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Veröffentlicht am 08.07.2023

Libellen

22 Bahnen
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„22Bahnen“ ein Roman /Hörbuch an welchem man in diesem Jahr nicht vorbeikommt. Der Debütroman von Caroline Wahl wurde unglaublich einfühlsam und packend von Carolin Haupt erzählt.
Anfangs war die wörtliche ...

„22Bahnen“ ein Roman /Hörbuch an welchem man in diesem Jahr nicht vorbeikommt. Der Debütroman von Caroline Wahl wurde unglaublich einfühlsam und packend von Carolin Haupt erzählt.
Anfangs war die wörtliche Rede im Hörbuch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sprecherin bringt die Story mit ihrem sachlichen und ruhigen Erzählton dem Zuhörer sehr nahe.
Tilda, Mathematikgenie und Schwester von der kleinen, schüchternen Ida hat leider kein fröhliches Studentenleben. Die Mutter ist seit dem Weggang von Tildas Vater vor Jahren depressiv und alkoholabhängig. Tilda kümmert sich schon immer um ihre kleine Schwester Ida; das Mutter-Monster ist oft nicht zurechnungsfähig und Ida erst 10 Jahre alt. Man kann die beiden nicht alleine lassen, man weiß nie was einen zu Hause erwartet. Welches Monster kommt heute zum Vorschein?
Tilda‘s Professor lockt mit einer begehrten Promotion in Berlin und Tilda versucht aus der schüchternen Ida eine Kämpferin zu machen. Nur dann kann sie ihre Heimatstadt verlassen. Denkt Tilda.
Aber Ida ist kreativ und lieb, somit alles andere, nur keine Kämpferin.
Und doch steckt mehr in Ida als Tilda ihr zutraut.
Dann war plötzlich Viktor, der Russe, der Bruder des toten Ivan, in Thildas geliebten Schwimmbad. Und er schwimmt die Bahnen noch schneller als sie, seine Bewegungen sind wunderschön. Stopp!
Viktor ist sein Bruder! Der Bruder von Ivan und dieser ist Tod. Tilda war mit Ivan befreundet. Soll sie Viktor darauf ansprechen? Es ist alles so kompliziert und Viktor so schweigsam.
Die Autorin schreibt unaufgeregt über Tildas Leben im traurigsten Haus der Fröhlichstrasse, über das fehlende Familienleben, über das Fehlen von Geborgenheit und Sicherheit und die Angst vor Spiegeleiern.
Die Story lässt einen nicht mehr los, ist sehr anrührend und wirkt nach. Der Zusammenhalt der Geschwister ist sehr feinfühlig beschrieben, beide erkämpfen sich auf ihre Art die Freiheit.
22 Bahnen schwimmt Tilda, sooft es geht, bevor sie sich wieder in der Fröhlichstrasse der Erziehung ihrer Schwester, den Haushalt und das Mutter-Monster kümmert.
Trotz der Schwere der Themen behält der Roman seine Leichtigkeit.
Hoffnung auf ein bisschen Freude blitzt immer wieder durch die düstere Gegenwart.
Die Protagonisten sind sehr authentisch beschrieben und wachsen alle drei -Tilda, Ida und Viktor- über sich hinaus. Der Schreib-/Erzählstil ist außergewöhnlich unf modern.
Ein absolut empfehlenswertes Hörbuch.
Ich war unglaublich begeistert.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Transit

Das Glück im Sternbild Zebra
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“Das Glück im Sternbild Zebra” von Antoine Laurain lässt die Sterne heller leuchten,
Der Autor verbindet die Geschichten aus ferner Vergangenheit und Gegenwart wie ein Paralleluniversum.

Die Zeit spielt ...

“Das Glück im Sternbild Zebra” von Antoine Laurain lässt die Sterne heller leuchten,
Der Autor verbindet die Geschichten aus ferner Vergangenheit und Gegenwart wie ein Paralleluniversum.

Die Zeit spielt eine andere Rolle.

Xavier ist Vater und geschiedener Makler und muss aus einer verkauften Wohnung in Paris ein Teleskop mitnehmen; eine wunderschöne Gelegenheit mit seinem Sohn das Sternenbild zu erforschen.
Selbst richtet er das Teleskop auf ein weit entferntes Haus in seinem Stadtviertel und erblickt eine wundervolle Frau, die etwas in ihm berührt. Als er ein Zebra in ihrer Wohnung erblickt, wird er neugierig und doch versteht er dieses Bild vor seinen Augen nicht. War es eine Täuschung? Was hat es mit dem Zebra auf sich?

Die Frau kommt gezielt in sein Büro und Xavier benimmt sich wie ein verliebter Tollpatsch. Das Chaos ist unabwendbar, oder doch?
Ein weiser alter Italiener beschreibt der Frau aus Xavier’s Teleskop den schönsten Liebesbeweis mit einfachen Worten. Er bittet jedoch darum, nicht Jahrhunderte auf die Liebe zu warten.

Wird ein Stern das Schicksal beeinflussen?

Der Astronom Guillaume Le Gentil begibt sich im 18. Jahrhundert mit diesem Teleskop auf eine abenteuerliche Reise in Richtung Indien, er reist im Auftrag des Königs um den Venustransit aufzuzeichnen. Widrige Umstände kommen ihm in die Quere und doch gibt er nicht auf. Zwischen allen Turbulenzen beschäftigt sich Guillaume mit dem Leben und seinen Reisen in den indischen Meeren.
Ein weiser Mann sagt Guillaume voraus, dass er seinem Glück und seiner Liebe am Ende der Reise begegnet.
Was auch immer dies zu bedeuten hat.

Der Roman wird in zwei verschiedenen Zeiten erzählt, die Geschichten der beiden romantischen Protagonisten Guillaume und Xavier werden auf sehr talentierte Weise zusammengeführt.

Laurain schreibt auf poetische, liebenswerte Weise einen Roman über die Sterne, ein altes Teleskop, verpasste Gelegenheiten, falsche Wege und die Kunst seine Gefühle zu offenbaren.

Nicht immer kann man es abwarten, den Transit der Venus vor der Sonne zu begutachten.

Vielmehr wird dem Leser optimistisch aufgezeigt, seine Chancen zu ergreifen und das Leben zu leben.

Liebenswert, voller Leichtigkeit schreibt Laurain über die Tiefe der Gefühle und rätselhaften Wege, welche das Schicksal aufzeigt.
Seine Formulierungen sind unwiderstehlich, ein Genuss für mich als Leser.

Großartig umgesetzt hat er die Erzählungen über das Sternenbild, die Abenteuer einer Reise im Jahr 1760 und die Sehnsüchte eines Romantikers in Paris.
Ein absolutes Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Literarisches Reiki

Die Buchverliebten
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Der Alchemist:

„Alles was passiert kann einmal sein,
aber alles was zweimal passiert, wird sicher ein drittes Mal passieren.“


Ole Oevermann besitzt eine Buchhandlung, weil seine verstorbene Frau ...



Der Alchemist:

„Alles was passiert kann einmal sein,
aber alles was zweimal passiert, wird sicher ein drittes Mal passieren.“


Ole Oevermann besitzt eine Buchhandlung, weil seine verstorbene Frau Bücher liebte und er auf diese Art an sie erinnert wird. Shakespeare erinnert ihn vor allem an seine geliebte Ophelia und Shakespeare’s Zeilen trösten Ole über den Schmerz hinweg.
Literatur hat eine große Kraft und Ole möchte durch seine Buchhandlung eine Zuversicht an die Menschen weitergeben. Bücher bringen den Menschen viel Kraft und Freude. Und es geht trotz einem großen Verlust weiter.
Gesa Grambek steht kurz vor der Kündigung bei ihrem Arbeitgeber. Sie verkauft Buch-Elementarversicherungen und dies, obwohl Gesa seit 20 Jahre nach dem Verlust ihrer großen Liebe, dem Schriftsteller Onni jede Berührung mit Büchern vermeidet. Aus diesem Grund und wegen der Schnelllebigkeit sind die Abschlüsse massiv zurückgegangen.
Gesa und Ole lernen sich kennen und versuchen eine WIN-WIN-Situation, Ole verkauft durch die Anwerbung von Kunden wieder mehr Bücher und Gesa schließt gleichzeitig die passenden Buch- Versicherungen ab; zu guter letzt kann man bei Gesa‘s Zwillingsbruder Gero noch eine günstige Urne erstehen.

Ein leises schönes Buch von Gesa und Ole, Menschen im mittleren Alter, welche um ihre Liebsten trauern.
Ein Schicksalsschlag hat Gesa von den geliebten Büchern entfernt und Ole nach seinem Verlust genau in diese Richtung getrieben.
Gesa beschließt dem Mut eine Chance zu geben und sich mit Ole einzulassen. Wegen dem Job und weil ihr Bauch kribbelt, wenn seine warme Hand sie berührt.

Eine angenehme Geschichte über die Literatur, Bücher und Zitate.
Der poetische Text und die perfekte Stimme der Sprecherin hat mich in die Geschichte von Gesa und Ole eintauchen lassen.
Die Protagonisten sind sympathisch, zwei Seelenverwandte die in späten Jahren noch einmal ihre Gefühle zulassen.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ aus dem Buch „Der kleine Prinz“ trifft es sehr gut.
Ein Lesevergnügen über die Welt der Bücher, den Verlust und die Liebe.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Selbstbewusstsein

Das Leuchten in dir
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"Das Leuchten in Dir" von Laura Müller mit traumhaften Illustrationen von Pumudi Gardiyawasam ist wunderschön gestaltet und vermittelt dem Kind einiges an Selbstbewusstsein.
Jedes Kind kann leuchten ...

"Das Leuchten in Dir" von Laura Müller mit traumhaften Illustrationen von Pumudi Gardiyawasam ist wunderschön gestaltet und vermittelt dem Kind einiges an Selbstbewusstsein.
Jedes Kind kann leuchten und einzigartig sein.
Die Autorin hat das Büchlein kindgerecht, warmherzig und gut verständlich geschrieben. Dem Kind wird vermittelt, dass jeder einen kleinen Beitrag zur Umwelt leisten kann und vor allem, dass jeder Mensch besonders ist und etwas besonderes kann.
Emil ist traurig, seine Freunde können alle etwas besonderes, nur er zweifelt an sich selbst und findet keine besonderen Talente bei sich. Das Eichhörnchen Didi findet den traurigen Jungen und zeigt ihm spielerisch Wege, welche ihn erkennen lassen, dass auch er etwas besonderes kann. Eine sehr ergreifende und berührende Botschaft wird vermittelt.
Das Buch eignet sich hervorragend zum Vorlesen, aber auch für Leseanfänger. Sicherlich wird das Buch mit den tollen Illustrationen öfter in Kinderhänden sein.
Eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Kurzgeschichte oder Tod?

Nicht ein Wort zu viel
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“Nicht ein Wort zu viel” von Andreas Winkelmann überzeugt mich als Thriller-Fan.

“Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Buchbloggerin Faja ...

“Nicht ein Wort zu viel” von Andreas Winkelmann überzeugt mich als Thriller-Fan.

“Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Buchbloggerin Faja ist verantwortlich für eine Lesung und hat keine Zeit für die Scherze ihres Internet-Bekannten Claas. Er sitzt in Folie gewickelt, geknebelt und mit dieser sonderbaren Botschaft an Sie gerichtet auf einem Stuhl. Claas ist bekannt für seine seltsamen Scherze.
Bis sich herausstellt, dass es sich nicht um einen Scherz handelt. Es ist purer Ernst und Realität-Claas ist Opfer eines Verbrechens. Und der Mörder hat es auf Buchblogger abgesehen, seine Forderung ist utopisch: Eine Geschichte aus fünf Wörtern soll ein Menschenleben retten?

Und falls es nicht klappt, wer trägt die Schuld?

Der Ermittler Jaro ist belesen und ahnt, dass sich der Mörder auf die Aussage von Ernest Hemingway bezieht:
For sale: Baby shoes. Never worn.
Sechs Wörter in der englischen Sprache und doch beinhaltet es ein Drama; es ist eine Kurzgeschichte.
5 Wörter in Deutsch: Zu verkaufen: Babyschuhe, nie getragen.

Was für ein perfides Spiel wird hier gespielt? Ist es ein gekränkter Autor? Wer möchte Rache üben an den friedlichen Lesern?

Die Handlung ist sehr komplex, es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und die Spannung wird hoch gehalten. Die Protagonistin Faja hat eine schlimme Vergangenheit und es ist denkbar, dass dies in Zusammenhang mit den Morden steht. Die Polizisten Simon und Jaro versuchen in alle Richtungen zu ermitteln und doch fühlt es sich an, als wären sie immer zwei Schritte hinter den Ereignissen. Die Zeit läuft den beiden Ermittlern davon, der Mörder geht strukturiert und gewissenhaft vor, ein Entkommen ist nur mit der richtigen Geschichte möglich. Oder doch nicht?

Andreas Winkelmann zieht den Leser in einem Strudel der Verwirrung, Irreführung und Angst; seine Schreibweise ist mitreißend und detailgetreu. Die Protagonisten sind authentisch und die Szenen von Grauen erfüllt. Winkelmann beschreibt die Kritik der Buchblogger und Buchjunkies, die oftmals kränkende Rezensionen und die sozialen Medien sehr reell. Der Bezug zur Literatur und Buchszene ist sehr gut ausgearbeitet und realistisch dargestellt. Liebe, Hass, Trauer, Enttäuschung und Demütigung spielen eine große Rolle in diesem Thriller und gefesselt bis zur letzten Seite rätselt man, wer der Mörder ist und auf welcher Grundlage die Morde geschahen.

Ein absolutes Lesehighlight und eine klare Empfehlung.

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