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Veröffentlicht am 13.02.2017

Ein sehr gefühlvoller Liebesroman

Schlaflos in Manhattan
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Ich weiß, langsam wird es ein bisschen unglaubwürdig, aber ich kann auch bei dem neuen Buch von Sarah Morgan nicht anders, als schwärmen. Für mich steht der Name Sarah Morgan inzwischen für wundervoll ...

Ich weiß, langsam wird es ein bisschen unglaubwürdig, aber ich kann auch bei dem neuen Buch von Sarah Morgan nicht anders, als schwärmen. Für mich steht der Name Sarah Morgan inzwischen für wundervoll geschriebene Liebesromane mit einer spannenden Geschichte, viel Herz und einer guten Prise Freundschaft.


Im Mittelpunkt steht wieder ein Freundinnen-Trio (Paige, Eva und Frankie) und wird aus Sicht von Paige erzählt, die die Hauptperson des Buches ist. Paige hat mir von Anfang an gut gefallen. Sie ist kreativ und ein totales Organisationstalent. Solche Menschen bewundere ich, denn das ist etwas, was mir völlig fehlt. Ab und an fand ich sie ein bisschen zu überzeugt von sich. ich glaube nicht, dass es beabsichtigt war, dieses Gefühl herauf zu beschwören, aber sie ist schon sehr bestimmend. Dabei ist sie aber immer für ihre Freundinnen da, macht sich Gedanken darum, dass es Frankie und Eva gut geht. Paige ist der Mensch, der am liebsten alles mit sich selbst ausmacht. Hilfe annehmen fällt ihr schwer. Hier macht Paige aber durchaus eine Entwicklung durch.


Frankie ist diejenige der drei Frauen, die sich geschworen hat, nie wieder einem Mann zu vertrauen. Warum, das erfährt man hier noch nicht so wirklich, es werden bisher eher nur Andeutungen gemacht. Diese Geschichte wird sicher in ihrem eigenen Band aufgelöst. Aber, man liest es schon hier heraus: Es bahnt sich etwas an. Sollte es im zweiten Band der Manhattan-Trilogie im Frankie gehen, dann weiß ich, wer der Auserwählte ist. Und genau das finde ich so schön. Man spürt schon etwas, Sarah Morgan macht Andeutungen, aber sie verrät es noch nicht. Frankie ist diejenige der Freundinnen mit dem grünen Daumen und diejenige, die sich für Technik begeistern kann. Sie versucht die romantische Eva immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Dies gelingt ihr zum Glück nicht. Dabei ist sie aber nie verletzend, oder böse. Sie ist ein wunderbarer Mensch, der einmal ziemlich verletzt worden sein muss.


Eva ist die romantische der Freundinnen. Sie sieht in jedem Menschen das Gute, sie spürt als Erste, was zwischen Paige und Jake vor sich geht. Eva hat feine Antennen für ihre Mitmenschen und ist, auch wenn sie die zurückhaltendste der Freundinnen zu sein scheint, immer für alle da und sorgt dafür, dass sich alle wohlfühlen.


Jake und Matt, die beiden männlichen Gegenparts zu den drei Freundinnen sind wunderbar gezeichnet. Dabei gefällt mir Matt allerdings besser, als Jake. Matt ist genau der Typ Mann, der mir in Romanen (und auch im richtigen Leben) gefällt. Der Taummann, der immer ein offenes Ohr hat, sensibel ist, sich um andere Menschen sorgt und nicht so der Typ Bad Boy, wie es Jake ab und an heraushängen lässt. Er ist erfolgreich, aber total auf dem Boden. Auch Jake ist mega erfolgreich, noch erfolgreicher als Matt und auf dem Boden geblieben. Auch er hat die sensible Seite an sich, spürt sehr genau, wie es Paige geht, aber er macht immer wieder einen auf „starken Mann“. Jake ist der Typ Mann, der Probleme damit hat, Gefühle zuzulassen. Jake ist wohl derjenige, der in diesem Buch die größte persönliche Entwicklung durchmacht.


Die Geschichte vermittelt eine tolle Botschaft. Nicht aufgeben! Verwirkliche deine Träume! Paige, Eva und Frankie setzen sich dafür ein, ihre Träume zu verwirklichen und treiben dies mit viel Mut voran. Ganz ohne die Hilfe von ihren Freunden und der Familie schaffen sie es dann allerdings doch nicht. Es geht also auch um Freundschaft, um Zusammenhalt und darum, Hilfe anzunehmen, wenn man sie braucht. Aber, es geht auch darum, auf sich selbst zu vertrauen und sich nicht von Menschen, die meinen, dass sie etwas Besseres sind, klein machen zu lassen. Sarah Morgan hat es hier wirklich geschafft, viele tolle Botschaften zu übermitteln, über die man noch länger nachdenken kann.


„Deine Sicherheit kommt aus dir selbst.“ (S. 86)


Ich kann nicht anders, als auch diesem Buch von Sarah Morgan wieder 5 Sterne zu geben. Wenn ihr Liebesromane mögt, dann kann ich euch die Bücher von Sarah Morgan nur ans Herz legen. Egal, ob es die Snow Crystal Reihe, die Puffin Island Reihe oder jetzt diese, ihre neue Reihe ist. Man fliegt nur so durch die Seiten. Ihre Bücher machen süchtig!

Veröffentlicht am 05.02.2017

meinen tiefsten Respekt vor dieser Lebensgeschichte

Der Junge, der nicht hassen wollte
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Shlomo Graber schreibt in sehr einfachen Sätzen und einer einfachen Sprache, so dass auch jugendliche Leser dem Buch gut folgen können. Shlomo Graber selbst sagt, dass er dieses Buch bewussst einfach und ...

Shlomo Graber schreibt in sehr einfachen Sätzen und einer einfachen Sprache, so dass auch jugendliche Leser dem Buch gut folgen können. Shlomo Graber selbst sagt, dass er dieses Buch bewussst einfach und „ohne Schnörkel“ geschrieben hat. Mir hat diese Einfachheit einerseits gefallen, andererseits war es dadurch manchmal auch etwas ja, eben zu einfach. Der Schreibstil ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Wir begleiten Shlomo Graber auf 224 Seiten von seiner frühen Kindheit, die ganz normal verlaufen ist, bis zu seinem 18. Lebensjahr.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf, mit den normalen Problemchen, die die Kindheit und Jugend so mit sich bringt, sind Shlomo und seine Familie von den Anfängen der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten eher weit weg. Sie erfahren, was den Juden in Europa passiert, aber sie müssen es noch nicht erleben. Gerade diese relativ normale Kindheit führte mir die Schrecken noch mehr vor Augen. Man fängt unweigerlich an zu überlegen, wie man selbst empfunden hätte, als Kind bzw. Jugendliche in der Situation, in die Shlomo Graber und viele viele andere Menschen gebracht wurden. Die Nationalsozialisten besetzten am 19.3.1944 Ungarn und die Lage der ungarischen Juden veränderte sich dramatisch, was auch Shlomo und seine Familie zu spüren bekamen. Shlomo Graber ist 14 Jahre alt, als er mit seiner gesamten Familie aus dem ungarischen Dörfchen Nyirbator nach Auschwitz deportiert wird. Das Grauen beginnt und ich weiß nicht, wie man als Mensch, aber auch vor allem als Jugendlicher eine solche Gefangenschaft in verschiedenen Konzentrationslagern und mit den verschiedenen, wirklich sadistischen Menschen um sich herum, überleben kann und dabei seine Menschlichkeit nicht verliert.

Ganz furchtbar war auch, zu erleben, wie sich die Rolle zwischen Vater und Sohn verwandelte. Der Vater, der 14 Jahre lang seinen Sohn erzogen und beschützt hat, muss nun von seinem Sohn gestützt werden. Vielleicht ist das das geringste Problem, das Shlomo und sein Vater hatten, aber mir führte auch dies so deutlich vor Augen, dass man mit einer solchen Situation einfach nicht umgehen kann, egal, ob als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener. Hilflos ausgeliefert, den Launen der Bewacher. Je mehr Bücher ich über diese Zeit lese, umso weniger verstehe ich allerdings, wie Menschen so grausam sein können. Wie auch Shlomo Graber schreibt: Wie kann es sein, dass vorher völlig normale Menschen, ihre gesamte Empathie, ihre Menschlichkeit, verlieren? Wie kann es sein, dass die Gefangenen sinnlos gequält, ja gefoltert werden? Von Menschen, die vorher doch sicher einer normalen Beschäftigung nachgingen, Familie haben. Ich kann es nicht begreifen. Werden wir Menschen so, wenn wir vorher nur „normale kleine Bürger“ waren, die plötzlich uneingeschränkte Macht verliehen bekommen? Mir ist das einfach unbegreiflich.

Die letzten Worte, die Shlomos Mutter zu ihm sagt, als sie in Auschwitz angekommen in eine andere Richtung gehen muss sind: „Liebe ist stärker als Hass, vergiss das nie, mein Sohn.“ und genau diese Worte sind es, die Shlomo zu seinem Leitsatz macht.

Ich habe den tiefsten Respekt davor, dass ein Mensch, dem grauenhafte Dinge angetan wurden, so grauenhaft, dass er immer wieder schreibt, dass er sie nicht näher ausführen wird, so viel Menschlichkeit in sich bewahren kann. Das Buch endet damit, dass Shlomo, aus dem Konzentrationslager gerettet, einer deutschen Frau und Baby ein Stück Brot reicht. Er beschließt, trotz der Geschehnisse, nicht zu hassen, nicht zu weinen, sondern zu vergeben. Shlomo ist 18 Jahre alt und das Leben liegt nun vor ihm.

Der Verlag schrieb mir: „Shlomo Graber versteht sein neues Buch als Botschaft an die Jugend und die kommenden Generationen. Natürlich soll mit dem Buch auch an das was geschah erinnert werden, aber die fundamentale Botschaft die Shlomo Graber damit geben will ist: Hass vergiftet die Herzen der Menschen und Hass erzeugt immer nur mehr Hass!“

Ja, und genau das trifft es. Genau diese Botschaft vermittelt der Autor mit seinem Buch. Bei mir ist genau diese Botschaft auch angekommen, selbst wenn ich die Information nicht gehabt hätte.

Federn zu vergeben fällt mir in diesem Fall schwer. Man kann eine Lebensgeschichte nicht bewerten. Ich fürchte, dass die einfache Sprache nicht jedem liegen wird, auch mir hat der Schreibstil teilweise Probleme bereitet. Ich war kurz am überlegen, ob ich 4 Sterne vergebe, aber der Mensch, Shlomo Graber hat unseren tiefsten Respekt verdient, dass er trotz der Unmenschlichkeit, die er erlebt hat, seine eigene Menschlichkeit nicht verloren hat. Die Botschaft des Buches ist wichtig und unbedingt lesenswert. Von daher gibt es von mir gibt 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Ich in Amy und Sam hoffnungslos verfallen

Carhill Sisters - Amy & Sam
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Fast hätte ich den 4. Band der Reihe um die Carhill Schwestern von Kathrin Lichters verpasst. Aber, zum Glück nur fast. Ich liebe die Reihe ja sehr und hier geht es nun um die jüngste Schwester, Amy. Tja… ...

Fast hätte ich den 4. Band der Reihe um die Carhill Schwestern von Kathrin Lichters verpasst. Aber, zum Glück nur fast. Ich liebe die Reihe ja sehr und hier geht es nun um die jüngste Schwester, Amy. Tja… kennt ihr das? Ihr wollt ein Buch rezensieren, wollt natürlich eine gute, fundierte Rezension schreiben, aber ihr könnt einfach nur…. SCHWÄRMEN!!!! Ich fürchte, ich muss das erstmal sacken lassen, um etwas halbwegs Vernünftiges hier zu Papier zu bringen. Ich bin unwiderruflich verliebt in Amy und Sam. Für mich der absolut stärkste Band der Reihe und das traumhafteste Paar.

Amy ist einfach nur Klasse. Sie ist die Schwester mit den meisten Selbstzweifeln, die, die immer wieder aneckt. Aber, sie gefällt mir sehr, denn sie hat ihren eigenen Kopf, bietet dem doch etwas herrschsüchtigen Vater Robert Carhill auch mal die Stirn. Sie macht in diesem, ihrem eigenen Band, eine außerordentliche Entwicklung durch. Immer glaubwürdig, immer passend, schafft Kathrin Lichters es, Amy erwachsen werden zu lassen.

Sam ist natürlich, wie auch die anderen Carhill Schwiegersöhne der Traumtyp schlechthin.

Auch die Geschichte um Luke und Bay wird in diesem Band weiter ausgebaut. Ich liebe Luke und ich fange an, Bay zu mögen. Ich glaub, dass wir noch gute Freunde werden können.

Der Schreibstil von Kathrin Lichters ist gewohnt flüssig und bildhaft. Die Anziehungskraft zwischen Amy und Sam und auch zwischen Luke und Bay sprudelt nur so aus den Zeilen heraus. Ich konnte sie fühlen.

Die Geschichte ist deutlich spannender, als die Geschichten in den Vorgängerbänden. Der Kampf zwischen den Carhills und den Hendersons steuert auf seinen Höhepunkt zu. Hier geht es wirklich zur Sache und neben der wunderbaren Liebesgeschichte, finden wir hier in diesem band auch sehr viel Aktion. Die Liebesgeschichte zwischen Sam und Amy ist deutlich weniger romantisch, als z. B. zwischen Emily und Jake, aber zu viel Romantik hätte zu diesen beiden auch gar nicht gepasst. Kathrin Lichters schafft es, genau das richtige Maß zu finden.

Von mir gibt es 5 verdiente Sterne, eine Leseempfehlung und ich bin ab heute dem Team Amy & Sam hoffnungslos verfallen.

Veröffentlicht am 19.01.2017

Ein wertvolles Zeitdokumtn

Jahrhundertzeugen
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Jahrhundertzeugen ist ein Buch, das ich nicht einfach so mal schnell runterlesen konnte. Man muss die 18 Geschichten langsam lesen, sie auf sich wirken lassen. Das verflixte dabei ist, dass sie dann noch ...

Jahrhundertzeugen ist ein Buch, das ich nicht einfach so mal schnell runterlesen konnte. Man muss die 18 Geschichten langsam lesen, sie auf sich wirken lassen. Das verflixte dabei ist, dass sie dann noch mehr ihr Grauen entfalten. Ich muss gestehen, dass ich an einigen Geschichten schwer zu knabbern hatte. Dennoch: Dieses Buch muss von vielen Menschen gelesen werden!

Tim Pröse schreibt unheimlich sensibel über die Geschichten von Anne Frank, Kurt K. Keller, Hand Rosenthal, Sophie Scholl und vielen anderen.

Ich habe den größten Respekt vor den Menschen, die in diesem Buch zu Wort kommen. Einige sind inzwischen verstorben. Sie waren wirkliche Helden, aber das interessante ist, dass sie alle, sich selbst nicht als Helden sehen und auch nicht so bezeichnet werden wollen. Berthold Beitz sagte z. B. „Die Leute wollen mich zum Helden machen. Aber ich war keiner. Ich bin ein Mensch gewesen.“ (S. 45). Also, ganz ehrlich. Wer sich mutig an den Bahnsteig stellt und der SS die jüdischen Menschen quasi entreißt, um diese bei sich in der Fabrik zu beschäftigen und ggfls. zu verstecken. Der darf durchaus als Held bezeichnet werden. Nicht viele hatten und hätten den Mut dazu. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesen Mut nicht aufbringen würde. Was aber auch immer wieder durchdringt ist, dass einige von ihnen Angst hatten. Angst zu versagen, Angst vor Repressalien, Angst vor dem Tod. Und genau das macht sie in meinen Augen noch mutiger. Denn, die Angst um das eigene Leben für das Leben von Tausenden zu überwinden… wenn das nicht Mut ist, dann weiß ich auch nicht.

Tim Pröse schafft es immer wieder, den Bogen von einem zum nächsten Interview zu schlagen. Es kommen die Widerstandskämpfer und die Holocoust-Überlebenden selbst zu Wort, oft berichten aber auch Freunde oder Verwandte, der bereits verstorbenen Widerstandskämpfer. Sei es die Schwester von Sophie Scholl oder der Sohn und die Enkelin von Wilm Hosenfeld. Ich muss gestehen, dass mir viele der Namen bis zu diesem Buch nichts sagten, aber, jede der hier interviewten oder porträtierten Personen hat seine ganz eigene, sehr spannende Geschichte.

Ich kann gar nicht so viel über dieses Buch sagen, außer, dass ihr es unbedingt lesen müsst. Hier geht es wirklich um Menschen, die sich mutig für andere Menschen eingesetzt haben, die in Zeiten absoluter Unmenschlichkeit ihre eigene Menschlichkeit nicht nur nicht vergessen, sondern ausgelebt haben. Dabei fand ich sehr spannend, dass bei Weitem nicht alle von Anfang an Widerstandskämpfer waren, sondern teilweise sogar jubelnd mit in den Krieg gezogen sind. Ihnen allen ist aber wieder gemeinsam, dass ihnen nach und nach die Augen geöffnet wurden und sie den Drehpunkt gefunden haben.

Ewald-Heinricht von Kleist sagte gegenüber Tim Pröse: „Man muss immer das Richtige tun. Mehr kann man ja nicht.“ (S.142) Ich denke, dass wir alle genau wissen, wie schwierig es ist, immer das Richtige zu tun. Diesen Satz sollten wir alle uns also ganz groß einrahmen. So einfach gesagt, so schwer umzusetzen und doch so essentiell wichtig.

Mich persönlich hat am meisten die Geschichte von Georg Elser beeindruckt. Ein einfacher Handwerker, der den Mut aufgebracht hat, eine Bombe zu bauen und diese in Bürgerbräukeller zu platzieren. Er zeigt, dass auch der Einzelne, der kleine Mann, den Mut aufbringen kann, die Welt zu verändern. Auch, wenn es ihm knapp nicht gelungen ist, so verdient er größten Respekt.

Ich war erstaunt darüber, wie oft versucht wurde Hitler zu töten und wie oft es nur um wenige Augenblicke nicht geklappt hat und muss gestehen, dass mir das bisher gar nicht so bewusst war.

Ich kann euch dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Gerade in der heutigen Zeit wird es wieder enorm wichtig genau diese Geschichte nicht vergessen zu lassen. Wir steuern im Moment auf Zeiten zu, die mich besorgt machen, die mir Angst machen und ich denke, dass es extrem wichtig ist, dass wir uns alle vor Augen führen, dass so etwas nie wieder passieren darf. Wir alle müssen uns ein Beispiel an diesen Menschen nehmen. Nicht wegschauen, den Mund aufmachen, dafür sorgen, dass wir auch weiter in einem demokratischen Land leben dürfen. Eine schwere Aufgabe!

Von mir gibt es verdiente 5 Sterne für ein Zeitdokument, das sehr einfühlsam, aber mit genügend professionellem Abstand von Tim Pröse verfasst wurde.

Veröffentlicht am 08.01.2017

Spannender Thriller, der zum nachdenken anregt

Orphan X
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Evan Smoak ist ein unglaublich gut ausgearbeiteter Protagonist. Die Figur besitzt eine Tiefe, die dafür sorgt, dass der Leser immer sehr nah an Evan dran ist. Ausgebildet zum Killer, hat sein Ziehvater ...

Evan Smoak ist ein unglaublich gut ausgearbeiteter Protagonist. Die Figur besitzt eine Tiefe, die dafür sorgt, dass der Leser immer sehr nah an Evan dran ist. Ausgebildet zum Killer, hat sein Ziehvater dennoch versucht, in Evan auch die Menschlichkeit zu bewahren und dies ist ihm gelungen. Eine sehr brisante Mischung, die Gregg Hurwitz hier meisterhaft darstellt.

Aber auch die Nebenfiguren, allen voran Mia und ihr Sohn Peter oder die etwas schrullige Nachbarin sind sehr liebevoll ausgearbeitet. Keine der Figuren kommt zu kurz. Sie alle werden so eingeführt, dass ich schnell ihre Eigenarten kannte. Vor allem die Szenen mit Peter und dem Luftballon fand ich wirklich rührend.

Die Geschichte an sich ist unglaublich spannend. Sie geht eigentlich eher nervenschonend los. Evan ist ausgebildeter Killer und hat sich in den Dienst der „guten Sache“ gestellt. Er beschützt Menschen, die seine Hilfe benötigen. So geht der erste Mord eigentlich recht einfach und sauber von statten. Dann aber dreht sich das Blatt und Evan gerät in einen gefährlichen Strudel, in dem er eigene Prinzipien über Bord wirft und nicht mehr weiß, ob er seinen Schützlingen noch vertrauen kann. Sehr schön schafft Hurwitz es, hier auch Evans Gewissensbisse darzustellen. Zu keiner Zeit kommt seine menschliche Seite zu kurz. Der Autor schafft es, durch rasante Szenen, das Tempo immer wieder anzuziehen. Diese wechseln sich mit Szenen zum durchatmen ab, nur um gleich wieder aufgrund einer Wendung, Evans Leben durcheinander zu wirbeln. Zu keiner Zeit wird es langweilig. Immer versucht man mit Evan zusammen das Puzzle zusammen zu setzen und zu erkennen, wer hinter allem steckt. Die Geschichte ist sehr gut durchdacht und alle Wendungen erscheinen glaubwürdig.

So, nun ist dieses Buch natürlich vor allem eines: ein spannender Thriller. Aber, er hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Evan bringt Menschen um. Nur Menschen, die vorher anderen etwas sehr böses angetan haben. Aber, rechtfertigt dies seine Taten? Für mich eine ganz schwierige moralische Frage, da man diese Frage wohl eigentlich mit einem klaren „Nein“ beantworten sollte. Selbstjustiz ist aus gutem Grund strafbar. Aber, ich muss gestehen, dass mir dieses „Nein“ hier schwer fällt. Ich habe bei diesem Buch tatsächlich angefangen mit mir selbst und meiner Moral zu hadern. Ich war nicht gerade unglücklich darüber, dass der korrupte Polizist, der eine Menge junge Mädchen zur Prostitution gezwungen hat, umgebracht wurde. Aber darf man sich darüber freuen? Steht es einem Menschen zu, über das Leben eines anderen Menschen zu richten? Dafür haben wir unsere Justiz. Mein Verstand sagt ganz klar, dass Evan trotz allem falsch handelt. Bevor ich dieses Buch gelesen habe, hätte ich diese Fragen alle auch mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Die Art und Weise, wie Gregg Hurwitz Evan hier darstellt, macht es mir aber schwer, ihm sein Handeln vorzuwerfen. Evan ist einfach unglaublich sympathisch. Eines seiner Gebote lautet, dass niemals ein Unschuldiger sterben darf. Für mich ist dieses Buch aus genau dem Grund grandios geschrieben. Es bringt den Leser dazu, selber nicht mehr ganz genau zu wissen, was nun eigentlich richtig oder falsch ist. Genau wie Evan, wird der Leser in eine Geschichte gezogen, die plötzlich alles auf den Kopf stellt.

Für mich ein absolut mitreißender Thriller, der durch einen sympathischen Killer den Leser zum verzweifeln bringt. Sehr gerne vergebe ich 5 Sterne.