Fantasy auch für Einsteiger ins Genre
Stolen Crown – Die Magie des dunklen ZwillingsDer Klappentext spricht von einem Standalone-Pageturner und er hat sowas von recht. Wenn ich das Buch aus der Hand legen musste, dann fieberte ich darauf hin, es wieder zur Hand zu nehmen und der Geschichte ...
Der Klappentext spricht von einem Standalone-Pageturner und er hat sowas von recht. Wenn ich das Buch aus der Hand legen musste, dann fieberte ich darauf hin, es wieder zur Hand zu nehmen und der Geschichte weiter zu folgen.
Ich sage ja selten was zum Cover, aber dieses hier ist einfach nur mega. Am liebsten hätte ich das Buch die ganze Zeit nur angeschaut. Zufällig hatte ich auch noch das Glück, es in der ersten Auflage mit Farbschnitt zu erhalten. Auch das ist mir grundsätzlich unwichtig, aber so in seiner Gänze ist das Buch schon ein echter Hingucker.
Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Valentina Fast hat einen bildhaften und sehr mitreißenden Schreibstil. Sie hält den Leser die gesamte Zeit über in der Geschichte gefangen.
Nach und nach erläutert uns die Autorin immer mehr von ihrem Weltenbau. Wir verstehen, wie die Welt aufgebaut ist, in welchen Bereiche sie eingeteilt ist, und wie es dazu gekommen ist. Außerdem werden wir mit den verschiedenen Wesen vertraut gemacht, die nach dem vierten Weltkrieg entstanden sind. Vor dem vierten Weltkrieg gab es nur Menschen, jetzt gibt es obendrein die Fae und die Nacht-Fae, sowie Menschen erster und Menschen zweiter Klasse.
Avi ist eine Nacht-Fae, ein Geschöpf, das es eigentlich nicht mehr geben dürfte. Schon vor langer Zeit wurden eigentlich alle Nacht-Fae ausgelöscht. Nach und nach offenbart die Autorin, aus welchem Grund es doch noch Nacht-Fae auf der Erde gibt. Das, was den Leser nachdenklich werden lässt, ist tatsächlich die Frage: Darf es diese Geschöpfe geben? Einerseits hat natürlich jedes Geschöpf ein Recht auf Leben. Keine Frage. Dann sind sowohl Avi, als auch Ren so unglaublich sympathisch, dass ich sie sofort ins Herz geschlossen hat. Andererseits leben die Nacht-Fae davon, die Energie anderer Lebewesen auszusaugen. Ohne dies können sie nicht überleben. Ich kann verstehen, dass andere Menschen bzw. Wesen Angst vor dieser Spezies haben. Eine schwierige Frage, die die Autorin da behandelt.
Die Geschichte wird jeweils aus Avis und Rens Sicht erzählt, so dass wir an beiden Protagonisten sehr nah dran sind. Mir hat es gut gefallen, die Geschichte nicht nur aus Avis Perspektive zu erleben. Mit ihrer Art zu schreiben, bringt die Autorin uns die Figuren sehr nahe. Ich hatte schnell Bezug, sowohl zu Avi, als auch zu Ren aufgebaut. Aber auch Nebenfiguren, wie Fürst Nevan oder Inara bekommen ihren Raum und dürfen ihre Geschichte erzählen.
Lange Zeit lässt uns Valentina Fast darüber im Unklaren, ob Avi Fürst Nevan und Ren vertrauen kann, oder nicht. Mal denkt man, dass sie es kann, dann passieren Dinge, die sowohl Avi, als auch den Leser wieder ins Schwanken kommen lassen. Gerade dies macht für mich den Reiz aus. Es blieb sehr lange unglaublich spannend.
Die Sinnesspiele erinnern ein bisschen an die Hungerspiele, nur dass die jeweiligen Protagonisten allein ihre Challenge bestreiten müssen und die Kandidaten unterschiedliche Aufgaben bekommen, was das Ganze per se schonmal ungerecht macht. Es ist eindeutig, was das Ziel des Königs von Alteuropa ist. Die Nacht-Fae auslöschen, um jeden Preis. Gepaart sind die Hungerspiele mit ein bisschen Big Brother, gebraucht hätte es diesen Aspekt aus meiner Sicht allerdings nicht, da man nicht das Gefühl hatte, dass dies Einfluss auf die Geschichte bzw. den Ausgang der Spiele hat.
Was sich mir nicht so ganz erschlossen hat, ist, warum Avi nicht irgendwann darauf kommt, was Ren wirklich ist. Vielleicht nicht in Gänze, aber dennoch in Ansätzen, denn mir war recht schnell klar, dass er nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Ich kann an dieser Stelle nicht mehr sagen, um die nicht zu spoilern, die wie Avi vielleicht ein bisschen auf der Leitung stehen. Aber seid gespannt!
Was ich unglaublich gut ausgearbeitet fand, war die Tatsache, dass man lebendige Wesen nicht dazu zwingen kann, mit anderen lebendigen Wesen zusammenzuleben. Es reicht nicht, zu sagen: die gehören jetzt zu uns. Akzeptiert sie gefälligst. Was uns fremd ist, macht uns Angst und das lässt sich nicht mal so einfach mit einem Gesetz, einem Fingerschnips überwinden. Hier braucht es ein bisschen mehr.
Ich vergebe 5 Sterne, denn diese Fantasy-Geschichte konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann ziehen.