre Kollegen, die nicht hinter Hitlers Politik stehen, zu denunzieren. Unbedachte Äußerungen können schnell zu großen Problemen führen.
Hinzu kommt, dass die meisten der Klinikmitarbeiter der Glaubensgemeinschaft der Adventisten angehören und damals wurde diese von vielen als eine Abspaltung des Judentums angesehen.

Atmosphärisch, lebendig und authentisch wird die immer größer werdende Bedrohung durch die Angriffe der Engländer auf Berlin dargestellt. Die immer wiederkehrenden Alarme, der Transport der Patienten in den Keller, die ständige Angst, ob das Haus noch steht, wenn man nach der Entwarnung aus dem Keller kommt, all das schafft eine beklemmende Atmosphäre.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe es gerne gelesen und es gab natürlich auch schöne Momente. Die eher bedrückende Atmosphäre hat natürlich mit der damaligen Zeit zu tun und somit wird die Geschichte in meinen Augen noch mal realistischer erzählt.

Ich freue mich auf den vierten und leider wohl letzten Teil, der im Sommer erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Historischer Krimi aus Wien

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, ...

1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, als er Besuch vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt bekommt. Herzfeldt braucht einen Todes-Experten: Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Der Totengräber hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Er weiß, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien ein abergläubischer Serientäter um? Der Inspektor und der Totengräber beginnen gemeinsam zu ermitteln und müssen feststellen, dass sich hinter den Pforten dieser glamourösen Weltstadt tiefe Abgründe auftun …

Mit "Das Buch des Totengräbers" ist Oliver Pötzsch ein spannender und atmosphärischer historischer Krimi gelungen. Gleich zu Beginn taucht man in die Geschichte ein und begleitet Herzfeldt und Rothmayer bis zum Schluss durch Wien kurz vor der Jahrhundertwende. Es sind Zeiten des Aufbruchs, die Technik macht Fortschritte. Auch die Technik in der Kriminalistik, was altgediente Polizisten allerdings eher misstrauisch macht. Leo war in Graz Untersuchungsrichter und sein Mentor ist Hans Gross, Autor des "Handbuchs für Untersuchungsrichter". Dieser geht ganz neue Wege in Bezug auf technische Hilfsmittel, Beweismittelsicherung und Tatortfotografie. Im Nachwort des Autors steht, dass z. B. das FBI heute immer noch auf Gross' Erkenntnisse zurückgreift.

Es war interessant, mal einen historischen Roman mit dem Setting in Wien zu lesen. Ich war zwar noch nie dort, aber durch die lebendige Erzählweise des Autors sah ich die Stadt genau vor mir. Auch der Zentralfriedhof wird sehr anschaulich beschrieben.

Der Fall und die Auflösung sind sicher nicht neu und wer viele Krimis liest, kennt so etwas in der einen oder anderen Weise. Aber durch die interessanten Figuren wie z. B. den schrulligen Totengräber Augustin passt das Gesamtbild und ich habe mich während des gesamten Buches gut unterhalten gefühlt. Und ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Spannend und einfallsreich

Isengrim
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Im dichten Nebel der Allerseelennacht des Jahres 1194 wird die allseits beliebte Bademagd Magdalena tot aufgefunden, ihr Körper schrecklich zugerichtet von Dutzenden Messerstichen. Gemeinsam mit seinem ...

Im dichten Nebel der Allerseelennacht des Jahres 1194 wird die allseits beliebte Bademagd Magdalena tot aufgefunden, ihr Körper schrecklich zugerichtet von Dutzenden Messerstichen. Gemeinsam mit seinem Adlatus Bertram macht sich der junge Spielmann Nikolaus von Dürnstein, besser bekannt als Sänger Blondie, auf die Suche nach dem Mörder. Bald schon tun sich unerwartete Motive auf: Niemand ist, was er auf den ersten Blick zu sein scheint im mittelalterlichen Krems an der Donau, jeder hat etwas zu verbergen. Und Niki ist da gar keine Ausnahme...

Als der Verlag mit dem Angebot eines Rezensionsexemplars an mich herantrat, war ich sehr neugierig. Historische Kriminalromane lese ich ja gerne. Der Klappentext klang sehr vielversprechend und ich wurde nicht enttäuscht.
"Isengrim" ist kein gewöhnlicher historischer Krimi. Sein Protagonist Nikolaus wurde nicht im Mittelalter geboren, sondern zu unserer Zeit. Nach einem Sturz von der Burgruine Dürnstein wachte er im Jahr 1192 auf und hat seitdem einige Abenteuer erlebt, u.a. war er auf einem Kreuzzug im Heiligen Land und hat während der Geiselnahme von Richard Löwenherz mit dem englischen König Schach gespielt. Seinen neuen Freunden in Krems gegenüber sagt er, er hätte sein Gedächtnis verloren und weiß nicht, wo er herkommt. In der Gegenwart war er Musiker, was ihm jetzt im Mittelalter als Minnesänger zu Gute kommt. Dabei ist ihm sehr wohl bewusst, dass er durch jede seiner Handlungen in der Vergangenheit die Zukunft verändern könnte. Um eine Umschreibung der Geschichtsbücher zu vermeiden, ist er sehr auf seinen "historischen Fußabdruck" bedacht.
Als Fan von Kriminalromanen wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot und Kenner deren Ermittlungsmethoden, versucht er den Mörder von Magdalena zu finden. Natürlich glaubt er nicht, dass es sich hierbei um einen Werwolf handelt, auch wenn ihn die Tat an einen mittelalterlichen Jack the Ripper erinnert.

Von Anfang bis Ende hat mich die Geschichte gut unterhalten. Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und anschaulich. Man ist hautnah dabei in den Gassen von Krems bei Nikis Suche nach dem Mörder. Das Ganze ist sehr atmosphärisch und nimmt den Leser mit in das Jahr 1194. Es gibt viele spannende Momente, aber auch Szenen zum Schmunzeln, wenn Niki z. B. überlegt, dass er jetzt auch gerade Netflix schauen könnte, statt im Mittelalter einen Serienmörder zu jagen.
Der Autor mixt historische Figuren und Ereignisse mit Fiktion, was ich immer mag an solchen Romanen. Erklärungen dazu findet man im Nachwort.

Es gibt bereits zwei Vorgänger zu "Isengrim". "Troubadour" ist der erste und "Reliquae" der zweite Band mit Niki Wolff. Ich kenne beide nicht und hatte auch nicht das Gefühl, dass mir dadurch bei "Isengrim" ein Vorwissen fehlte. Man kann diesen Krimi also sehr gut als einzelnes Buch lesen.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Ein Dorf voller Büchernarren in Schottland

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Vicky arbeitet in München für das Auktionshaus ihres Vaters. Durch Zufall gerät sie an einen Brief des achtjährigen Finlays aus Swinton-On-Sea in Schottland. Er schreibt an seine verstorbene Mutter und ...

Vicky arbeitet in München für das Auktionshaus ihres Vaters. Durch Zufall gerät sie an einen Brief des achtjährigen Finlays aus Swinton-On-Sea in Schottland. Er schreibt an seine verstorbene Mutter und wünscht sich nichts mehr als eine Antwort von ihr. Vicky ist zutiefst gerührt. Als sie den Brief und das beiliegende Foto ihrem Vater zeigt, entdeckt er darauf das Buch, das Finlay in den Händen hält: Eine äußerst seltene Ausgabe von "Alice im Wunderland". Er wittert das Geschäft seines Lebens und schickt seine Tochter mit dem Auftrag nach Schottland, dieses Buch zu besorgen. Als Gegenleistung verspricht er ihr die Leitung der Filiale in Berlin. Mit gemischten Gefühlen reist Vicky nach Schottland in das Küstenstädtchen Swinton-On-Sea und landet in einer richtigen Bücherstadt. Auch Graham, Finlays Vater, gehört ein Antiquariat, The Reading Fox, eines der ältesten Geschäfte im Ort. Durch Zufall wird Vicky für die neue Aushilfe für die Weihnachtszeit gehalten und sie sieht darin ihre Chance, dem Buch näher zu kommen und so den Auftrag ihres Vaters zu erfüllen. Aber mit der Zeit wird es immer schwieriger für sie, bei der Wahrheit zu bleiben und Graham den wahren Grund ihrer Reise zu gestehen. Swinton ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Ort, mit seinen vielen Buchläden und buchbegeisterten Menschen, der sie mit einem ganz eigenen Zauber gefangen nimmt. Und Vicky erkennt mit der Zeit, dass es mehr im Leben gibt als die Arbeit.

"Winterglitzern" ist der erste Teil der neuen Roman-Reihe "Das kleine Bücherdorf" von Katharina Herzog. Und ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.
Mir hat Vickys Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein paar Probleme hatte, mit ihrer "Lüge" klarzukommen. Wenn man sich ihre wahren Beweggründe klar macht, kann man sie schon verstehen und schließlich bekommt sie auch immer mehr ein schlechtes Gewissen.

Den Schreibstil und die Beschreibungen des Ortes und der Landschaft finde ich sehr schön. Ich kann mir das kleine Bücherdorf mit seinen schrulligen, aber liebenswerten Bewohnern sehr gut vorstellen. Die Schlittenfahrt, das Eisbaden, der Weihnachtsmarkt, alles trägt dazu bei, sich auf Weihnachten einzustimmen. Dafür ist "Winterglitzern" genau passend.

Eine Geschichte zum Wohlfühlen und Träumen, mit interessanten Figuren, manchmal witzig, manchmal traurig, aber nie kitschig.

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