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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2022

Herzerwärmender herbstlicher Familienroman

Was uns bleibt, ist jetzt
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Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier ...

Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier Geschwister, die einander ein wenig aus den Augen verloren haben und durch die gemeinsamen Tage Annäherung erfahren, als sie mehr oder weniger viele Dinge "wie früher" machen: gemeinsam essen, spielen und letztendlich auch reden.
Was für ein aussergewöhnlich feinfühliger und liebevoller Roman, in dem Menschen miteinander agieren, wie im echten Leben. Gerade wenn man selbst Geschwister hat - mit größerem Altersunterschied, mit normalen Entfremdungen die das Leben so mit sich bringt - gibt es viele Momente, die unter die Haut gehen. Und wie sie allesamt mit der Mutter im fortgeschrittenen Demenzstadium umgehen, ist herzerwärmend.
Dazu noch der besondere Schreibstil, der mal poetisch anmuted, mal witzig und wortgewandt daher kommt - ganz großes Kino!

Ein ganz wunderbarer Herbstroman, mitten aus dem Leben gegriffen, da möchte man gerne eine Schwester sein und dabei sitzen. Das war wirklich ein tolles Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Ungeschönt und authentisch

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, ...

Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, um Entwicklungen, die anders hätten verlaufen können... um das pure Leben, ungeschönt mit allen Schmerzen.
Auf der einen Seite begleiten wir sechs Teenager, die sich Ende der 70er zu einer Clique zusammenfinden und befreundet sind, bis Mitte der 80er Jahre etwas passiert, das die eingeschworene Gruppe empfindlich stört.
Im Hier und Heute gibt es nur noch vier der einstmals sechs Freunde und der Freitod des einen ehemaligen Freundes erschüttert sie in ihren Grundfesten und läßt die alten Zeiten wieder im Geiste lebendig werden, mit allen schönen und unschönen Erinnerungen.

Die Protagonisten waren mir nicht immer sympathisch, aber sie waren authentisch und ehrlicherweise konnte ich mich selbst sehr oft in ihren Gedanken und Handlungen wiederfinden, was nicht immer angenehm war.
In diesem Roman menschelt es gehörig, es gibt kein schwarz/weiß, die Personen sind mit all ihren Makeln und Irrungen beschrieben.
Der Zeitgeist der 70er und 80er Jahre ist großartig eingefangen und ich konnte Vieles aus meiner Kindheit/Jugend wiedererkennen (bin auch nur ein Jahr jünger als die Protagonisten). Aber auch viele unangenehme Themen aus dieser Zeit kommen auf den Tisch... nein, früher war sicher nicht alles besser und schöner.
Insgesamt ist die Erzählung kein Wohlfühlbuch, das will es auch nicht sein, es will Denkanstösse geben... wir sollten einfach mehr miteinander reden, richtig reden und zuhören.

Die Atmosphäre dieses Buches wird mich sicher noch eine Weile begleiten und beschäftigen.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Humorvoller Roadtrip mit Tiefgang

Marianengraben
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Wir erleben die Erzählung aus der Sicht Paulas, eine junge Biologiestudentin, die an ihren kleinen toten Bruder schreibt. Sie kann seinen Tod einfach nicht verarbeiten und ihre Trauer ist unverhältnismäßig, ...

Wir erleben die Erzählung aus der Sicht Paulas, eine junge Biologiestudentin, die an ihren kleinen toten Bruder schreibt. Sie kann seinen Tod einfach nicht verarbeiten und ihre Trauer ist unverhältnismäßig, sie ist schwer depressiv und bekommt ihr Leben kaum noch geregelt.
Eines nachts trifft sie auf den über 80jährigen Helmut, der ebenfalls einige Verluste zu beklagen hat. Gemeinsam starten sie einen ungewöhnlichen Roadtrip und ihre Gespräche drehen sich um Verlust und Trauer, aber auch um das Leben und Hoffnung.
Klingt traurig und trocken? Nöööö, ist es aber ganz und gar nicht! Das Aufeinandertreffen der beiden ist skurril und die Dynamik zwischen den beiden von urkomisch bis liebenswert.
Obwohl es im großen und ganzen um die Thematik Depression und Trauerbewältigung geht, ist dieses Buch im höchsten Grade unterhaltsam und an manchen Stellen schräg und an anderen durchaus philosophisch. Der Schreibstil ist sehr gefällig und man ist super schnell durch... leider, denn ich hätte Paula und Helmut noch viele Seiten begleiten mögen.
Auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Authentisch und unheimlich unterhaltsam

Tausend kleine Lügen
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Moriarty ist eine unglaublich gute Beobachterin, und so fallen auch in diesem Buch die Charaktere authentisch und nachvollziehbar aus.
Die Geschichte umfasst die Geschehnisse von drei Monaten um eine Grundschule, ...

Moriarty ist eine unglaublich gute Beobachterin, und so fallen auch in diesem Buch die Charaktere authentisch und nachvollziehbar aus.
Die Geschichte umfasst die Geschehnisse von drei Monaten um eine Grundschule, vielmehr um die Beziehungen der Eltern zueinander. Es ist die typische Geschichte von Gerüchten, Eifersüchteleien, Angebereien und dem Verstecken von privaten Tragödien vor der Öffentlichkeit. Da die Grundschulzeit meiner Kindheit noch nicht so lange her ist, hatte ich so das eine oder andere Gesicht vor Augen.
Die Erzählung zeigt wie schnell eine Situation eskalieren kann und dabei wird man großartig unterhalten und durchlebt alle möglichen Gefühle: Amüsiertheit, Entsetzen, Wut, befriedigtes Lächeln... man kann gar nicht anders als sich in diese Erzählung reinzusteigern, vielleicht sogar die eine oder andere Identifikationsfigur zu finden.
Und ich wundere mich kein bisschen, dass dieses Buch als Serie verfilmt wurde, das bot sich allein schon durch die tollen und vor allem realistischen Dialoge und die nachvollziehbaren Gedanken regelrecht an.

Für alle, die Kleinstadtflair und tolle vielschichtige Charaktere lieben, ist dieses Buch schon fast ein Muss - gekonnt übersetzt von Sylvia Strasser.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Harter Tobak der berührt aber Hoffnung macht

Ich, Eleanor Oliphant
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Wow, dieses Buch läßt mich einfach sprachlos zurück. Ich habe selten eine so eindringliche und berührende Geschichte gelesen, ohne Kitsch und Übertreibung.
Die Thematik ist hart, sehr hart und nichts wird ...

Wow, dieses Buch läßt mich einfach sprachlos zurück. Ich habe selten eine so eindringliche und berührende Geschichte gelesen, ohne Kitsch und Übertreibung.
Die Thematik ist hart, sehr hart und nichts wird ausgelassen: Einsamkeit, Depression, Selbstmord, Alkoholismus, emotionaler Missbrauch, Vernachlässigung in der Kindheit...
Und trotz der Schwere ist das Buch stellenweise humorvoll und leicht.
Eleanor ist anfangs kein wirklich sympathischer Charakter, aber auf der letzten Seite des Buches angelangt, stellt man fest, dass man sie liebt und ständig in die Arme nehmen möchte. Man stellt recht früh fest, was hinter ihrer arroganten und besserwisserischen Art stecken könnte.
Wir begleiten sie durch ihren sehr strukturierten, aber langweiligen und eisamen Alltag, erleben ihre schrittweise "Wandlung" und freut sich über jede Besserung in ihrem Leben.


Es ist eine Geschichte, die Hoffung gibt und inspiriert. Ein ganz wunderbares Buch, das ich absolut empfehle - großartig übersetzt von Alexandra Kranefeld.

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