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Veröffentlicht am 30.06.2017

Die letzten Tage der Nacht

Die letzten Tage der Nacht
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Wer hat die Glühbirne erfunden? Diese Frage muss der junge New Yorker Anwalt Paul Cravath in seinem ersten Fall lösen. Denn sein Mandant, George Westinghouse, wird von Thomas Edison gleich mehrmals verklagt, ...

Wer hat die Glühbirne erfunden? Diese Frage muss der junge New Yorker Anwalt Paul Cravath in seinem ersten Fall lösen. Denn sein Mandant, George Westinghouse, wird von Thomas Edison gleich mehrmals verklagt, weil er angeblich dessen Patet für die Glühbirne verletzt hat.....

"Die letzten Tage der Nacht" von Graham Moore ist ein Buch, welches ich rein von der Thematik her wohl nie in die Hand genommen hätte. Physik gehörte nämlich nicht unbedingt zu meinen Lieblingsschulfächern.
Da das Buch aber von Anfang an fast ausschließlich sehr gute Bewertungen erhielt, entschied ich mich, es mir doch einmal näher anzusehen. Und glücklicherweise wurde ich nicht enttäuscht.

Zu Beginn (okay, eigentlich bis zu den letzten 5 Seiten) dachte ich, dass das Buch nur einige reale Fakten bzw. Personen enthält und der Rest rein fiktiv ist. Gehört hatte ich lediglich schon einmal von Tesla und Edison, alle anderen Personen und auch Handlungen (inkl. dem Stromkrieg) waren mir gänzlich unbekannt.
Umso faszinierter war ich, als ich am Ende des Buches las, dass das allermeiste des Buches wirklich auf realen Tatsachen beruht. Sogar den jungen Anwalt Paul gab es wirklich. An dieser Stelle muss ich schon einmal ein großes Lob an den Autor aussprechen: In diesem Buch steckt vermutlich unglaublich viel Recherchezeit und diese vielen Informationen dann auch noch in einem Roman zu verpacken, dass ist schon hohe Kunst!
Besonders mochte ich auch, wie Graham Moore am Ende in einem Nachwort noch einmal für alle Szenen erwähnt, was der Wahrheit entspricht und was seiner Fantasie entspringt.

Weiterhin gefielen mir die Zitate, mit denen jedes neue Kapitel beginnt, sehr gut. Denn teilweise stammen sie von Personen aus dem 21. Jahrhundert und passen trotzdem wunderbar. Daran sieht man vor allem auch, dass die Grundthematik des Streites immer noch absolut aktuell ist. Wenn es auch heutzutage nicht mehr um Glühlampen geht.

Den Schreibstil des Autors fand ich leider nicht durchgänging gelungen. Ich kann kein konkretes Beispiel nennen, aber einige Sätze wurden meiner Meinung nach durch die Grammatik noch etwas verkompliziert (besonders an sowieso schon komplizierteren Stellen, an denen irgendwelche physikalischen Gesetze erklärt werden :D). Trotzdem ist das Buch aber auch ohne größeres physikalisches Fachwissen definitiv sehr gut verständlich und wenn nicht, dann kann man die Ausschweifungen der Erfinder über ihre verschiedenen Glühfädenarten auch einfach etwas überspringen ;) Ich gebe ehrlich zu, ich habe das das ein oder andere Mal gemacht, weil mich diese Szenen einfach etwas langweilten.

Insgesamt ist "Die letzten Tage der Nacht" von Graham Moore trotz einigen wenigen etwas langatmigeren Szenen ein tolles Buch und besonders für alle Technik- bzw. Physikbegeisterten Menschen absolut zu empfehlen. Natürlich auch für alle anderen, die sich einfach mal auf ein außergewöhnliches Buch, welches es so sicher kein zweites mal gibt, einlassen möchten.

Veröffentlicht am 21.06.2017

Tochter des Windes

Tochter des Windes
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>>"Baba!" Haya fürchtet sich so sehr, dass sie glatt vergisst, dass sie eigentlich gar nicht hier sein dürfte. "Deine neue Statue will mich auffressen!"

>>"Baba!" Haya fürchtet sich so sehr, dass sie glatt vergisst, dass sie eigentlich gar nicht hier sein dürfte. "Deine neue Statue will mich auffressen!"<< (S. 109)

Prinzessin Haya von Jordanien verliert mit 3 Jahren ihre Mutter bei einem Unfall. Da ihr Vater vielbeschäftigt ist, soll sich die Gouvernante Frances um Haya und ihren Bruder Ali kümmern. Doch Frances ist sehr streng und versucht aus Haya eine „echte“ Prinzessin zu machen, dabei wäre Haya doch viel lieber draußen im Stall bei den Pferden. Sie zieht sich immer weiter zurück, bis sie an ihrem 6. Geburtstag das Araberfohlen Bree kennenlernt. Bree hat ebenfalls ihre Mutter verloren. Die beiden werden zu einem unzertrennlichen Team und Bree wird Hayas Leben für immer verändern…

Prinzessin Haya von Jordanien ist sicherlich vielen (älteren) Reitern ein Begriff, war sie doch bis 2014 Präsidentin der FEI (Fédération Équestre Internationale/Internationale Reiterliche Vereinigung).
"Tochter des Windes" von Stacy Gregg beruht auf Prinzessin Hayas Leben.
Ein Kinderbuch über das Leben der ehemaligen FEI Präsidentin, dass muss ich haben, dachte ich mir. Leider wurde ich etwas enttäuscht.

Das Buch ist auch Hayas Sicht als 12-jährige geschrieben, wobei sie sich an die Handlungen in ihrem Leben vorher erinnert und dann quasi als 3/5/6/...-jährige spricht. Genau diese Art der Erzählung macht es dem Leser schwer, nachzuvollziehen, wie alt Haya gerade ist. Ihre Handlungen und die Sprache passen oft nicht zu dem gerade angegeben Alter. Sie klingt als 3-jährige schon teilweise wie eine Erwachsene. Außerdem ist es schwer vorstellbar, dass sie sich als 12-jähre noch so genau an verschiedene Dialoge erinnert.

Was mir dagegen sehr gut gefällt, ist die Benutzung der arabischen(?) Worte, wie z.B. Baba für Papa. Das verdeutlicht noch einmal den orientalischen Flair der Geschichte und lässt sie etwas märchenhaft wirken.
Das Cover finde ich sehr passend zur Geschichte und unglaublich schön. Und auch der Titel ist nicht bedeutungslos, wie man im Laufe des Buches erfährt.

Das Buch wird angepriesen als Lebensgeschichte von Prinzessin Haya (bzw darauf basierend), aber daran ist es in meinen Augen völlig vorbei geschlittert. An ganz wenigen Stellen enthält das Buch eine biografischen Fakten, aber grundsätzlich könnte es auch einfach irgendeine Geschichte eines pferdebegeisterten Mädchens in Jordanien sein.

Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist die Darstellung von Haya selbst und ihrer reiterlichen Karriere. Haya scheint perfekt zu sein, nur gute Noten, spitze im Turnen, Reiten, etc pp. Besonders was das Reiten angeht, scheint Haya Dinge zu können, für die reale Reiter viele Monate und Jahre brauchen. Auch kann sie als 7-jähriges Mädchen schon selbstständig ihr Pferd aus der Box holen, putzen und füttern. Wer schon einmal einen Jährling (ein 1-jähriges Pferd, Bree ist zu dem Zeitpunkt etwa 1 Jahr) an der Hand hatte, wird ganz genau wissen, dass Haya absolut keine Chance gegen das Pferd haben würde.
Und auch im Springen könnte ein ca 8-9 Jähriges Mädchen nie im Leben innerhalb weniger Monate von nicht-springen-können auf S-Niveau kommen...
Diese Ponyhofromantik (der Begriff passt in dem Buch nicht ganz, aber der Inhalt bleibt gleich) ist in Büchern für diese Altersgruppe leider ziemlich normal, aber in meinen Augen völlig falsch.

Im Gegensatz zur Darstellung der reiterlichen Karriere gefiel mir die von Hayas Emotionen und ihrer Beziehung zu Bree sehr. Man konnte unglaublich gut mit Haya mitfühlen und sie bei ihren Ängsten und Erfolgen begleiten. Die Beziehung zu ihrer Stute ist sehr eng und gefühlvoll.

Was mir allerdings beim Lesen sehr sauer aufgestoßen ist, sind die Details zu Pferden an sich. Bree steht offensichtlich nur in der Box und wird innerhalb von 2 Tagen eingeritten. Diese Darstellung vermittelt einfach ein völlig falsches Bild vom Pferdeleben.

Insgesamt ist "Tochter des Windes" eine wirklich schöne orientalische Pferdegeschichte, die leider viele Kritikpunkte aufweist und bekommt daher von mir nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Nett für Zwischendurch :)

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Die 34-jährige Brett Bohlinger glaubt sich nach dem Tod ihrer Mutter als neue Chefin von Bohlinger Cosmetics. Doch bei der Testamentseröffnung kommt alles anders als gedacht und Bretts Schwägerin ist die ...

Die 34-jährige Brett Bohlinger glaubt sich nach dem Tod ihrer Mutter als neue Chefin von Bohlinger Cosmetics. Doch bei der Testamentseröffnung kommt alles anders als gedacht und Bretts Schwägerin ist die Erbin des Konzerns.

Während Bretts Brüder alle ein Millionenschweres Erbe erhalten, hat sich ihre Mutter für sie etwas ganz besonderes überlegt: Die Liste binnen eines Jahres abarbeiten, um das Erbe zu erhalten. Der letzte Wille von Bretts Mutter war, dass diese zu einem anderen Menschen wird und wieder den Blick für die Dinge, die ihr früher wirklich wichtig waren, gewinnt.

Doch wie soll Brett nur innerhalb eines Jahres ein Kind bekommen, Lehrerin werden und nebenbei auch noch Hund, Pferd und Haus kaufen?

„Morgen kommt ein neuer Himmel“ ist Lori Nelson Spielmans erster Roman im deutschsprachigen Raum und auch mein erster Roman von ihr.

Das Cover ist sehr verspielt und deutet schon auf eine eher seichte Lektüre hin, dennoch hat es erstaunlich viel Inhalt, der auch noch zum Buch passt. Die ganzen kleinen „Anhänger“ im Baum sollen wohl Bretts Lebensziele darstellen, das finde ich äußerst gelungen.

Spielmans Schreibstil ist angenehm flüssig und einfach zu lesen. Man kann sich sehr schnell in Brett hineinfühlen und mit ihr gemeinsam ihre Ziele/Aufgaben bestreiten.

Brett selbst ist eine nette Persönlichkeit, mir fehlte bei ihr aber doch etwas der Tiefgang, dafür, dass sie ja doch die Protagonistin der Geschichte ist.

Die Story selber gefiel mir äußerst gut, die Idee, Brett zu einem anderen Menschen zu machen, mochte ich sehr und es zeigt einem mal wieder, wie gut wir es doch in unserer Welt haben und wie wir langsam aber sicher den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben verlieren, weil wir ja einfach alles nötige haben. Bretts Entwicklung mochte ich sehr, es ist auch wirklich authentisch, dass sie nun endlich „ihr“ Leben gefunden hat. Besonders die Darstellung ihres neuen Jobs fand ich toll.

Ein großes Manko hat die Geschichte jedoch: Sie ist einfach extrem voraussehbar. Mir war ehrlich gesagt schon nach 20 Seiten absolut klar, wie die Geschichte endet. Aber das ist nun einmal typisch für dieses Genre, ich hätte mir aber trotzdem ein paar Überraschungen gewünscht, denn alle Veränderungen wurden irgendwie immer „angekündigt“, sodass quasi klar war, wie es weitergeht. Das fand ich ziemlich schade.

Alles in Allem ist das Buch aber eine nette Lektüre für Zwischendurch mit einer interessanten Grundidee, die unter der Voraussehbarkeit leider etwas gelitten hat. Trotzdem kann ich das Buch uneingeschränkt an jeden, der Lust auf leichte Literatur hat, empfehlen.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Etwas zu "zufällig"...

The Sun Is Also a Star
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"Sure, but why not more poems about the sun? The sun is also a star, and it's our most important one. That alone should be worth a poem or two." (p. 178)

One day Natasha and Daniel meet each other in ...

"Sure, but why not more poems about the sun? The sun is also a star, and it's our most important one. That alone should be worth a poem or two." (p. 178)

One day Natasha and Daniel meet each other in the crowded streets of NYC. She doesn't believe in fate and her family will be deported today in the evening. He believes in love at the first sight. And when he sees Natasha, he loves her. But she's fighting for a chance to stay in America. A relation is the last thing, she currently would like to have
Will their be any chance for the two of them?

"The sun is also a star" is the second book of Nicola Yoon. I enjoyed her debut "Everything, Everything" pretty much, but in my opinion this one cannot build on the succes of the first.

Like in "Everything, everything" I really enjoyed Nicola Yoons language, it's not "typical" English. I think, it is because of her Jamaican background, that she knows/uses some more unnusual words? (i've never known before, that words like "Lust" and "quasi" also exists in English [that are not the best examples for the language, but the one, i've still in mind :D])
Besides that, I like, how the author lets the universum speak, and how it explains some cultural differences. I think, she have experienced some of them on her own...

The point I would like to critizise most, is the "speed" of the whole story. Tasha and Daniel meet each other in the morning, and a few hours later they have their first kiss? I know, Tascha's time is marching on, but in my opinion, there were too much things for only one day.

Natasha and Daniel are characters with an interesting background and I liked the short storys of their family and life. But especially Daniel is drawn too poetical, he's a dreamer, but he is cute^^
Natasha is completely different from him, and I couldn't really identify with her.

Another point, I don't really like, is the changing of perspectives. Most chapters are just 1-2 sites long, thats to short in my opinion, sometimes I would have liked to read some more from one person. There are also some chapters of people out of the main story (they have something to do with it too, but more besides it) I would like to tear out of the book :D They sometimes really disturbed my reading "flow".

All in all, I really liked the plot pretty much, but the implementation is not mine. Too much chliches, too much fate.

>>"You're impossible," she says.
"It's possible," I say.<< (p. 123)

Veröffentlicht am 06.06.2017

Total schön mit kleinen Schwächen :)

Und nebenan warten die Sterne
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Erika möchten zu den besten 50 Maklern Manhattens gehören und stürzt sich sehr in ihre Arbeit. Ihre beiden Töchter Kristen und Annie liebt sie sehr, doch neben der Arbeit kommen sie immer wieder zu kurz.
Als ...

Erika möchten zu den besten 50 Maklern Manhattens gehören und stürzt sich sehr in ihre Arbeit. Ihre beiden Töchter Kristen und Annie liebt sie sehr, doch neben der Arbeit kommen sie immer wieder zu kurz.
Als Kristen bei einem schrecklichen Zugunglück ums Leben kommt, vergräbt sich Erika noch weiter in ihrer Arbeit, da sie sich unglaubliche Vorwürfe macht, weil sie ihre Töchter eigentlich zur Uni fahren wollte.
Auch Annie nimmt alle Schuld auf sich, weil sie eigentlich auf Kristen aufpassen sollte.
In ihrer Trauer entfernen sich Erika und Annie immer weiter von einander...

"Und nebenan warten die Sterne" ist der dritte Roman von Lori Nelson Spielman und mein zweiter von ihr. Zuvor habe ich bereits "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen. Die drei Bücher sind alle Einzelbände, sodass man sie für das Verständnis der Geschichte nicht nacheinander lesen muss.

Die Stimme von Lori Nelson Spiel ist unverkennbar, ihr Schreibstil wie gewohnt leicht und doch sehr emotional.
Vor allem die Perspektivwechsel zwischen Erika und Annie empfinde ich als äußerst gelungen.

Das Cover gefällt mir diesmal leider nicht so gut. Die Farbkombi finde ich eher unpassend (ja, es soll ein Komplementärkontrast sein, ich weiß. Die Nuancen passen meiner Meinung nach trotzdem nicht zusammen). Auch sehe ich außer der kleinen Frau mit einem Koffer (Annie?) keinen wirklichen Bezug zur Geschichte. Daselbe mit dem Titel. Aber die Optik harmoniert sehr gut mit den beiden anderen Bänden und man erkennt sofort, dass es von Lori Nelson Spielman ist :)

Besonders gut gefällt mir, wie auch in "Morgen kommt ein neuer Himmel", die Rahmenstory. Sie besteht aus vielen interessanten Aspekten und Charakteren. Die Darstellung von Erika und Annie, wie sie beide mit Kristens Tod umgehen und nach und nach zu ihrem alten Leben zurückfinden, finde ich sehr gelungen.
Vor allem Annie mag ich sehr gern. Ihren Aufenthalt in Paris fand ich sehr interessant.
Außerdem gefällt mir die Idee mit dem Sprüchealbum, ich glaube, so eins hätte ich auch gerne. Ich finde die Sprüche auch äußerst gut in die Handlung eingebunden.

Im Gegensatz zu "Morgen kommt ein neuer Himmel" ist die Geschichte diesmal nicht so voraussehbar und mit vielen Überraschungen gefüllt.

Zusammengefasst kann man sagen, dass "Und nebenan warten die Sterne" eine sehr emotionale Familiengeschichte ist. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!