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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2022

Perfekt auf allen Ebenen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Wow, einfach nur wow!
Dieses Buch ist auf so vielen Ebenen so perfekt, dass ich gar nicht weiss wo ich beginnen soll.
Ich fange mal mit dem Erzählstil an, der schlicht und einnehmend ist, immerhin haben ...

Wow, einfach nur wow!
Dieses Buch ist auf so vielen Ebenen so perfekt, dass ich gar nicht weiss wo ich beginnen soll.
Ich fange mal mit dem Erzählstil an, der schlicht und einnehmend ist, immerhin haben wir eine Erzählung aus den 20er-bis 40er Jahren und eine aus der Jetztzeit und man kann dem Zeitenwechsel wunderbar folgen.

Wer aufgund des Klappentextes vermutet, dass er einem spannenden Restitutionsverfahren beiwohnen wird... dann ist das nicht richtig. Das Buch ist extrem aufschlussreich, wie die Arbeit der Verwalter des Naziraubguts funktioniert, wie aufwändig die Recherchearbeiten sind und wie erfolgreich die rechtlichen Erben bzw. das Raubgut ausfindig gemacht werden. Man versteht, wieviel Arbeit dahinter steckt und zieht respektvoll den imaginären Hut.

Aber der Roman kann noch viel mehr, er erzählt die Geschichte einer auseinander gerissenen Familie mit Opfern und Tätern in den eigenen Reihen und wie sich diese Schuld bzw. der Verlust nachhaltig auf die Generationen später auswirken kann. Er berichtet vom Wegsehen und Nichtwahrhabenwollen, was extrem nachvollziehbar, aber auch schmerzhaft ist.
Und dann wären da noch die Protagonisten, die lebendig sind und glaubwürdig und man zweifelt keine Sekunde an der Echtheit der Geschichte.

Meine absolute Empfehlung für Geschichtsinteressierte, die fast alles schon wissen, hier kann man noch einiges mitnehmen, Hut ab!

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Herzerwärmender Grantler

Ein Mann namens Ove
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Nachdem ich ausnahmslos Lobeshymnen auf das Buch gehört habe, wollte ich es auch unbedingt lesen - und das war gut so!
Nach einem Drittel des Buches war ich überzeugt, dass es einen wunderbaren Film abgeben ...

Nachdem ich ausnahmslos Lobeshymnen auf das Buch gehört habe, wollte ich es auch unbedingt lesen - und das war gut so!
Nach einem Drittel des Buches war ich überzeugt, dass es einen wunderbaren Film abgeben müsste... Google hat mir dann verraten, dass das schon längst geschehen ist.
Wunderbar skurrile Charaktere, herrlich verrückte Szenen und Dialoge und viel Tragik ergeben einen Mix, der unwiderstehlich ist. Und am Ende juckt es tatsächlich verdächtig in den Augen, weil die gesamte Geschichte einem ein wenig nahe geht.
Nur mit Oves Alter war ich ein wenig auf Kriegsfuss, Grantler hin oder her, er kommt deutlich älter als bloss 59 rüber... sag ich mit meinen 55.

Rundherum eine tolle Erzählung, die das Herz erwärmt und Lesern gefallen müsste, die "Der Buchspazierer", "Was man von hier aus sehen kann" und "Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch" ebenfalls mochten.

Stefanie Werner hat all das für uns aus dem Schwedischen übersetzt.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Einfühlsamer Roman über die Liebe, Verlust und das Loslassen

Die Frau von früher
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Ein großartiges Buch über Ex-Partner, das Verlassenwerden, Beziehungen an und für sich und diverse Arten der Liebe. Es ist nicht so, dass es darüber nicht schon genügend Bücher gäbe, aber dieses hier ...



Ein großartiges Buch über Ex-Partner, das Verlassenwerden, Beziehungen an und für sich und diverse Arten der Liebe. Es ist nicht so, dass es darüber nicht schon genügend Bücher gäbe, aber dieses hier ist einfühlsam (in alle Richtungen) und intelligent.
Moriarty ist eine tolle Beobachterin menschlichen Verhaltens, nicht nur in speziellen Situationen, sondern auch in kleinen Begebenheiten. In ihren Büchern wirken die Protagonisten einfach natürlich und realistisch. Und sie ist eine Meisterin der menschlichen Psyche.
Ich habe auch dieses Buch sehr genossen und konnte es kaum aus der Hand legen, Ellen ist eine Protagonistin, die man mit all ihren Ecken und Kanten einfach lieben muss, zu Patrick fand ich erst später Zugang und selbst für Saskia empfand ich - so schräg das auch klingen mag - Sympathie und zeitweise sogar Verständnis.

Es ist kein Roman für ungeduldige Menschen, die gerne rasante Erzählungen mögen, dafür ist er sicher nicht gedacht, diese Geschichte entwickelt sich langsam und dadurch erhalten die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander Tiefgang. Auch die Themen - Verlustbewältigung, Vertrauen, Selbstbewusstsein, Stalking und Liebe - werden nicht einfach nur abgehandelt, sondern mit viel Respekt und Tiefe bearbeitet.

Ich liebe die Roman Liane Moriartys sehr und dieser hier wurde ganz wunderbar übersetzt von Sylvia Strasser.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Spannender Pageturner

Der Fremde am Strand
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Dies war bereits mein zweiter Roman von Lisa Jewell und der hat mich genauso gefesselt und umgehauen wie der erste.
Die Story ist packend und man ist von der ersten Seite mitten drin und rätselt mit. Alice, ...

Dies war bereits mein zweiter Roman von Lisa Jewell und der hat mich genauso gefesselt und umgehauen wie der erste.
Die Story ist packend und man ist von der ersten Seite mitten drin und rätselt mit. Alice, eine alleinerziehende dreifache Mutter, findet am Strand, in der Nähe ihres kleinen Hauses, einen Mann der unter Gedächtnisverlust leidet und sich nicht mal mehr an seinen Namen erinnert.
Geichzeitig vermisst die frisch verheiratete Lily ihren Ehemann, der einfach von der Bildfläche verschwindet.
Aber wir dürfen auch einen Blick in die Vergangenheit werfen, ins Jahr 1993, als eine Familie mit zwei Teenagerkindern Urlaub am Meer macht... und etwas Ungeheuerliches passiert.

Als Leser hat man eine Ahnung, tappt aber lange im Ungewissen und das mochte ich sehr, auch die Auflösung war stimmig.

Jewell kann einfach irre gut und spannend Geschichten erzählen und ich werde mir wohl nach und nach ihr Gesamtwerk holen müssen. Dieses packende und äusserst empfehlenswerte Buch wurde exzellent von Carola Fischer übersetzt.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Wunderbar erzählte Familiengeschichte

Liebesheirat
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Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich ...

Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich beim Erzählen Zeit und so entstehen nach und nach sehr greifbare Charaktere und am Ende des Buches hat man das Gefühl, dass man sich von guten Freunden - nein von einer Familie - verabschieden muss.

In einigen anderen Rezensionen musste ich Begriffe wie: langatmig, ausschweifend, hätte kürzer sein können, lesen und es tut mir leid, dass einige Leser nicht mehr in der Lage sind, sich auf eine Geschichte einzulassen, für die die Autorin sich Zeit genommen hat. Für mich war kein Kapitel, keine Figur überflüssig, alles hat am Ende Sinn ergeben.
Ein ganz besonderer Familienroman, in dem die Menschen einfach menscheln, manchmal Dinge tun, über die man den Kopf schüttelt, Sachen denken und sagen, die man nicht sympathisch findet... und genau das macht die authentische Atmosphäre aus. Und ganz "nebenbei" erhalten wir Einblick in das schlechte Gesundheitssystem Englands und den Alltagsrassismus, der überall zu finden ist.

Ich mochte diese Erzählung sehr und werde gedanklich noch länger bei den Figuren sein, übersetzt von Dorothee Merkel.

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