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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2021

Eiskalt und gnadenlos

Der Angst verfallen
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Hans verschwindet und wird tot im zugefrorenen Weiher aufgefunden. Die alternde Thriller-Schriftstellerin Burkhard wird beinahe zeitgleich im eigenen Haus überfallen und erfährt über ein Video detailliert ...

Hans verschwindet und wird tot im zugefrorenen Weiher aufgefunden. Die alternde Thriller-Schriftstellerin Burkhard wird beinahe zeitgleich im eigenen Haus überfallen und erfährt über ein Video detailliert von den Umständen, welche den Tod des Kindes herbeiführten. Sie soll gezwungen werden, diese „Kurzgeschichte“ zu veröffentlichen. Die Ermittlungen nehmen gerade erst Fahrt auf, da verschwindet die elfjährige Mia.

„Der Angst verfallen“ ist ein solider Thriller mit viel Spannung, unerwarteten Wendungen, sich überschlagenden Ereignissen und einem Ermittlerteam, welches aus „Typen“ besteht, so dass auch die „übliche“ Ermittlungsarbeit mit der Interaktion aller Beteiligten interessant vonstattengeht.
Den ersten Teil der Serie um die Ermittler Köstner und Hattinger habe ich nicht gelesen, was jedoch für den Lesegenuss dieses zweiten Bandes kein Hindernis darstellt.

Die Protagonisten sind gut gezeichnet, die örtlichen und menschlichen Gegebenheiten gut eingefangen. Es vermischen sich Gegenwart und Vergangenheit, alte Seilschaften treten zutage und das lange Gedächtnis einer Dorfgemeinschaft sorgt für verhärtete Grenzen. Und am Ende ist doch noch lange nicht alles so, wie es schien…

Mark Franley gelingt es von Anfang an, mich einzufangen, Seite für Seite voranzutreiben und dem Finale entgegenzustreben. Die Emotionen, die Spannung und teilweise Ernüchterung fühle ich hautnah. Für mich ein absoluter Lesegenuss sowie eine Empfehlung für Thriller-Fans!

Das bildlich eher schlicht gehaltene Cover mit seinem roten Schriftzug spiegelt für mich den Schauplatz der Geschichte unbelastet wider.


Mark Franley, Der Angst verfallen, Thriller, Taschenbuch, Edition M, 9,99 €, 475 Seiten, Erscheinungstermin 28.09.2021

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Kleiner Einblick in eine fremde Welt

Der Sohn des Schamanen
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Über indigene Völker weiß ich wenig. Insofern hat mich dieses Buch angesprochen. Meine Erwartung war geprägt von der mehr oder minder wildromantischen Lage der Eingeborenen zu Zeiten der Missionare, wie ...

Über indigene Völker weiß ich wenig. Insofern hat mich dieses Buch angesprochen. Meine Erwartung war geprägt von der mehr oder minder wildromantischen Lage der Eingeborenen zu Zeiten der Missionare, wie sie in Spielfilmen transportiert wird und die nicht von Frieden geprägt war. Davon musste ich mich zunächst entfernen, denn wir haben 2021 und die Missionierung von indigenen Völkern liegt schon sehr lange zurück. Stattdessen gibt es eine neue Bedrohung durch industrielle Abholzung der Regenwälder. Was wiederum eine weitere Anpassung der Menschen fordert.

Dzuliferi Huhuteni ist heute 60 Jahre alt. Er ist mit den guten und schlechten Seiten der Zivilisation aufgewachsen und verfügt insofern über einen sehr großen Wissensschatz, auch als Wanderer zwischen den Welten.

Huhuteni erzählt seine Geschichte nicht uneigennützig. Er strebt an, ein guter Häuptling werden zu können, der durch schamanische Fähigkeiten für seine Familie Schutz und Heilung bieten kann. Darüber hinaus möchte er die Geschichten, Weisheiten und Fähigkeiten seiner Vorfahren zusammentragen, aufschreiben, als Buch veröffentlichen und dieses dann als Lehrmittel in den Schulen der Stämme genutzt wissen, damit das alte Wissen nicht verloren gehen möge.

Thomas Fischermann hat auf vielen Expeditionen unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen Land und Leute kennengelernt und darf in Begleitung von Dzuliferi auch abgelegene, weniger zivilisierte Stämme und entfernte Verwandte kennenlernen. Dzuliferi fungiert hier als Wegbereiter, zäher Verhandler und Übersetzer, wenn die Eingeborenen ihre Geschichten und Erfahrungen erzählen.

„Der Sohn des Schamanen“ habe ich gerne gelesen. Manchmal war es für mich etwas mühsam, mich in den Erzählungen über Erfahrungen / Ereignisse im Zusammenhang mit Bewusstseinsreisen und traditionellem Glauben zurechtzufinden. Die Bedrohung durch Schatzsucher, Landvermesser, Militär und die Holzindustrie war mir in diesem Umfang nicht bewusst. Der Klimawandel trägt sein Eigenes mit bei.

Ich habe die Männer gerne in diese Fremde begleitet und einen kleinen Einblick in das doch entbehrungsreiche, teilweise sehr schwere Leben indigener Völker und den Spagat zwischen Tradition und Moderne erhaschen können.

Dieses eBook habe ich im Rahmen des Angebots von PenguinRandomhouse-Testleser vorab lesen dürfen.


Thomas Fischermann / Dzuliferi Huhuteni, Der Sohn des Schamanen, Sachbuch, eBook, Heyne Verlag, 17,99 €, 304 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 13.09.2021

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Unaufhaltsam gnadenlos herannahende Unausweichlichkeit

SCHWEIG!
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Weihnachten. Friede, Freude, oder eben auch nicht… Die Schwestern Esther und Sue haben ein gespanntes Verhältnis zueinander. Besonders nach dem letzten Weihnachtsfest. Eigentlich wollte Esther nicht erneut ...

Weihnachten. Friede, Freude, oder eben auch nicht… Die Schwestern Esther und Sue haben ein gespanntes Verhältnis zueinander. Besonders nach dem letzten Weihnachtsfest. Eigentlich wollte Esther nicht erneut einen „ersten Schritt“ wagen, aber es ist doch ihre Schwester und so setzt sie sich am Tag vor Heiligabend doch in den Wagen, um Sue mit einem kleinen Mitbringsel zu überraschen und zu schauen, ob es ihr gut geht.

Was beginnt wie „nur“ ein unerwünschter Besuch weitet sich dramatisch und unvorhersehbar aus. Zunächst ist nicht klar, wer die Wahrheit sagt, wem ich glauben kann. Zunehmend gewinne ich den Eindruck, dass mindestens eine der Schwestern psychisch schwer krank sein muss. Anders lässt sich diese widersinnige Kommunikation gar nicht erklären. Eingeschlossen vom Schneesturm, abgeschnitten von jeglicher Kommunikation nach außen, werden jahrelang verborgene Worte gefunden und ausgesprochen. Gefangen in einer sich aufschaukelnden Stimmung strebt die Handlung ihrem unweigerlichen Ende entgegen.

„Schweig!“ ist ein großartiger Thriller. Judith Merchant nimmt mich mit an den Schauplatz der Geschichte. Ich sitze mit am Küchentisch, schaue mir den Tannenbaum im Wohnzimmer an und spüre etwas Großes, Bedrohliches gnadenlos, unaufhaltsam herannahen. Ich kann es jedoch nicht wirklich fassen, es entgleitet mir wieder und als ich endlich eine Ahnung davon bekomme, was die Wahrheit ist, kommt alles ganz anders…

Das Cover passt m. E. wunderbar zum Plot. Eine Reihe von Bäumen, alle in einem Wort, auf einer Grundlage verbunden, in der Mitte tief verwurzelt. Nur ein Baum ist anders. Kann man ihn eingliedern oder wäre es besser, ihn zu fällen?!?

Ein Muss für Thrillerfans!


Judith Merchant, Schweig!, Thriller, flexibler Einband, KiWi Verlag, 15,00 €, 352 Seiten, Erscheinungstermin 09.09.2021

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Verlockung des Wassers

In die Arme der Flut
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Stell Dir vor, Du erlebst einen Augenblick des absoluten Friedens. Du bist ganz bei Dir, es ist ruhig, Du bist frei von negativen Gefühlen, Du fühlst Dich wohl. Der Haken: Du bist gerade dabei zu ertrinken; ...

Stell Dir vor, Du erlebst einen Augenblick des absoluten Friedens. Du bist ganz bei Dir, es ist ruhig, Du bist frei von negativen Gefühlen, Du fühlst Dich wohl. Der Haken: Du bist gerade dabei zu ertrinken; Du wirst im letzten Augenblick gerettet.

Luke Roy hat diesen Augenblick in seiner Jugend erlebt. Inzwischen ist Luke ein erwachsener Mann. Heute will er dem jahrelangen, verführerischen Lockruf des Wassers folgen. Er steht auf der Brücke über dem heimtückischen Fluss. Plötzlich hört er Schreie. Ein Ausflugsboot ist auf dem See gekentert, etwas Rotes treibt zielstrebig dem tödlichen Strudel entgegen. Luke springt und rettet so dem 15jährigen Paul das Leben.

Die Geschichte „In die Arme der Flut“ passt genau in die heutige Zeit. Der ständige Kontakt mit (sozialen) Medien, die kurzen Wege, welche dramatische Ereignisse nur noch beschreiten müssen, um an die Öffentlichkeit zu treten. Bildmaterial von Hinz & Kunz taucht auf, Menschen nutzen positive Nachrichten schamlos für sich, „alles“ will nur den eigenen Vorteil sichern. Die Geilheit der Masse, der Voyeurismus, die Wankelmütigkeit. Dazwischen ein Mensch, der den Zug, welcher losgerast ist, nicht mehr stoppen kann; der von der Macht einer Flutwelle mitgerissen wird.

Jedes Ereignis hat mehrere Seiten, mehrere Interpretationsmöglichkeiten und auch Bilder können unterschiedlich gedeutet werden. So durchlebt Luke eine Achterbahn ihm entgegengebrachter Emotionen. Es ist insgesamt unter dem Strich ein schmutziges Spiel, dem er sich nicht zu erwehren mag.

Gerard Donovan hat ein Buch verfasst, welches sehr wendungsreich und berührend ist, bis zu seinem überraschenden Ende. Ein guter Plot, geschickt in Szene gesetzt und ausformuliert mit einem „Typen“ als Hauptdarsteller.
Das Cover ist eher schlicht gehalten, skizziert einen reißenden Fluss, der über Felsen dem Meer entgegenstrebt. Genau wie die Geschichte in diesem Buch, welches mich sehr gut unterhalten hat.

Dieses eBook habe ich im Rahmen des Angebots von PenguinRandomhouse-Testleser vorab lesen dürfen.


Gerard Donovan, In die Arme der Flut, Thriller, eBook, Luchterhand Literaturverlag, 15,99 €, 320 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 04.10.2021

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Solider Kriminalroman vor schöner Kulisse

Bretonischer Stolz
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Als die Polizei am vermeintlichen Tatort eintrifft, ist die Leiche verschwunden. Keine Spur. Nichts. Die Zeugin ist zudem eine ältere, als leicht verwirrt geltende, ehemalige Schauspielerin. Entsprechend ...

Als die Polizei am vermeintlichen Tatort eintrifft, ist die Leiche verschwunden. Keine Spur. Nichts. Die Zeugin ist zudem eine ältere, als leicht verwirrt geltende, ehemalige Schauspielerin. Entsprechend voreingenommen begrüßen die Beamten vor Ort Kommissar Dupin. Dieser jedoch vertraut auf seine Erfahrung, seine Intuition und Menschenkenntnis, um seinen vierten Fall aufzuklären.

Dupin muss eine ganze Weile gegen die Vorurteile der Kollegen vor Ort anarbeiten, bis er den notwendigen Respekt erwiesen bekommt. Parallel ist einer seiner Mitarbeiter in eigener Mission unterwegs und gerät in Schwierigkeiten, so dass Dupin sich selbstverständlich vor seinen Mitarbeiter stellt. Leider wird vom Präsidium ein anderer Schluss aus der Summe der Vorkommnisse gezogen, so dass der Mordfall fast ungeklärt als abgeschlossen tituliert werden soll.

„Bretonischer Stolz“ ist wie eine schöne Urlaubsreise in die Bretagne. Ich war schon wiederholt dort und finde es schön, die verschiedenen Orte und Gegebenheiten aus erster Hand zu kennen. Okay, bei einer Urlaubsreise wären Leichen, Anschläge & Co. natürlich entbehrlich. In einem Krimi aus der Feder von Bannalec jedoch nicht. Solide Ermittlungsarbeit, ein „Typ“ als Kommissar, schrullige, verlässliche Mitarbeiter*Innen, angenehme Nebenschauplätze und menschliche Abgründe. Ein „rundes“ Buch.

Das Cover passt sich erwartungsgemäß in die Buch-Reihe um Kommissar Dupin ein.


Jean-Luc Bannalec, Bretonischer Stolz – Kommissar Dupins vierter Fall, Kriminalroman, broschierte Ausgabe, Kiepenheuer & Witsch, 14,99 €, 384 Seiten, Erscheinungstermin 13.10.2016

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