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Veröffentlicht am 02.05.2021

Ein beeindruckendes Grundlagenwerk!

Labrador Retriever
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Wenn man plant, sein Leben mit einem Labrador Retriever zu bereichern, kann ich nur wärmstens empfehlen, sich dieses hochwertig gestaltete, inhaltlich interessante, detaillierte und informative Werk von ...

Wenn man plant, sein Leben mit einem Labrador Retriever zu bereichern, kann ich nur wärmstens empfehlen, sich dieses hochwertig gestaltete, inhaltlich interessante, detaillierte und informative Werk von Anja Möller zuzulegen und zu Gemüte zu führen.
Es handelt sich hier um ein umfangreiches und ausführliches Grundlagen- und Nachschlagewerk, das auf sämtliche Themen rund um den Labrador Retriever eingeht, dem Anfänger einen wunderbaren Ein- und Überblick verschafft und dem Erfahrenen sicher viel Neues bietet.
Der Leser erfährt zu Beginn nicht nur Geschichtliches, sondern erhält auch Informationen zu Herkunft, Rasse und Zucht.
Nach diesem, für mich als Laien, etwas anstrengenden und sperrigen Kapitel „Ursprung, Geschichte, Rasse-Standard und Wesen“ begann der für mich eindeutig interessantere Teil dieses stattlichen Labrador-Handbuchs:
Ein Welpe zieht ein und wird Alltagsbegleiter und Familienhund. Es geht in diesem Abschnitt auch darum, welche Gedanken man sich machen und welche Fragen man sich beantworten sollte, bevor man sich dafür entscheidet, sich einen Labradorwelpen zuzulegen. Man erhält Tipps zur Auswahl des Züchters und erfährt, was man beim Kauf berücksichtigen sollte.
Die Entwicklungsphasen des Labradors werden in diesem Kapitel auch detailliert und kurzweilig beschrieben und man bekommt einen guten Eindruck davon, wie man seinen Hund am Besten an einen Kennel, ans Alleine bleiben und Autofahren gewöhnt und zur Stubenreinheit erzieht.
Erhellend und interessant sind das Basiswissen und der Leitfaden zur Hundeerziehung und auch die alltäglichen Beispiele für Erziehungsfehler sind nützlich für‘s Verständnis.
Extrem hilfreich sind darüber hinaus die praktischen Hinweise, diese Fehler zu erkennen und die Tipps, sie zu vermeiden.
Sehr ausführlich, gut verständlich und nachvollziehbar beschreibt Anja Möller, wie dem Welpen die Basics wie z. B. „Hier“, „Sitz“, „Fuß“… beigebracht werden.
Anschließend kommt wieder ein Abschnitt, den ich eher überblätterte, als intensiv las: „Der Labrador als Retriever“. Hier wird auf seine jagdlichen Qualitäten und auf Jagdprüfungen eingegangen.
Das sind Themen, die mich persönlich nicht sonderlich interessieren, die aber für viele (künftige) Hundehalter bestimmt interessant sind und in so einem Basisbuch nicht fehlen dürfen.
Nach diesem, für mich etwas mühsam zu lesenden Teil folgten wieder hochinteressante, reich bebilderte und ausführliche Informationen, die ich gespannt und interessiert las.
Es ging dabei um Dummyarbeit, um die Facetten des Labradors und um seine Ernährung, Pflege und Gesundheit.
Manche Abschnitte im Buch waren mir persönlich zu detailliert und deshalb habe ich sie einfach nur quer gelesen. Mich persönlich interessieren die haarkleinen geschichtlichen Details oder die ausführlichen Informationen zu den verschiedenen Zucht- oder Ausstellungslinien oder berühmten Rasse-Pionieren nicht übermäßig.
In einem so umfassenden und grundlegenden Nachschlagewerk dürfen all diese Informationen aber nicht fehlen. Sie gehören da schlicht und ergreifend hinein. Wen sie nicht interessieren oder wem sie zu viel sind, der kann sie ja einfach überblättern. Das tut der Qualität des Buchs keinen Abbruch.
Anja Möller bereichert ihr Werk durch unzählige wunderschöne, z. T. großformatige Fotos und viele anschauliche und übersichtliche Tabellen und Listen. Sehr aufschlussreich ist z. B. die Auflistung eines exemplarischen Tages mit einem acht Wochen alten Labradorwelpen oder die tabellarische Übersicht über die wichtigsten Signale, die der Hund schon früh lernen sollte.
An der Kompetenz und Leidenschaft der Autorin kann nach der Lektüre dieses Grundlagenwerkes, das man als Labradorbesitzer immer wieder zur Hand nehmen wird, um etwas nachzuschlagen, kein Augenblick gezweifelt werden.
„Labrador Retriever“ von Anja Möller ist kein Buch, das man in einem Rutsch von vorne bis hinten durchliest, sondern das man immer wieder aus dem Regal holt, um etwas nachzuschlagen, das gerade von Interesse ist oder um sich einfach nur an den hinreißenden Fotos zu erfreuen.
Es ist meines Erachtens ein wunderbares Standardwerk für den Einstieg und zum Recherchieren, außerdem ein schönes „Bilderbuch“ und überdies ein Hingucker im Regal.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Weltgeschichte interessant und originell erzählt.

Das Wunder von Dünkirchen
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Hauke Friederichs erzählt in „Das Wunder von Dünkirchen“ Weltgeschichte packend und interessant anhand von Schicksalen und Geschichten bekannter Persönlichkeiten und Familien.

Wir lesen Tagebucheinträge, ...

Hauke Friederichs erzählt in „Das Wunder von Dünkirchen“ Weltgeschichte packend und interessant anhand von Schicksalen und Geschichten bekannter Persönlichkeiten und Familien.

Wir lesen Tagebucheinträge, Reportagen, Briefe und Notizen und befassen uns mit der Familie Frank in Amsterdam, der Familie von Thomas Mann in Amerika, Astrid Lindgren in Schweden und Lion Feuchtwanger in Frankreich. Auch Hannah Arendt kommt zu Wort.
Auf diese Weise wird der Blick nicht nur auf den Ort Dünkirchen im Frühjahr 1940 fixiert, sondern werden die Augen fürs Weltgeschehen zur damaligen Zeit geöffnet. Ein origineller Kunstgriff!

Es geht v. a. um den Frankreich- bzw. Westfeldzug in den Wochen vom 9. Mai bis 5. Juni 1940 und um die spektakuläre Rettungsmission der brit. Royal Navy, die rund 340.000 alliierte Soldaten aus der von der deutschen Wehrmacht eingekesselten französischen Küsten- und Hafenstadt Dünkirchen über den Ärmelkanal evakuiert hat.
Aber auch die Verfolgung und Deportation der Sinti und Roma werden thematisiert.

Der nüchterne und neutrale Schreibstil passt hervorragend zur Thematik und die Einbeziehung und Perspektive der Zeitzeugen ist ein kreativer Schachzug. Dass der Autor im Epilog auf die Schicksale seiner Figuren eingeht, passt wunderbar zu der Komposition seines Textes.

Ich empfehle dieses Buch, das den damaligen Zeitgeist wunderbar einfängt und die damaligen Geschehnisse anschaulich, informativ und originell darstellt, sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Gelingsichere und leckere Rezepte...

Dein bestes Brot
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Gleich vorneweg:
An dem Backbuch „Dein bestes Brot“ von Judith Erdin habe ich große Freude!

Beim ersten Durchblättern war ich schon ganz am Anfang von der Rezeptübersicht angetan.
Miniaturfotos der ...

Gleich vorneweg:
An dem Backbuch „Dein bestes Brot“ von Judith Erdin habe ich große Freude!

Beim ersten Durchblättern war ich schon ganz am Anfang von der Rezeptübersicht angetan.
Miniaturfotos der Brote bieten mit Angabe von Bezeichnung und Seitenzahl einen wunderbaren Überblick und ermöglichen ein schnelles und gezieltes Auffinden der Rezepte.

Im folgenden Vorwort berichtet Judith Erdin, die den Beruf der Bäckerin und Konditorin erlernt hat, äußerst sympathisch und motivierend davon, wie es ihr nach einigen Misserfolgen Schritt für Schritt gelungen ist, in der heimischen Küche genauso leckere Resultate zu erzielen, wie in der professionellen Backstube.

Im folgenden Theorieteil gibt Frau Erdin erstmal etliche nützliche Tipps zum Backwerkzeug.
Außer einem Bäckerleinen, einem Brotbackstein und Backmalz hatte ich alles zu Hause, so dass ich nach kürzester Zeit loslegen konnte.

Aber vorher habe ich mir noch die Informationen über die verschiedenen basalen Brotzutaten und deren Einfluss auf den Teig zu Gemüte geführt.
Auch ihre Anmerkungen zum Kneten und zur Teiggare waren hilfreich.
Dass man mit Hilfe des Fenstertests feststellen kann, ob der Teig genügend geknetet ist und dass sich hinter dem Begriff „Teiggare“ die Ruhezeit, also das „gehen lassen“ verbirgt, war mir vorher nicht klar.

Aufs Formen des Broten geht Judith Erdin ebenso ein, wie aufs Backen und aufs Aufbewahren.
Sie hat mich überzeugt, dass ein Brotbackstein durchaus Sinn macht und als ich das gleiche Brot einmal auf dem neu erworbenen Backstein und ein anderes Mal auf einem Backblech gebacken habe, war ich froh, ihn mir zugelegt zu haben, weil das Ergebnis tatsächlich noch besser war.

Diese paar Seiten durchzulesen war keineswegs unnötig, denn Judith Erdin gab nicht nur interessante, sondern auch nützliche Tipps und vermittelte aufschlussreiches Hintergrundwissen.

Nach dieser theoretischen Einführung ging’s dann endlich los!

Die Rezepte werden wunderbar beschrieben, so dass sie problemlos nachzubacken sind.
Hilfreich sind dabei die Foto-Schritt für Schritt-Anleitungen, die Judith Erdin manchmal zur besseren Anschaulichkeit eingefügt hat.

Praktisch, kreativ und abwechslungsreich ist, dass Frau Erdin die Grundteige jeweils etwas abwandelt und so aus einem Grundteig mehrere unterschiedliche Brote oder Brötchen gebacken werden können.
Durch diesen Kniff entstehen aus 14 Grundrezepten zahlreiche geschmackvolle Variationen.

Ich habe inzwischen Einiges nachgebacken und wir waren immer begeistert vom Ergebnis.

Bei den Mohnhörnchen habe ich den Mohn durch Sesam ersetzt, weil ich nur Sesam daheim hatte. Geschmeckt haben sie äußerst lecker. Hier waren die Schritt-für-Schritt-Fotos extrem hilfreich, weil ich sonst nicht verstanden hätte, wie ich die Teigplatten formen und rollen muss.

Die Tomaten-Kräuter-Focaccia ist ein Highlight und die Sandwich-Brötchen machen das Picknick zu etwas ganz Besonderem.

Die Hamburgerbrötchen sind der Knüller! So luftig und saftig kriegt man sie garantiert in keinem Supermarkt oder Schnellrestaurant.

Wer den heimeligen Geruch von frischem Brot in seinem Zuhause liebt, gern ofenfrisches Brot mit seinen Liebsten verzehrt und Lust darauf hat, seine Backwaren selbst herzustellen, sollte sich „Dein bestes Brot“ von Judith Erdin gönnen.

Sowohl Anfänger als auch erfahrene Hobbybäcker werden ihre Freude damit haben.
Es ist eine moderne, abwechslungsreiche und bunte Rezeptsammlung mit Gelinggarantie und zahlreichen wunderschönen Fotos, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Die Backwaren sind lecker und natürlich frei von jeglichen künstlichen Zusatzstoffen.
Gerade heute, wo die Kettenbäckereien mit ihrer z. T. faden Massenware Hochkonjunktur haben, die engagierten Familienbetriebe dicht machen und die Biobäcker noch rar gesäht sind, lohnt es sich, selbst den Backofen anzuwerfen.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Innere Konflikte und familiäre Spannungen...

Hin und zurück
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Tessa Hadley wendet sich in ihrem Roman dem mittleren Lebensalter, sowie den inneren Konflikten und familiären Spannungen bzw. der vermeintlichen Familienidylle zu.
Erst recht spät im Roman erfahren wir ...

Tessa Hadley wendet sich in ihrem Roman dem mittleren Lebensalter, sowie den inneren Konflikten und familiären Spannungen bzw. der vermeintlichen Familienidylle zu.
Erst recht spät im Roman erfahren wir – und das ist kein Spoiler – dass Cora und Paul sich eines Tages vor drei Jahren im Zug nach London begegnen.
Cora ist auf dem Weg von Wales, wo sie das Haus ihrer verstorbenen Eltern renoviert, nach London, wo sie mit ihrem Ehemann Robert lebt.
Paul ist auf dem Weg von Wales, wo er mit seiner Familie wohnt, nach London, wo er seine Tochter aus erster Ehe besuchen will.
Die Beiden kommen ins Gespräch. Zwei völlig Fremde erzählen sich aus ihrem Leben und kommen sich näher. Zwei Leben überschneiden sich für kurze Zeit.
Im ersten Teil des Romans geht es um Paul. Er ist in seinen Vierzigern und trägt mit Schreiben, Rezensieren, Sprachkursen an der Uni und Übersetzen zum Lebensunterhalt seiner Familie bei.
Paul lebt mit seiner Frau Elise, die Antiquitäten restauriert und mit ihnen handelt und mit seinen Töchtern, der neunjährigen Becky und der sechsjährigen Joni, auf dem Land in Südwales.
Vor wenigen Stunden ist Pauls demente Mutter Evelyn im Heim in Birmingham verstorben und er, dessen Vater bereits vor 20 Jahren verstarb, muss sich nun um die Bestattung kümmern.
Als wäre das nicht genug, erhält Paul kurz darauf einen Anruf von seiner ersten Frau Annelies, die ihm mitteilt, dass ihre gemeinsame Tochter Pia seit einer Woche verschwunden ist.
Pia ist zwar schon fast 20 Jahre alt und hat bereits ein Studium in Greenwich begonnen, aber ihr abrupter und überstürzter Aus- und Umzug ist besorgniserregend, obwohl sie telefonisch bereits zweimal mitgeteilt hat, dass es ihr gut geht.
Paul fährt zu Annelies nach London, erfährt, dass Pia ihr Studium abgebrochen hat und macht sich auf die Suche nach ihr. Vor diesem Hintergrund durchlebt er eine Krise und landet kurzzeitig „in einem anderen Leben“.
Im zweiten Teil lernen wir die Mittdreißigerin Cora kennen. Sie ist eine Englischlehrerin, die ein Faible für Lesen im Allgemeinen und Lyrik im Besonderen hat.
Vor 10 Monaten hat sie London, ihren Job und ihren um 15 Jahre älteren Mann Robert, einen hohen Regierungsbeamten, verlassen.
Sie störte sich zunehmend an seiner Unemotionalität und Wortkargheit. Kommunikationsprobleme und Nebeneinanderherleben charakterisierten ihre Beziehung.
Außerdem hatte sie zu diesem Zeitpunkt wohl gerade eine depressive Phase hinter sich, in die sie wegen ihrer Kinderlosigkeit und dem Tod ihrer Mutter gestürzt war.
Cora ist nach der Trennung von ihrem Mann an ihren Geburtsort und in ihr lehrstehendes und nett renoviertes Elternhaus in Cardiff/Wales zurückgekehrt und arbeitet nun halbtags in der hiesigen Bibliothek.
Obwohl sie überqualifiziert ist, erfüllt und „beflügelt“ (S. 225) sie ihre neue Tätigkeit. Die Arbeit in der Bibliothek ist ihre „Zuflucht, die sie am Boden des Abgrunds gefunden hatte, in den sie gefallen war.“ (S. 225).
Es macht Freude, Cora in der Bibliothek über die Schulter zu schauen und sie in Ihrem Alltag zu begleiten.
Eines Tages erfährt Cora von ihrer Schwägerin Frankie, dass Robert, ihr Noch-Ehemann verschwunden ist. Sie macht sich auf die Suche.
Man bekommt einen guten Einblick in das Innenleben der nicht gerade einfach strukturierten Protagonisten. Ihr Handeln, Denken und Fühlen wird zwar glaubhaft geschildert, aber gleichzeitig war ich oft fassungslos und verfolgte deren Haltung und Handeln mit ungläubigem oder sogar leicht verärgerten Kopfschütteln.
Die 1956 in Bristol geborenen Tessa Hadley erzählt unaufgeregt und gefühlvoll, aber gleitet zu keinem Zeitpunkt ins Kitschige ab. Sie schreibt packend, glaubhaft und kurzweilig über letztlich recht unspektakuläre Lebensgeschichten.
Mir gefiel ihre Sprache und ich konnte mich gut in diese psychologisch fein gezeichneten Geschichte hineinfallen lassen.
Immer wieder stieß ich auf wundervoll bildhafte, anschauliche und poetische Landschaftsbeschreibungen und schöne Formulierungen.
Ein paar Beispiele dazu:
„Der Weg schmiegte sich anfangs an das Flussufer, dann schlängelte er sich quer durch kleine Felder, aus deren Hecken lautes Vogelgezwitscher und Bienensummen drang. An den untersetzten, bitteren Schlehen rankten schneeweiße Blüten, die schmalen Buchenknospen waren zartes hellbraunes Leder, die noch blattlosen Eschen ließen ihre toten Rispen herabhängen. Eine der großen patriarchalen Buchen war in einem starken Sturm vor wenigen Wochen auf den Weg gestürzt, die nackten Wurzeln hochgereckt, während die Knospen am anderen Ende noch flimmerndes Leben vortäuschten. Auf Augenhöhe war das heimliche Loch eines Spechts zu sehen, und ein tiefer Riss im Holz des wuchtigen Baumstamms zeugte von dem Aufprall. Sie mussten hinüberklettern und bewunderten die dicken Falten in der Rinde, dort, wo die Äste nach außen drängten.“ (S. 29)
„ …unwillkürlich sah Paul Zeichen der Alterung auf ihren Gesichtern, die kleinen schlaffen Hautpartien um Mund und Kiefer, die Tränensäcke unter den Augen, den Beginn des Knitterns und Bröselns, das sie in ihre zerfallenden älteren Ichs verwandeln würde.“ (S. 48)
„Er empfand die Kinder als einen Segen, der die berauschende Unausgewogenheit eines verkopften Lebens ausglich.“ (S. 31)
„Unter seinen Liedern meinte sie die schnellen Bewegungen seiner tief in den Höhlen liegenden Augen beim Lesen zu sehen; er war ein Falke, der sich den Inhalt mit einem unerbittliche Schnabel aus dem Buch pickte.“ (S. 258).
Ein bisschen schade fand ich das offene Ende, bzw. die offenen Enden. Ich hätte gern erfahren, wie es mit Pia, Paul und Elise, sowie Cora und Robert weitergeht.
Aber das ist natürlich Geschmacksache. Hier kann man spekulieren und phantasieren 🙂
Trotz meiner beiden äußerst subjektiven Kritikpunkte, die nicht wirklich schwer ins Gewicht fallen, hat mich der Roman „Hin und Zurück“ sehr gut unterhalten. Ich empfehle ihn gerne weiter.
Tessa Hadleys Roman „Zwei und zwei“, der bereits im März 2020 erschienen ist, liegt schon bereit

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Melancholisch und heiter, unterhaltsam und tiefgründig.

Das Glück meiner Mutter
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Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner ...

Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner letzten Beziehung alleine lebt.

Eines Tages gönnt er sich sein Traumauto, einen Mini und macht er sich zusammen mit seiner seit drei Jahren verstorbenen Mutter auf in die Toskana, die seine Leidenschaften verkörpert.
Zusammen mit seiner verstorbenen Mutter?
Ja, denn sie, die in einer zerrütteten Ehe lebte und für die er sich zeitlebens verantwortlich fühlte, ist in seinen Gedanken als warme und schmerzliche Erinnerung immer noch sehr präsent.

In dem abgelegen Ferienhaus, das er sich in der Toskana gemietet hat, lässt er seine Gedanken schweifen und landet immer wieder bei seiner Mutter.
Sie hatte kein einfaches Leben. In jungen Jahren musste sie aus Ostpreußen flüchten und in der neuen Heimat, einer schwäbischen Kleinstadt musste sie Ablehnung und Zurückweisung ertragen.
Die folgenden Ehejahre mit ihrem nach Jahren der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Ehemann waren wortkarg und kompliziert und im Alter war die sehr einsam.

Es ist eine sehr spezielle und ambivalente Beziehung, die Mutter und Sohn verband und verbindet.

Eines Nachts entdeckt und beobachtet Philipp in seinem Pool eine schwimmende nackte Frau.
Sie kommen in Kontakt und in den folgenden langen, tiefgründigen und intensiven Gesprächen lernen sie sich kennen und kommen sie sich näher.
Durch den Austausch mit der schönen Fremden, die sich ihrem Vater sehr verbunden fühlt, ihre Stiefmutter jedoch zutiefst ablehnt, kann er so manche seiner persönlichen Fragen beantworten, wodurch er sich auch selbst näher kommt.

Der Autor schreibt unaufgeregt und gemächlich und beschreibt die komplexen inneren Vorgänge und verschiedenen Gefühlslagen seiner Charaktere sehr präzise, so dass man das Gefühl hat, den Figuren ganz nahe zu sein.
Er versteht es, Handlungsorte und Szenen so plastisch zu beschreiben, dass man meint, vor Ort zu sein.

Tommy Bayer hat mit „Das Glück meiner Mutter“ eine gleichermaßen zarte, leise und melancholische wie heitere, tröstliche und hoffnungsvolle Geschichte geschrieben, in der es letztlich um die Thematik Familie geht und die am Ende Fahrt aufnimmt und eine überraschende Wendung bietet.
Der Autor überzeugt mich mit seiner einfachen und schnörkellosen Sprache und seinem unaufgeregten Schreibstil in Kombination mit seiner behutsamen und einfühlsamen Art.

Ich empfehle diesen Wohlfühl- und Unterhaltungsroman, der auch literarisch anspruchsvoll ist, sehr gerne weiter!

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