Annie Londonderry - Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt. Roman
Eine bewegende Romanbiographie über die erste Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete
Boston, 1894. Annie ist gerade einmal 24, als sie eine schicksalhafte Entscheidung trifft: Sie lässt sich auf die Wette zweier Geschäftsmänner ein, die behaupten, eine Frau würde es niemals schaffen, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Annie widerspricht: Was ein Mann kann, kann eine Frau schon lange! Also setzt sie sich auf ihr 19 kg schweres Rad, im Gepäck nur Wechselunterwäsche und einen Revolver, und begibt sich auf das Abenteuer ihres Lebens.
Ihre Tour um die Welt schlägt hohe Wellen in der Presse, doch sie birgt auch Gefahren und droht mehrmals zu scheitern.
Wird Annie trotzdem Erfolg haben? Wird sie ein Zeichen setzen für alle Frauen, die wie sie von Gleichberechtigung träumen?
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil ich die Kurzbeschreibung einfach toll fand. Zugleich den Hinweis, dass die Erzählung auf wahren Tatsachen beruht – sowas macht mich immer umso neugieriger! Vor ...
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil ich die Kurzbeschreibung einfach toll fand. Zugleich den Hinweis, dass die Erzählung auf wahren Tatsachen beruht – sowas macht mich immer umso neugieriger! Vor allem, wenn das Ganze dann auch noch in der Vergangenheit spielt und eine starke Frau im Mittelpunkt steht.
Annie hat es nicht leicht. Sie hat jung geheiratet, hat nun mit 24 mehrere kleine Kinder, einen Mann, der lieber betet als arbeitet und muss sehen, dass sie über die Runden kommen. Kein Wunder, dass sie von etwas anderem träumt und aus ihrem Leben ausbrechen möchte.
Und so kommt es, dass sie Teil einer Wette wird und mit dem Fahrrad die Welt umrunden möchte. Wohlgemerkt, wir schreiben das Jahr 1894 und das Leben ist ein ganz anderes als heute. Annie aber ist wagemutig und macht sich mit ihrem Rad, ein bisschen Wäsche zum Wechseln und einer Waffe auf die Reise. Sie erlebt ein Abenteuer, das für mehrere Menschen reichen würde, gerät immer wieder in große Gefahr und muss sich am Ende der Frage stellen, was wirklich glücklich macht.
Ein absolut lesenswertes, spannendes und interessantes Buch um eine ungewöhnliche Frau, die Geschichte schrieb.
Wenn man das Buch in der Hand hält, hält man automatisch den Atem an. Zumindest ist es mir so ergangen. Eine wunderschöne Aufmachung und man sieht schon soviel. Eine Reise, ein ...
Meine Meinung und Fazit:
Wenn man das Buch in der Hand hält, hält man automatisch den Atem an. Zumindest ist es mir so ergangen. Eine wunderschöne Aufmachung und man sieht schon soviel. Eine Reise, ein verrücktes Abenteuer und ein Blick in die Welt. All das hat mich schon im Vorfeld begeistert und ich wurde nicht enttäuscht.
Es ist ein Buch über eine junge Frau, die im Alltag gefangen ist. Jeder Tag läuft gleich ab, sie bemüht sich, macht alles und doch ist zu wenig Geld da. Ihr Mann liebt den Glauben mehr als sie und dann bekommt sie Wind von der Wette. Dass sie davon begeistert ist, ist für mich nachvollziehbar, sie wollte ausbrechen. Schwierig dabei ihre kleinen Kinder zurück zu lassen.
Für mich ein wunderschönes, einfühlsames Buch. Was aufzeigt, welche Schwierigkeiten Frauen damals ausgesetzt waren. Welche Ammenmärchen durch Männer verbreitet wurden sind, lässt einen Kopfschüttelnd zurück. Aber es zeigt auch, wie wichtig es ist, ein Ziel zu haben und zu versuchen, es zu erreichen. Und das es immer Hürden gibt, die zu überwinden sind. Und wie positiv Liebe wirken kann.
Eine eindeutige Leseempfehlung. Hervorzuheben ist noch das Nachwort und die Fakten.
Hier meine Lieblingsstellen im Buch:
Seite 109 "Ich will raus aus dem Ghetto! Meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich!
Seite 143 "Zu sich selbst zu stehen und eine freie, selbstbewusste Frau zu werden, kann sehr teuer sein."
Seite 362 "Und es geschah so unerwartet, wie jene Dinge eben zu geschehen pflegen, die einen Menschen von einem Augenblick zum anderen auf den Gipfel des Glücks stellen oder ins Tal des Unglücks stürzen."
Mein Dank geht an das Team von lovelybooks.de, den Lübbe Verlag für das bereitgestellte Rezi-Exemplar und an die Autorin.
Die Romanbiographie ist nicht nur ein packendes Abenteuer, sondern auch eine eindringliche Auseinandersetzung mit den Themen Gleichberechtigung und Emanzipation. Annie wird zur Symbolfigur für all die ...
Die Romanbiographie ist nicht nur ein packendes Abenteuer, sondern auch eine eindringliche Auseinandersetzung mit den Themen Gleichberechtigung und Emanzipation. Annie wird zur Symbolfigur für all die Frauen, die damals wie heute davon träumen, ihre eigenen Wege zu gehen und Hindernisse zu überwinden. Susanna Leonard zeigt einfühlsam auf, welche Widerstände Annie auf ihrer Reise erlebt und wie sie sich immer wieder behauptet.
Der Schreibstil der Autorin ist fließend und angenehm zu lesen. Die Beschreibungen der Orte, die Annie besucht, sowie der historischen Hintergründe sind gut recherchiert und verleihen der Geschichte Authentizität.
Es ist eine Hommage an alle Frauen, die den Mut haben, gegen gesellschaftliche Konventionen anzukämpfen und ihre Träume zu verwirklichen. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die nach einer fesselnden und inspirierenden Lektüre suchen.
"Die Radfahrerin: Annie Londonderry" ist das zweite Buch, dass ich von Susanna Leonard gelesen habe. Ähnlich wie das erste (Anm: "Dian Fossey") erzählt sie hier die Geschichte einer Frau, die etwas außergewöhnliches ...
"Die Radfahrerin: Annie Londonderry" ist das zweite Buch, dass ich von Susanna Leonard gelesen habe. Ähnlich wie das erste (Anm: "Dian Fossey") erzählt sie hier die Geschichte einer Frau, die etwas außergewöhnliches vollbracht hat. Und ähnlich wie in dem genannten Buch, gelingt ihr erneut ein Volltreffer.
Annie Londonderry umrundet die Welt mit einem Fahrrad. Das allein ist in meinen Augen aus heutiger Sicht schon eine Wahnsinnsleistung, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie das bereits Ende des 19. Jahrhunderts getan hat, d.h. mit einem schweren Fahrrad, ohne drölfzig Gänge, gefederte Gabel, Satelstütze und auch ohne schön ausgebaute Radwege, macht es schier unglaublich. Aber für Annie geht es mit dieser Reise um einen Ausbruch aus ihrem bisherigen Leben, ausdem sie durch das ausgesetzte erhebliche Preisgeld wirtschaftlich ausbricht als auch ihrer Rolle als Frau, die zu Haus die Kinder und den Herd hüten soll. So motiviert, wagt sie das unglaubliche gegen alle Widerstände - ein absolut lesenswertes Buch.
Annie Kopchovsky ist 22, verheiratet mit einem Hausierer, strenggläubiger Jude, Mutter von drei kleinen Kindern, wohnhaft mit Bruder und Schwägerin sowie deren Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, einer ...
Annie Kopchovsky ist 22, verheiratet mit einem Hausierer, strenggläubiger Jude, Mutter von drei kleinen Kindern, wohnhaft mit Bruder und Schwägerin sowie deren Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, einer Pappschachtel in jüdischen Ghetto von Boston. Ihr Mann geht lieber in die Synagoge zum Thora-Studium als Geld nach Hause zu bringen oder auf die Kinder aufzupassen.
Annie ist zu jung und zu lebenshungrig, um in diesem Gefängnis zu versauern. Sie sehnt sich danach, frei zu sein wie die Wildgänse, und hat Angst, das Schicksal der Hausgänse zu teilen, nach Gefangenschaft das Leben zu verlieren.
Wenn das Geld knapp ist, wie meist, verdient Annie etwas dazu, indem sie Werbeanzeigen in Zeitungen verkauft. Dabei stößt sie auf eine Anzeige, die ihr Leben verändert: Gesucht wird eine Frau, die bereit und gesund genug ist, ohne Geld und nur mit Wechselunterwäsche auf ein Fahrrad zu steigen und in einem Jahr die Welt zu umradeln. Geld hat Annie eh keines, Fahrrad fahren kann sie aber eigentlich auch nicht, aber das ist ihre Chance. Gewinn: 10.000 Dollar und 5.000 Dollar, die sie auf der Fahrt verdienen muss. Z. B. durch die Vorträge, die sie über ihre Fahrradtour hält oder ihre Berichte für Zeitungen, in denen sie à la Karl May ihre Erlebnisse mehr als großzügig ausschmückt. Das Preisgeld würde für ein neues Leben außerhalb der Enge des Bostoner Ghettos reichen. Und so radelt Annie allen Widerständen zum Trotz los in die weite Welt. Sie wird Opfer von schlechten Wegen, ihrem geschundenen Körper, übler Nachrede, Diebstahl, Gewalt und Krieg. Aber sie erlebt auch Liebe, Begeisterung und viele unvergessliche Momente. Kann sie überhaupt noch in ihr altes Leben und zu ihrer Familie, insbesondere zu ihren Kindern zurück?
Mit großer Sym- und Empathie für ihre Heldin vermittelt die Autorin dem Leser einen differenzierten, tiefgehenden Einblick in das Seelenleben von Annie, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste und Gewissensnöte. Sie zeigt uns eine mutige und unkonventionelle Frau, die ihre drei kleinen Kinder zurücklässt, um dem Traum von Freiheit zu folgen, die die Leute, die ihr auf ihrer Fahrt begegnen, zu bezaubern und um den Finger zu wickeln weiß, die einen Hang zur Übertreibung hat, die bereit ist, auch mit Fäusten für ihr Ziel zu kämpfen, und die bis zur Selbstaufgabe keine Mühen scheut, ihr Ziel zu erreichen. Schnell schließt man Annie in sein Herz und kann verstehen, warum ihr so viel Begeisterung entgegenschlägt.
Neben den historisch verbürgten Personen erfindet Susanna Leonard noch einige ausdrucksstarke Figuren hinzu, die der Geschichte einen weiteren Reiz verleihen, insbesondere den liebenswerten Literaturprofessor Dowe als Initiator der Wette und Mentor Annies.
Annies Reise um die Welt schildert die Autorin anhand spannender Episoden, teils in Auszügen aus Annies Reisetagebuch, teils in direkter Beschreibung, teils in der Wahrnehmung derer, die daheim geblieben sind, wie Dowe und seine Frau. Die Schwierigkeiten, vor die eine Radtour dieses Ausmaßes im Jahre 1895 (!) und unter den genannten Bedingungen nicht nur eine Frau stellt, verleihen dem Geschehen eine Dynamik, der sich der Leser nicht entziehen kann. Immer wieder kurz vor dem Scheitern kommt häufig von unerwarteter Seite ein lebensrettender Impuls, und es kann weitergehen. Doch zum Verschnaufen kommt der Leser nicht lange.
Ich finde es wunderbar, dass diese außergewöhnliche Frau mit der vorliegenden Romanbiographie wieder in Erinnerung gebracht und ihr damit ein hoffentlich bleibendes Denkmal gesetzt wird. Denn die Zeugnisse über Annie Londonderrys – wie sie sich auf der Fahrradtour nennt – Leistung sind wahrlich rar. Umso empfehlenswerter ist die Lektüre dieses Buches von Susanna Leonard.