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Veröffentlicht am 24.08.2023

Ein düsteres aber großartiges Buch

Die Unwürdigen
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In den letzten Jahren erschien eine große Anzahl von Büchern, in denen wir erfahren wie das Leben in Norwegen während der Deutschen Besatzung war. Dieses hier war ungewöhnlich und anders, als ich es bisher ...

In den letzten Jahren erschien eine große Anzahl von Büchern, in denen wir erfahren wie das Leben in Norwegen während der Deutschen Besatzung war. Dieses hier war ungewöhnlich und anders, als ich es bisher gelesen habe.
Eine düstere Geschichte um eine handvoll Jugendlicher, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen und versuchen im Krieg unter den Besatzern zu überleben. Erwachsene, die aus der Bahn geworfen wurden, teilweise im Widerstand arbeiten, ohne dass es die restliche Familie weiß oder in Frage stellt. Eine Welt die aus den Fugen geraten ist, in der jeder gestohlene Laib Brot, jedes Stück Kohle das Leben um ein zwei Tage verlängern kann.
Was die Jugendlichen verbindet: die Kindheit ist vorbei... auch wenn man beim Lesen immer wieder daran erinnert wird, dass es doch noch Kinder sind. Aber sie müssen erwachsen sein und teilweise die Verantwortung für die gesamte Familie übernehmen, weil die Erwachsenen entweder nicht mehr am Leben sind oder durch Kummer und Trauer schwer traumatisiert.

Selten habe ich in einem Buch vom Ende des Krieges gelesen und die Protagonisten feiern nicht... in diesem Roman wird einem an der Stelle einfach nur bewusst, wie extrem sinnlos so ein Krieg ist und wenn er dann vorbei ist, eben nicht alles wieder gut wird. Die Schäden sind angerichtet, die Menschen werden nie wieder die selben sein und Tote kehren nicht zurück.

Jacobsen schreibt sehr schlicht und geradlinig, ja vielleicht sogar ein wenig hölzern - das hatte mich zu Anfang etwas irritiert, aber dieser Stil unterstreicht die ärmliche und düstere Atmosphäre, die sich durch das komplette Buch zieht, was ich dann letztendlich ziemlich genial fand. Gute Übersetzungsarbeit haben dabei Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann geleistet.

Nein, es ist kein einfaches Buch und schon gar keines bei dem man sich wohlfühlt, aber ein großartiges Werk, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Der Zugang blieb mir verwehrt

Entweder / Oder
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Ich hätte dieses Buch so gerne gemocht, der Klappentext und das tolle deutsche Buchcover waren so vielversprechend... aber:
Dieses Buch und ich wurden keine Freunde... um es genauer zu formulieren: wir ...

Ich hätte dieses Buch so gerne gemocht, der Klappentext und das tolle deutsche Buchcover waren so vielversprechend... aber:
Dieses Buch und ich wurden keine Freunde... um es genauer zu formulieren: wir wurden nicht mal lauwarm miteinander.
Mit höchster Selbstmotivation habe ich die Reise durch Selins extrem anstrengende und teilweise wirklich langweilige Gedankengänge bis 3/4 vefolgt und das letzte Drittel genervt quergelesen.
Okay, es ist wohl ein Sequel zu "Der Idiot", ein Buch das regelrecht gefeiert wurde, man kann es aber wohl für sich alleine lesen. Ich kann das nicht beurteilen, da ich "Der Idiot" nicht gelesen habe... will ich aber nach dieser Lektüre auch nicht mehr.

Die Hauptprotagonistin ist 19 Jahre alt und Studentin, weltfremd und in der Liebe unerfahren. Sie ist unglücklich und unerwidert verliebt und ihre Gedanken drehen sich fast nur um das eine. Und nein, es ist kein New Adult Roman.
Ich fand absolut keinen Bezug zur Hauptprotagonistin, das mag am Altersunterschied liegen, oder an der Tatsache, dass ich nie studiert habe und auch noch nicht allzuviele russische Klassiker gelesen habe. Ich weiss es leider nicht.
Während des Lesens hatte ich ein Gefühl als sässe ich in einem vollen Zug auf einer 24 stündigen Reise und vor bzw. hinter mir sitzen zwei junge Menschen, die endlose Dia- und Monologe führen. Ich kann weder den Sitzplatz wechseln noch weghören. Vieles verstehe ich nicht, weil es Insider sind, manches macht mich fassungslos oder wütend und einiges ist einfach nur "cringe".... ganz selten mal bin ich ganz Ohr und muss vielleicht sogar schmunzen, aber ganz ganz selten.

Eine Protagonistin, die gebildet genug ist um über russische Literaturklassiker verkopft und philosophisch zu diskutieren, aber völlig naiv ist, wenn es um Beziehungen geht. Und was sie im Laufe des Buches an Männererfahrungen ansammelt war feministisch kaum zu ertragen, wie sie jedes noch so absurde Thema immer wieder auf sich und die unglückliche Liebe bezieht, ebenso.

War das Buch wenigstens irgendwie satirisch, ein Seitenhieb auf die Menschheit, die Jugend, Studenten, die Liebe?... keine Ahnung, mir jedenfalls blieb die Satire, falls sie vorhanden war, völlig verschlossen. Auch konnte ich keine Botschaft für mich erkennen.
Es war eindeutig leider nicht mein Buch.
Wer viel über die Liebe und/oder Sex nachdenkt, mit russischer Literatur etwas anfangen kann und Student ist/war wird vielleicht seine absolute Freude mit diesem Buch haben.
Die drei Sterne vergebe ich für die Aufmachung und die vielen intelektuellen Wörter.
Übersetzt wurde der Roman von Claudia Wenner.

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Ein gelungener Debütroman der viel Aufmerksamkeit verdient

Wahrheiten
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Was für ein großartiges Buch!
Ja, ich war nach den ersten Seiten etwas verwirrt und hatte keine richtige Ahnung wohin die Reise geht. Aber schnell löste sich die Verwirrung und die Geschichte hatte mich ...

Was für ein großartiges Buch!
Ja, ich war nach den ersten Seiten etwas verwirrt und hatte keine richtige Ahnung wohin die Reise geht. Aber schnell löste sich die Verwirrung und die Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen.
Wie schreibe ich über ein Buch, das so viel Interpretationsmöglichkeiten zulässt? Was schreibe ich, ohne zu spoilern oder weitere Leser zu manipulieren? Denn jede Leserin und jeder Leser muss sich seine eigene Interpretation zurecht legen.
Ludmilla ist eine junge Frau, die - schwer traumatisiert duch ihre Familiengeschichte - nur noch funktioniert. Ein straffer Wochenplan mit wenig Abwechslung: Arbeit, Besuch des Grabes ihres Vaters, Pflege der alkohlkranken Mutter. Ludmilla kümmert sich nicht um sich selbst, sie scheint keine Bedürfnisse, keine Freunde, kein eigenes Leben zu haben.
Doch dann stürzt vor ihren Augen ein Fremder vom Baum und verletzt sich schwer, Ludmilla meint ihren seit Jahren vermissten Bruder in ihm zu erkennen... und die Reise zu sich selbst und die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit findet seinen Anfang.
Wir erfahren diese Geschichte durch Stallario, einen Phönix - die Phantasie, die ein Teil Ludmillas ist und einen Überblick behält über ihre wechselnden Persönlichkeiten, durch die sie sich ihrem Alltag und ihrer psychischen Überlastung stellen kann.
Es ist kein einfaches Buch, kein Wohlfühlbuch für einen Nachmittag am Strand... nein, es ist ein Buch das fordert, das mich Leserin inne halten liess, mehr als einmal. Es ist ein Buch, das man vielleicht sogar einmal mehr lesen sollte, weil sich dann Perspektiven öffnen, die vor dem Ende der Geschichte noch gar nicht klar waren.
Weber hat es geschafft, eine Geschichte einer schwer traumatisierten Person mittels phantastischen Allegorien zu erzählen und das ist ihr auf ganz wunderbare Weise gelungen. Sprachlich spielt sie mit den Gfühlen der Lesenden und mal ist ihr Erzählstil präzise ungeschnörkelt, dann wieder poetisch phantastisch. Ein intelligentes Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient hat und meine allerwärmste Leseempfehlung bekommt!

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Spannend bis zur letzten Seite

Eisige Schwestern
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Whoa… was für ein Buch! Ein wahrer Psychothriller, ein Pageturner wie es sein sollte.
Düsteres Setting, ein Plot bei dem man als Leser auch irgendwann nicht mehr weiß, was denn nun eigentlich… und vor ...

Whoa… was für ein Buch! Ein wahrer Psychothriller, ein Pageturner wie es sein sollte.
Düsteres Setting, ein Plot bei dem man als Leser auch irgendwann nicht mehr weiß, was denn nun eigentlich… und vor allem WER und WIESO… herrlich, ich liebe sowas sehr, die Paranoia ist spürbar bis zum Ende.
Absolut brillant geschrieben, spannend bis zur letzten Seite - und künftig gehe ich Zwillingen, Ratten und Spiegeln großräumig aus dem Weg!
Der Nervenkitzel wurde großartig übersetzt von Susanne Wallbaum.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Verschenktes Potential

Die Davenports – Liebe und andere Vorfälle
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"Never judge a book by it's cover"... hier in diesem Falle, hätte ich ruhig auf meine Augen hören können. Aber der Klappentext war so vielversprechend: Ein ehemaliger Sklave, der Karriere gemacht hat und ...

"Never judge a book by it's cover"... hier in diesem Falle, hätte ich ruhig auf meine Augen hören können. Aber der Klappentext war so vielversprechend: Ein ehemaliger Sklave, der Karriere gemacht hat und mit seiner Frau und den erwachsenen Kindern zur schwarzen Upperclass Chicagos gehört. Inspiriert durch eine wahre Geschichte...
Wir schreiben das Jahr 1910 und es fühlt sich an wie: Setting Regencyzeit mit vielen Bällen, rauschenden Roben, Schmuck, Flirterei, Tanzkarten.... und gleichzeitig wie 1970, wenn man nach den Dialogen geht, auch der Schreibstil fühlt sich niemals wie 1910 an.
Das Interessanteste an dem Buch ist der Klappentext und das Nachwort. Hätte die Autorin bloss tatsächlich über die Themen geschrieben, die im Nachwort erwähnt wurden, dann wäre das Buch mit Sicherheit nicht nur toll gewesen, sondern auch noch empfehlenswert.
So war es halt genau das wonach es aussah: ein Young Adult Buch mit viel "Ah, mein Herz klopft so wild und laut" und "Oh, er riecht nach Bergamotte/Sandelholz" und "Uh, sein nackter Oberkörper ist ja so muskulös und definiert".... einfach nur Gesülze und Geschnulze. Leider.
Diskriminierung, Jim Crow-Gesetze, Sklavenvergangenheit, das alles war nur immer wieder eingestreut ohne näher darauf einzugehen. Letztendlich war es dann doch bloss ein Mädchenbuch mit viel Herz und Schmerz - sorry aber davon gibt es echt mittlerweile genug.
Keine Leseempfehlung für keine Zielgruppe.

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