Lustig und leicht zu lesen
Wir schreiben uns nurDer Roman ist ein bisschen im Stil von „Gut gegen Nordwind“ geschrieben, aber doch ganz anders. Heiko Thiess geht die Beziehung Minus zwischen Merle und Tom langsam an. Die beiden lernen sich auf einer ...
Der Roman ist ein bisschen im Stil von „Gut gegen Nordwind“ geschrieben, aber doch ganz anders. Heiko Thiess geht die Beziehung Minus zwischen Merle und Tom langsam an. Die beiden lernen sich auf einer Dating-Plattform kennen, bei der man erst nach 100 Nachrichten ein Foto austauschen kann. Das Prinzip fand ich super und sowohl Merle, als auch Tom sind mir von Anfang an sympathisch gewesen. Sie schreiben sich irgendwie von Anfang an mit einem Augenzwinkern, mit sehr viel Humor, aber eben auch so, dass der andere geradezu auf die nächste Nachricht hin fiebert. Man merkt schnell, dass zwischen diesen beiden Figuren Sympathie da ist. Die Chats zwischen den beiden Protagonisten sind die gesamte Zeit über meistens eher lustig und nicht so sehr tiefgründig. Ich habe sie sehr gerne verfolgt. Dementsprechend ist auch der Schreibstil von Heiko Thies humorvoll und konnte mich gut an der Geschichte dran halten.
Die Geschichte folgt einem roten Faden und natürlich kommt es irgendwann bei aller Sympathie auch zu Missverständnissen, sonst wäre es ja auch langweilig. Mehrere Male lässt der Autor die Protagonisten am selben Ort zur selben Zeit sein. Ob sie sich treffen oder nicht, ist dabei offen und macht den Leser selbstverständlich sehr neugierig. Ich selbst habe immer geschwankt. Möchte ich, dass sie sich endlich auch im realen Leben kennenlernen? Irgendwie ja, denn man merkt schnell, dass es da gewaltig knistert. Andererseits ist dann das Spannende, nämlich das Schreiben, ohne sich zu kennen, auch verloren. Also vielleicht doch lieber noch kein Treffen?
Manches Mal hätte ich sowohl Tom, als auch Merle gerne geschüttelt. Da merkt man dann doch, dass eine Beziehung, auch wenn es eine Beziehung Minus ist, die nur auf geschriebenen Nachrichten beruht, anfällig ist, für Missverständnisse, für nicht so genau wissen, was der andere fühlt und denkt. Auf Merle und Tom warten hier so einige Fallstricke, die es zu umschiffen gilt, vor allem, als andere Personen ins Spiel kommen. Seien es Toms und Merle beste Freunde, Chris und Ines, oder potentielle Partner, wie Mike und Kathrin.
Ganz süß fand ich die Aktion, die Tom veranstaltet hat, um Merle wieder zu finden, nachdem er die App gelöscht und damit jede Chance auf eine weitere Nachricht verloren hatte. Wie gut, dass es doch noch Menschen mit Herz gibt, die dieses auch mal über die rechtlichen Datenschutzbestimmungen stellen. Ob das außerhalb eines Romans so funktionieren würde… wer weiß…
Von mir gibt es einen Punkt Abzug, weil mir die Zufälle ein bisschen zu viel des Guten waren. Da lernt man jemanden über eine Online-Dating-Plattform kennen, eine wohnt bei Lübeck, einer in Hamburg und am Ende stellt sich raus, dass sie aus dem gleichen Ort kommen und sogar teilweise dieselben Lehrer hatten. Das hat zwar gut geholfen, um die Geschichte voran zu bringen, da sie dann wieder Gesprächsthemen hatten, aber mir persönlich war das ein bisschen zu unwahrscheinlich.
Ob aus der Beziehung Minus am Ende eine Beziehung Plus wird, das müsst ihr selbstverständlich selbst lesen. Insgesamt gebe ich gerne 4 Sterne für einen sehr gut, lustig und leicht zu lesenden Roman.