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Veröffentlicht am 07.05.2024

Witzig und trotzdem berührend - ein Wohlfühlroman

Funny Story
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Hach, was war das wieder schön! Ich muss ja zugeben, dass ich nach Emily Henrys letztem Buch "Book Lovers" ein wenig skeptisch war, weil ich es einfach nicht so prickelnd fand. Aber "Funny Story" hat alles ...

Hach, was war das wieder schön! Ich muss ja zugeben, dass ich nach Emily Henrys letztem Buch "Book Lovers" ein wenig skeptisch war, weil ich es einfach nicht so prickelnd fand. Aber "Funny Story" hat alles wieder gut gemacht.

Da waren sie wieder: die schlagfertigen und extrem witzigen Dialoge, die schrulligen und liebenswerten Charaktere und eine Story, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch kuschelig schön.
Ab und zu brauche sogar ich sowas leichtes spritziges, eine Geschichte, in die man sich fallen lassen kann und abschalten.
Was mir auch gut gefallen hat, dass es nicht einfach eine seichte Geschichte ist, sondern auch thematisiert was abwesende oder toxische Eltern aus einem Menschen machen können - seelischer Ballast, den man bis ins Erwachsenenalter mitschleppt.
Außerdem ist es eine Liebeserklärung an Bibliotheken. Diese Liebe kann ich sehr nachempfinden, da meine Liebe zu Büchern ebenfalls in einer kleinen Bibliothek und einer tollen Bibliothekarin begonnen hat.
Eine schöne, tröstliche und äußerst unterhaltsame Liebesgeschichte, übersetzt von Katharina Naumann und Silke Jellinghaus.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Großartiger Entwicklungsroman

Demon Copperhead
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Um dieses Buch wurde ja schon viel Wirbel gemacht... verdient? OH JA!
Was für eine Geschichte! Ich hab ja generell keine Angst vor dicken Büchern, bei dem war ich ab der Mitte schon traurig, dass ich mich ...

Um dieses Buch wurde ja schon viel Wirbel gemacht... verdient? OH JA!
Was für eine Geschichte! Ich hab ja generell keine Angst vor dicken Büchern, bei dem war ich ab der Mitte schon traurig, dass ich mich dem Ende nähere, ich hätte kein Problem damit gehabt, noch weitere 900 Seiten zu lesen.
Dieses Buch ist auf so vielen Ebenen großartig, dass ich gar nicht weiß womit ich beginnen soll.
Allgemein bekannt dürfte ja mittlerweile sein, dass es sich um eine Art "David Copperfield" in der Jetztzeit handelt. Die Autorin hat sich von Charles Dickens inspirieren lassen. Wie gut die Adaption im Vergleich ist, kann ich nicht beurteilen, da ich "David Copperfield" nie gelesen habe (allerdings werde ich das jetzt wohl nachholen).
Die Thematik ist schwer, denn es geht um Drogen- und Alkoholmissbrauch, um Armut, um misshandelte und vernachlässigte Kinder und um den Umgang mit Waisenkindern und dem fragwürdigen System der Pflegeplätze.
Kingsolver übt massiv Kritik aus an dem (un)sozialen System der USA, wenn es um Kinder in Armut geht. Aber auch der Umgang mit legalen Drogen, die Ärzte unbedacht und in Mengen verschreiben. Wie schwer es ist, sich aus diesem Sumpf zu befreien, wenn es weit und breit keinerlei Hilfe gibt.
All diese Themen wären absolut schwer zu verdauen beim Lesen, aber da ist dieser wunderbar homorvolle, lockere und sarkastische Schreibstil, der so enorm unterhaltsam ist.
Die vielen Charaktere sind vielschichtig und wunderbar authentisch beschrieben. Ich hatte jeden einzelnen Protagonisten deutlich vor Augen, so als hätte ich einen Film gesehen.
Für mich eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe - großartig übersetzt von Dirk van Gunsteren.
Lest es unbedingt!

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Spannend bis zur letzten Seite

Das Geflüster
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In das Buchcover hatte ich mich sofort verliebt, ich mag ja amerikanische Vor-bzw. Kleinstädte, egal ob Familiengeschichten, oder Nachbarschaft.
Obwohl es ein Gesellschaftsroman ist, der in erster Linie ...

In das Buchcover hatte ich mich sofort verliebt, ich mag ja amerikanische Vor-bzw. Kleinstädte, egal ob Familiengeschichten, oder Nachbarschaft.
Obwohl es ein Gesellschaftsroman ist, der in erster Linie die unterschiedlichsten Arten der Mutterschaften unter die Lupe nimmt und in zweiter Linie das verlogene Miteinander in einer Nachbarschaft, hat es sich für mich wie ein Thriller gelesen.
Immer wieder führt Audrain den Leser in die Sackgasse und man spekuliert und überlegt und liegt doch immr ein wenig daneben.
Dabei bedient sich die Autorin einer harten klaren Sprache und das führt auch dazu, dass bestimmte Ereignisse ein bißchen tiefer unter die Haut gehen (Triggerwarnung: Fehlgeburt).
Ich mochte diesen Roman sehr, er war spannend und haarsträubend und die Protagonisten waren gut modelliert, aber nicht immer sympathisch.
Ich bin wirklich hart im Nehmen, aber hier musste ich an verschiedenen Stellen schwer schlucken.
"Das Geflüster" hat mich gut unterhalten und Lotta Rüegger und Holger Wolandt haben gute Übersetzung geleistet.


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Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein Familiendrama, das es in sich hat

Der Stich der Biene
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Ich war drei Tage weg, in Irland, ohne Pause, mitten in Murrays Familiendrama. Ich fühle mich gerade so, als hätte mich ein Vulkan ausgespuckt.
Wie genial war das denn bitteschön?
Der Plot, die Charaktere, ...

Ich war drei Tage weg, in Irland, ohne Pause, mitten in Murrays Familiendrama. Ich fühle mich gerade so, als hätte mich ein Vulkan ausgespuckt.
Wie genial war das denn bitteschön?
Der Plot, die Charaktere, der Schreibstil... das Ende!
Im Buch folgen wir 700 Seiten lang der Familie Barnes, in einer Kleinstadt in Irland. Eine gut situierte Familie, die vom Familienbetrieb - Verkauf von Autos - leben, bis der Finanzcrash dem Ganzen ein Ende bereitet.
Wir erleben also den Abstieg dieser Familie, den Zerfall. Im Mittelpunkt stehen Mutter Imelda, Vater Dickie, Tochter Cass (die grade den Sprung ins Erwachsenenleben macht) und Sohn PJ ca. 12 Jahre alt. Jedem Familienmitglied wird ein großer Abschnitt gewidmet und wir folgen nicht nur der Rahmenhandlung fortlaufend aus unterschiedlichen Blickpunkten, sondern tauchen tief in die jeweiligen Charaktere ein. Beginnend mit der frustrierten Teenager Tochter, danach ihr kleiner Bruder... was ein geschickter Schachzug von Murray ist, denn so lernen wir locker die Struktur der Familie kennen. Weiter geht es mit Imelda, hier gibt es natürlich außer der fortlaufenden Handlung auch mehr zu erzählen, nämlich ihre Vorgeschichte - ebenso wie bei Dickie.
Murray schafft es nicht nur dass sich seine Charaktere authentisch anfühlen, er benutzt auch unterschiedliche Stilmittel. Im ganzen Buch verwendet er keine Anführungszeichen bei direkten Reden, bei Imelda verzichtet er sogar auf alle Satzzeichen. Mir ist das - ich schwöre es bei allem was mir heilig ist - noch nicht mal gleich aufgefallen. Es passt einfach perfekt. Gegen Ende wechselt er sogar von der narrativen Stimme zur zweiten Person Singular, das macht toal was mit einem beim Lesen.
Thematisch wird enorm viel behandelt: Gewalt in der Familie, Homosexualität, starre Rollenbilder, Lebenslügen, Trauerbewältigung,... die Sprache ist manchmal hart, aber auch das hat für mich gepasst. Zwischendurch hat Murray mich sogar zum Lachen gebracht, worüber ich bei all der Härte auch sehr dankbar war.
Während die Protagonisten anfangs viel Raum bekommen, wechseln sich am Ende die Kapitel in immer kleineren Abständen ab und man spürt beim Lesen, dass sich das Finale regelrecht zuspitzt.
Ja, und dann ist es da: das Finale! Ich glaube, das spaltet die Leser:Innen in zwei Lager. Diejenigen, die sich veralbert fühlen weil es offen ist und diejenigen, die versuchen hinter das Ende zu gucken, das man sehr unterschiedlich ausdeuten kann.
Dieses Buch ist für geduldige Leser:Innen, die dicke Bücher mögen und sich nicht an außergewöhnliche Schreibstilen stören. Für Buddyreads und Leserunden schon fast prädestiniert.
Für mich ein absolutes Highlight, das Wolfgang Müller großartig übersetzt hat.

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Veröffentlicht am 23.04.2024

Ruhig und berührend

Weite Sicht
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Nach zwei Buchabbrüchen kam dieses wunderbare Buch von Thorsten Pilz genau zur rechten Zeit, um mich vor einer Leseflaute zu bewahren.

Charlotte, Anfang 70, lernen wir kennen als ihr Mann stirbt, aber ...

Nach zwei Buchabbrüchen kam dieses wunderbare Buch von Thorsten Pilz genau zur rechten Zeit, um mich vor einer Leseflaute zu bewahren.

Charlotte, Anfang 70, lernen wir kennen als ihr Mann stirbt, aber auch ihre Freundin Sabine, ihren Bruder Johannes, ihre Schwester Gesine, die beiden erwachsenen Kinder Franziska und Matthias und schlußendlich taucht auch noch Bente nach vielen Jahrzehnten wieder auf, die dänische Freundin.
Eigentlich scheint alles klar, bis der Notar einen kürzlich verfassten Brief des Verstorbenen verliest und damit eine Bombe platzen läßt.
Aufgerüttelt durch die Schockwelle stellen sich alle die Frage "Wie habe ich mein Leben gestaltet?", allen voran Charlotte, der wir im Buch am meisten folgen.
Thorsten Pilz ist ein empathischer Erzähler, der den Verbindungen der einzelnen Figuren zueinander einfühlsam nachspürt, nach und nach werden Lebenslügen aufgedeckt und verborgene Wünsche kommen zum Vorschein. Das geschieht mit etwas Distanz zu den einzelnen Figuren, so dass man zum stillen Beobachter wird.
Die ruhige Erzählart hat mir sehr gefallen und ich habe dieses Buch absolut genossen. Vor allem die Hauptprotagonistinnen Charlotte und Bente hatten es mir sehr angetan, deren gemeinsame Geschichte ist mir sehr unter die Haut gegangen.
All die einzelnen, manchmal recht tragischen, Schicksale sind ohne Schnörkel und Kitsch erzählt, so etwas schätze ich sehr.
Große Leseempfehlung meinerseits!

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