Starke Frauen und starke Themen
Wild Flower - Die UnzähmbareBereits die Aufmachung des Buches überzeugt ebenso wie die Intention der Autorin, auch die weiblichen und diversen Stimmen der guten alten Wild West-Geschichten sichtbar zu machen. Mein kleines Herz jauchzt ...
Bereits die Aufmachung des Buches überzeugt ebenso wie die Intention der Autorin, auch die weiblichen und diversen Stimmen der guten alten Wild West-Geschichten sichtbar zu machen. Mein kleines Herz jauchzt vor Freude, liebe ich doch beides – den Wilden Westen mit der Cowboyromantik und starke Frauen abseits von Romantasyklischees, mit denen sich ein möglichst großes Publikum identifizieren kann.
Und der Autorin gelingt in der Tat der Spagat, alle Zutaten zu einer homogenen Geschichte zu verbinden, die völlig überzeugt. Aster und ihre Kumpaninnen befinden sich gesellschaftlich ganz unten, sind sie nicht nur Staubblütige (eine wundervolle Neuinterpretation afroamerikanischer Identität) sondern sie werden in Bordellen – durch ihr Blumentattoo gebrandmarkt und durch Drogen gefügig gemacht – Nacht für Nacht an zahlende Kunden verkauft. Als ihnen spektakulär die Flucht gelingt, nehmen sie ihr Schicksal selbst in die Hand und machen sich auf ihrer Reise durch den Westen in Richtung freie Welt auf. Dabei sind ihnen nicht nur Kopfgeldjäger auf der Spur sondern auch die Toten, die im Buch den Westen bevölkern.
Ein unheimlich spannender und dynamischer Mix an Elementen, den ich so bislang nicht gelesen habe und der mich völlig überzeugt hat. Die wandelnden Toten und die übrigen Fantasyelemente fügen sich harmonisch in die Geschichte ein ohne sie zu überborden.
Die Heldinnen sind eigenbestimmt und selbstbewusst, sie lassen sich nicht von einem dahereilenden Ritter auf weißem Ross retten sondern treffen ihre eigenen Entscheidungen und gehen Risiken ein. Sie beginnen sogar, sich zu Rächerinnen zu entwickeln und zahlen es den jahrelangen Unterdrückern heim. Die Geschichte legt den Fokus nicht auf eine Lovestory, was ich zunächst irritierend fand, bin ich doch einfach anderes gewohnt. Dann fand ich es aber wunderbar erfrischend, ebenso, dass im Buch nicht nur eine Beziehung zwischen Mann und Frau, sondern auch gleichgeschlechtliche Liebe thematisiert wird.
Und so jagd man mit den Protagonistinnen durch den Westen, immer auf der Flucht und durch ständige Gefahren bedroht. Durch diverse Wendungen und Hindernisse bleibt es durchgehend spannend und man bleibt als Leser am Ball. Aber auch die leisen, emotionalen Momente kommen nicht zu kurz und die Charaktere haben Raum zur eigenen Entfaltung und Weiterentwicklung. Für mich ein rundum gelungenes Buch, das gerne andere dazu inspirieren darf, mehr Diversität und Unperfektheit zu wagen.