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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2024

Packende Fortsetzung

Der Orden des geheimen Baumes - Die Königin
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Nach dem atemlosen Finale des ersten Teils konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung in Händen zu halten. Und diese knüpft genau da an, wo der letzte aufgehört hat.

Dabei lernen wir neue Schauplätze ...

Nach dem atemlosen Finale des ersten Teils konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung in Händen zu halten. Und diese knüpft genau da an, wo der letzte aufgehört hat.

Dabei lernen wir neue Schauplätze und Protagonisten kennen, das Worldbuilding wird noch tiefgründiger. Abgerundet wird dies durch einen bildhaften Sprachgebrauch, der die Welt von Ead und Co richtig vor den Augen des Lesers zum Leben erweckt. Dieser Detailreichtum und die wirklich außergewöhnliche erschaffene Welt ist ein Juwel im breiten Feld der Fantasy - allein deswegen ist die Reihe mehr als einen Blick der Leserschaft wert.

Dazu kommt noch das Vermögen der Autorin, in ihren Geschichten ganz unangestrengt eine breite Diversität unterzubringen, ganz ohne Klischee oder erhobenen Zeigefinger. Ihre Figuren und Regionen sind Abbild der unterschiedlichsten Kulturen und Religionen, bei denen auch die Stärken und Schwächen abgebildet werden.

Wie auch im ersten Teil wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, trotz Detailreichtum bleibt dabei das Erzähltempo hoch und spannend. Wir reisen gefühlt von einer Ecke des Reiches in die andere, springen mühelos von Geschehen zu Geschehen und dabei werden ganz spielerisch diverse Handlungsstränge zu einem großen Finale verknüpft, das es in sich hat und das ich so zu Beginn des Lesens auch nicht erwartet hätte. Hier gibt es von mir einen kleinen Abzug in der B-Note, da ich mir auch das Finale noch umfangreicher hätte vorstellen können. Dennoch ist das Buch aber eine runde Sache und macht einfach Spaß!

Für mich eine wertvolle Fantasyentdeckung des Jahres 2020, das etwas Magisches in dieses verrückte Coronajahr gezaubert hat!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Sittenbild der goldenen 20er

Die juten Sitten - Goldene Zwanziger. Dreckige Wahrheiten
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as Buch verspricht die Goldenen Zwanziger, wie sie schmutziger nicht sein könnten - und hält ebendies versprechen. "Die juten Sitten" spielt im Milieu und hält kein Blatt vor den Mund. Der Sprachgebrauch ...

as Buch verspricht die Goldenen Zwanziger, wie sie schmutziger nicht sein könnten - und hält ebendies versprechen. "Die juten Sitten" spielt im Milieu und hält kein Blatt vor den Mund. Der Sprachgebrauch ist super authentisch und hat mir richtig gut gefallen, ich könnte mir aber vorstellen, dass das nicht jedem Leser so gehen könnte. Für mich entfaltete sich dadurch genau der Flair, den ich erwartet hatte und man kann richtig in die Welt der Zwanziger abtauchen.

Erzählt wird die Geschichte grob aus Hedis Sicht und zwar in rückblickartigen Episoden, quasi dem Reporter im Gefängnis ihre Lebensgeschichte erzählend. Hierdurch entsteht ein spannendes Gefüge zwischen den rauen Zuständen der Zwanziger Jahre in Berlin un dem Glamour des alten Hollywoods. Ich muss zugeben, dass ich mir hier sogar noch etwas mehr Einblicke in Hedis Leben als Schauspielerin gewünscht hätte, das hätte für mich noch mehr Reiz entfaltet.

Hedi ist eine Protagonistin, die gefühlt schon alles im Leben gesehen hat, was ein Kind so nicht sehen sollte. Sie ist schnoddrig mit herrlicher Berliner Schnauze und auch ganz schön frech. In manchen Momenten stieß sie bei mir an die Sympathiegrenze - wobei die Autorin genau dies wohl beabsichtigt hat - nämlich dem Leser ein authentisches Produkt seiner Umwelt zu präsentieren.

Und diese Umwelt besteht wirklich aus einigen menschlichen Abgründen, aber auch aus den Sehnsüchten und Hoffnungen, die uns alle umtreiben. So kann man sich als Leser sicher auch in vielem wiederfinden. Die ältere Hedi konnte mich mit ihrem Charme ebenso einfangen wie den Reporter, von ihr hätte ich gerne noch mehr gehört.

Das Sittenbild wartet mit einigen Handlungen auf, die den Leser durchaus schockieren. Dabei sind sie nie zu überzogen, sondern man kauft der Autorin das genau so ab wie beschrieben. Vor allem das Ende ist richtig überraschend, das hatte ich so wirklich nie erwartet. Hier konnte das Buch auf den letzten Seiten nochmal ordentlich punkten und rundet so das gesamte Leseerlebnis prima ab.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Habe ich gleich jedem in meiner Familie empfohlen

Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
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Das Buch hat wahre Begeisterungsstürme ausgelöst sodass ich super neugierig war, ob es mich auch so umwerfen würde wie die vielen begeisterten Stimmen. Und ich muss sagen, das Buch wird dem Hype wirklich ...

Das Buch hat wahre Begeisterungsstürme ausgelöst sodass ich super neugierig war, ob es mich auch so umwerfen würde wie die vielen begeisterten Stimmen. Und ich muss sagen, das Buch wird dem Hype wirklich gerecht!

Zu Beginn des Buches hat mich die fehlende Interpunktion und der dadurch zunächst ungewohnte Stil irritiert, was sich aber bereits nach einigen Seiten gelegt hat. Man gerät hierdurch viel eher in eine Art richtiggehenden Lesesog, entwickelt sich so doch ein ganz eigener Sprachrhythmus, der geradezu etwas lyrisches hat. Der Tropen Verlag und Übersetzerin Tanja Handels haben einen großartigen Job gemacht, da durch die Übersetzung nichts vom fantastischen Humor, Wortwitz und sprachlichen Background der jeweiligen Figur verloren hat.

Das Buch ist in wenige Kapitel unterteilt, in jedem Kapitel gibt es zu jeder Protagonistin einen Abschnitt. Dreh- und Angelpunkt ist Ammas Premiere und deren Gäste. Was sich zunächst simpel anhört, ist bereits nach den ersten Seiten einfach so viel mehr. Jede Figur erzählt ihre eigene Geschichte, wobei der Autorin das Meisterstück gelingt, auf wenigen Seiten die Essenz jeder Protagonistin so herauszuarbeiten, dass der Leser zu jeder von ihnen eine enge Beziehung aufbauen kann. Die Geschichten greifen ineinander, sodass sich die Geschichten ergänzen und aufeinander aufbauen. Durch die unterschiedlichen Perspektiven erhält man von jeder Seite eine Sicht auf erzählte Situationen und verdeutlicht einmal wieder, dass vieles durch Kommunikation hätte überwunden werden können, steckt doch niemand in den Schuhen des Gegenübers.

Dabei ist "Mädchen, Frau, etc" wunderbar divers und weiblich, das Buch überzeugt durch einen treffenden Einblick in das Leben von PoC. Es verdeutlicht die Herausforderungen, die sich Menschen immer noch wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität oder ihrer Hautfarbe gegenüber sehen. Gerade auch wegen diesem Punkt ein wichtiges Buch, das eigentlich jeder gelesen haben sollte. In einigen Kapiteln konnte ich mich selbst wiederfinden, etwa im Sexismus der Arbeitswelt oder im Konflikt der Generationen. Durch die Erzählung der Geschichte durch mehrere Perspektiven und Generationen erhalten wir als Leser auch einen Einblick in die damalige und heutige Gesellschaft und wie sich einiges gewandelt hat - vieles aber auch nicht. Besonders für mich als jüngere Leserin, die vieles nicht persönlich erlebt hat, waren diese Einsichten sehr spannend.

Ein Buch, dass zu Recht den Booker Prize bekommen hat, ist es doch so innovativ und doch bodenständig und leicht, dass es sicher auch vielen Lesern zugänglich ist. Ein Buch, dass ich vorbehaltlich jedem empfehlen kann und welches ich gleich in meiner Familie zum Lesen weitergereicht habe.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Muss für Grischa-Fans

Rule of Wolves
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Obwohl der erste Teil der Reihe schon einige Zeit her ist, fühlt sich die Rückkehr ins Grischaverse an, als hätte ich Band 1 erst gestern aus der Hand gelegt. Die Handlung wird schnell aufgefrischt und ...

Obwohl der erste Teil der Reihe schon einige Zeit her ist, fühlt sich die Rückkehr ins Grischaverse an, als hätte ich Band 1 erst gestern aus der Hand gelegt. Die Handlung wird schnell aufgefrischt und holt den Leser gleich ab, denn unsere Protagonisten sehen sich schier unmöglichen Herausforderungen gegenüber. Nach dem fulminanten Ende des ersten Teils steht in Ravka alles auf Krieg und die Lage scheint aussichtslos.

Auch in Rule of Wolves verfolgen wir hauptsächlich Nikolais Schicksal, wobei sich im zweiten Band noch mehr Erzählperspektiven abwechseln und wir einen tieferen Einblick über die Geschehnisse erlangen. Am meisten habe ich mich erneut über Ninas Geschichte gefreut, leide ich doch so gerne mit ihr mit und hoffe, dass sie endlich ihr Happy End erfährt. Apropos Happy End, Leigh Bardugo zeigt sich auch in Rule of Wolves als Meisterin der Slow Burn Lovestory! Ich liebe es, wie sie zwischen ihren Charakteren eine nachvollziehbare und anrührende Liebesgeschichte erschafft, diese aber dennoch wunderbar mit der weiteren Handlung harmoniert und nicht zuviel Raum einnimmt. Wer also gerne fantastische Geschichten mit der richtigen Portion Herzklopfen liest, ist hier auf jeden Fall richtig. Auch einfach unschlagbar ist Bardugos Talent, Diversität scheinbar mühelos in ihren Büchern einzubinden.

Die Autorin hat in den knapp 570 Seiten ordentlich Handlung reingepackt und es geht wirklich Schlag auf Schlag von einem dramatischen Moment zum nächsten. Dabei kann Leigh Bardugo immer wieder mit großen Turning Points aufwarten und den Leser ebenso überraschen wie die sich im Krieg gegenüberstehenden Parteien. Hier habe ich unsere Helden bereits einer ausweglosen Situation gegenüber gesehen, die sich dann doch völlig anders entwickelt hat. Gut gefallen hat mir Leighs Anspielungen auf das Aufkommen moderner Kriege zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in denen maschinell im großen Stil getötet wurde. Auch hier ist technischer Fortschritt mit all seinen - auch negativen Seiten - nicht nur Segen, sondern auch Fluch zugleich.

Die diversen Handlungsstränge werden immer mehr zusammengeführt und der Grischafan darf sich auf das ein oder andere Cameo bekannter Figuren freuen. Am Ende kommt es - typisch Grischaverse - zu einem Finale, wie ich es so wirklich überhaupt nicht erwartet habe und das ein würdiger Abschluss dieser Dilogie darstellt.

Mir hat Rule of Wolves wahnsinnig gut gefallen und ich würde am liebsten im Grischaverse einfach weiterlesen! Aber vielleicht lässt sich ja ein kleiner Hint auf eine mögliche Fortsetzung im Grischaverse aus diesem Buch herauslesen? Wer weiß, Potential genug gibt es, hier ist noch längst nicht alles auserzählt. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Leben, das man lesen muss

Noah – Von einem, der überlebte
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Noah Klieger hat in seinem Leben so viel erlebt, dass man nur staunen kann. Und vor allen Dingen hat er überlebt.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf Kliegers Erfahrungen im Dritten Reich. ...

Noah Klieger hat in seinem Leben so viel erlebt, dass man nur staunen kann. Und vor allen Dingen hat er überlebt.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf Kliegers Erfahrungen im Dritten Reich. Bereits in den Jugendjahren zeigt sich hier Noahs herausragender Charakter, der sicher auch mitursächlich für den weiteren Verlauf seines Lebens gewesen ist. Er ist nicht untätig als die Nationalsozialisten in Europa die Macht an sich reißen sondern schließt sich einer jüdischen Untergrundorganisation an, die Juden außer Landes bringt.

Kurz darauf kommt Noah nach Auschwitz, wovon der für mich einprägsamste Teil des Buches erzählt. Die Sätze sind schnörkellos, oft kurz, prägnant, pointiert. Dieser Stil trifft den Leser wie ein Hammerschlag, wird dadurch Auschwitz in all seiner Rohheit und Grausamkeit auf die Leserschaft losgelassen. Es braucht eben hier nicht viel Ausschmückung, um den Eindruck von Auschwitz zu vermitteln. Und mittendrin Noah, der immer wieder sein Leben riskiert, um sich für andere einzusetzen, der aber genauso klug und zäh sein eigenes Überleben sichern will. Vielleicht ist es dieser Wille und diese Gewitzheit, die Noah letztendlich die Hölle von Auschwitz überleben lassen. Kliegers Bericht über Auschwitz gehört mit zu dem eindrucksvollsten, was ich bislang gelesen habe und gehört für mich in jeden Geschichtsunterricht.

Mit seiner ganz persönlichen Erfahrung des Holocaust und der Befreiung durch die Alliierten hat sich Kliegers Leben nicht zum Ausruhen gewandelt, stattdessen bringt er sich bei der Staatsgründung Israels ein und versucht, Flüchtlinge aus Europa nach Palästina zu bringen. Dieser Abschnitt des Buches in eine mir vorher nicht wirklich groß geläufige Thematik war ebenso eindrücklich wie Noahs Erlebnisse zur Zeit des Dritten Reichs, zeigen sie doch einen ganz anderen Kampf des jüdischen Volkes auf.

Wunderbar abgerundet wird das Buch durch den vierten Abschnitt, in dem viele Schicksale und Begegnungen Noahs erneut kurz aufgegriffen und aufgelöst werden aber auch Noahs weiteres Leben nach den Erlebnissen auf der Exodus angerissen wird. Seine Persönlichkeit und sein Schaffen werden in Gänze erfassbar und umso beeindruckender. Was am Ende bleibt ist die Frage nach dem "Wieso?", auf die es einfach keine Antworten gibt.

Und dass auch heute noch die nachkommenden Generationen genau diese Frage nach dem "Wieso" stellen, braucht es die Verschriftlichung von Augenzeugenberichten. Ihre Stimme darf nicht mit der Zeit verlöschen und muss weiter gehört werden, kann sie doch - wie Takis Würger auf knapp 180 Seiten - uns das Jahrhundertverbrechen des Holocaust so nahe bringen wie sonst kaum etwas.

Dieses Buch gehört in jedes Bücherregal, es gehört in jede Bibliothek, es gehört in den Geschichts- und Ethikunterricht. Dieses Buch gehört in jeden Kopf, muss doch jedem eindringlich vor Augen geführt werden, zu was Fanatismus und Hass führen können und dass wir auch heutzutage - auch mit der Erfahrung des Dritten Reichs im Rücken - ebenfalls immer wieder Gefahr laufen könnten, dass sich Geschichte wiederholt.

Takis Würger schafft es, dass das Buch den Ton seines Erzählers scheinbar perfekt trifft und man sich Noah bildlich vorstellen kann, wie er uns ganz persönlich seine Geschichte erzählt. Seine Tonalität zeugen von der Verbundenheit zwischen ihm und Noah, der ihm seine Geschichte anvertraut und in dieser Form abgesegnet hat. Er schafft es in seiner Erzählung, auch in dem knappen Stil die Personen denen Noah in ihren schlimmsten Stunden begegnet, nicht als bloße Opfer sondern als Menschen voller Hoffnungen und Emotionen zu zeigen. Und genau das ist auch eine der Aufgaben von solch Zeitzeugenberichten - die Opfer in ihrer Menschlichkeit darzustellen und nicht als reine Statistiken und Zahlen. Nur so macht man Geschichte zugänglich und nachvollziehbar.

"Noah" ist unfassbar wichtiges Buch, dass jeder gelesen haben muss!

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