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Veröffentlicht am 29.03.2021

Ich habe erst spät den Wert dieser Geschichte erkannt

Der Ruf des Schamanen
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Irgendwie fällt es mir schwer, dieses Buch zu rezensieren. Ich hatte große Anlaufschwierigkeiten und bin erst fast ganz zum Schluss richtig in die Geschichte gekommen. Ich weiß nicht. Ich war irgendwie ...

Irgendwie fällt es mir schwer, dieses Buch zu rezensieren. Ich hatte große Anlaufschwierigkeiten und bin erst fast ganz zum Schluss richtig in die Geschichte gekommen. Ich weiß nicht. Ich war irgendwie schon darauf und dran 3 Sterne zu vergeben. In meinem Kopf habe ich beim lesen eines Buches schon immer eine Vorstellung, worauf es in der Rezension hinausläuft. Jetzt wo ich es beendet habe, muss ich aber 5 Sterne vergeben. Es geht gar nicht anders. Ich bin total hin und weg von dieser Geschichte.

Warum fragt ihr euch? Ich hoffe, dass ich es euch irgendwie begreiflich machen kann. Ich bin nicht sicher, ob ich es mir selbst überhaupt erklären kann.

Die Geschichte, auch wenn Laila und El Rato irgendwie ein Abenteuer erleben, besticht durch ihre leisen Zwischentöne. Es ist unglaublich. Als ich das Buch zuklappte wusste ich nicht, wie ich die Geschichte finden soll. Die letzten rund 100 Seiten haben mich berührt, aber hm… reicht das für ein gutes Buch? Ich wusste es beim zuklappen nicht. Dann fragte mich mein Lebensgefährte, was ich da denn für ein Buch gelesen hätte. Ich erzählte ihm die Geschichte und musste plötzlich anfangen zu weinen. Tja… und das war es dann. Es war um mich geschehen. Durch das nochmal erzählen der Geschichte hatte ich plötzlich ihren Kern gefunden.

Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt, aber es geht vor allem auch darum, sein Schicksal anzunehmen und Spuren im Leben derjenigen, die man liebt und die den Menschen lieben, zu hinterlassen. Laila findet mit El Rato, Ramirez, Fabio und Gió Menschen, die für sie durchs Feuer gehen würden. Sie findet Freunde, die egal was passiert, zu ihr stehen uns sie unterstützen. Und das ist es, worauf es im Leben ankommt.

Die Geschichte hat, wie bereits erwähnt, keine wirklich Höhepunkte. Davide Morosinotto erzählt eine Abenteuergeschichte ohne wirkliches Abenteuer. Er hat einen eher nüchternen Erzählstil, der mich die Geschichte zwar vor Augen sehen lassen hat, aber der einen nicht mitreißt. Selbst wenn etwas explodiert oder die Kinder entführt werden, kommt keine Action auf. Er erzählt alles eh4r nüchtern.

Und dennoch beeindruckt die Geschichte tief innen drinnen. Sie berührt das Herz und die Kinder sind mir alle schnell sympathisch geworden. Man möchte, dass es ihnen gut geht. Dabei hat man Laila vor Augen, die an einer tödlichen Krankheit leidet und mit der man hofft, dass es eine Heilung für sie gibt. Aber auch El Rato, der scheinbar kein so schönes Leben im Krankenhaus hat, wächst einem ans Herz. Man wünscht sich für ihn Freunde und eine Familie. Da El Rato die Welt außerhalb des Krankenhauses nicht kennt kommt er manchmal herrlich naiv rüber. Die drei Brüder Ramirez, Fabio und Gió stoßen erst sehr spät in der Geschichte dazu, aber auch sie gewinnt man sofort lieb.

Im Laufe der Geschichte stoßen die Kinder auf unterschiedliche Figuren, die ihnen helfen oder schaden wollen. Laila und El Rato schaffen es mit Geschick und Unterstützung immer wieder die verschiedenen Stationen auf dem Weg zum Schamanen zu meistern. Davide Morosinotto arbeitet hier stark schwarz/weiß. Entweder eine Figur ist gut oder sie ist böse. Grautöne findet man nur schwer, was aber gut zu dem nüchternen Erzählstil passt.

Was hier definitiv erwähnenswert ist, ist die tolle Aufmachung. Schon das Cover ist traumhaft und auch innen im Buch sind immer wieder Zeichnungen oder Kritzeleien, sowie Wort-Schlangen eingebaut. Passen zur Geschichte umrahmen sie diese und geben ihr einen besonderen Einschlag. Was etwas anstrengend zu lesen war ist, dass das Schriftbild in den Kapiteln, die aus Lailas Sicht erzählt werden teilweise ihre am Seefeld verschwommene Wahrnehmung widerspiegelt. Gute Idee, aber für tatsächlich teilweise sehr anstrengend zu lesen. Was man tatsächlich erst ganz am Ende versteht sind die Tiere, die jeweils die Überschrift über die Kapitel bilden. Ich will hier nicht spoilern, deswegen kann ich euch dazu nicht mehr sagen. Aber es passt super.

Insgesamt möchte ich euch “Der Ruf des Schamanen” nun doch ans Herz legen. Ihr müsst bereit sein, euch auf die Geschichte einzulassen und die leisen Töne des Buches zu erkennen. Mir hat die Geschichte im Nachhinein wirklich viel gegeben und ich bin stark emotional berührt.

Danke an den Verlag und den Autor für dieses tolle Buch, dessen wahren Wert ich tatsächlich erst nach dem Zuklappen erkannt habe. Spät, aber nicht zu spät! Lesen!

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Sehr interessantes Buch

Digitale Balance
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Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil erfahren wir vom Autor, “Wie wir süchtig gemacht werden”. Sehr anschaulich und mit Beispielen unterlegt schildert der Autor, wie Apps und unser eigenen ...

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil erfahren wir vom Autor, “Wie wir süchtig gemacht werden”. Sehr anschaulich und mit Beispielen unterlegt schildert der Autor, wie Apps und unser eigenen Verhaltensweisen, unsere Gefühle und Gedanken, uns dazu bringen vom Handy abhängig zu werden. Immer wieder stoßen Dinge, die das Handy tut, wie z. B. uns neue Nachrichten ankündigen, oder der Balken, der sich dreht, wenn wir darauf warten, dass Instagram neu lädt, die Domamin-Ausschüttung im Gehirn an. Und, was sind wir? Genau! Dopamin-Junkies! Wer von uns liebt das Glücksgefühl nicht? Die kribbelnde Spannung, ob wohl eine neue Nachricht, ein neuer Beitrag eingegangen ist. Die App-Entwickler wissen sehr genau, wie sie uns psychologisch ködern können.

Im zweiten Teil finden wir dann die Challenge. Mein Plan war eigentlich, die 30-Tage-Challenge durchzuziehen. Das habe ich dann allerdings doch nicht gemacht, da ich gemerkt habe, dass das nicht mein Weg ist (um weniger am Handy zu sein brauche ich nicht zu einer Endhaltestelle zu fahren und dort die Gegend zu erkunden oder ich persönlich möchte mich auch nicht auf Zwang mit Freunden treffen, das tue ich, wenn ich wirklich Lust dazu habe und nicht, weil ich zuhause raus kommen sollte – im Moment ist das ja auch eh schwierig). Meine Spiele habe Ichaber aufgrund der Challenge alle gelöscht, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich daran nie gehangen. Es war eher ein Reflex, zum Handy zu greifen und Scrabble zu spielen, wenn ich mich aufs Sofa gesetzt habe.

Grundsätzlich finde ich die Challenge gut aufgebaut und kann sie empfehlen, wenn man es nicht allein schafft, das Handy Handy sein zu lassen. Wer wirklich viel mit dem Handy spielt, auch wenn er eigentlich mit Freunden zusammen ist, oder Dinge in der Freizeit unternimmt, für den ist die Challenge eine richtig gute Sache. Man wird sich auf jeden Fall seiner (übermäßigen) Handynutzung bewusst. Einige Dinge, wie die beiden oben im Klammerzusatz aufgezählten sind allerdings für mich nicht zwingend mit der Handynutzung zusammen. Wenn ich nicht gerne und viel raus gehe oder mich mit Menschen treffe, dann liegt das nicht zwingend daran, dass ich das handy zu viel nutze, sondern durchaus auch an anderen Dingen. Ich bin mir mit solchen Aufgaben nicht so sicher, ob sie sinnvoll sind, oder nicht.

Im dritten Teil finden wir Gedanken des Autors dazu, warum Soziale Medien und das Handy eigentlich so süchtig machen und wo die Gefahren dabei liegen. HateSpeech und Cybermobbing sind reale Gefahren der digitalen Welt.

Also, mein Fazit ist, dass ich das Buch und die Challenge wirklich gut finde, wenn man sehr viel am Handy spielt/ liest, es wirklich viel nutzt. Mir persönlich ist eher bewusst geworden, dass ich es gar nicht so dringend brauche und in vielen Situationen sowieso schon nicht dabei hatte. Ist auch eine gute Erkenntnis. Aber auch mich hat das Buch dazu gebracht, die Handynutzung noch stärker einzuschränken.

Ich vergebe gerne 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Pageturner

Sommerleuchten am See
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Von den Einzelbänden, die ich bisher von Sarah Morgan gelesen habe ist “Sommerleuchten am See” für mich das absolut stärkste Buch. Mich hat die Geschichte um Flora, Izzy und Becca wirklich tief berührt ...

Von den Einzelbänden, die ich bisher von Sarah Morgan gelesen habe ist “Sommerleuchten am See” für mich das absolut stärkste Buch. Mich hat die Geschichte um Flora, Izzy und Becca wirklich tief berührt und ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen, weil ich nicht aufhören konnte.

Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von Flora erzählt, aber auch Clare und Izzy kommen zu Wort. Das ist übrigens typisch für die Einzelbände von Sarah Morgan, dass die Frauen die Geschichte erzählen. In diesem Band hätte ich mir tatsächlich auch ein wenig Jacks Sichtweise gewünscht. Sie hat nicht sehr stark gefehlt, aber an der einen oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, zu wissen, wie es in ihm aussieht. Vor allem im Umgang mit seinen Töchtern macht er einen so tollen Eindruck. Wir erfahren nur aus der Sicht der anderen, wie toll er mit ihnen umgeht.

Flora hat mir sehr gefallen, denn mit ihr konnte ich mich gut identifizieren. Sie versucht, auch bedingt durch ihre Kindheit, es allen Recht zu machen und allen zu gefallen. Dies geht bei ihr teilweise bis zur Selbstaufgabe, so dass sie bereit ist, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun will. ganz stark fand ich die Szene zwischen Izzy und ihr, nach der sie sich endlich dieser Tatsache stellt. Wow, was für eine Selbsterkenntnis und wie toll ist sie damit umgegangen. Flora hat über die Geschichte gesehen eine starke Entwicklung durchgemacht und dies lag, aus meiner Sicht, vor allem an Izzy und Clare.

Izzy ist nicht einfach, aber sie hat es auch nicht einfach. Eine junge Frau, geplagt von tiefen Zweifeln und Ängsten. Der Leser spürt dies schnell, auch wenn man lange nicht weiß, was hinter ihren Verhalten steckt. Zunächst machte sie es mir wirklich nicht einfach, sie zu mögen. Nach und nach fängt man aber an, hinter ihre ablehnende Fassade zu schauen und baut so Verständnis auf. Sie ist kein schlechter Mensch, ganz sicher nicht.

Clare war das Bindeglied zwischen Jacks, Izzys und Mollys altem Leben mit Becca und ihrem neuen Leben mit Flora. Durch Clare bekamen wir auch Einblicke in das frühere Leben der Familie mit Becca. Es war ganz sicher nicht immer einfach. Clare ist ein toller Mensch, der nicht immer das richtige sagt oder denkt, aber sich sehr darum bemüht ein guter Mensch zu sein. Wenn man sie, wie es ihr Mann zwischendurch tut, mit der Nase darauf stößt, dass sie sich gerade nicht ganz richtig verhält. Das bewundere ich, denn das ist definitiv eine Stärke.

Über den Schreibstil von Sarah Morgan brauche ich wohl nicht groß reden. Sie ist nicht umsonst mit großem Abstand meine Lieblingsautorin und ich verschlinge ihre Bücher. Sie schreibt bildhaft, lustig, nachdenklich und immer sehr eindrücklich. Man kann sich ihren Geschichten nicht entziehen, sie nimmt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite mit. Auch in “Sommerleuchten am See” konnte ich den See und seine Bewohner bzw. Gäste vor meinem inneren Auge sehen. Ich war von der ersten Seite an mitten drin im Leben der verschiedenen Figuren.

Die Geschichte empfand ich als deutlich tiefgründiger, als man es von Sarah Morgan gewohnt ist. Die Autorin greift in diesem Roman Themen, wie Trauerverarbeitung und Ängste auf und geht mit diesen wirklich sehr behutsam um. Sie schreibt nicht mehr nur leichte Frauenunterhaltung, auch wenn es natürlich noch immer stark in diese Richtung geht, sondern wagt sich auch in ernste Themengebiete vor, ohne dabei den Liebesroman aus den Augen zu verlieren. Alles in allem ist “Sommerleuchten am See” natürlich schon eher im Bereich Unterhaltungsroman anzusiedeln. Aber genau das liebe ich so sehr.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Das Buch macht glücklich!

Anouk und das Geheimnis des Glücks
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Glück, wer von uns braucht es nicht? Gerade in der jetzigen Zeit, in der das Leben gefühlt noch immer Kopf steht.

Ich vermute mal, dass Anouk ein Grundschulkind ist. Kurz vor den großen Ferien erfährt ...

Glück, wer von uns braucht es nicht? Gerade in der jetzigen Zeit, in der das Leben gefühlt noch immer Kopf steht.

Ich vermute mal, dass Anouk ein Grundschulkind ist. Kurz vor den großen Ferien erfährt sie, dass es im nächsten Schuljahr das Unterrichtsfach “Glück” geben wird. Als Hausaufgabe erhalten die Kinder die Beantwortung der Frage “Was macht mich glücklich?”.

Was mir gut gefällt ist, dass die Schrift groß und sehr gut lesbar ist. So kommen auch Leseanfänger bereits alleine mit dem Buch klar. Die Worte, die Kai Zaremba benutzt sind gut verständlich, so dass es keinem Kind Schwierigkeiten bereiten sollte, der Geschichte zu folgen. Gut, Anspielungen, wie mit dem Namen des Mönches Sero Tonin oder seiner Freundin Do Pa Mi, Endor Phin und Oxy Tocin werden Kinder nicht verstehen. Ich musste auch erstmal Google bemühen, um ganz sicher zu sein, wofür diese Hormone stehen, wie ich zugeben muss.

Die Botschaft… hm… sie ist einfach und kindgerecht. Sonne tanken, Spaziergänge in der Natur, Bewegung, sich auspowern, aber auch sich Zeit für sich selbst nehmen und Dinge tun, die einen einfach glücklich machen. Kai Zaremba führt sehr einfache Dinge an, die uns Menschen einfach gut tun. Ich war erst ein bisschen hin und her gerissen, weil ich das Buch eben doch aus der Sicht eines Erwachsenen lese, aber ja länger ich darüber nachdachte, umso mehr wurde mir klar: Ja, das ist es. So einfach ist es! Wir (und ich neue ganz besonders dazu) verdenken viel zu viel.

Das einzige Beispiel, mit dem ich nicht ganz mitgehen kann ist die Meditation. Sie ist sicher auch etwas für Kinder, aber aus meiner Sicht dann doch mehr, als 10 Minuten ruhig sitzen. Das ist mir persönlich ein bisschen zu vereinfacht dargestellt. Wobei ich zugeben muss, dass es vielen Kindern sicher auch einfach gut tut, mal 10 Minuten zur Ruhe zu kommen.

Insgesamt fand ich den Text aber unheimlich berührend. Einfach gehalten, gut zu Verstehen und doch trifft er mitten ins Herz. Man könnte quasi sagen, dass er glücklich macht, dadurch, dass er mir in seiner Einfachheit vor Augen geführt hat, wieviele Dinge wir jeden Tag erleben, die uns glücklich machen können (sollten). Man muss es nur wahrnehmen und annehmen.

Die Zeichnungen sind einfach gehalten, aber ehrlich gesagt nicht so ganz mein Fall. Sie erinnern mich zu sehr an Computerspiele aus den meiner Jugend. Alles sehr eckig und einfach gehalten. Ich würde mir da tatsächlich schönere Bilder wünschen, die den Leser noch mehr an den wundervollen Text fesseln. Mir selbst ist nämlich aufgefallen, dass ich vom Text förmlich mitgerissen wurde, ich wurde eingesogen, so sehr hat er mich berührt, aber die Bilder habe ich nach wenigen Seiten gar nicht mehr beachtet. Die musste ich mir für die Rezension tatsächlich nochmal anschauen.


Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Berührende Geschichte

Im Lautlosen
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Nachdem ich ja mit dem dritten Band angefangen hatte, musste ich nun unbedingt auch Band 1 und 2 lesen. Ich bin wieder total begeistert, vielleicht noch begeisterter, als bei Band 3, falls das überhaupt ...

Nachdem ich ja mit dem dritten Band angefangen hatte, musste ich nun unbedingt auch Band 1 und 2 lesen. Ich bin wieder total begeistert, vielleicht noch begeisterter, als bei Band 3, falls das überhaupt geht. Man kann Band 1, der die Vorgeschichte zu Band 2 erzählt übrigens sehr gut als Erstes lesen. Er spoilert nicht. Eher ist es anders herum, dass Band 2 Spoiler zu Band 3 enthält. Ich würde es wieder so herum machen bzw. empfehlen.

Richard und Paula sind wirklich tolle Menschen, die bereit sind, nicht nur für ihre eigene Familie alles zu geben, sondern auch für völlig Fremde Menschen, die auf ihre Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Versucht Richard noch, alle zu retten, so muss er leider schnell erkennen, dass dies nicht möglich ist. Was für eine schwierige Entscheidung, vor der Paula mit diesem Wissen im späteren Verlauf der Geschichte steht. Man muss einige Menschen opfern, um andere retten zu können. Ich habe keine Ahnung, wie man diese Entscheidung treffen kann. Es ist unglaublich.

Melanie Metzenthin hat eine spannende, sehr starke Geschichte geschaffen, die mit sympathischen Protagonisten und einer interessanten Grundstory punktet. Der Schreibstil der Autorin ist unaufgeregt, aber hat mich sofort in den Bann der Geschichte gezogen. Sie schafft es, einfach durch Tatsachen ein sehr berührendes und bedrückendes Szenario zu entwerfen. Dafür muss sie keine Gräueltaten direkt schildern, es reicht, was wir durch Richard und die ihm Verbündeten davon erfahren, um das Grauen im Kopf Wirklichkeit werden zu lassen.

Es ist unglaublich, was in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts passiert ist und wie die Menschen mitgemacht haben. Gut, so unglaublich ist es nicht. Melanie Metzenthin schildert nämlich sehr authentisch, wie die Nationalsozialisten die Macht ergreifen. Das Volk ist mit der Regierung unzufrieden und nach und nach setzen sich die Nationalsozialisten durch. Zunächst glaubt die normale Bevölkerung nicht, dass Hitler wirklich an die Macht gelangt bzw. dass das so schlecht wäre.

Als die Menschen begreifen, was der Nationalsozialismus bedeutet ist es zu spät. Die Nazis sind an der Macht und die neuen Gesetze werden ein- und ausgeführt. Ich gehöre nicht zu denen, die sicher sind, dass so etwas nie wieder passieren wird. Letzten Endes glaube ich, dass, wenn es hart auf hart kommt, viele von uns erstmal alles versuchen würden, um ihre eigene Familie zu beschützen. Blut ist vermutlich doch dicker, als Wasser.

Melanie Metzenthin berichtet hier über eine Familie, die Beides schafft. Paula hat sehr viel damit zu tun, ihren tauben Sohn Georg vor dem System zu schützen. Als behinderter Mensch wird er als weniger wert angesehen, als gesunde Menschen und fällt unter die neu geschaffene Verordnung, die es dem System ermöglicht, ihn der Zwangssterilisation zuzuführen. Kann man sich nicht vorstellen, dass so etwas möglich ist. Paula muss, gemeinsam mit ihren Kindern, all ihre Kraft aufwenden, um Georg zu schützen. Trotzdem setzt sie sich ebenso für ihre Patienten ein und versucht auch in der Psychiatrie möglichst viele von ihnen zu retten.

Auch Fritz bekommt, als bester Freund der Familie seine Momente, in denen wir ihn schon erleben dürfen. Um ihn geht es dann aber im zweiten Band, “Die Stimmlosen” noch deutlich stärker.

Irgendwie ein bisschen unwirklich erscheint es, wie die Menschen trotz des verheerenden Krieges versuchen ein normales Leben aufrecht zu halten. Erstaunlich ist es, dass Richard und Fritz es schaffen Freundschaften über Grenzen weg nicht nur zu bewahren, sondern sogar neue Bande zu knüpfen. Mitten in den Wirren des Krieges. Dies spricht absolut für die beiden sympathischen Männer. Melanie Metzenthin schildert die Angriffe auf Hamburg, die verheerenden Bomben, die auch Frauen und Kinder nicht verschonen. In diesen Zeiten sein Leben weiter zu leben ist unglaublich schwierig gewesen. Richard muss an die Front und Paula hält, wie so viele Frauen zu dieser Zeit, die Geschicke zuhause am laufen.

Übrigens, ob ihr es glaubt, oder nicht. Ich hatte mir das Buch als ebook gekauft und jetzt habe ich es mir auch als Taschenbuch geholt. Die Trilogie muss bei mir im Regal stehen. Das mache ich tatsächlich nur sehr selten.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie. Sie ist einfach nur sehr spannend, berührend und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

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