Was Aufmerksamkeit, Empathie und Liebe nicht alles bewirken können …
Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)„Wer Mist baut, muss dafür die Konsequenzen tragen.“ (S. 316)
Kurze Inhaltszusammenfassung
Die junge Mutter Greta lernt durch Zufall die lebenslustige Melanie kennen und stolpert durch sie in die Ausbildung ...
„Wer Mist baut, muss dafür die Konsequenzen tragen.“ (S. 316)
Kurze Inhaltszusammenfassung
Die junge Mutter Greta lernt durch Zufall die lebenslustige Melanie kennen und stolpert durch sie in die Ausbildung als Erzieherin im Schloss Schönbrunn. Dort trifft sie auf den Leiter Michael Brenner, der mehr in ihr auslöst, als sie sich als Witwe zunächst eingestehen will, da ihr Ehemann Gustav seit dem Ersten Weltkrieg als verschollen gilt. Neben diesem schwierigen Gefühlschaos wird sie auch noch mit dem veralteten pädagogischen Stil konfrontiert, der im Kinderheim in der Praxis umgesetzt wird und mit den neuen theoretischen Lehren der Ausbildung wenig zu tun hat. Ob Greta die Chancen in beruflicher und privater Hinsicht nutzen kann, um den Weg aus der Trauer um ihren verschollenen Mann heraus in ein glückliches und erfülltes Leben zu finden?
Fazit
Das Cover ist eindrücklich, hoffnungsvoll und spiegelt für mich eine wichtige Botschaft des Buches wieder: wie wichtig vermeintlich einfache Dinge wie zuhören, ernst nehmen, emphatisch sein und Liebe entgegenbringen jedem Menschen, aber besonders Kindern gegenüber, sind und was diese bewirken können. Der Schreibstil ist recht schnörkellos gehalten und lässt sich zügig lesen. Die Charaktere zeigen sich alle sehr authentisch: die unsichere und zurückgezogene Greta, die in ihrer Trauer um ihren verschollenen Ehemann Gustav gefangen ist und erst nach und nach ganz langsam aufblüht; ihre Tochter Gisi, der kleine Wirbelwind und Sonnenschein; die sympathische Melanie, deren Lebensfreude auf Greta überspringt; die Jungen Emil und Ferdl aus dem Kinderheim, beide mit verletzten Seelen durch tragische Schicksale, vorsichtig, unsicher und auf der Suche nach Hoffnung, Liebe und Beständigkeit in ihrem jungen Leben; und Michael Brenner, der einfühlsame und charmante Pädagoge und Sozialdemokrat. Die Handlung thematisiert viele wichtige zeitgenössische Probleme in der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg: Armut, Hunger, familiäre Verluste, Verkrüppelte, Hinterbliebene, Waisen, Witwen – nur um einige Stichworte zu nennen. Gleichzeitig kommen aber auch die Umbrüche zum Tragen, sowohl in der Politik nach der Abschaffung der Monarchie als auch in der Pädagogik, mit der man versuchen möchte, die Kinder zu demokratisch denkenden Menschen zu erziehen, in der Hoffnung, einen weiteren Weltkrieg zu verhindern – was zwar ein toller Ansatz ist, aber leider nicht funktioniert hat wie wir wissen. Dadurch, dass die Handlung sowohl aus Gretas als auch aus Emils Perspektive beschrieben wird, kommt man beiden Schicksalen emotional sehr nahe.
Ich persönlich war etwas enttäuscht, dass das Buch vom Umfang her so kurz gehalten ist. Denn es bietet so viel Potenzial, so viele interessante Themen und Gedankengänge, über die ich mich gefreut hätte, noch ausführlicher zu erfahren. So bleiben am Ende doch einige Handlungsstränge nur angedeutet und bestimmte Aspekte nur oberflächlich angekratzt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es aus der Schönbrunn-Reihe der Autorin noch eine Fortsetzung, die die Geschichte rund um Greta weiterführt.
Empfehlung
Die Kinder von Schönbrunn eignet sich für jeden, der zwar an ernsten Themen rund um die Gesellschaft in Wien nach dem Ersten Weltkrieg interessiert ist, aber gleichzeitig auch einen kurzweiligen, emotional berührenden Roman mit einer dezenten Liebesgeschichte sucht.