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Veröffentlicht am 10.10.2020

Ein Highlight!

Ein Tag wird kommen
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Eine außergewöhnliche Äbtissin und verwickelte familiäre Beziehungen vor dem Hintergrund politischer und historischer Geschehnisse.

Italien, Marken, Anfang 20. Jahrhundert.

Im Prolog werden wir mit einer ...

Eine außergewöhnliche Äbtissin und verwickelte familiäre Beziehungen vor dem Hintergrund politischer und historischer Geschehnisse.

Italien, Marken, Anfang 20. Jahrhundert.

Im Prolog werden wir mit einer drastischen Szene konfrontiert:
Die beiden Söhne des Bäckers Luigi befinden sich im Wald, der die Stadtmauer von Serra de Conti, einer kleinen italienischen Gemeinde in den Hügeln der Marken, umgibt.
Der schmächtige und in sich gekehrte Nicola, der am liebsten unsichtbar wäre, schießt auf seinen älteren rebellischen Bruder, den Draufgänger Lupo, der eine unbändige Wut auf die Mächtigen und die Kirche hat.

Nach diesem Schock geht es zwar etwas ruhiger, aber dennoch alles andere als idyllisch und harmonisch weiter.
Wir lernen die Eltern der Brüder, den mürrischen und jähzornigen, zeitweise brutalen Bäcker Luigi und seine fast blinde Frau Violante kennen, die, was ihre Nachkommenschaft betrifft, kein besonderes Glück haben.
Entweder die Kinder sterben, werden erschossen oder geraten auf Abwege, so dass nur noch eine Klosterunterbringung in Frage kommt, um weiteren Entgleisungen zuvorzukommen.

Ihre in ihren Augen missratene und verrückte 13-jährige Tochter Nella gaben sie ins örtliche Kloster, denn sie war „eine Freundin des Teufels und nur Gott kann sie heilen“ (S. 120), ihr Sohn Antonio wurde erschossen, weil er einen Apfel stehlen wollte.
Übrig waren Adelaide, das schwerkranke Mädchen, das bald sterben musste, der ältere, aufgeweckte, schlagfertige und aufmüpfige Lupo und der jüngere, extrem schüchterne, schwächliche, aber schlaue Nicola, den die Eltern als lästig und unnütz empfanden, weil er lieber „komische Dinge lernte wie Buchstaben oder Worte“ anstatt „die Hosen anzuziehen, um zur Arbeit zu gehen“ (S. 11).

Wie gut, dass Nicola einen Beschützer und Wohltäter hat, an dem er ausgesprochen hängt:
Sein Bruder Lupo.
Aber diese symbiotische Beziehung hat zwei Seiten:
Sie spendet einerseits Sicherheit und Geborgenheit und verhindert andererseits eine freie Entfaltung und raubt die Luft zum Atmen.

Eines Tages findet der Junge Lupo einen verletzten Wolfswelpen am Fluss. Er verarztet ihn, pflegt ihn gesund und nennt ihn Cane.
Von diesem Augenblick an hat er einen treuen Freund, der ihm nicht mehr von der Seite weicht.

Nicola weiß um seine Andersartigkeit und wünscht sich sehnlich, so zu sein wie die Anderen. Da sich dieser Wunsch nicht erfüllt, weil er nicht aus seiner Haut schlüpfen kann, hält er sich schließlich selbst für einen Nichtsnutz, mit dem etwas nicht stimmt.
Er wird nicht selten belächelt oder ignoriert.
Er ist sonderbar, ein Außenseiter und froh um Cane, der mit der Zeit sein einziger Freund wird.

Dann werden wir überrascht, denn die Kamera schwenkt plötzlich nach Nordafrika, genauer: in den Sudan und dort ins Nuba-Gebirge.

Die 8-jährige widerspenstige und wilde Zari und ihr kleiner Bruder, die Kinder des Dorfoberhaupts Akil werden beim Spielen im Garten gestört und von unbekannten und vermummten arabischen Reitern entführt.

Die Geschwister werden getrennt.
Zari ist plötzlich eine Gefangene in den Fängen von Sklavenhändlern, landet in Kairo, 3000 km von ihrem zu Hause entfernt und wird auf einem ägyptischen Markt wie Vieh zum Kauf angeboten.

...und keiner der potentiellen Käufer ahnt auch nur im Geringsten, dass er gerade die künftige resolute, gerechte und äußerst geschätzte Äbtissin Suor Clara von Serra de’ Conti, dem Ort an dem die oben erwähnte Familie lebt, begutachtet.

Abwechselnd begleiten wir im weiteren Verlauf Lupo, der sich Protesten, Streiks und Kundgebungen anschließt und zum feurigen Anhänger und Aktivisten der anarchistischen Bewegung wird und die Nonnen im Kloster von Serra de‘ Conti, wo Suor Clara, die eiserne Lady des Klosters, die heranwachsende Nella, ein aufgewecktes und ehrgeiziges Mädchen, mit strenger Hand unter ihre Fittiche nimmt und bändigt.

Wir lesen und erfahren vom Macht- und Bedeutungsverlust des Klosters und der Nonnen, von den unfairen Pachtverträgen, unter denen die Pächter zu leiden haben und gegen die sich die Anarchisten auflehnen,

Wir lernen alle Figuren sehr genau kennen, weil Giulia Caminito sie uns in all ihrer Komplexität und Unterschiedlichkeit zeigt.
Es sind Menschen mit Ecken und Kanten, die sympathische und weniger einnehmende Seiten haben.

Nicht nur die Menschen, sondern auch die Handlungsorte und Szenen werden lebendig und die Landschaften erscheinen vor dem geistigen Auge.

Giulia Caminito stellt uns auch Großvater Giuseppe, den „alten Anarchisten aus Serra“ (S. 153) vor. Er ist der Vater des Bäckers Luigi, der ein besonders inniges Verhältnis zu seiner Enkelin Nella hatte und in dessen Fußstapfen Lupo trat.

Mehr will ich vom Inhalt nicht verraten, um niemandes Lesevergnügen zu mindern.

Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt.
Mehrere Stränge laufen nebeneinander her, werden fallen gelassen und wieder aufgegriffen.
Das macht die Lektüre zu Beginn etwas mühsam, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und sogar mehr als das:
Meine Neugierde wuchs durch die wechselnden Kameraeinstellungen beständig und ich flog regelrecht durch das Buch.
Das Bild wurde immer klarer.

Es war interessant, mich mit der Geschichte Italiens Anfang des 20. Jahrhunderts zu beschäftigen, etwas über das problematische
Pachtsystem, die Besitzverhältnisse und die anarchistische Bewegung, die vom ersten Weltkrieg unterbrochen wurde, zu erfahren.
Sozusagen hautnah mitzuerleben, wie der eine Alptraum, der Krieg, gerade mal vorbei ist und der nächste, die spanische Grippe, schon anklopft und weitere Leben fordert, war bewegend und erschütternd.

In die mir fremde Welt des Klosterlebens einzutauchen, etwas darüber zu erfahren, wie die Nonnen ihren Alltag verbrachten und welche Sorgen sie hatten, war für mich neu und spannend.

Zwischen den beiden Buchdeckeln sind so viele erstaunliche und erschütternde Geheimnisse versteckt, die zu ergründen es sich lohnt!
Man stößt auf Überraschungen und Wendungen, die man nie vermutet und mit denen man nie gerechnet hätte.
Von Anfang an ist die Geschichte spannend und es ist umso erfreulicher, dass sie im Verlauf und gegen Ende noch weiter an Fahrt aufnimmt.

„Ein Tag wird kommen“ ist ein brillantes und bravouröses, dramatisches und erschütterndes Werk, das feinfühlig, fesselnd und schonungslos in durchgängig schöner und flüssig zu lesender sowie teilweise poetischer Sprache erzählt wird.

Reale Orte, politische Hintergründe und historische Tatsachen und Geschehnisse bilden den Rahmen für diese brillant erzählte Geschichte, die gleichermaßen Familiengeschichte wie Entwicklungs- und historischer Roman ist und in der auch reale Personen der damaligen Zeit, wie beispielsweise Errico Malatesta und Benito Mussolini erwähnt werden und eine (Neben-)Rolle spielen.

Die 1988 in Rom geborene Giulia Caminito hat mir mit ihrem starken, wort- und bildgewaltigen Roman, der mit seiner Pandemie und seinen Protesten durchaus Parallelen zur Gegenwart aufweist, ein Highlight beschert.

Dies ist der erste Roman von der Autorin, der ins Deutsche übersetzt wurde.
Ich freue mich schon auf Weitere.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Auf der Flucht und eine Suche...

Über allem und nichts
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Die 36-jährige Clara Fink hat es geschafft. Sie konnte ihren Traum vom Fliegen verwirklichen, ist Copilotin einer Billig-Airline und auf dem Weg zum Flugkapitän.

Sich in der knallharten und rücksichtslosen, ...

Die 36-jährige Clara Fink hat es geschafft. Sie konnte ihren Traum vom Fliegen verwirklichen, ist Copilotin einer Billig-Airline und auf dem Weg zum Flugkapitän.

Sich in der knallharten und rücksichtslosen, von Männern dominierten Welt zurechtzufinden, durchzusetzen und zu behaupten, ist eine Herausforderung.

Ihr Flugzeug hat sie im Gegensatz zu ihrem Leben aber voll im Griff und unter Kontrolle.

Eine innere Unruhe und emotionale Ambivalenzen machen sie zur Getriebenen, die rastlos zwischen unbehaglichen Flughäfen, fremden Ländern, anonymen Metropolen und zwei Männern hin- und herpendelt.

Erinnerungen an Missbrauchserfahrungen und unklare Gefühle in Bezug auf diese o. g. zwei Männer beuteln sie, fordern Ablenkung und „zwingen sie zur Dauer-Flucht“...
... bis sie sich, unausgeglichen, überlastet und erschöpft eine zweiwöchige Auszeit auf der Insel Sri Lanka nimmt.
Ihr inneres Gleichgewicht ist destabilisiert...

Die folgende Motorrad-Reise durch das noch immer vom Bürgerkrieg verheerte Land ist gleichsam eine Reise durch ihr Leben und zu sich selbst.
Sie stellt sich den bisher auferlegten Tabus und bricht das Schweigen, indem sie sich mit den Schatten ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und innere Zwiesprache hält.

Die Pilotin Clara sucht sich selbst, innere Klarheit und ihr Glück.
All das zu finden wird erst möglich sein, nachdem sie Schwieriges und Traumatisches be- und verarbeitet hat.
Ob ihr das auf Sri Lanka gelingen wird, bleibt hier erstmal ein Geheimnis.

Was ich allerdings gern verraten möchte, ist, dass wir einen tiefen Einblick in die zerbrechliche, verletzte, schmerzhafte und unglückliche Innenwelt der Protagonistin bekommen.
Clara wird dadurch authentisch und in ihrer Zerrissenheit sehr menschlich.

Man liest gebannt und bleibt atemlos zurück
Der Autor schreibt intensiv, wuchtig, feinfühlig, wort- und bildgewaltig.
Er hat eine eindrückliche und geschliffene Sprache, mal poetisch, mal dicht und knapp.
Begeistert haben mich die wundervollen Landschaftsbeschreibungen.

Ich empfehle diesen packenden und tiefgründigen Debutroman, der mir unterhaltsame Lesestunden bescherte, gerne weiter!

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Eine gar nicht typische Liebesgeschichte…

Normale Menschen
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Eine Stadt im westlichsten Zipfel Irlands.
Zwei Jugendliche aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.
Er, Connell, Sohn einer alleinerziehenden Putzfrau, aus armen und einfachen Verhältnissen.
Sie, ...

Eine Stadt im westlichsten Zipfel Irlands.
Zwei Jugendliche aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.
Er, Connell, Sohn einer alleinerziehenden Putzfrau, aus armen und einfachen Verhältnissen.
Sie, Marianne,Tochter einer Rechtsanwältin, aus einer wohlhabenden Akademikerfamilie.
Er, Connell, beliebt, Mädchenschwarm und Star der Fußballmannschaft.
Sie, Marianne, sonderbar, graue Maus und Außenseiterin.
Beide klug und begabt.
Beide vorbelastet und einigermaßen kompliziert.
Beide voneinander angezogen.

Es geht um Freundschaft, Faszination, Begehren, Leidenschaft, Sex, Liebe, Verbindlichkeit, Selbstzweifel, Ängste, Wunsch nach Anerkennung, Stolz, Abhängigkeit und Macht.

Das klingt abgedroschen und langweilig?
Oder mit Themen überfrachtet?
Ist es aber überhaupt nicht!

All dies sind nunmal die Themen, die zum Erwachsenwerden dazugehören und sie werden in der richtigen Dosierung und Tiefe eingebracht.

Die Autorin ist eine scharfsinnige Beobachterin und brillante Erzählerin mit eigenwilligem Schreibstil (keine wörtlichen Reden, bzw. selbige ohne Satzzeichen), Erzählstil (Zeitsprünge) und Erzählton (kühl und distanziert).

Sie schreibt schnörkellos und ehrlich und zeichnet ihre Figuren in all ihrer Komplexität und Unterschiedlichkeit, wodurch sie greifbar werden und authentisch wirken.

Wir bekommen Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und erkennen dort Selbstzweifel, Ängste und Unsicherheiten.
Sally Rooney versteht es, uns Lesern die inneren Konflikte ihrer Protagonisten in ihrer ganzen Tragweite und Tiefe nahe zu bringen.

Wir erfahren so Einiges von den Familien der beiden Protagonisten, die in der gleichen Klasse sind und sich am Ende ihrer gemeinsamen Schulzeit anfreunden, diese Freundschaft aber auf Connells Wunsch hin lange geheim halten und wir begleiten sie ins Studium am Trinity College in Dublin, wo sich die Rollen aufgrund ihrer Herkunft verkehren:
Marianne ist nun „unter ihresgleichen“ und wird zum Star. Connell ist die unspektakuläre Landpomeranze, fühlt sich fremd und als Außenseiter.

Was die beiden verbindet, ist eine Art on-off-Beziehung mit Höhen und Tiefen.
Es geht nicht ohne und nicht mit.
Sie kreisen umeinander, sie verletzen sich, sie können nicht ohne einander.
Missverständnisse sind an der Tagesordnung.
Sie lieben sich, schaffen es aber nicht, dieser Liebe eine Verbindlichkeit vor sich selbst und vor Anderen zu geben.

„Normale Menschen“ ist ein großartiges und unterhaltsames Werk mit Sogwirkung.
Es geht in dieser intensiven Geschichte, die gleichermaßen nüchtern wie packend erzählt wird und immer wieder mit philosophischen Gedanken überrascht, um Identitätsfindung und Erwachsenwerden.

Die Autorin geht hier einer spannenden Frage nach:

Gibt es Voraussetzungen und Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Liebe funktionieren und überleben kann?
Muss es Überlappungen und Gemeinsamkeiten geben?
Wie groß müssen diese Überlappungen und Gemeinsamkeiten sein?

Kann es zwischen dem Sohn einer Putzfrau und der Tochter von wohlhabenden Akademikern zu mehr als einer Affäre kommen?
Kann es zwischen einem beliebten Fußballstar und einem schüchternen Mauerblümchen zu mehr als einer Affäre kommen?

Der Roman ist alles andere als eine typische bzw. klassische Liebesgeschichte und hält Überraschungen bereit.
Manchmal kommt es einfach anders, als man denkt.

Klare Leseempfehlung - auch für Erwachsene


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Veröffentlicht am 07.10.2020

Moderne afrikanische Literatur. Brillant!

Das Meer der Libellen
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Wir begeben uns in eine fremde und exotische Welt.
Nach Ostafrika.
An die Nordküste Kenias.
Auf die die kleine Insel Pate.

Dort treffen wir auf das wissbegierige, pfiffige und eigenwillige Mädchen Ayaana ...

Wir begeben uns in eine fremde und exotische Welt.
Nach Ostafrika.
An die Nordküste Kenias.
Auf die die kleine Insel Pate.

Dort treffen wir auf das wissbegierige, pfiffige und eigenwillige Mädchen Ayaana und ihre Mutter Munira, die von ihrer Familie und der Gesellschaft verstoßen wurde, weil sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat.

Den in die Jahre kommenden Matrosen Muhidin, der viel herumgekommen ist, viel ertragen muss(te) und nun einen Buchladen besitzt, adoptiert sie als Vater.

Drastische und folgenschwere Geschehnisse beeinflussen und verändern den Alltag auf der Insel und Ayaanas Leben tiefgreifend und nachhaltig:
Das Erscheinen undurchsichtiger und fragwürdiger Fremder.
Das Auftauchen religiöser Extremisten.
Chinas Machtbegehren.
Ein Tsunami.

All das bringt die junge Erwachsene Ayaana dazu, eine Einladung nach China und ein Stipendium anzunehmen und sich von den vertrauten Inselbewohnern, dem gewohnten Alltag und der bekannten Umgebung zu verabschieden.
Sie plant, in China zu studieren und begibt sich auf eine gefährliche Schiffsreise, über der die Frage „Nhi shi shei“ (Wer bist du?) schwebt und die als Metapher für eine Reise zu sich selbst betrachtet werden kann.

Yvonne Adhiambo Owuor ist eine genaue Beobachterin, die detailliert und wunderbar bildlich beschreiben kann. Die vielschichtig gezeichneten Protagonisten und Szenen erwachen zum Leben und die Landschaften sieht man förmlich vor dem geistigen Auge.
Man kann sich in den herrlichen Naturbeschreibungen regelrecht verlieren.

Der facetten- und themenreiche, spannende und fesselnde Roman, der relevantes politisches Zeitgeschehen streift, ist letztlich fiktiv, wurde aber von der realen Geschichte einer jungen Frau aus Pate inspiriert, die 2005 aufgrund ihrer chinesischen Wurzeln tatsächlich ein chinesisches Studienstipendium erhalten hat.

„Das Meer der Libellen“ ist ein Stück moderne afrikanische Literatur und erzählt eine intensive Geschichte, die gleichermaßen lebensbejahend, exotisch und stürmisch, wie düster und traurig ist.

Ein herausragender, außergewöhnlicher, wuchtiger und poetischer Roman, der eine bewegende, in Teilen märchenhafte Geschichte von einer jungen Frau erzählt, die ihr Glück, die Liebe und ihren Platz sucht, Verluste verkraften und Sehnsüchte überwinden muss.
Es geht um Heimat, Wurzeln und Heimweh, Gewalt, Verlust und Trauer, Freiheit und Unabhängigkeit sowie um die Machtkämpfe der „Großen und Möchtigen“.

Unbedingt lesen!





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Veröffentlicht am 06.10.2020

Geschichten aus dem Alltag. Tiefgründig, bewegend, philosophisch und poetisch.

Dieses entsetzliche Glück
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Wir begeben uns ins fiktive amerikanische Kleinstädtchen Holbrook in den USA, das der gemeinsame Nenner zwischen den verschiedenen zahlreichen Protagonisten und den 15 verschiedenen Episoden, man könnte ...

Wir begeben uns ins fiktive amerikanische Kleinstädtchen Holbrook in den USA, das der gemeinsame Nenner zwischen den verschiedenen zahlreichen Protagonisten und den 15 verschiedenen Episoden, man könnte sie eigentlich auch Kurzgeschichten nennen, ist.

Es sind keine allgemein spektakulären, aber individuell bedeutsamen Geschichten, die durchaus eine poetische und philosophische Dimension haben.

Wir begegnen ganz alltäglichen Menschen mit ebenso alltäglichen Sorgen und Nöten, Wünschen und Sehnsüchten.

Das wird aber niemals eintönig oder langweilig! Im Gegenteil!
Der Roman ist originell und äußerst ansprechend konstruiert, die Charaktere sind interessant und die Autorin schreibt feinfühlig und unaufgeregt.

Die Personen werden in all ihrer Vielschichtigkeit, Unterschiedlichkeit und Komplexität gezeigt, wodurch sie sehr glaubwürdig und authentisch erscheinen und man einen detaillierten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt, was mir außerordentlich gut gefällt.

Annette Mingels ist eine gute Beobachterin mit Menschenkenntnis, die noch dazu wunderbar erzählen und beschreiben kann.

Erst mit der Zeit erkennt man zwischen den Figuren Verbindungen, die über den o.g. gemeinsamen Nenner, die Kleinstadt Holbrook, hinausgehen. Man entdeckt familiäre, bekanntschaftliche, freundschaftliche Verbindungen, Liebesbeziehungen oder berufliche Überlappungen.
Eine deutliche Gemeinsamkeit ist auch deren Suche nach Sinn und Glück.

Dadurch, dass jeder Protagonist seine Geschichte selbst erzählt und dann oft später in der Geschichte eines Anderen wieder auftaucht, wird er noch „runder“ und kommt er einem noch näher.
Man lernt ihn sozusagen aus der Perspektive seiner Selbst- und einer Fremdwahrnehmung kennen.
Und dann kommt ja unsere eigene Wahrnehmung noch dazu.
Ein origineller Kunstgriff!

Ich empfehle diesen Episodenroman, der mir mit seinen tiefgründigen Geschichten aus dem Alltag und mit seiner darüber liegenden leichten Schwermütigkeit und melancholischen Stimmung, die aber im Verlauf hoffnungsvoller wird, sehr gerne weiter.

Man kann und sollte ihn nicht „schnell weglesen“, sondern aufmerksam und bedächtig genießen, damit man die Zusammenhänge sowie die vielen Protagonisten und deren Verbindungen gut „verdauen“ und die Lektüre somit bis ins Letzte auskosten kann.

„Dieses entsetzliche Glück“ bereitete mir sehr viel Lesevergnügen!

Unbedingt lesen!

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