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Veröffentlicht am 09.09.2019

kurzweilig und interessant

Schwimmen Tote immer oben?
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Michael Tsokos behauptet, dass von den Toten, den Umständen ihrer Ableben und dem Tod an sich eine unheimliche Anziehungskraft auf die meisten Menschen ausgeht.
Und ja, ich kann das nicht abstreiten, eine ...

Michael Tsokos behauptet, dass von den Toten, den Umständen ihrer Ableben und dem Tod an sich eine unheimliche Anziehungskraft auf die meisten Menschen ausgeht.
Und ja, ich kann das nicht abstreiten, eine gewisse morbide Art habe ich allemal - aber ich denke, damit befinde ich mich in guter Gesellschaft.
Ein weiteres Mal hat er es sich zur Aufgabe gemacht, uns Laien über ein paar Unwahrheiten und Unklarheiten aufzuklären, die sich durch Unwissen und Suggestionen einiger Krimiserien usw. in den Köpfen der Zuschauer im Laufe der Zeit festgesetzt haben. Als olle Thriller und TrueCrime-Tante die ich bin, ist das dann natürlich quasi Pflichtlektüre.

Tsokos befasst sich mit 30 Mythen, deckt auf und erklärt wo sie vermutlich herkommen und wie die Realität dazu aussieht. Ich selbst muss zugeben, dass mir ein paar davon bislang noch nicht untergekommen sind und ich rein vom logischen Aspekt auch nicht ganz nachvollziehen kann, wie man diese als wahr annehmen kann. Oder wärt ihr jetzt spontan davon ausgegangen, dass in der Regel nur eine Leiche zur selben Zeit in der Gerichtsmedizin liegt oder Rechtsmediziner quasi Experten in allen Bereichen sind? Also ich ehrlich gesagt nicht!
Nichtsdestotrotz werden selbst die „alten Hasen“ auf die ein oder andere überraschende Erkenntnis stoßen - es ist für fast jeden Kenntnis- oder Interessensstand etwas dabei. Und öhm ja, auch Dinge, die man eventuell soooo genau gar nicht hätte wissen wollen ;)

Auffällig ist der wiederkehrende Vergleich mit Krimiserien und deren Umgang  mit bestimmten Dingen. Besonders häufig wird der „Tatort“ als Quelle von falschen Darstellungen zitiert, wobei die Anzahl der Erwähnungen und Genauigkeit der Erzählungen vermuten lässt, dass Herr Tsokos trotz der darin entdeckten Fehler ein Fan ist.
Ich für meinen Teil nehme diese Infos als Bestärkung meiner Entscheidung dazu, ihn weiterhin nicht zu schauen.

Für mich ist „Schwimmen Tote immer oben?“ kurzweilige und vor allem interessante Unterhaltung, die zwar ein bisschen mehr Umfang vertragen könnte, jedoch beim Lesen fesselt und Neues offenbart. Lesenswert für jeden, der ebenso wie ich ein reges morbides Interesse hegt -oder zumindest ein bisschen-.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Ich bin wie üblich ein bisschen verliebt <3

King of Scars
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Ein weiteres Mal dürfen wir Fans in das Grisha-Universum abtauchen, worauf ich mich sehr gefreut habe!
Dieses Mal geht es in erster Linie um Zar Nikolai und seinen Versuch, für Ravka da zu sein und natürlich ...

Ein weiteres Mal dürfen wir Fans in das Grisha-Universum abtauchen, worauf ich mich sehr gefreut habe!
Dieses Mal geht es in erster Linie um Zar Nikolai und seinen Versuch, für Ravka da zu sein und natürlich zu überleben.
Leider ist er jedoch auch mit einem dunklen Geheimnis geschlagen, das es zu wahren und bestenfalls zu korrigieren gilt.
Zusätzlich dazu ist Nina unterwegs und muss noch immer verdauen was ihr und Matthias widerfahren ist - und stößt dabei auf Ungeheuerliches.

Erzählt werden die einzelnen Handlungsstränge wieder aus diversen Perspektiven, was mir an Leigh Bardugos Büchern immer unheimlich gut gefällt.
Nicht nur, dass ich mich hierbei darüber gefreut habe, alte Bekannte wiederzusehen, sie beleuchten auch die komplette Geschichte aus den unterschiedlichsten Blickwinkel.
Dadurch bekommt sie eine enorme Sogwirkung, die sich bis auf die Protagonisten ausweitet. Denn auch diese werden mit viel Liebe zum Detail intensiviert. Wir erfahren weitere Geheimnisse ihres Seins, ihre Vergangenheit, ihre Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Träume.
Ok, zugegebenermaßen sind die Grisha-Stories ja tendenziell eher düster, voller Schmerz in einer brutalen Welt voller Vorurteile und Ungerechtigkeit - von daher werden wir oft eher mit ihrem Leid statt ihr Freude konfrontiert.
Aber auch hier versteht es die Autorin, mich als Leser immer wieder dieser Lethargie zu entreißen. Sei es mit emotionalen Pointen, oder aber, was bedeutend öfter geschieht, durch den gelungenen Humor, der ihren Figuren innewohnt. Der Umgang der einzelnen Personen ist oftmals von Schlagfertigkeit und Sarkasmus geprägt, was mich regelmäßig zum Schmunzeln gebracht hat. Vor allem, wenn sich wie bei Nikolai um Zoya noch eine gute Prise Grobheit und/oder Eitelkeit hinzufügt.

Für mich ist "King of Scars" ohne Frage ein weiteres Highlight aus der Bardugo’schen Feder, das bei mir durch ein ausgeklügeltes Konstrukt, viel Kreativität und einer absolut spürbaren Liebe der Autorin zu ihrer Geschichte, ihren Protagonisten und ihrem geschaffenem Universum punkten konnte.
Ich bin wie üblich ein bisschen verliebt <3

Veröffentlicht am 28.08.2019

eine bezaubernde Geschichte

Willa of the Wood – Das Geheimnis der Wälder
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Die kleine Willa aus einem Waldvolk-Clan hat es nicht leicht. Sie hat nicht nur ihre Eltern und ihre Schwester verloren, nein, sie ist auch anders und wird von ihresgleichen nicht so wirklich akzeptiert.
Sie ...

Die kleine Willa aus einem Waldvolk-Clan hat es nicht leicht. Sie hat nicht nur ihre Eltern und ihre Schwester verloren, nein, sie ist auch anders und wird von ihresgleichen nicht so wirklich akzeptiert.
Sie schlägt sich so durch und versucht nicht aufzufallen, um Bestrafungen zu entgehen. Bis sie eines Tages eben ein bisschen zu sehr auffällt und fortan mit den Konsequenzen leben muss.

Von Anfang an wird der Leser Zeuge von Willas Andersartigkeit und somit gleichzeitig von der Fantasie, mit der sie und ihre Welt erschaffen wurde.
Genau genommen ist sie ein bisschen chamäleonähnlich. Sie kann mit ihrer Umgebung „verschmelzen“ und sich so nahezu unsichtbar machen.
Gleichzeitig hat sie gelernt, in der alten Sprache mit Tieren und Pflanzen zu sprechen - entsprechend naturverbunden ist sie selbst, wie auch ihr Weg.

Das bringt mich auch direkt zu dem Punkt, der mir an diesem Buch am besten gefällt - es ist gespickt mit vielen Lehren, Messages und Themen, die zum Grübeln anregen sollten.
Ob es, wie oben erwähnt, um Themen wie Andersartigkeit, dem falschen Umgang mit natürlichen Ressourcen geht, oder um Vorurteile und dem Wissen, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint. Gerade für junge Leser finde ich das Aufgreifen solcher Dinge wirklich toll und vor allem wichtig.

Ein besonderes Augenmerk wurde auch auf die Stimmung gelegt. Der Autor spielt mit Kontrasten zwischen ihrem alten Leben, der Dunkelheit darin, Tod, Zerstörung und Hass und den neuen Dingen denen Willa begegnet, wie Freundschaft, der Schönheit von Flora und Fauna, sowie Vertrauen. Dieser Wandel von brutal und trist zu warmherzig und hoffnungsvoll hat mir beim Lesen viel Spaß gemacht.

Trotz anfänglicher Skepsis hat mir „Willa of the Wood“ sehr gut gefallen. Denn obwohl der Autor sich im ersten Teil des Buches ein bisschen in seinen Naturbeschreibungen verheddert und so zu Beginn etwas Eintönigkeit droht, reißt er das Ruder gerade zur rechten Zeit herum und verstrickt den Leser in ein warmherziges und abwechslungsreiches Konstrukt, das bezaubert!
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass da bei dem ein oder anderen Leser auch mal ein Tränchen kullert. Wir werden sehen...

Veröffentlicht am 25.08.2019

keine Neuerfindung des Rads, aber für Leser von dystopischen JuBus definitiv gut lesbar

Eve of Man (I)
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Seit mehr als 50 Jahren werden keine Mädchen mehr geboren, nur Jungen. Die Menschheit schreitet scheinbar unaufhaltsam auf eine Auslöschung zu.
Doch dann kam Eve, das erste weibliche Baby seit vielen Jahren ...

Seit mehr als 50 Jahren werden keine Mädchen mehr geboren, nur Jungen. Die Menschheit schreitet scheinbar unaufhaltsam auf eine Auslöschung zu.
Doch dann kam Eve, das erste weibliche Baby seit vielen Jahren - und mit ihr die Hoffnung auf ein Überleben der menschlichen Rasse.

"Eve of Man" ist ein Gemeinschaftsprojekt eines Ehepaares. Und zum ersten Mal, seit ich Bücher von Autorenduos lese, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir ein Part -in diesem Fall der von Eve oder Bram- besser gefiel. Wie auch immer die beiden Autoren die Aufteilung beim Schreiben vollzogen haben, ich fand beide Charaktere gelungen und vor allem authentisch.
Ob es gerade um Bram ging, der Eve schon seit Kindertagen kennt, mit ihrem Schicksal nicht einverstanden ist und sie gerne befreien möchte, jedoch gleichzeitig selbst ein echt schweres Los zu tragen hat,
oder um Eve, die Angst vor einer Zwangspaarung zum Fortbestand der Menschheit hat und in einem goldenen Käfig ohne jegliche Selbstbestimmung lebt - beide wirken „echt“ auf den Leser. Sie handeln nachvollziehbar und -was noch wichtiger ist- sie entwickeln sich glaubwürdig weiter.

Auch die Stimmung konnte bei mir punkten. Die Welt zerstört, trostlos; die Frauen vom Aussterben bedroht - das schafft schon ein recht mulmiges Szenario.
Ok, ein bisschen hat es mich schon gestört, dass so wenig auf das "Warum" eingegangen wurde. Diese beiden Tatsachen wurden mehr oder minder als gegeben dargestellt, aber ok, das kann ja auch in einem der Folgebände noch thematisiert werden...
Den Aspekt der gelungenen Stimmung kann man meines Erachtens jedoch gut bis zur Ebene der Protas herunterbrechen. Ihre Emotionen ergaben ein rundes und stimmiges Setting, das für mich perfekt funktioniert hat. Eves Einsamkeit und ihr Bedürfnis nach Wärme oder Brams Wunsch für sie da zu sein oder seinen Schmerz seiner eigenen Geschichte wegen. Das sind alles Aspekte, die die Trostlosigkeit noch zusätzlich untermauern, jedoch nicht, ohne gänzlich ohne Lichtblicke auszukommen. Da wären zum einen die "Mütter", aber auch Brams bester Kumpel Hartman, die eine gehörige Portion Freundschaft und Wärme einfließen lassen und die man definitiv alle gerne liest. Ohne Zusammenhalt geht eben einfach nichts im Leben ;)

Zugegebenermaßen ist "Eve of Man" jetzt alles in allem keine Neuerfindung des Rads, aber wer gerne ein bisschen dystopisches JuBu mit einer Prise Emotion möchte, ist bei Eve und Bram definitiv gut aufgehoben. Mir persönlich war der Einstieg ein bisschen zu lang, so richtig startet die Geschichte nach meinem Geschmack erst ca. ab Seite 250. Aber das ist vermutlich einfach dem Reiheneinstieg geschuldet und der weitere Verlauf macht das auch weitestgehend wieder wett.
Ich für meinen Teil werde an der Reihe dran bleiben - und das nicht nur wegen dem Cliffhanger...

Veröffentlicht am 25.08.2019

für mich eine wirklich komplett neue und außergewöhnliche Erfahrung

Long Way Down
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ok, ich bin mir gerade etwas unschlüssig, wo ich beginnen soll...
Auf das Buch aufmerksam wurde ich wegen der Thematik, auch wenn ich niemandem den Klappentext empfehlen würde, denn er verrät eindeutig ...

ok, ich bin mir gerade etwas unschlüssig, wo ich beginnen soll...
Auf das Buch aufmerksam wurde ich wegen der Thematik, auch wenn ich niemandem den Klappentext empfehlen würde, denn er verrät eindeutig zu viel!
Deshalb habe ich ihn kurzerhand aus meiner Rezi verbannt!
Die Geschichte handelt von dem 15-jährigen Will, dessen Bruder auf offener Straße getötet wurde.
Und gemäß den Regeln der Straße, die da lauten:
1. nicht weinen
2. niemanden verpfeifen und
3. übe Rache
ist eigentlich klar, was als nächstes passieren muss... Zumal sich Will sicher ist zu wissen, wer Shawn getötet hat.

Als Leser begleiten wir Will auf seinem "Long way down" im Fahrstuhl in die Lobby, während dem er sich mehr stellen muss, als man normalerweise erwarten würde.

Genau genommen ist es für Will ein "long way", obwohl es für den Leser eher ein "short way" ist. Zwar umfasst Jason Reynolds´ Werk über 300 Seiten, diese sind jedoch gefüllt in Versform, so dass mich das Ganze eher ein bisschen an Poetry Slam zur Verarbeitung eines Traumas erinnert.
Aber trotz der Kürze ist für meinen Geschmack alles gesagt - nicht zu viel und nicht zu wenig.

Wir werden sowohl mit Wills Trauer konfrontiert, die natürlich auch sein Umfeld betrifft, als auch den möglichen Gedanken und Konsequenzen, die ein solcher Verlust mit sich bringen würde...
Rache? Klingt für viele von uns unvorstellbar. Aber in einem solchen Umfeld, mit den oft unvorstellbaren aber dennoch vorhandenen Rahmenbedingungen und weitervermittelten Verhaltensweisen gemäß Ehrencodex usw., werden viele keinen anderen Weg sehen. Alleine schon deshalb wird dieses Buch wohl lange nachhallen und den Weg in viele Regale finden. Hoffentlich!
Hinzu kommt die enorm aussagekräftige und ausdrucksstarke Wortwahl und Entwicklung, ich habe jede Seite verschlungen!
Ehrlich gesagt tut es mir gerade etwas leid, aber ich habe das Gefühl, dass ich diesem Werk nicht wirklich so gerecht werde, wie ich das gerne würde. Aber ich kann leider nicht mehr auf den Inhalt eingehen, ohne zu sehr vorzugreifen und euch zu viel zu verraten. Aber was ich mit meinem Gestammel auf jeden Fall ausdrücken möchte, ist, dass ich euch dieses Buch auf jeden Fall ans Herz legen möchte.

"Long way down" ist für mich wirklich eine komplett neue und außergewöhnliche Erfahrung gewesen, die mich beeindrucken und überraschen konnte. Tiefsinnig, nachdenklich und nachhaltig widmet sich Jason Reynolds wichtigen und ernsten Themen, mit ehrlichen Worten, die vielleicht den ein oder anderen Teufelskreis durchbrechen könnten - wenn man sie denn ließe. Einfach nur anders und vor allem: lesenswert!