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Veröffentlicht am 28.03.2022

Fiktiv und dennoch so wahr

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Taylor Jenkins Reid legt uns mit "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" die Biogafie einer fiktiven Hollywood Diva vor. Ich habe nach wenigen Seiten aufgehört darüber nachzudenken, ob die Geschichte an Liz ...

Taylor Jenkins Reid legt uns mit "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" die Biogafie einer fiktiven Hollywood Diva vor. Ich habe nach wenigen Seiten aufgehört darüber nachzudenken, ob die Geschichte an Liz Taylor angelehnt ist - was sich bei den sieben Männern ja anbietet - bzw. überhaupt darüber nachzudenken, dass es sich hierbei um eine erfundene Persönlichkeit handelt.
Ja, wer sich ein wenig durch Biografien aus Hollywood gelesen hat, wird ein wenig hiervon, ein wenig davon und ein wenig von wieder ganz jemand anderen erkennen. Aber Evelyn Hugo ist eine eigenständige Persönlichkeit und ihre Biografie, die sie im Alter von fast 80 Jahren einer von ihr auserwählten unbekannten Journalistin anvertraut, beinhaltet so viele wichtige Themen. Und ungeachtet dessen, dass diese Fülle an heiklen Themen angerissen und abgearbeitet werden, wurde es mir als Leser nie zuviel des Guten. Im Gegenteil: da die Autorin eine alternde Hollywood Diva zum Erzählen auswählte, wird es glaubwürdig und authentisch, dass sie all diesen Erfahrungsschatz teilen möchte.
Es geht ums Kämpfen, um das dreckige Marketing der Filmbranche, es geht um Freundschaft und die diversen Spielarten der Liebe - es geht um Lüge und Wahrheit.
Und am Ende des Buches hat man nicht nur das Gefühl, sich exzellent unterhalten zu haben, sondern man wird nachdenklich.
Ein wirklich großartiges Buch, das so viel mehr ist als blosse Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Nicht Fisch nicht Fleisch

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Ich war völlig angetan vom Buchcover und dem Klappentext: ein über fünfzigjähriger Sonderling, der das Leben neu entdeckt, das ganze vor der Kulisse des schönen Elsass.

Aber schon nach ein paar Kapiteln ...

Ich war völlig angetan vom Buchcover und dem Klappentext: ein über fünfzigjähriger Sonderling, der das Leben neu entdeckt, das ganze vor der Kulisse des schönen Elsass.

Aber schon nach ein paar Kapiteln habe ich mich gefragt, was zum Geier ich da eigentlich lese. Der Schreibstil ist ganz ordentlich… aber die Erzählweise! Die Protagonisten völlig überzogen und ins Lächerliche verzerrt, ähnlich wie bei Jugendbüchern für sehr junge Teenager – dafür allerdings ist die Story unpassend. Überzogen wie bei einer Satire? Dafür war es dann wieder zu unlustig… oder aber ich habe den Humor nicht bemerkt, falls da mehr als Slapstick Einlagen war.

Ich las also von einem sozial völlig inkompetenten zweiundfünfzigjährigen Robert (der gut und gerne auch 74 hätte sein können), seiner zehn Jahre jüngeren Schwester, die allein eine Herberge mit Restaurant schupft, nebenbei noch ihre Zwillinge (sechsjährige Zwerge? Immerhin muss sich Robert in Robbenstellung begeben um auf Augenhöhe mit ihnen zu sein und sie können beide gleichzeitig auf dem Bernhardiner reiten) großzieht, sich um den komischen Bruder (der außer genial zu kochen und mit seinem Gemüse spricht keinen weiteren Beitrag leistet) kümmert und NICHT kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Ihre Haushaltshilfe Fatima mitsamt tagträumerischen Teenagersohn Hassan, der in Robert einen Lehrmeister sieht und eine überdrehte Engländerin, auf die der sozial inkompetente Robert sein Auge wirft… kommen dann auch noch ins Spiel und alle gingen sie mir auf den Senkel. Nicht ein Protagonist der irgendwie sympathisch oder glaubwürdig wäre… und Elsass – das war austauschbar, bis auf einige lokale Ausdrücke, die ab und zu in den Raum geworfen werden, weist nichts darauf hin, dass wir uns im schönen Elsass befinden. Hätte jetzt auch Bruggswürzelbach in Katatonien sein können.

Am Ende noch ein paar irrelevante Kochrezepte, fertig – was aber noch am besten war, weil ENDE.

Die Autorin wollte sicher irgendwas sagen, etwas mitteilen (oder vielleicht auch nicht)… was auch immer es war, es hat mich nicht erreicht und ich will auch von ihr nichts mehr lesen müssen.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Wichtiges Buch zum dunkelsten Kapitel Deutschlands

Eine Handvoll Würfelzucker
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Was für ein tolles Buch! Welch wunderschöne Aufmachung! Was für einen wertvollen Schatz, den die Familie Klose in den Händen hält, beim Entrümpeln des Hauses: Briefe und Tagebucheinträge aus dem zweiten ...

Was für ein tolles Buch! Welch wunderschöne Aufmachung! Was für einen wertvollen Schatz, den die Familie Klose in den Händen hält, beim Entrümpeln des Hauses: Briefe und Tagebucheinträge aus dem zweiten Weltkrieg - authentischer kann man die Gefühle während dieser dunklen Zeit kaum erfahren. Und was für ein Glück, dass die Familie einen weiteren "Schatz" hat: Anett Klose, die mit diesem Buch ihrem Vater und ihren Großeltern ein Denkmal setzt.
Dieses Buch ist so wichtig, so dringend nötig, weil die Erzähler immer weniger werden und wir Gefahr laufen, die Sinnlosigkeit dieses Krieges nicht mehr begreifen können, sobald der letzte Zeitzeuge gestorben ist. Anhand dieser Familiengeschichte erleben wir den Schmerz des Verlustes, die Angst um seine Lieben, die Angst ums nackte Überleben, die Sehnsucht nach Menschen, die zu fern sind, die Ungewißheit was sein wird.
Wer selbst Eltern oder Großeltern hat/hatte, die diese Zeit erlebt haben, wird sich beim Lesen oftmals an Erzählungen erinnern und sich wünschen, man hätte es aufgeschrieben, besser zugehört. Man denkt so oft beim Lesen der Tagebucheinträge: "Mein Gott, wie konnten die Leute das damals nur ertragen!"
Ein Buch das mich mehrmals tief berührt hat und ich kann nur meine allerhöchste Leseempfehlung aussprechen - besser kann man deutsche Geschichte nicht erfahren.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Eine kraftvolle Familiengeschichte

Dschinns
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Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so großartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen ...

Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so großartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen Familienmitglied genug Platz, um über seine Gedanken, Wünsche und Probleme zu sprechen... jedem einzelnen, ausser Hüseyin, dem Familienvater.
Sein Kapitel ist das erste und wir erfahren bloß, dass er 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat, auf so vieles verzichten musste, um für seine Familie zu sorgen. Um zu sparen, auf ein eigenes Heim in Istanbul. Nun wo es so weit ist, und er zum ersten Mal in der großen schönen Wohnung steht... ist sein Leben vorbei.
Nach und nach lernen wir seine Kinder kennen, die - jeder in seinem eigenen Kapitel - von ihren Erfahrungen erzählen, von der Beziehung zum Vater und zur Mutter, vom Fremdsein in den verschiedenen Kulturen - von ihren "Dschinns".
"Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. Wenn jemand nicht dem entspricht, was die meisten Menschen als normal empfinden, heißt es schnell: Der ist vom Dschinn besessen", lesen wir in dem Buch. Und man kann nicht umhin, über die Dschinns in der eigenen Familie und im eigenen Leben nachzudenken.
Was für ein tolles Buch... das muss jetzt erst einmal sacken.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Eine Kolumne die nie zu Ende geht

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ...

Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen in Deutschland, die von Sylt so gut wie gar nichts wissen. Für mich war die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern tatsächlich lehrreich.
Susanne Matthiessen gewährt in ihrem Essay Einblicke in das Sylt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, der Zeit ihrer Großeltern und letztendlich auch in das Sylt der Corona-Pandemie. Wir erfahren etwas über die Umweltkatastrophen der 80er Jahre, über die Punker-Invasion, die so gar nicht zwischen die superreichen Touristen passen.
Sie erzählt vom Ausverkauf der Insel, vom absurden Wahn des Kultstatus-Urlaubes... aber auch, dass die original Sylter irgendwie kauzig geblieben sind.
Matthiessen springt unchronologisch von Anekdote zu Anekdote, die man mal laut lachend dann wieder staunend und hin und wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Für alle, die mehr über Sylt wissen möchten.

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